Interpretationsthread zu Ballast der Republik

danke agent. so habe ich seine aussage auch verstanden.

@ totenkopfgitarrist: zu den kriegsschulden. mir kommen die tränen. das geld holt man sich halt über panzerlieferungen nach saudi-arabien wieder rein... mekste was?

Zitat von wsv

@ totenkopfgitarrist: zu den kriegsschulden. mir kommen die tränen. das geld holt man sich halt über panzerlieferungen nach saudi-arabien wieder rein... mekste was?

Jo, dass du einfach nur drauf aus bist, irgendwie aggressiv deine Meinung durchzuboxen.
Deutschland hat aus der Nazi-Zeit mehr als genug (auch unnötigen) Ballast in Form von Zahlungen, Schulden, Auflagen, Vorurteilen zu tragen und ja, wenn nicht mal mehr meine Großeltern damit zu tun haben, dann ist vllt irgendwann auch die Zeit, nach vorne zu schauen und nicht weiterhin den Fussabtreter der Welt zu spielen... Das ist meine Meinung und darauf beruht sich meine Interpretation, nach der du gefragt wurdest. Die kannst du jetzt teilen oder nicht und fertig.

aggressiv meinung durchboxen? ne. ich fand das eigentlich zwischen uns beiden ne oke diskussion. aber redet man neuerdings nur noch mit menschen die der selben meinung sind und hat auf anderes keinen bock mehr?
ich akzeptiere ja deine meinung auch, merke aber nur an was ich konkret anders sehe. wir sind ja mittlerweile vom eigentlichen ausgangspunkt etwas abgedriftet. aber dennoch: klar ist es etwas sinnfrei, dass deutschland heute noch kriegsschulden zu zahlen hat. aber der fußabtreter der welt? uns gehts hier verdammt gut. der fußabtreter der welt ist seit je her der afrikanische kontinent. und worüber regt man sich hier auf? über teurere preise für butter, brot und benzin um mal den schwachen text was macht berlin zu zitieren.

Zitat von Pennsocke

Kennt ihr das Bedürfnis, mit dem Kopf gegen die Wand zu laufen? Eben jenes Bedürnis habe ich gerade bei Nicis Post.

Ist nur Internet..

Aggressiv bezog sich auf manche Formulierungen beiderseits. Aber gegen eine gute Diskussion habe Ich nichts.

Fussabtreter war jetzt vllt etwas hart gesagt, aber generell haftet Deutschland und den Deutschen noch die Vergangenheit an. Wenn deutsche Politiker in der EU nicht mal gleich "Hurra, wir machen mit!" schreien, dann wird die Nazi-Keule rausgeholt. Wenn englische Jugendgangs Jagd auf Touristen machen, dann gibt es für das Verprügeln von Deutschnazis immer noch die meisten Punkte. Wenn Amerika irgend nen Scheiß durchführen will, dann ist Deutschland sofort mit dabei, weil schließlich haben uns die Amerikaner damals "befreit".

Es geht mir dabei wenig darum, ob es uns gut oder schlecht geht, dann uns deutschen geht es verdammt gut (auch wenn es gerade manchen Schichten/Brennpunkten sicherlich besser gehen könnte) und alles was wir tun ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Nichts desto Trotz hängt Deutschland eben noch der Geist der Nazi-Zeit an. Ich gehe mit vielen konform, die sagen, dass wir Deutschen die Pflicht haben, die Grauen des dritten Reiches in Erinnerung zu halten, damit sich sowas nicht wiederholt (auch wenn Ich durchaus sage, dass genug andere Länder sich da sofort mit einreihen dürften). Heute allerdings hat man durchaus noch das Gefühl, dass wir immer noch die Strafe von Leuten absitzen, die vor mittlerweile 70 Jahren ne verdammt große Menge Scheiße gebaut haben. Meine Großeltern haben damit schon nichts mehr zu tun, meine Eltern auch nicht und Ich erst gar nicht. Von demher sehe Ich da eben durchaus den "Ballast", dass wir heute immer noch für die Fehler der Menschen büßen, die vor uns gelebt haben (was irgendwann/in gewissen Ausmaßen in meinen Augen eben nicht mehr fair ist...).

Wenn Ich aus dieser Einstellung an den Text herangehe, dann komm Ich auf meine Interpretationsweise. Der Anfang ist die Zusammenfassung der Geschichte. Zweiter Weltkrieg, DDR. In "die alten Panzer sind verrostet" seh ich dann eine unterstützende Formulierung für meine These. Ein Bild dafür, dass die Sache mittlerweile lange vorbei ist. Nicht nur der Krieg, auch die Nachkriegszeit und die Nachnachkriegszeit ist der Wiedervereinigung gewichen. Heute haben wir andere Probleme (Schulden, unnötiges Geldverheizen, Politikverdrossenheit (Ich seh den Abschnitt auch relativ allgemein Gesellschaftskritisch an)) und leben in einer anderen Zeit und trotzdem kommt immer wieder irgendjemand, der mit der scheiß Nazikeule ausholt und auf die Geschichte verweist (Ich erinnere mich an die WM im eigenen Land und die großen Diskussionen - "Darf ein deutscher stolz eine Deutschlandflagge hissen?"). Aus jeder Mücke wird gleich ein Elefant gemacht, aus jedem Anflug von Pariotismus wird gleich (exklusiver) Nationalismus gemacht.

Da wollen die Deutschen (Vergleich letzte Strophe) eigentlich nur feiern/vergessen und mal mit dem ganzen Scheiß nichts zu tun haben, doch dann kommt wieder irgendjemand, hebt den Zeigefinger und schreit "NAZI!". Und das ist für mich dann dieser Parasit, in der ursprünglichen Bedeutung von Parasit. Etwas, das ich in einem einnistet, das einem die Laune verhagelt, das ungewollt immer wieder da ist und einen von innen heraus zerstört. Irgend eine Scheiß Idee, die sich im Kopf einnistet und da nicht weggeht, die immer wieder durch andere hervorgeholt wird (Ich denke da ans Hosen-Lied "Die Behauptung"). Aus diesem Grund finde Ich das Wort "Parasit" wie gesagt auch nicht schlimm, da Ich nicht die scheiß verquerte Variante irgendeiner extremistischen Gruppe sehe, sondern eben einfach die Bedeutung des Wortes Parasit.

Zusammen mit dem Refrain ergibt sich dann für mich eben das Bild: Der Parasit ist eben diese Schuld unserer Vorfahren, die Vorwürfe anderer, diese ständige Nazi-Diskussion, die Tatsache, dass man sich immer drei Mal überlegen muss, was man tut, damit man nicht als Nazi hingestellt wird (Türkische Ultras prügeln Fussballfans nieder (jaja, ein paar Bekloppte) - deutsche hängen ne Fahne aus dem Fenster (NAZI!!!)). Der Parasit ist diese Idee, die sich im Kopf einnistet und von anderen immer wieder hervorgeholt wird...
Dieses Wissen ist für mich der wortwörtliche "Ballast", der uns "hemmt", der dafür sorgt, dass in Deutschland nichts so frei sein kann, wie in anderen Ländern. Sei es die Meinungsäußerung, sei es das Partymachen, sei es die Akzeptanz durch andere Nationen (oder die Akzeptanz als Tourist in anderen Ländern). Es ist sozusagen die "Erbschuld" der Deutschen (wobei das keinerlei Bezug zu anderen Nutzungen dieses Worts haben soll). Es ist die Last, die uns durch Andere auf Grund unserer Geschichte auch 70 Jahre später immer noch aufgeladen wird. Der Ballast, der eine ganze Republik betrifft und bestraft. Eben der Ballast der Republik.

Zitat von Totenkopfgitarrist

Wenn Amerika irgend nen Scheiß durchführen will, dann ist Deutschland sofort mit dabei, weil schließlich haben uns die Amerikaner damals "befreit".

Also ich bin aus dem Osten. Mich haben die Russen befreit.

Zitat von Pettel

Also ich bin aus dem Osten. Mich haben die Russen befreit.

Nach der Wiedervereinigung wurde aber der Amerikaner der Befreier und der Russe der neue Böse

Zitat von Totenkopfgitarrist

Nach der Wiedervereinigung wurde aber der Amerikaner der Befreier und der Russe der neue Böse

Ach ja Guido Knopp.

@ totenkopfgitarrist:
deiner interptretation des songs kann ich mich teilweise anschließen. meine vorherigen ausführungen gingen ja nur dahin wie er verstanden werden könnte (aber das hast du ja verstanden, andere wohl nicht so ganz).
zum thema nationalstolz am deinem beispiel wm: es ist hier wohl ein großer teil auslegungssache. bin ich stolz auf deutschland weil das dfb team gewinnt? weil mein land so tolle athleten hervorgebracht hat und es zeigt was hier für tolle menschen leben?
oder freue ich mich einfach über einen sieg, weil er von leuten kommt, die ich jeden samstag in der sportschau sehe, weil die typen einfach mehr mit mir zu tun haben, als die jungs in den englischen trikots?
bei mir ist es zweiteres. von mir aus kann man da auch ne deutschlandflagge schwenken. sehe da kein problem.
ersteres ist jedoch für mich nationalstolz und der birgt immer gefahren. man grenzt sich ab von anderen ländern, stellt sein land und die menschen die dort leben als besser dar.
nationale identität , verbundenheit zum eigenen land halte ich für etwas selbstverständliches. "stolz" auf ein land wird mir hingegen immer suspekt bleiben