Ein kleines bißchen Horrorschau

  • Ich würde mal sagen, nachdem Wölli dazu kam, Kuddel sich nochmal weiterentwickelt hatte und - vielleicht auch dank dem "cleaneren" Gesang auf Damenwahl 1986, wo Campi seine Stimme mehr zu kontrollieren lernte - Campino richtig abdrückte um 1987/88/89/90, hatten wir die PERFEKTEN Hosen, wo alles bestens harmonierte


    Sehe ich genauso. Das waren die perfekten Hosen.
    Natürlich sind Kuddel und Campino unverzichtbar für die Band. Ohne die beiden gäbe es die Band heute so nicht.
    Den Hinweis auf Wölli finde ich sehr wichtig. Tatsächlich hat er für die Performance der Band eine ganze Menge gebracht.
    Andi und Breiti sind sicher musikalisch austauschbar. Aber ohne die beiden hinter den Kulissen würde es die Band heute auch nicht mehr geben. Das darf man nicht unterschätzen.

  • Interessante Diskussion!


    Immerhin hat Andi die Melodie zum ersten großen HIt "Alex" geliefert, wenn man den Credits der Platte glauben darf. ;)


    Wenn man sich die Horrorschau-Platte mal anschaut, ist erstaunlich, dass alle 5 relativ gleich beigetragen haben, was die Musik angeht.
    Texte natürlich von Campino, außer "35 Jahre", Kuddels angeblich einzigem Text-Versuch, nun ja.


    Wobei natürlich nicht gesagt ist, welchen Anteil Kuddel an der Verfeinerung der jeweiligen musikalischen Grund-Idee hatte. Sicherlich keinen kleinen.
    Anfangs hatte man sich ja noch oft als Band nennen lassen, wobei Kuddel sicher schon einen übergroßen Anteil hatte.


    Naja, andersrum hat ja keiner was "richtiges" gelernt, da musste es einfach eben mit der Musik klappen. :D

    Wir werden immer laut durchs Leben ziehn,
    jeden Tag in jedem Jahr.
    Und wenn wir wirklich einmal anders sind,
    ist das heute noch scheißegal.

  • Damit die Diskussion auch weiterhin interessant bleibt und nicht in einee falsche Richtung geht, ist essentiell was genau ich gemeint habe:


    Am deutlichsten hört man es auf den Alben "Horrorschau/Kreuzzug/Kauf mich & Opium" - sehr prägnant und auffallend beim Überhit "Hier kommt Alex/Bye bye Alex", das mir - und das liegt wohl an der Genialität der Aufnahme und des Arrangements - bis heute, nach 31 Jahren, nie verleidet ist.
    Auch da passiert soviel fernab von den einfachen Akkorden, die das Grundgerüst des Songs sind: Dm - B - C - G ist keine Meisterleistung. Aber was da alles reingespielt wird - und das live sogar reproduzierbar - ist einfach göttlich.


    Kuddel hingegen liefert bis heute sensationelles Zeugs ab - wie angemerkt meine ich damit nicht das Offensichtliche, das was man sofort hört - sondern eben die Arrangements im Hintergrund,


    Immerhin hat Andi die Melodie zum ersten großen HIt "Alex" geliefert, wenn man den Credits der Platte glauben darf. ;)


    Das ist dann eben eher irrelevant. Mir geht es darum, was Kuddel - auch aus Songideen der anderen - letztendlich gemacht hat. Wie dicht und fett er eine einfache Melodie mit seinem Zutun verbessert. Da passiert einfach unglaublich viel!


    Ich habe hier im Forum mal irgendwo gelesen, dass FSF die heutigen Hosen sind, respektive die Erben der Hosen. Dem möchte ich schon allein musikalisch - und damit meine ich nicht die Bläser bei FSF - widersprechen. Auch FSF haben nicht ansatzweise die Cleverness im Arrangement wie es die Hosen schon vor 30 Jahren hatten. Von der Vielfältigkeit der Hosen im Auftreten, der Präsentation, dem Witz & Humor, dem Sein und Ideen ganz zu schweigen! Finde insofern den Vergleich komplett verkehrt.


    Naja, andersrum hat ja keiner was "richtiges" gelernt, da musste es einfach eben mit der Musik klappen. :D


    Ich erinnere mich an JAM auf Viva von schätzungsweise 1996 mit den Hosen - da erzählte Kuddel, dass er mal bei einer Inventur ausgeholfen hat und da dann bei der Bezahlung auch noch beschissen wurde - seither hätte er das sein lassen mit dem herkömmlichen Arbeiten! :D

  • Ich hatte schon verstanden, was du meinst - ich sehe es, ehrlich gesagt, ganz genauso.


    Kuddel hat einen riesigen Anteil an der musikalischen Darstellung der Hosen. Ohne ihn wären sie nie dahin gekommen, wo sie heute sind.


    Für mich persönlich war er seit jeher der "musikalische Direktor" des Hauses.
    Mag ein bisschen auch daran liegen, dass er absolut sympathisch rüberkommt.


    Es wäre auch mal interessant zu wissen, welche Ideen sie nach längerem Arrangement dann doch haben fallen lassen und warum.

    Wir werden immer laut durchs Leben ziehn,
    jeden Tag in jedem Jahr.
    Und wenn wir wirklich einmal anders sind,
    ist das heute noch scheißegal.

  • Mal ne Frage: was hat die LP Vinyl damals im Original gekostet in DM ? und welche Auflagenstärke hatte die Platte?


    Die wurde so oft gepresst bis die nicht mehr verkauft wurde. Da kannst du schon von 500.000 +x ausgehen

    Es kommt die Zeit
    in der das Wasser wieder steigt...
    Es kommt die Zeit
    in der der Airport wieder brennt...

  • Wie umwerfend doch "Mehr davon" ist.
    Dass der Song eine Ausnahmestellung im Repertoire der Hosen einnimmt, da sind wir uns wohl alle einig und ich kenne niemanden, der die Hosen mag aber diesen Song nicht... Das liegt meines Erachtens, ob nun von allen so wahrgenommen oder nicht, am brillanten Zusammenspiel von Musik und Text: Eine perfekte Symbiose.


    Es ist nicht schwer rauszuhören, dass der Song inhaltlich von Drogen handelt - präzisiert von Koks und/oder Speed. Und wenn man diese Drogen schon mal probiert hat, gerade die Erstgenannte, dann weiss man, wie man sich fühlt: Vom höchsten Hoch zum tiefsten Tief - der Morgen danach ist brutal. So will man sich nicht fühlen. Die Droge wirkt nicht mehr, die Party ist vorbei, die Sonne geht auf - alles an Power und Glücksgefühl, was man während den Stunden des Wirkens der Droge erlebt hat, fehlt nun. Man hat überkompensiert, seinen Körper überstrapaziert und fällt deswegen in den roten Minusbereich. Keine Energie, man will allein sein, fühlt Unbehagen, ist leer und müde. Ein kleines bisschen Depression.


    Und in dieser Stimmung, diesem verkaterten Dasein, total in den Seilen hängend, startet der Song, der im Prinzip einen Tag nach der Party und vor der Party aufzeigt: Morgens im Arsch, abends wieder drauf.
    Nach Ausfahren von Koks erhöht sich die Herzfrequenz deutlich, es kann zu einem Puls von bis zu 140 Schlägen pro Minute kommen - also wesentlich schneller als der normale Ruhepuls von 65.
    Wöllis Drumarbeit, die den Einstieg in den Song vorgibt, übernimmt exakt diese Rolle: Die Vertonung des etwas schnelleren Puls. Angriffig, lauernd - und noch komplett abgekackt und kaputt. Man reflektiert "Ich habe nur probiert, um mal zu sehen... ich wollte mehr davon".
    Der Refrain hat eine dermassen grosse Wucht - und dennoch ist da noch dieses noch Müde, Kaputte und Abgehangende im Hintergrund, wenn Campi leise, fast flüsternd "ich brauchte mehr, gib mir mehr, ich will mehr" wiederholt. Man erholt sich so langsam und steht wieder auf, wird entschlossen!
    Nun kommt der Song auf Touren, nimmt an Fahrt an, wird mit Energie gefüllt: Für den Tagesablauf des Typen bedeutet das mit Schuldgefühl weitermachen, 2, 3 Stunden gepennt, geduscht, was gegessen (denn Essen kann man nicht auf Koks - 0 Hunger, trockene Fresse) - man kommt langsam wieder noch vorn, wird wieder ready für den nächsten Abend Hochgefühl.. Geht raus, trifft seine Leute, holt sich sein Tütchen Weisses und fängt von vorne an !


    "..mehr Macht, mehr Geld, mehr Ruhm.."; die Party nimmt ihren Lauf, man ist auf dem Höhepunkt! Alles gross, alles Top - alles schneller, intensiver... und dennoch ist es eine verdammte Hölle! Kein Schritt zurück. Voll drin, hellwach - total am Start... und auch komplett darin gefangen! Die Kerze brennt auch von unten. Der Moll-Charakter der Musik, es sind ja keine Happy-Akkorde, zeigt das deutlich auf.
    Und so endet der Song: Keine Ahnung was für Effekte die Hosen da beigemischt haben, es klingt aber tatsächlich wie die Hölle: überall Feuer, es brennt, es schneidet ins Gehirn. Totale Ekstase, völlig drüber - hysterisch, überirdisch! So wie man sich auf Koks in der Hochphase fühlt...


    ...bis dann der Absturz kommt. Das Zusammenprallen mit sich selbst! Der nächste Morgen. Alles fährt aus. Man will weg von der Szene, schämt sich für sein Getue - und hängt in den Seilen. Ein kleines bisschen Depression. Der Puls steigt... "Mehr davon" beginnt von vorne.


    Top Song! Unfassbar intensiv! :love:

    2 Mal editiert, zuletzt von pillermaik ()

  • andy

    Hat das Label Album hinzugefügt.

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