• Wer kennt hier und mag Discharge?
    Discharge, gegründet 1977 in Stoke-on-Trent, England waren eine der wichtigsten Bands der zweiten britischen Punkwelle, also die Zeit Anfang der 1980-er Jahre, als es mit Nietenlederjacken, Spikes und Irokesenschnitten losging, der unter Schlagworten wie "Real Punk" oder "Streetpunk" firmierenden Gegenbewegung zur Kommerzialisierung des Punk durch New Wave. Hunderte Lederjacken waren mit dem Discharge-Schriftzug verziert. Sie waren eine der ersten Bands, für die das Wort Hardcore verwendet wurde. Discharge schufen mit extrem verzerrten und aufgederehten Gitarren einen ganz eigenen Sound, der bis heute von zahlreichen Bands gespielt wird ("D-Beat", "Crust"). Ihr Einfluss betraf nicht nur den Musikstil als einer ganz bestimmten Stilart von Punkrock, sondern reichte von Plattencoverartwork - düstere, schwarzweißkontrastierte Embleme mit markanten Schriftzügen - über Äußerlichkeiten (Iros, Spikes usw.) bis zu einer bestimmten Art zu texten - kurze, abgehackte und phrasenhafte Texte mit meist anarchistischen und pazifistischen Aussagen, die sich inhaltlich mit Krieg, Umweltzerstörung usw. beschäftigen.
    Musikalisch war das, was die Band Anfang der 1980-er Jahre vorlegte, mit Abstand das härteste, was es bis dahin gab. So beeinflussten Discharge nicht nur unzählige Punk- und Hardcore-Bands, sondern auch zahlreiche Metal-Bands und Dischage gelten auch nicht zu Unrecht auch als die Urväter des Thrash Metal - eine Spielart des Metal, die unverkennbar maßgeblich von Punkrock der zweiten Generation beeinflusst ist. So wurden Discharge daher in den letzten 30 Jahren nicht nur von Punkrockbands, sondern immer wieder auch von Metalbands gecovert, etwa "Free Speech for the dumb" und "The more I see" durch Metallica auf der "Garage Inc." 1998.
    Trotz der Härte und der Schwerverdaulichkeit von Sound und Texten waren Discharge auch kommerziell recht erfolgreich. Ziemlich alle ihre Singles und LPs kletterten an Spitzenpositionen der britischen Independent-Charts und teilweise erreichten sie auch in den normalen britischen Verkaufs-Charts beachtliche Positionen.
    Wer sich mal in die Band reinhören will, dem empfehle ich eine Wiederveröffentlichung ihrer ersten 1981-er LP "Hear Nothing See Nothing Say Nothing". Die Scheibe ist ein absoluter Punkklassiker und außerdem sind die Wiederveröffentlichungen immer noch mit allerlei Bonusmaterial ausgestattet. Ich habe z.B. die 1998-er Veröffentlichung auf Receiver Rec., da sind außer der LP noch die kompletten Singles "Never Again" (1981), "State Violence State Control" (1982) und "The Price of Silence" (1983) sowie die "Warning: Her Majesty's Government Can Seriously Damage Your Health"-EP von 1983 plus der Track "The more I see", der während der "Warning"-Sessions aufgenommen worden war, drauf, plus alle Texte und eine kurze Band-Geschichte in den Linernotes.
    Seit einigen Jahren gibt es Discharge auch wieder. Ich habe sie vor geschätzt sieben, acht Jahren oder so auch mal im Cräsh in Freiburg gesehen und anders als Andere fand ich das Konzert sogar ziemlich gut.
    Hier noch mal ein paar Tracks zum Reinhören:
    "The nightmare continues":

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    "Work is the curse of the drinking classes." (Oscar Wilde)

    Einmal editiert, zuletzt von Karl Arsch ()

  • Wer sich auch nur annähernd für Punk und Metal interessiert, kommt an Discharge nicht vorbei. Natürlich nicht alles Gold was glänzt, aber ich mag die Band! Celtic Frost, selber Pioniere des Black/Death/Thrash Metal, nennen Discharge als grossen Einfluss.

  • Die Texte sind mir persönlich oft zu abgedroschen. Nicht dass ich ablehnen würde, was sie singen. Aber für meinen Geschmack - je nach Stimmung - zwei, drei Ebenen zu platt, zu düster, zu sehr wie in einem Endzeits-Science-Fiction-Film, fast wie umgedrehte Hippies - eben mit dem Unterschied, dass ständig über Tod und Zerstörung anstatt über Blumen gesungen wird - u.v.a. zu wenig Ironie (mit der Ausnahme des grandiosen "Free Speech for the Dumb"). Kann ich mir halt nicht immer anhören, aber stilbildend alle Mal und daher wichtig.
    Und was sagen die Hosen über Discharge? In der Biografie "Bis zum bitteren Ende" beschreibt Campino ZK und die entstehende Funpunksache wiederum als eine bewusste Gegenkonzeption zu einer sich immer härter und uniformer gebenden Punkbewegung, die auf sie langweilig gewirkt habe:


    "Wir waren die Anarcho-Kids der deutschen Punkszene, begründeten gleichzeitig ihre Junior-Liga und das, was man erst später unter `Fun-Punk´ zu sortieren begann: Fabsis Mimmi's, die Suurbiers und dann Die Ärzte. Unsere britischen Helden waren weniger Joe Strummer oder Jimmy Pursey, sondern eher Johnny Moped und ein gewisser `Alberto Y Los Trios Paranoias´, zwei vorsätzliche Vollchaoten und Außenseiter. Es war ja die hohe Zeit des Apokalypso à la Discharge und Exploited, mit harten Lederjacken, harter Gesinnung und düsteren Plattencover-Visagen, in der man weder über sich noch zu überhaupt irgendeinem Anlaß lachte." (Campino, 1. Wie alles anfing oder Das Grauen geht auf große Fahrt, in: Bis zum bitteren Ende. Die Toten Hosen erzählen I H R E Geschichte. Geordnet von Bertram Job. 3. Auflage, Köln 1996, S. 17- 84, S. 50.)


    Auch musikalisch haben sich die Hosen ja eher am doch etwas melodischeren Punkrock, der noch 1977 in Großbritannien entstand, orientiert. Aber einen kleinen Tribut an Discharge hat es doch ein Mal gegeben: Im Zuge der "Learning English"-Veröffentlichung, um die herum alles voll von Punkzitaten war, wurde auch ein Mal Discharge bemüht: Eine 1991 bei Totenkopf/ Virgin in England veröffentlichte EP, die vier Stücke der "Learning English" enthielt, trug nach einem der bekanntesten (und geilsten) Discharge-Tracks den Titel "The Nightmare Continues".

    "Work is the curse of the drinking classes." (Oscar Wilde)

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