Interview mit Campino vorm Leipzig Konzert

Das glaube ich kaum. Ich meine, es wäre natürlich schön, wenn es so wäre, aber ich warne davor, die Gefahr zu unterschätzen.

Um ehrlich zu sein - nein. Aber von meinen Facebook-Freunden schreibt niemand solche Kommentare, die meisten Hetzkommentare, die ich in letzter Zeit gelesen habe, waren tatsächlich auf der Hosen-FB-Seite. Aber bei der Thematik geht es doch nicht nur um Facebook-Kommentare, sondern es geht um viel mehr, auch um die Gewalttaten, die an Flüchtlingsheimen verübt werden. Das sind reale Ereignisse und in diesem Kontext von "Mode" zu sprechen ist in meinen Augen zynisch - ich meine, wer weiß, was die Facebook-Hetzer im realen Leben so machen?

Fand jetzt das Videointerview ganz ok... Was erwartet ihr? Er redet von "Honks", "Idioten" etc und meint damit den Pöbel - er grenzt sich von den Deppen ab. Er antwortet EXAKT auf die Frage, die ihm gestellt wird; wie er denkt, sollte man mit dem Thema Facebook-Kommentare umgehen.

Klar kann man wie Til Schweiger - den ich dafür sehr cool finde - emotional sich einlassen, reagieren und im Endeffekt diskutieren. Aber genau das wollen diese "Störenfriede" doch erreichen: Dass man sie wahrnimmt, dass man reagiert, dass ihre schlechten Provokationen treffen und weh tun, dass sie auffallen und dadurch Macht bekommen. Je verletzlicher man sich zeigt, desto mehr Macht gibt man dem Mob. Campino ist da sehr sehr ehrlich und sagt Dinge, die ich so noch von niemandem gehört habe und kann 100% verstehen wie er das meint. Die Band muss auf FB nicht auf jeden Scheiss eingehen - ich fänd es wichtiger, dass er das bei Interviews oder Live-Konzerten tut. Da ist Luft nach oben. In diesem Interview jetzt hat er lediglich die Frage beantwortet und sich wohl gedacht - oder nicht gedacht - dass seine Stellung/Position zum Thema klar sein sollte.

Vielleicht ist das mittlerweile etwas das Problem: Dass die Band/Campino es für selbstverständlich hält, wo sie in der Öffentlichkeit stehen und wie sie wahrgenommen werden, da sie seit über 30 Jahren diesen Kampf führen. Jetzt ist es aber so, dass sich die Welt weiter dreht, nicht still steht und die Vergangenheit zwar für denjenigen, der in den Schuhen steckt immer noch gegenwärtig ist, jedoch für Neuankömmlinge eben bloss die Vergangenheit ist... Je älter man wird, desto "gleichgültiger" wird man. Weil man eben vieles grundvoraussetzt dank der eigenen Lebenserfahrung. Man agiert und erwartet ja meistens das von Anderen, was man selber lebt und wie man es selber tun würde - da gibt es eine Diskrepanz zwischen älter und jünger, man hat nicht mehr denselben Puls und Impuls. Auch wenn man vom gleichen redet, redet man nicht aus derselben Perspektive. Da ist das Problem. Campino macht es so wie eigentlich immer, nur eben mit den Aktionsstand eines ü50 Jährigen. Auf VIele wirkt das dann abgeklärt/gleichgültig - aber er setzt die Wahrnehmung seines Standpunjtes voraus, weil er ihn seit 35 öffebtlich vertritt. Kann man ihm das in DIESEM Fall vorwerfen?

Aus dem Interview, dem dieser Thread gewidmet ist:
Campino:"An so einem Konzertabend soll unsere Gesinnung durchaus klar sein. Aber ich will niemanden mit dem Zeigefinger ermahnen oder verbessern. Die Entscheidungen und Diskussionen über das Thema gehören an einen anderen Ort."

Ich verstehe schon, was Du meinst, Pillermaik, zumindest ansatzweise. Aber in Verbindung mit obiger Aussage erschreckt es mich einfach, dass er versucht, das Thema so nicht an sich heranzulassen, was sonst eigentlich nie so war. Seine Position war immer klar und er hat trotzdem in den Interviews und bei Konzerten nochmals klar Stellung bezogen, jetzt hört es sich so an, als wolle er das gar nicht mehr tun und für mich ist das ein Verlust an Stärke gegen rechts - weil er so bekannt ist und weil er Einfluss hat.

Ich habe mich ausschliesslich auf das 2. Interview bezogen und schreibe ja auch, dass ein Konzert der richtige Ort ist Dinge klar zu stellen. Konzerte und Interviews - aber nicht Facebook.

Dabei haben die Hosen doch mal ein FB-Statement abgegeben - gegen Leute die Hetzkommentare dort schreiben - das hätte er doch erwähnen können (wenn er sich überhaupt mit Facebook befasst und das weiß - an dieser Stelle fehlt mir der Einblick in die Mechanismen von JKP--)

Liebe Leute, wie Ihr vielleicht wisst, arbeiten wir sehr eng mit der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam Deutschland. zusammen. Unsere Freunde dort haben uns angesichts des erneuten Erdbebens in Nepal gebeten, Euch auf die katastrophale Situation in Südasien aufmerksam zu machen. Oxfam unterstützt seit dem ersten Beben vom 25. April bereits tausende Menschen in Nepal mit Trinkwasser, Hygieneeinrichtungen und Notunterkünften. Die Oxfam-Teams vor Ort ermitteln nun den zusätzlichen Bedarf. Klar ist schon jetzt: Es wird dringend Eure Hilfe gebraucht, um Leben zu retten. Oxfam bittet Euch daher um eine Spende! Hier gibt’s alle Informationen http://www.oxfam.de/erdbeben-nepal

Auch unsere geschätzte Backlinerin Kathleen hat ein eigenes Hilfsprojekt für Nepal aus dem Boden gestampft. Unter http://www.chumanda.ch/ findet ihr weitere Infos.
Wir wissen, dass unter solchen Posts immer wieder Diskussionen aufbranden und Neunmalkluge hier Meinungen vertreten wie „In Deutschland gibt es genug Elend“ oder „Die sollen sich selber helfen“ und möchten an dieser Stelle auch mal klar dazu Stellung nehmen, wie wenig dies mit TOTEN HOSEN Denken zu tun hat. Wer glaubt, man könne die Situation in solchen Krisengebieten oder das Leiden von Flüchtlingen auch nur im geringsten mit unserer Situation in Deutschland vergleichen, sollte seinen Popo mal von der Couch erheben, in solche Gebiete fahren und sich ein Bild vor Ort machen. Wir garantieren jedem, dass er sein Bild über diesen Planeten drastisch ändern und so einen Mist nie wieder öffentlich kundtun würde.
Eure Hosen!

Zitat von vampyrella

Facebook ist die niedrigste Hemmschwelle, jemand nennt sich Max Mustermann, sein richtiger Name bleibt anonym, er kann also äußern was ihm in den Sinn kommt ohne dafür belangt zu werden.
Hier zeigt sich doch: die Leute haben in der Zeit nach pegida sämtliche Hemmschwellen verloren. Früher haben sie sich zusammengerissen und das nicht geäußert. Diese Hemmschwelle ist gefallen. Gewalttätig werden die wenigsten, fast alles Tastenwichser die ihren Cum ins Internet ejakulieren.
Die haben ein großes Maul aber nichts dahinter.

Interessanter Artikel zum Zusammenhang von Internethetze und Gewalttaten:

http://www.spiegel.de/netzwelt…bo-kolumne-a-1048799.html