Noch gar kein Thread da zu Jingo de Lunch; Dann will ich dem mal Abhilfe schaffen:
Jingo de Lunch waren in den 1980-er Jahren wie die Spermbirds der Prototyp einer realen deutschen Hardcoreband, was vielleicht auch ein Stück weit an ihrer dunkelhäutigen, aus Kannada stammenden Sängerin Yvonne Ducksworth gelegen haben mag - so wie auch die Spermbirds mit Lee Hollis einen waschechten Ami am Gesang hatten. Hardcore war, als er sich vom Punk zu verselbständigen begann, anders als noch Punk zuvor, ja doch eine Sache, die sich modisch und in den ganzen Kontexten stark am amerikanischen Way of Life orientierte. Da passten dann Bands wie Jingo und die Spermbirds eben besser als manch andere deutsche - nichtsdestotrotz sind natürlich beides hervorragende Bands. Dabei hatten gerade Jingo einen Deutschpunk-Background mit Mitgliedern, die vorher u.a. bei Vorkriegsjugend und Kulthuren gespielt hatten.
Ich hatte vor einer Weile die Deja Voodoo (1994, Phonogram GmbH) im Auto laufen. Den meisten Leuten gefallen ja ihre alten Sachen besser, weil die Deja Voodoo sehr in Richtung Hardrock geht. Eindeutig sind etwa AC/DC-Einflüsse rauszuhören, auch Funk-Einflüsse ähnlich wie bei Rage Against the Machine, die zu der Zeit sehr in Mode waren. Dennoch sind einige astreine straighte Punkrock-Stücke auf dem Album drauf, z.B. "Can of worms", "So what #1" oder "Dogs day", für das damals auch ein Videoclip produziert worden war.
Für die Statisten unter Euch: Jingo waren damals sehr nah an den Hosen dran. Das Tourbooking machte Kiki mit KKT. Das Album wurde von Jon Caffery produziert. Im Booklet werden Leute gegrüßt wie Noppa Schüttler, Kiki und „KKT & THE DEAD TROUSERS, THE TROUSERS CREW“. Außerdem werden die Hosen genannt bei den „J.D.L. MUSIC-ANSPIEL-TIPS“.
Jingo de Lunch waren noch im Frühjahr auf der "Reich & Sexy '94"-Tour Vorgruppe bei den Hosen gewesen, u.a. in Stuttgart (Hanns-Martin-Schleyer-Halle) am 29.04.1994 und in Karlsruhe am 20.05.1994. Ich habe auch noch irgendwo ein Radiointerview mit den Hosen rumliegen von 1992 bei SDR 3-Leute, wo Campino und Andi Jingo wärmstens empfehlen. Schlagzeuger Steve Hahn wurde nach der erstmaligen Auflösung von Jingo übrigens irgendwann Schlagzeug-Roadie bei den Hosen. Keine Ahnung, ob er das heute noch macht; Ach so, und Tom Schwoll spielte später bei Kumpelbasis, die später ja auch das ein oder andere Mal im Hosen-Vorprogramm waren.
Hier mal ein paar Stücke von dem Album: "Can of worms":
"Dog's day":