Besitzt man das "Recht zu sterben"?

  • Da es in letzter Zeit einige interessante moralische Diskussionen gab, möchte Ich jetzt auch eine starten, da mich die Meinung der User hier zu dem Thema interessiert.


    Genau genommen geht es um das Thema der Sterbehilfe. Über meiner früheren Wohnung hatten wir damals einen alten Mann, der künstlich am Leben erhalten wurde, obwohl er es selbst wohl nicht mehr wollte. Da er sich selbst aber nicht mehr richtig artikulieren konnte, hatte seine Frau damals die Entscheidungsgewalt, die Ihn am Leben erhalten ließ. Gab damals dann auch nen Rechtsstreit zwischen der Frau und dem Sohn, bis der Mann an seinem dritten Herzinfakt dann gestorben ist. Wieso Ich auf das Thema wieder gestoßen bin, war das gestrige Urteil in London, welches die aktive Sterbehilfe als Mord weiterhin verbietet:
    http://www.spiegel.de/panorama…-betroffene-a-850560.html


    Sterbehilfe - Mord oder Selbstbestimmung? Was meint ihr?


    Unterwegs auf der Strasse, die dich nach morgen führt,
    im Rückspiegel siehst du all die Jahre hinter dir.


    Keine Chance groß zu bereuen, niemand gibt dir was zurück,
    pack deine Sachen und mach dich auf den Weg...


    WEIL DU NUR EINMAL LEBST UND WEIL ES UNS NICHT EWIG GIBT!

  • Krasses Thema, auch um es hier schriftlich zu diskutieren. Prinzipiell denke ich, dass sterbehilfe eine gute Sache ist, wenn der betroffene wirklich unheilbar krank ist und nur noch Schmerzen hat.


    Insgesamt aber ist halt das Problem, dass der Arzt auch sagen kann:"im Moment keine Heilung, vielleicht noch so-und-so lange zu leben. Aber bis dahin kann es gut sein, dass es ein Gegenmittel gibt."


    Wenn dann sollte niemand außer dem betroffenen selbst das recht haben, über sein leben zu entscheiden. Aber was wenn derjenige vielleicht schon leicht dement ist? Und wer soll derjenige sein, der den Cocktail verabreicht? Der Betroffene selbst? Was wenn er dazu körperlich nicht mehr in der Lage ist?


    Wie gesagt, es ist bestimmt ein interessantes Thema, nur schwer schriftlich zu diskutieren...


    Das nur mal in Kürze, was mir so einfällt...

    Hasta El Amargo Final

  • Dieses Thema würde ich nicht mal mit einer Kneifzange anfassen.


    Wenn ich Geld und Talent als Regisseur hätte, würde ich einen Science-Fiction-Film drehen und darin eine Gesellschaft zeichnen, in der sich die Klassengegensätze weiter zugespitzt haben. Allerdings gibt es in dieser weder eine kämpferische Linke, die an einer Gegenmacht arbeitet, noch existiert eine ethisch-moralische Instanz wie die Kirche fort, die eine Ethik verkündet, die der kapitalistischen Verwertungslogik zumindest teilweise entgegensteht, etwa durch die Vorstellung, dass menschliches Leben an sich wertvoll ist. Die Reichen lassen es sich gut gehen und leben 150 Jahre. Sie können sich alle Medikamente leisten. Und die Medizin hat inzwischen solche Fortschritte gemacht, dass auch schwere Krankheiten heilbar sind. Den Armen wird hingegen von ihrer Geburt an ein "sanfter", aber stets präsenter gesellschaftlicher Druck auferlegt, im Interesse "der Allgemeinheit" und der Reste bestehender Sozialversicherungssysteme - die sowieso nur noch von ihnen selbst finanziert werden, da sich die Reichen genug Steuerschlupflöcher geschaffen haben und sowieo ihre eigenen privaten Versicherungssysteme - zu dem Zeitpunkt, wenn sie körperlich nicht mehr in der Lage sind zu arbeiten, die blaue Pille zu nehmen, um abzutreten. Und die Legitimation für die blaue Pille wird der Gesellschaft an Hand von Einzelschicksalen von Menschen verkauft, die tatsächlich ein solches "Leben" führen, dass sie stets große Schmerzen haben und an lebenserhaltende Gerätschaften angeschlossen sind.

    "Work is the curse of the drinking classes." (Oscar Wilde)

  • Sterbehilfe - Mord oder Selbstbestimmung?


    Ich finde für diesen Fall Patientenverfügungen eine gute Sache.
    Jeder sollte sich in einem ruhigen Moment die Zeit nehmen, sich hinsetzen, Gedanken machen und aufschreiben, wie er es in dem einen oder anderen Fall für sich gerne möchte (lebensverlängernde Maßnahmen, aktive Sterbehilfe ect.). Und dieses sollte dann, wenn es eintritt, respektiert werden, auch vom Gesetzgeber.
    Sicher sind es nur wenige, die so eine Patientenverfügung aufsetzen und grad in jüngeren Jahren denkt man ja auch an sowas eher weniger.
    Deshalb ist es wirklich ein sehr schwieriges Thema, welches aber immer mehr an Bedeutung zunimmt.


    ...mein Herz das schlägt für Düsseldorf am Rhein...

    Einmal editiert, zuletzt von frischi-frehse ()

  • Ich sage es mal so: Es gibt nichts schlimmeres als eine/n Verwandten zu haben, der bspw. eine Hirnblutung in
    Folge eines Sturzes erlitten hat, nie wieder aufwachen wird & der/die länger als nötig am Leben gehalten wird.
    Ich wünsche das niemand und lasse das mal so hier stehen.

  • eine Patientenverfügung ist aber wenn sie richtig erstellt wir eine sehr komplizierte Sache. Die meisten die erstellt werden, können nicht angewand werden, weil der vorliegende konkrete Fall nicht oder nur sehr unzureichend bedacht wurde.
    Eine lebenserhaltende Maßnahme ist z.B. das Legen einer PEG (Magensonde). Aber warum muß sie gelegt werden? Weil vielleicht durch einen Unfall die Speiseröhre kaputt ist, der Betroffene aber wenn er aus dem Koma erwacht ansonsten wieder völlig gesunden würde.
    Oder weil derjenige auf Grund von Demenz die Nahrungsaufnahme nicht mehr hin bekommt. Weiß man dann als Partner/Arzt ob derjenige in dem Zustand wirklich so unglücklich ist wie er vielleicht in noch klarem geistigen Zustand vermutet hat, daß er die Sonde nicht will? Vielleicht empfindet er es dann gar nicht mehr als so schlimm und wäre froh über eine Sonde.
    Letztendlich sprechen wir damit nämlich jedem geistigschwerstbehindertem Menschen ab glücklich mit seinem Leben zu sein, obwohl niemand in seiner Haut steckt. Wir vermuten er ist unglücklich und das wollen wir im Falle des Falles nichts ein. Aber wo her wollen wir wissen ob wir das dann wirklich sind?
    Für Angehörige ist es sehr schwer jemanden zu sehen, der in unseren Augen leidet. Aber wir können doch gar nicht wissen ober er wirklich leidet. Wir stecken nicht in seiner Haut.


    Es ist ein sehr sehr schwieriges Thema.

  • Ich versuche mal Medusa ( hier im Forum) zu erreichen, kann aber etwas daueren. Die ist Schwerpunktmässig Suizidbegleiterin /nebenbei Sterbebegleiterin und hat mehrmals in der Woche damit zu tun.


    Zuerst muß aber erst mal geklärt werden, um welche Art Sterbebegleitung es dir geht
    Unterschieden werden ;
    Sterbbegleitung bei "organischer" Krankheit (Krebs, Gehirnschädigung ect)
    Sterbebegleitung altersbedingt
    Suizidbegleitung
    plötzliche Sterbebegleitung (Ersthelfer Unfall usw)
    Angehörigen TrauerBegleitung (plötzliche Säuglingstod, plötzlicher Kindstod) zählt aber zur Sterbebegleitung


    Und es gibt aktive (du legst eine Z.Kappsel in den Mund und drückst das Kiefer zusammen) und passive (du mischst einen tötlichen Trank, aber der jenige tinkt ihn selber ,ohne deine Hilfe)


    Und es gibt Medizinische (Arzt) und Laienhafte (Medusa) Sterbehilfe


    Ach und es gibt noch eine Handvoll Forums, die sich damit befassen . Auch wenn ihnen ,daß dasein im Netz immer schwer gemacht wird . Und sie langsam immer weniger werden( fallen in der BRD auch unter Strafrechtliche Forums)

    Einmal editiert, zuletzt von Smilie ()

  • Wenn ich Geld und Talent als Regisseur hätte, würde ich einen Science-Fiction-Film drehen und darin eine Gesellschaft zeichnen, in der sich die Klassengegensätze weiter zugespitzt haben. Allerdings gibt es in dieser weder eine kämpferische Linke, die an einer Gegenmacht arbeitet, noch existiert eine ethisch-moralische Instanz wie die Kirche fort, die eine Ethik verkündet, die der kapitalistischen Verwertungslogik zumindest teilweise entgegensteht, etwa durch die Vorstellung, dass menschliches Leben an sich wertvoll ist. Die Reichen lassen es sich gut gehen und leben 150 Jahre. Sie können sich alle Medikamente leisten. Und die Medizin hat inzwischen solche Fortschritte gemacht, dass auch schwere Krankheiten heilbar sind. Den Armen wird hingegen von ihrer Geburt an ein "sanfter", aber stets präsenter gesellschaftlicher Druck auferlegt, im Interesse "der Allgemeinheit" und der Reste bestehender Sozialversicherungssysteme - die sowieso nur noch von ihnen selbst finanziert werden, da sich die Reichen genug Steuerschlupflöcher geschaffen haben und sowieo ihre eigenen privaten Versicherungssysteme - zu dem Zeitpunkt, wenn sie körperlich nicht mehr in der Lage sind zu arbeiten, die blaue Pille zu nehmen, um abzutreten. Und die Legitimation für die blaue Pille wird der Gesellschaft an Hand von Einzelschicksalen von Menschen verkauft, die tatsächlich ein solches "Leben" führen, dass sie stets große Schmerzen haben und an lebenserhaltende Gerätschaften angeschlossen sind.


    bleibt doch immer noch ein buch zu schreiben. ;)

  • eins vorweg - ich habe nicht den ganzen Thread gelesen (brauche ich für meine Meinung auch nicht)


    Meine Meinung (die evtl. mal noch ergänzt wird wenn ich mehr Zeit habe)


    zur Londoner Entscheidung:


    - Wenn es nach denen geht ist aktive Sterbehilfe Mord - für mich keinesfalls. Grob definiert ist Mord die geplante und absichtlich herbeigeführte Beendigung des Lebens einer anderen Person. Nur, kann man das was viele derer die von (wie auch immer gearteter Sterbehilfe) profitieren würden wirklich noch als Leben bezeichnen? In vielen Fällen lautet die Antwort ganz klar nein und deshalb ist für mich dieses Londoner Urteil ein absoluter Schwachfug.


    und meine Meinung gilt nicht nur für London sondern auch für Deutschland. Wie kann man einem Menschen das Leben nehmen, wenn er schon längst kein Leben mehr führt?



    Die Frage nach der Rechtslage der Sterbehilfe hätte in unserer modernen Welt viel früher geklärt werden müssen. Heutzutage liegt das Durchschnittsalter dank moderner Medizin etc. viel höher und man tut alles um einen Menschen am Leben zu halten. Früher wären viele derjenigen die heute von Sterbehillfe profitieren würden unweigerlich gestorben. Es klingt jetzt evtl. seltsam aber obwohl ich nicht sehr religiös bin glaube ich daran, dass soetwas wie "Gotees Wille" existiert. Der Mensch hat begonnen sich über Gottes Wille hinwegzusetzen und darin liegt die Wurzel allen Übels.


    Gruß


    Budderbrödla

  • ...... Wie kann man einem Menschen das Leben nehmen, wenn er schon längst kein Leben mehr führt?


    das ist deine Ansicht aus der Sicht eines gesunden Menschen. Woher willst du wissen ob der kranke Mensch das ähnlich sieht, wenn er nicht in der Lage ist dies zu formulieren?


    Die Frage nach der Rechtslage der Sterbehilfe hätte in unserer modernen Welt viel früher geklärt werden müssen.


    Teilweise ist es das doch. Ein ungeborenes welches vermutlich schwerstbehindert auf die Welt kommt (oder noch nicht mal schwerstbehindert, siehe die ganzen Trisomie21 Untersuchungen) dürfen legal ermordet werden.


    Der Mensch hat begonnen sich über Gottes Wille hinwegzusetzen und darin liegt die Wurzel allen Übels.

    den Satz unterschreib ich sehr gerne mit. Der umfaßt alles.

  • Ich finde, wenn man sich schon nicht aussuchen kann, ob man auf die Welt kommt, sollte man wenigstens das Recht haben, wenns gar nicht mehr geht, sein Leben zu beenden.
    Wenn man manchmal so sieht ( im TV oder anderswo) wie viele Menschen schwer krankheitsgezeichnet sind, und gar nicht mehr WOLLEN, dann fände ich es besser, sie könnten Pille wählen und ZACK das wars.

    Ende.

  • Erst einmal sollten wir nicht so tun, als würden wir Gottes Wille, so es denn einen gibt, kennen...


    Ich denke, dass jeder Mensch selbst in gewissen Grenzen (!) entscheiden sollte, was für ihn persönlich richtig und falsch ist. Der Staat sollte einen gewissen Freiraum gewähren, sodass unterschiedliche Menschen unterschiedliche moralische Entscheidungen treffen können und dürfen. Wenn einem Menschen allerdings vorgeschrieben wird, dass er weiterzuleben hat unter allen Umständen (denn leisten seine Verwandten aktive Sterbehilfe werden sie mit Gefängnisstrafen und gesellschaftlicher Ächtung rechnen müssen), nur um des Weiterexistierens Willen, dann werden Grenzen gesetzt, wo m.E. keine sein dürfen. Es handelt sich hier nicht um eine Kurzschlusstat, sondern um eine wohlüberlegte Entscheidung, die - und das ist es, was viele so entsetzt aufschreien lässt - gegen das eigene Leben ausfiel und nicht dafür.


    Was mich besonders ärgert: das Gericht hat nicht aus rationalen Gründen die Klage des Mannes abgewiesen, sondern aus Angst vor den (juristischen) Konsequenzen daraus. Ich finde, das sind die falschen Gründe, einen Mann leiden zu lassen.

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