Ausländer- und Flüchtlingsthematik

  • Gestern war in Erfurt mal wieder Fremdschämen angesagt... 1200 Besorgte BürgerInnen haben zusammen mit der AFD gegen die jetzige Asylpolitik demonstriert.
    Leider kam nicht genug Gegenprotest zustande.


    Diese "Besorgte BürgerInnen" liefen Seite an Seite mit Vertretern der NPD, der rechten Hools aus Erfurt und div. anderem "Pack", was man aus der rechten Szene hier kennt.

    Ende.

  • Ich hatte letztens nen Fahrgast, Stammkunde von mir (Deutscher, über 70 Jahre, besitzt in Deutschland ein Hotel, wohnt aber in der Schweiz) mit dem ich fürchterlich über die Flüchtlinge gestritten hab. Hab mich darüber aufgeregt, dass Deutschland wieder Grenzkontrollen gibt (ist ja klar, will sich wieder abschotten, kein Flüchtling darf rein). Mein Fahrgast war ganz entsetzt, dass ich pro Flüchtling bin. Hat sich über die ausgelassen, beschimpft als Kanaken, Analphabeten (meine Gegenfrage: Haben Analphabeten ein Handy?), Schmarotzer und sonst was. Bin gar nicht zu gekommen irgendwas zu erklären, dass es um Menschlichkeit, Menschenwürde, das sie ein Recht haben fair behandelt zu werden, geht. Ich hab auch Worte an den Kopf bekommen, wie: Du spinnst! Das kann nicht dein Ernst sein, dass sie alle reinkommen dürfen!
    Am Fahrziel ist er ziemlich schnell wutentbrannt mit den Worten: "Wir sehen uns nicht mehr!" ausgestiegen. Ich denke mal, als Fahrgast hab ich ihn verloren, aber ist mir auch ehrlich gesagt, momentan egal.

  • Am Fahrziel ist er ziemlich schnell wutentbrannt mit den Worten: "Wir sehen uns nicht mehr!" ausgestiegen. Ich denke mal, als Fahrgast hab ich ihn verloren, aber ist mir auch ehrlich gesagt, momentan egal.

    Ganz ehrlich: so muss es aber auch sein - auf solche Leute kann man getrost verzichten! Ich wohne direkt neben einer Unterkunft für Flüchtlinge. Als ich das letztens einem Bekannten, der regelmäßig mein Auto repariert, erzählte, schäumte der vor Wut. Er hätte so einen Hals auf diese Menschen, weil die alles bekommen und er - mit seinem Gehalt nicht über die Runden kommend - noch nicht mal vom Amt einen Zuschuss erhalten hätte bzw ewig drum kämpfen müsste. Dann die ewige Debatte wegen der Handys, Fernseher, Waschmaschinen etc pp. Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob ich mein Wägelchen da zukünftig hinbringen möchte. Dann muss ich halt woanders hin und mehr zahlen bzw versuch es selbst zu reparieren. Ich finde, da sollte man echt Stellung beziehen und einen Strich ziehen. Wenn diese Menschen weiterhin in der Gesellschaft geduldet werden, dann werden diese Stimmungsmacher nie aufhören, weiter ihre Giftpfeile zu verschießen. Nur so kann man sie mundtot machen!

  • Was mich an einigen von diesen Ostregionen mit am meisten ärgert, mal unabhängig von humanistischen Sachen, ist dass in nicht wenigen Regionen im Osten die Struktur zerfällt, Leute wegziehen, ganze Landstriche verwaisen oder leer stehen. Gerade da also, wo durch Migration (langfristig) und auch durch temporäre Aufnahme von Asylanten (kurzfristig) Leben in die Bude kommen könnte und Orte aufgewertet werden könnten, gehen die Leute mit Mistgabeln und brennenden Fackeln auf die Straße...

  • Ich denke, die "Asylkritiker" sind deutlich in der Minderheit. Das Problem besteht aus meiner Sicht darin, dass es zu wenige lauten Widerstand aus der Mitte der Gesellschaft gibt, wenn diese Leute lauthals ihre Ansichten verbreiten. Es wird nun mal zuerst der gehört, der am lautesten brüllt.

  • Was mich an einigen von diesen Ostregionen mit am meisten ärgert, mal unabhängig von humanistischen Sachen, ist dass in nicht wenigen Regionen im Osten die Struktur zerfällt, Leute wegziehen, ganze Landstriche verwaisen oder leer stehen. Gerade da also, wo durch Migration (langfristig) und auch durch temporäre Aufnahme von Asylanten (kurzfristig) Leben in die Bude kommen könnte und Orte aufgewertet werden könnten, gehen die Leute mit Mistgabeln und brennenden Fackeln auf die Straße...


    Da will aber generell keiner mehr leben, neulich sollten Flüchtlinge in einem Dorf in der Nähe von EF untergebracht werden- die haben sich zurecht geweigert und sind bis Erfurt gelaufen, weil sie nicht in so einem Kaff leben wollten, ohne Laden und Busanbindung.
    Die alten Leute in den Dörfern wollen keine Veränderungen mehr, dass muss man an der Stelle aber auch mal verstehen.

    Ende.

  • Klar.


    Wenn man mal sieht, dass "junge" Leute sich hier schon neuem verwehren... ich erinnere nur daran, wieviele hier immer ganz stolz schreiben, wie wenig sie Musik aus den Charts kennen usw.
    Ist für mich das gleiche.


    Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, kaum einer mag Veränderungen. Im Alter wird es auch immer schwerer dem nachzukommen, ich sehe das an meiner / unserer Eltern bzw. Großelterngeneration, die wollen einfach so leben wie es grade ist und sich nicht umgewöhnen.


    Beispiel: "Im Supermarkt ist schon wieder alles umgeräumt worden, also jedes Mal sieht es da anders aus und man muss alles suchen!!!"
    --> Glaube das kennt jeder aus seinem Elternhaus, oder?


    Am Ende akzeptieren zwangsweise alle die Veränderung und lernen damit zu leben, obwohl es sie anfänglich einschränkt.

    Ende.

  • Beispiel: "Im Supermarkt ist schon wieder alles umgeräumt worden, also jedes Mal sieht es da anders aus und man muss alles suchen!!!"

    Das hatte ich erst letzten Samstag, als ich den "Wochenendeinkauf" mit meiner Freundin gemacht habe. Die haben bei uns das Kaufland einmal auf links gedreht. Das ist zwar schon ein paar Monate her, aber man weiß immer noch nicht wo alles ist. Man haben wir uns aufgeregt, weil wir keine Müllbeutel gefunden haben :D


    Glaube das kennt jeder aus seinem Elternhaus, oder?

    ...ey, ich bin noch nicht mal 30! :D


    Ne, mal Spaß beiseite...
    Den Gedanken, dass man Landstriche die unter enormer Abwanderung leiden mit Flüchtlingen "auffüllt", so wie es Conse auch schon sagte, hatte ich auch schon. Das ist vermutlich auch etwas kurz gedacht, natürlich.


    Um mal etwas weiter auszuholen.
    Ich stamme aus so einer Region, im Nord-Westen von Brandenburg. Lebe aber seit 2004 in Berlin. Bilde mir also ein, eine ungefähre Vorstellung zu haben, wie es in solchen Regionen aussieht. Wiedrum habe ich aber auch genug Abstand um etwas "neutraler" an die Sache zu gehen.
    Vor der Wiedervereinigung hatte unsere Stadt etwa 30.000 bis zu teilweise 40.000 Einwohner. Der Stand heute sind glaube etwa 18.000. Und das obwohl man diverse umgebene Dörfer mittlerweile mit eingemeindet hat.
    Nach der Wende haben von 3 großen Industrie"firmen" 2 dicht gemacht. An der 3. ist der Kapitalismus mit seinem Rotstift natürlich auch nicht spurlos vorbei gegangen. Die Folge war, dass eine überproportionale Arbeitslosigkeit bestand. Jeder der irgendwie konnte packte seine sieben Sachen und "machte ab nach drüber". Für mich ganz deutlich damals zusehen in meiner Klasse (ich wurde 92 eingeschult). Aus anfangs 3 proppenvollen Klassen von um die 30 Schülern, wurden zu beginn des 3. Schuljahres nur noch 2 normale Klassen mit um die 25 bis 28 Schüler. Klar habe ich damals den Hintergrund nicht verstanden, warum diverse Kumpels auf einmal weg zogen. Aber dafür versteh ich es heute um so mehr.


    Zurück bleiben die, die entweder Glück hatten und ihren Job behielten, oder diejenigen die zwar keinen Job mehr hatten, aber dafür auch nicht den Mut woanders noch mal anzufangen. Das hat natürlich im einzelnen diverse Gründe. Ich vermute, auch aus persönlicher Erfahrung heraus, das es oft auch die Angst vor dem Fremden war. Und da schließt sich der Kreis!
    Genau diese (ich nenne sie mal) "Angsthasen" sind heute natürlich noch sehr breit vertreten. Dazu kommt, das sich ihre Lebensumstände in den letzten 25Jahren meist nicht sonderlich verbessert haben. Wie auch, wenn man den Mut nicht aufbringt und versucht was aus seinem Leben zu machen (mit Absicht etwas sehr plakativ und überspitzt ausgedrückt!). Diese Leute tingeln von einer Jobcenter- Maßnahme zu nächsten und hangeln sich so irgendwie bis zur Rente, die dann mit Zuschüssen aufgebessert werden muss.
    Und das genau bei den Leuten die Phrasen der braunen Brut auf Gehör stößt, ist dann auch nicht mehr sonderlich schwer nachzuvollziehen.


    Das der Mensch dem "Fremden" erst einmal skeptisch gegenüber steht, ist vermutlich auf unsere Evolution zurückzuführen. Die weltoffenen und vielleicht auch mindestens durchschnittlich gebildeten unserer Spezies, können diesen Instinkt meist aber zum Glück "ignorieren" und empfinden so was wie Empathie.
    Wenn man aber den ganzen Tag nur mit sich selber zu tun hat und in seinem eigenen Selbstmitleid zerfließest, dann bleiben halt auch nicht mehr viele Möglichkeiten für Weltoffenheit. Wie auch, wenn man noch nicht mal die finanziellen Möglichkeiten hat 1x im Jahr für ein paar Tage nach Mallorca zu fliegen.


    Das klingt hier und da jetzt evtl. etwas hart, aber im Grunde trifft es meine Erfahrung. Und ich war selber der Gefahr ausgesetzt in dem Strudel des "die geben mir ja keine Arbeit" gefangen zu werden. Das hatte vermutlich aber auch leichte erzieherische Gründe, meiner Mutter. ;)
    Gott sei dank ergab sich für mich die Möglichkeit eine Ausbildung in Berlin zu machen, auch wenn ich davon anfangs überhaupt nicht begeistert war. Man musst mich quasi fast dazu zwingen. Heute bin ich froh diesen Schritt gemacht zu haben. Sonst bestünde zumindest die theoretische Gefahr das ich einer dieser oben beschriebenen geworden wäre.


    Das ist zumindest MEINE Schlussfolgerung, warum gerade in strukturschwachen Regionen im Osten die "Besorgnis" der Bürger gegenüber Flüchtlingen so groß ist. Obwohl gerade dort die Möglichkeit bestünde dadurch eine Stärkung der Region zu erreichen.
    Natürlich darf man aber die Flüchtlingen nicht einfach Busweise dort "abschütten", nur weil dort gerade genug Platz ist und Wohnungen frei sind. Damit ist niemanden geholfen und birgt nur noch mehr Konfliktpotenzial.


    Um mein Geschreibsel mal mit einem plakativen Satz zu beenden: Die Politik ist hier gefragt! 8)

    Der Hund an der Leine
    der hat keine Beine,
    darum ist der Hund
    auch untenrum wund!

    Einmal editiert, zuletzt von bassonkel ()

  • Dieses Argument, dass man die Angst vor Veränderung verstehen muss halte ich auch für völlig übertrieben. Veränderung, die einen persönlich einschränkt, wie zum Beispiel, dass man im Supermarkt plötzlich nicht mehr alles findet sind die eine Sache, aber wie schränkt es jemanden ein, dass man neue Nachbarn hat? Würden dort haufenweise Deutsche einziehen würde sich vermutlich keiner der "Alten" darüber beschweren.


    Ich hab's schon oft gesagt und ich sage es wieder: Gesellschaft ist ein Prozess und kein Zustand. Alles ändert sich und alles an einer konservativen Lebenseinstellung basiert auf der Illusion, daran etwas ändern zu können. Im Grunde eine einzige Farce.

    Wir sind übrig.

  • Also... für mich nicht! Ich höre sehr viel neue Musik, auch aus Musikrichtungen, die mich vorher eher weniger interessieren. Das mit den Charts hat einfach damit zu tun, dass das nicht viel mit Musik zu tun hat und größtenteils am Reißbrett der Tonträgerindustrie entstanden ist. Das ist einfach Schrott und hat nichts damit zu tun, dass man neuem gegenüber nicht aufgeschlossen ist.


    Das ist die eine Seite der Medaille. Ich vermute aber irgendwie stark, dass du auch zumindest ab und an diese Gruppe aus Düsseldorf hörst- sind auch in den Charts. Daran hast du kein Interesse? ;)

    Ende.

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