Der Formel Eins Film

  • Zur Verteidigung der Hosen, bei dem Film mitgemacht zu haben: Kuddel behauptet, dass der Film ganz anders angedacht gewesen sei:


    „Händeschütteln mit Kölnern – vielleicht waren wir ein bißchen übermütig geworden in diesen Monaten. Das sollte sich rächen, als Wolfgang Büld ein zweites Mal unsere Wege kreuzte. Der große Subkultur-Regisseur, dem wir das 'Bommerlunder'-Video verdankten, kam wieder mit einer ganz neuen, tollen Idee. Er wollte einen halb-ironischen Spielfilm über die 'Formel 1'-Sendung machen, in dem über die Teenager-Industrie schwer abgeulkt werden sollte. Das jedenfalls war die Kurzversion der Idee, mit der Büld uns für das Projekt gewann. Wir waren schon immer für Ironie, und wir waren schon immer dafür, für sechs Wochen Arbeit insgesamt fünfzigtausend Mark zu kassieren. Wenn man gar nichts hat, sind fünfzig Riesen in der Bandkasse ein Klumpen Gold. Ironie gegen Gold, das schien ein fairer Deal zu sein. Also sagten wir zu.
    Das Geld kam dann auch rüber, aber auf die Ironie warten wir bis heute. Es wurde natürlich kein Ulk auf die Teenager-Industrie, sondern eines ihrer bravesten Produkte. Was anfangs bissig geklungen hatte, endete in der Umsetzung als kleine Blödelei. Von den angekündigten Bands liefen neben uns nur noch angewavte Schrottkapellen auf – nichts von den Jungs von Motörhead zum Beispiel, von denen ursprünglich die Rede gewesen war. Dafür gab es Psychokräche und neurotische Ausbrüche im Halbstundentakt.“ (Kuddel, 3. „Meine Herren, die Gaderobe ist freigegeben!“, in: Bis zum bitteren Ende... Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte. Geordnet von Bertram Job. 3. Auflage, Köln 1996, S. 129- 172, S. 139- 140.)


    Im Bonumsaterial bestätigt Wolfgang Büld, der Regisseur des Films, der ziemlich sympathisch rüberkommt, diese Geschichte. Seine ursprüngliche Intention sei eine andere gewesen. Büld hatte ja bereits den "Bommerlunder"-Clip für die Hosen gedreht, der immerhin erst mal aus dem öffentlichen Fernsehen – privates Musikfernsehen gab es damals noch nicht – verbannt wurde. Der Kontakt zu den Hosen sei über Trini Trimpop zu Stande gekommen, der aus der gleichen Gegend im Sauerland stammt wie Büld, und die sich schon lange kannten. Neben dem "Bommerlunder"-Clip hatte Büld tatsächlich auch schon ein paar anständige Sachen gedreht, u.a. die Dokumentation "Punk in London" 1977 oder den Spielfilm "Brennende Langeweile" 1979 mit den Adverts. Wolfgang Büld über das Zustandekommen des Films:


    "Als wir den Formel Eins-Film anfingen, hatten wir in so erster Hinsicht eine ziemlich stringente Geschichte mit einer Handlung, wo die Musik irgendwie zweite Rolle spielte. Dann ist die Bavaria, die ja die Formel Eins-Sendung produzierte, als Koproduzent in diesen Film eingestiegen und hat dann ihre Interessen eingebracht und die waren, möglichst viele Musik-Acts zu featuren, und da ist von unserer Handlung immer weniger gekommen und mehr Musik dafür reingekommen. Dann hatte die Bavaria auch noch einen eigenen Autoren angestellt, der von sich aus ein Buch geschrieben hatte. Mit dem konnte ich dann nicht zusammenarbeiten. Also hab ich dann mein Buch gehabt. Der hat sein Buch gehabt. Und der Peter Zenk hat dann mit 'ner Schere und 'ner Tube Uhu aus diesen Büchern dann eins zusammengeklebt, also was dann unser Drehbuch war, und das, ja, war dann so, dass unterm Drehen auch noch immer mehr Musik-Acts dazukommen sollten, das was dann auch von der Plattenfirma, die den Soundtrack machte, die wünschten dann noch, wenn irgendwie ein Act in Stadt war, der da rein sollte – oder Pia Zadora war anfangs nicht geplant, die drehte aber gerade einen teuren Videoclip, den die Bavaria produzierte, also musste sie auch noch in unseren Film rein und – es gab ursprünglich ein ganz anderes Musikkonzept: Also was, das was jetzt Limahl spielt, hatte ich mir eigentlich Billy Idol gewünscht, und es sollte weniger Pop und mehr Rock sein. Also auch Meat Loaf, der ja recht gut ist, aber irgendwie nicht grade bedrohlich, was dann in dieser Szene eher erforderlich gewesen wäre, da hatte ich mir Motörhead oder Judas Priest oder Iron Maiden gewünscht, und es gab da eben eine unterschiedliche Auffassung über die Musik-Acts darin. Und die Handlung ist dann immer dünner geworden. Also die Handlung war dann irgendwie noch praktisch ein Vorwand, um jetzt wieder einen neuen Musik-Act zu zeigen. Und auch diese Geschichte „Boy meets girl“, die jetzt drin ist, war eigentlich anders geplant, also es ging zwar um so eine Zweierbeziehung, aber eine mehr konfliktreiche und abenteuermäißge.“ (Wolfgang Büld im Interview auf dem Bonusmaterial der DVD „Der Formel Eins Film“, 2009.)


    Der Film ist dann nicht der erhoffte kommerzielle Erfolg geworden und habe ihm in seiner Karriere geschadet. Immerhin hat Büld Anfang der 1990-er Jahre noch den genialen „Manta Manta“ gemacht.

    "Work is the curse of the drinking classes." (Oscar Wilde)

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