arte - 13.8. - Punk ! (Summer of Scandals)

  • Das ist ja schade.
    und danke, dass du mich darüber informiert hast, nun habe ich endlich Gewissheit


  • Oder am 25.08. nochmal im TV, um 1:45h.


    Hab gestern online die ersten 35min geguckt, musste allerdings schon nach 25min mitm Sandmännchen kämpfen... Am meisten interessant finde ich eigentlich die (leider zu kurzen) Ausschnitte aus dem aktuellen London. :love:

    Wer keine Angst vorm Teufel hat, braucht auch keinen Gott!


    Nr. 5 lebt - wir sehen uns wo die eisernen Kreuze stehen...

  • Ich fand die Sendung insgesamt auch recht gelungen, konnte man sich schon gut anschauen.


    Dass Bob Geldof so ausschweifend flucht, fand ich etwas überraschend. Spätestens als er diese Thatcher-Vergleichs-Geschichte aufgebracht hat, hab ich mich dann auch ernsthaft gefragt, ob der noch ganz bei Verstand ist, aber vermutlich wollte er damit auch einfach nur provozieren. Geldof war allerdings ohnehin nicht unbedingt der Höhepunkt der Sendung, da gaben Viv Albertine, TV Smith und einige andere mehr her, bzw. kamen auch deutlich sympatischer rüber.


    Die Synchronisation an sich war schon in Ordnung, aber mir wären auch Untertitel zum Originalton lieber gewesen. Das gefällt mir grundsätzlich bei solchen Dokumentationen besser.


    Auch interessant: ganz zu Anfang gab es ja einen Proberaumschnipsel, in dem die Hosen "Es ist vorbei" gespielt haben, lt. Einblendung von 1985 (?). Das untermauert mal wieder die These, dass noch so einiges Material in den Archiven schlummert.

    Es hat sich vieles getan, auf Dosenbier gibt es jetzt Pfand,
    aber die meisten von uns leben noch, das war nicht immer so geplant.
    (Koyaanisqatsi)

  • dieser seltsame thatcher-punk vergleich von geldorf blieb ja auch ohne weiteren kommentar stehen. man hat nicht mal ne reaktion von campino gesehen. naja, war jedenfalls sehenswert. nur traurig was das alles immer schon für old boys (und girls) sind.


    die these dass der kapitalismus durch umarmung jeden gegentrend vereinnahmt die da gegen ende der sendung kam, die trifft es finde ich schon sehr genau.

    A fallen wall becomes a bridge to connect us rather than divide. (Zeb Love)

  • (...)


    Auch interessant: ganz zu Anfang gab es ja einen Proberaumschnipsel, in dem die Hosen "Es ist vorbei" gespielt haben, lt. Einblendung von 1985 (?). Das untermauert mal wieder die These, dass noch so einiges Material in den Archiven schlummert.


    Man sollte sich mal Zugang zu diesem Archiv verschaffen :P

  • geldof!!!! gelDOF!!!!


    Es müsste immer Musik da sein.
    Bei allem was du machst. Und wenn's so richtig scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da.
    Und an der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.

  • Wen es interessiert: ;)


    Der kurze Einspieler im Proberaum mit "Es ist vorbei" wurde in der ARD-Sendung "Musikszene `85" gezeigt, Thema war "Rock aus Germany".


    Die Sendung wurde lose Anfang der 80er ausgestrahlt und beleuchtete verschiedene "neue" Musik-Gruppen zu verschiedenen damals aktuellen Musik-Stilen.


    Dieser Ausschnitt wurde u. a. am 04.12.1985 ausgestrahlt (ARD ab 23 Uhr), die Sendung dauerte 45 Minuten mit verschiedenen Künstlern.


    Der Original-Hosen-Ausschnitt war etwas länger (ca. 6 Min) und zeigt die Hosen noch auf einer Fähre auf dem Rhein incl. kurzem Interview, und dann gibt Jochen Hülder allein im damaligen Hosen-Büro noch ein paar Statements ab. Allerdings sah Jochen Hülder damals noch etwas anders aus... ;)

    Wir werden immer laut durchs Leben ziehn,
    jeden Tag in jedem Jahr.
    Und wenn wir wirklich einmal anders sind,
    ist das heute noch scheißegal.

  • Zu Bob Geldof:


    Die Aussage von Bob Geldof, dass Margaret Thatcher Punkerin war, habe ich öfters in GB gehört. Die Gründen sind aber z.T. sehr komplex, von daher ist hier nur ein kleiner Überblick der gängigen Meinungen:

    Merkmale von Thatcher(-ismus) und Punk
    Die Abtrennung einer autonomen Zivilgesellschaft vom Staat und (staatlichen) Kontrollen / Kontrolle durch die herrschende Klasse
    Punk: besetzte Häuser, eigene Plattenlabel und Konzertagenturen (Unabhängigkeit von der Musikindustrie),

    Thatcher: Deregulierung der Wirtschaft, insb. der Finanzmärkte, Privatisierung der verstaatlichten Unternehmen wie öffentliche Versorgungsunternehmen, British Rail, British Airways etc.
    Eigenverantwortung & Eigeninitiative
    Punk: DIY-Ideologie (Selbstbestimmungsrecht) / Anarchie (nach Bakunin auch Selbstverantwortung!): eigene Plattenlabels, Fanzines etc., Individuelles Handeln.
    Thatcher: Verkürzung des Arbeitslosengeldes (so dass man aktiv wird / Selbstverantwortung) etc. sowie die freie Marktwirtschaft (Synonym: Anarchokapitalismus) - Wirtschaftsordnung, die jedem Einzelnen volle Selbstverantwortung und wirtschaftliche Entscheidungs- und Handlungsfreiheit gewährt (Quelle ), d.h. Existenzgründung und Aufbau der eigenen Firma!
    Anti-establishment /Anti-EU
    Punk: gegen Major-Labels (Anm. the Sex Pistols waren bei EMI. Ausverkauf?), in GB teilweise anti-EU (!), anti-monarchistisch, gegen Gentrifizierung (London), Rebellion
    Thatcher: gegen die exzessiven Kontrollen und Bürokratie aus Brüssel; Euroskeptiker, gegen einen Verlust der Souveränität GBs durch ein einheitliches, demokratisches europäisches Parlament; gegen einen europäischen “Superstate”, gegen ihre eigene Partei.
    Establishment
    Punk: z. T. elitär (z. B. Stilpolizei) mit leitenden Personen, die das Wort hatten
    Thatcher: elitär - nur sie hatte das Wort! Sie senkte das Einkommensteuer für Reichen, erweiterte das Unterhaus (Adlige etc.)
    Radikal /Nonkonformismus / selling out
    Punk: Aussehen, Sprache, Verhalten etc. Selling out: des Geldes wegen kein Verrat der musikalischen Ideale und/oder gegen den Mainstream (größere Käufermasse). Auch keine Verträge des Geldes wegen mit Major-Labels oder Musik für Werbung zur Verfügung stellen.
    Thatcher: ihre Reformen hat sie konsequent, ideologietreu und radikal, z. T. gegen den Willen der eigenen Partei, durchgesetzt. Ihr wurde auch damals auch viele "männliche" Qualitäten wie Ehrgeiz, Durchsetzungsvermögen, Gnadenlosigkeit zugesprochen.

    Und nicht zuletzt - Feminismus
    Wie in beiden Filmen (Ratinger Hof und London’s Burning) ersichtlich war, ging es in Punk nie wirklich um traditionellen Geschlechterrollen, sondern mehr um die Befreiung aus dieser Rollen, Rebellion und Empowerment - Frauen halt als Gleichberechtigte in einer von Männern dominierten Szene.
    In den 1970er und noch heute wird Thatcher teilweise, auch von Feministinnen, als ein Vorbild für Frauen gesehen; sie kam aus einfachen Verhältnissen, arbeitete sich hoch und wurde die erste Premierministerin Großbritanniens und regierte 11 Jahre lang. Sie hat "gut" geheiratet (!), bekam Zwillinge und war einer der ersten prominenten Frauen, die gleich nach der Geburt zur Arbeit zurückkehrte (allerdings war ihr Mann sehr wohlhabend und sie konnten sich ein Kindermädchen leisten!).
    Jedoch verabscheute sie “positive Diskrimierung” oder “Frauenquoten”; elf Jahre lang hatte sie nur für kurze Zeit eine einzige Frau im Kabinett. Durch verschiedene Maßnahmen wurde Frauen buchstäblich der Boden bzw. ihre Existenz unter den Füßen weggezogen: Kindergeld wurde blockiert; Sozialwohnungen wurden verkauft; durch die Privatisierung öffentlicher Dienste und die Eindämpfung der Macht der Gewerkschaften (u.a. gleiche Arbeit - gleiche Bezahlung für Frauen) wurden auch gering bezahlte Jobs (wie von Frauen öfters ausgeübt im Catering- und Reinigungsbereich) an Unternehmer vergeben, die Frauen dann unter noch schlechteren Bedingungen einstellen konnten; und, und, und ….
    Tagsüber regierte sie das Land aber zu Hause führte ihr Mann ihr Leben und nahm ihr alle Entscheidungen ab…Mit ihrem 18-stündigen Arbeitstag, einem Kindermädchen und einem reichen Mann versäumte sie es, als Vorbild, Frauen zu zeigen, wie die durchschnittliche Arbeitnehmerin Familie mit einer steile Karriere vereinen kann.


    Thatcher als Feministin, als Punkerin ? I don’t think so …


    Und für diejenigen, die mein ganzes Geschwafel gelesen haben :D :

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    9 Mal editiert, zuletzt von winter89 ()

  • very nice. schön, mal wieder richtiges britisches verschliffenes englisch zu hören. eine wohltat für die ohren.


    war für mich informativ, optisch ein highlight der junge billy Idol :D^^ :love: und sir bobbele geht gar nicht, aber das sind wohl persönliche Animositäten meinerseits. und der frauenfaktor im Punk war für mich sehr erfrischend (und ich meine jetzt nicht dat Nina). :rolleyes:


    Köln

    "Nichts ist schwerer und erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!"

  • Für mich waren beide Sendungen (Ratinger Hof und London's Burning) wirklich was besonderes und einzigartig, weil

    • es bisher beide Filme in dieser Form nicht gab. Sehr gute Literatur und Dokus gibt es um den SO36 in Berlin (hier und hier ) und um Slime und die Szene um die Markthalle in Hamburg (Buch- Slime: Deutschland muss sterben), den Ratinger Hof (Verschwende deine Jugend - Teipel) sowie einige ausgezeichnete Dokus (B-Movie: Lust and Sound in Berlin) aber keine (selbst-)kritische Analyse der Zeit, 40 Jahre später und fest im sozio-historischen und politischen Kontext verankert. In beiden Dokus war viel für mich neu und spanned präsentiert!
    • Beide Dokus dokumentierten durch Musik, Clips und Gespräche die Stellung der Frau in GB (The Slits) und Deutschland in den 1970er (Östro430, Nina Hagen) und die Entwicklungen seitdem. Erfrischend für mich auch war in London’s Burning, dass in den Punkbands nur Frauen spielten; es wurde aber als selbstverständlich erklärt.
    • Als Punk "brach", wohnte ich in GB und war 10 Jahre alt. Alt genug um zu den Sex Pistols auf den Pulten in der Schule zu tanzen, aber noch nicht alt genug, um zu verstehen, was um mich herum passierte.

    Was ausgezeichnete Dokus von guten Dokus für mich unterscheidet, ist der Effekt nach dem Film bzw. ob ich mich weiter mit den Themen beschäftige. Bei Feel-Good-Filmen hupfe ich gutgelaunt durch die Woche ( :) ), bei diesen beiden Dokus habe ich:


    beim Ratinger Hof

    • verschiedene Themen recherchiert: Frauen-Emanzipation in den 1970er in Deutschland (Alice Schwarzer, §218-Abtreibung); die 68er-Bewegung und die Folgen, die RAF etc.
    • Dank des Schlagermoves vor der Haustür ( :D ) viele neue Lieder entdeckt und z.T. die Texte analysiert (Zeitgeist pur)

    und bei London’s Burning

    • eine Playliste meiner Lieblingssongs von damals erstellt (Walk down memory lane - in Erinnerungen geschwelgt :D ) und ein bisschen über die damalige Zeit reflektiert in Bezug auf heute.
    • über GB in den 1970er nachgelesen (Thatcher, EEC (EU), patriarchische Gesellschaft etc.) und wie es zum Rück nach Rechts im politischen Sinne in GB kam. Dann auch zur Entspannung viel Madness, The Specials, The Jam gehört…

    Fazit: sehr unterhaltsam, informativ, motivierend - ich habe viel dazu gelernt! Vielen Dank! Bitte mehr davon!


    P.S. Ich habe mich besonders viel bemüht, und das Wort "wirklich" nur einen Mal benützt! :D

    9 Mal editiert, zuletzt von winter89 ()

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