War heute (vielmehr gestern...) in der Voraufführung von „Der Mentor“ in der Komödie Hamburg. Und muss sagen: DAS war für mich ´ne ECHTE „Wow“ Aufführung! Das Stück stammt von Daniel Kehlmann, in erster Linie bekannt als Autor von „Die Vermessung der Welt“ – und hatte vor einigen Tagen erst deutsche Uraufführung in Frankfurt/Main.
Dort hat Herr Kehlmann offenbar nach zehn Minuten die Aufführung verlassen mit dem Eindruck: „Das ist nicht mehr mein Stück“. (Info der Presse entnommen.) Ohne die Frankfurter Inszenierung gesehen zu haben, denkt man da natürlich erst mal „Oha!“ und geht mit gemischten Gefühlen in „die nächste“ Inszenierung...
Völlig unberechtigt, wie sich dann herausstellen sollte. Superspannend von der ersten bis zur letzten Minute!
Mal zum Inhalt (ich zitiere aus dem Programmheft):
„Benjamin Rubin, Schriftsteller und 65 Jahre alt, ist durch sein frühes Theaterstück „Der lange Weg“ berühmt geworden. Doch seit 40 Jahren hat er nichts Vergleichbares zustande gebracht. Martin Wegner, Anfang 30 und ebenfalls Schriftsteller, ist ein hoffnungsvolles Talent. Durch das Mentor-Projekt einer Kulturstiftung treffen die beiden aufeinander: Rubin soll Wegners neues Stück mit dem Titel „Namenlos“ als Mentor betreuen. Eingelassen haben sich die beiden auf das Experiment nur des Geldes wegen. So sitzen sie zusammen in einer alten Villa auf dem Land. Mit dabei sind Martins Frau Gina und der fürsorgliche Herr Wangenroth von der Kulturstiftung. Und das birgt eine Menge Sprengstoff...“
Selten habe ich zwei so kurzweilige, spannende Stunden im Theater erlebt. Was der „alte Hase“ über das „Talent“ des jungen Kollegen denkt – bis zum Schluss bleibt´s offen, lässt aber Spekulation für sämtliche Möglichkeiten. Volker Lechtenbrink (bekannt geworden durch den Anti-Kriegsfilm "Die Brücke") als Mentor und Andreas Christ (als junger Schriftsteller) = stark, absolut stark!
Das Stück wird sicher sehr polarisieren, insbesondere an der Komödie, wo das „Durschnitts-Abo-Publikum“ erfahrungsgemäß eher auf Schenkelklopfer und Bühnenbilder im Landhausstil setzt – beides ist in dieser Inszenierung eher NICHT zu finden… Umso größer die Freude, wenn man sich genau darauf NICHT beschränkt. - Prädikat: SEHENSWERT!! :thumbup:
(Bis zum 10.11. in der Komödie Winterhuder Fährhaus, Hamburg)