Campino spricht über Depression: "Absoluter Albtraum"

  • Bemerkenswert, dass er so offen darüber spricht! Man merkt auch, dass er unsicher ist...
    Ist ja jetzt eigentlich nichts Neues, anhand seiner Texte und teilweise seinem Verhalten konnte man sich sowas schon denken. Aber ich finde es immer super, wenn "Stars" zu depressiven Verstimmungen oder Depressionen stehen, da diese Krankheit weit verbreitet ist in der Bevölkerung, jedoch selten jemand sich outet, weil man noch immer als "Psycho" kategorisiert wird. So fühlt man sich allein und schämt sich teilweise gar. Was gar nicht nötig wäre, wenn man sehen könnte, wie es dem Nachbarn so geht, der jeden Morgen gut gelaunt am Auto grüsst und einen schönen Taag wünscht.
    Depessionen können einen ganzen Rattenschwanz mit sich ziehen; Isolation, Drogen, Burn Out etc pp! Deswegen ist es wichtig, dass man sich Hilfe sucht und sich die Krankheit "rechtzeitig" eingesteht und sich eben nicht davor und damit versteckt. Mit jedem Tag wird es schwieriger nach Hilfe zu suchen.


    Ich selber habe das grosse Glück, nicht von der Krankheit betroffen zu sein, jedoch sehr sehr viele Menschen in meinem Umfeld. Man würde es kaum denken, wieviele es sind - die sogar Medikamente wie Cipralex etc einnehmen.

  • siehe chester bennington, chris cornell, robin williams etc, etc. wie oft ist man geschockt davon dass erfolgreiche menschen depression haben und keinen weg mehr sehen. gerade weil über depression nicht geredet wird. auch ich kenne das aus meinem umfeld. und sehe wie wenig verständnis aufgebracht wird. unsere auf leistung und erfolg ausgelegte gesellschaft scheint da oft gnadenlos zu sein wenn "es" jemand nicht (mehr) bringt. ich hoffe dass ich meinem umfeld in der hinsicht sensibel gegenüber stehe. wir sollten uns fragen ob wir sensibel genug sind, anzeichen für depression zu spüren und menschen eine stütze sein zu können wenn sie das brauchen und wollen. dass campino die krankheit mit seinem interview mehr menschen ins bewusstsein bringt finde ich ne gute aktion.

    A fallen wall becomes a bridge to connect us rather than divide. (Zeb Love)

  • Hat mich echt berührt... Gerade auch durch die Unsicherheit, die auch pillermaik schon angesprochen hat. Gibt vielen Songs zusätzlich noch mal eine andere Tiefe.


    Ich fand es ja erst etwas doof, dass 1live nur Promis befragt hat. Dass muss ich jetzt revidieren. :D

    "Nichts ist schwerer und erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!"

  • Hoffen wir mal nicht dass er mal genauso endet wie die oben genannten Stars.Dass er die Krankheit ernst nimmt sieht man ja am Interview.
    Dass er depressionen hat/ hatte steht ja auch in der Biographie


    Ohje, das wollte ich auch gar nicht so benennen. mir ging es eher darum zu zeigen dass es so viele auch bekannte persönlichkeiten gibt wo die mehrzahl der menschen schockiert ist wenn das der verlauf ist und dann weiter bekannt wird dass es sich um personen handelt die unter depression leiden. die haben das sicher auch ernst genommen aber: wer wusste da schon etwas davon? ich wusste es bei keinem der genannten dreien. jetzt zumindest weiß ich etwas bei campino. aber sonst?

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  • Ich fand es ja erst etwas doof, dass 1live nur Promis befragt hat. Dass muss ich jetzt revidieren. :D

    Im Radio waren auch immer wieder "normale" Menschen zu hören, die über ihre Erfahrungen mit Depression gesprochen haben. ;)

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  • Mein längster und bester freund leidet auch darunter.ee hat in den letzten jahren sein ganzes altes leben wwggeschmissen: Trennung von frau und kindern,job gekündigt,weil er die veemeintlichen gründe für sein down eliminieren wollte.aber ihm geht es immer schlechter,zieht sich immer mehr zurück...schlimm,dem so machtlos gegenüber zu stehen...

  • Ales Betroffener freut es mich, dass das Thema gerade wieder in den Fokus gerückt ist - neben der 1live-Themenwoche gab es auch vergangene Woche einen Spiegel-Titel und viele weitere Artikel zum Thema. Dabei muss ich feststellen, dass wir als Gesellschaft kaum ein Stück weiter sind, als vielleicht angenommen. Es ist einfach nach wie vor ein Tabu und kaum anerkannt - mehrere Studien haben ergeben, dass viele Menschen noch immer denken, dass Schokolade gegen Depression nütze, oder dass schlechtes Wetter depressiv machen könne. Gefühlt hätte die aktuelle Berichterstattung so auch 1:1 vor zehn Jahren stattfinden können.
    Mich hat es sehr berührt, als ich zufällig Campinos Statements im Radio gehört habe - das beste Mittel gegen eine solche Art der Erkrankung ist immer noch: man ist nicht alleine und es gibt Menschen, die können nachvollziehen, dass für depressiv erkrankte Menschen nicht objektive, und schon gar nicht seine eigenen, Maßstäbe gelten, was deren Stimmungsbild betrifft. Und wenn es durch die aktuelle Berichterstattung ein paar mehr werden (also Menschen, die das verstehen), dann ist schon viel gewonnen.


    Interessant übrigens in diesem Zusammenhang, wie ich finde: Während man Musikern psychische Erkrankungen durchaus zugesteht, werden Spitzensportler mit ganz anderen Maßstäben gemessen - s. aktuell Per Mertesacker, der zwar nicht von einer Depression spricht, aber von einer vergleichbaren inneren Zerrissenheit. Mag daran liegen, dass Musiker in ihrer dunkelsten Stunde oft die besten Texte rausziehen.


  • Interessant übrigens in diesem Zusammenhang, wie ich finde: Während man Musikern psychische Erkrankungen durchaus zugesteht, werden Spitzensportler mit ganz anderen Maßstäben gemessen - s. aktuell Per Mertesacker, der zwar nicht von einer Depression spricht, aber von einer vergleichbaren inneren Zerrissenheit. Mag daran liegen, dass Musiker in ihrer dunkelsten Stunde oft die besten Texte rausziehen.

    Ich bin mir nicht so sicher, dass das primär daran liegt, wie man die betroffene Person (Künstler oder Sportler) sieht, sondern dass eher ein Zusammenhang zum (medialen) Umfeld besteht. Wenn ein unempathischer Idiot wie Lothar M. sich zu solchen Themen äußert, kommt da eben primär Mist bei raus. Und wenn Musiker oder Schauspieler von Depressionen berichten, wird niemand Lothar M. fragen.


    Herr M. steht hier sinnbildlich, da gibt es noch andere Galgenvögel, die ähnlich unterwegs sind. Grundsätzlich wird ein reflektierter Mensch einem Spitzensportler denke ich aber genauso eine psychische Erkrankung zugestehen, wie einem Künstler. Einzig befassen sich mit Sportlern tendenziell mehr unreflektierte Menschen als mit Künstlern.


    Wo ich auch absolut bei dir bin, ist, dass gesamtgesellschaftlich immer noch sehr viel zu tun ist & das Verständnis sehr oft zu wünschen übrig lässt. Die Angst vor Stigmatisierung bei Betroffenen kommt ja wirklich nicht von ungefähr. Da sind solche Kampagnen, die aufklären, auf jeden Fall ein guter Ansatz.

    Es hat sich vieles getan, auf Dosenbier gibt es jetzt Pfand,
    aber die meisten von uns leben noch, das war nicht immer so geplant.
    (Koyaanisqatsi)

  • Ein entscheidender Unterschied ist vor allem, dass Sportler über das Leistungsprinzip und ein ganz simples Verständnis von männlicher mentaler wie physischer Stärke wahrgenommen bzw vermarktet werden.Da passt dann ein Deisler, Enke oder Mertesacker einfach nicht rein. Auch Homosexualität ist deshalb im Fußball immer noch ein Tabu, während es im Musikbiz und sogar in der Politik inzwischen akzeptiert ist. Gerade im Musikbereich gewinnt ein Sänger...bei seinem Publikum doch eher durch seine Tiefen, Brüche und Nöte. (auch irgendwie zynisch). Bei sportlern gilt immer noch der cleane Vorbildcharakter ohne jegliche Selbstzweifel.

  • Per Mertesacker ist ein gutes Beispiel für das, was meijel gesagt hat. Nach dem Tod Robert Enkes oder dem versuchten Suizid von Babak Rafati war das Medienecho gewaltig, überall Betroffenheit und das Signal "es muss sich etwas ändern." Die Reaktionen eines Matthäus jetzt im Fall Mertesacker zeigen, wie heuchlerisch das damals war und wie wenig daraus gelernt wurde. Es ist ja nicht so, dass Mertesacker der erste ist, der urplötzlich merkt, dass ihm der Druck zu viel ist. Matthäus selbst bezeichnete den Druck zu seiner aktiven Zeit als immens und das waren die 80er/90er und mit heute kaum zu vergleichen.
    Die Reihe derer, die im Profifußball daran (fast) zerbrochen wären, ist lang. Oli Kahn hatte nach seiner ersten Wahl zum Welttorhüter einen Burnout. Darüber schreibt er in seinem ersten Buch. Dieser Umstand ist so vielen Menschen nicht bekannt, denen der Sportler Oli Kahn bekannt ist, dass es mich jedes Mal wundert, warum nicht mehr darüber gesprochen wird.


    Wie weit unsere Gesellschaft weg ist von einem vernünftigen Umgang mit dem Thema zeigt auch ein Beispiel, welches ich aus meinem persönlichen Umfeld kenne:
    An der Schule, an der ich war, gab es einen Lehrer, der am Burnout Syndrom erkrankt ist und dann auch mitten im Schuljahr ging. Eine Bekannte von mir hat sich dann ernsthaft darüber beklagt, wie unverantwortlich das sei. Man merke so etwas doch vorher und übernimmt dann keine Schulklasse, die kurz vor dem Abi steht. Persönliche Motivation war natürlich dahinter, sie war, man sich vielleicht denken kann, in dem Jahr in dieser Klasse. Man könnte darüber hinwegsehen. Eine jugendliche Person, die nichts von der Krankheit versteht, hat Sorge um ihren Schulabschluss und sagt deswegen ein paar unreflektierte Dinge. Aber nein, das perfide an der Situation: sie hatte selbst zu dem Zeitpunkt bereits eine Therapie wegen Depressionen hinter sich. Dass da trotzdem so wenig Empathie hängen geblieben ist, hat mich richtig wütend gemacht!
    Ist natürlich ein Einzelfall, aber ich fand das trotzdem damals so erschreckend, dass ich es bis heute nicht vergessen habe.


    *Zur Erklärung: ich weiß, dass Burnout und Depressionen nicht das gleiche sind, aber als psychische Erkrankungen die oft dieselben Ursachen haben bzw. das eine oft aus dem anderen hervorgeht, halte ich sie in dem Kontext für gut vergleichbar. Darum habe ich an dieser Stelle Verständnis für einen Burnout Erkrankten von einer Person erwartet, die bereits eigene Erfahrungen mit Depressionen gemacht hat.

    Wir sind übrig.

  • Nach dem Tod Robert Enkes oder dem versuchten Suizid von Babak Rafati war das Medienecho gewaltig, überall Betroffenheit und das Signal "es muss sich etwas ändern." Die Reaktionen eines Matthäus jetzt im Fall Mertesacker zeigen, wie heuchlerisch das damals war und wie wenig daraus gelernt wurde.


    Ich denke nicht, dass man das generell als heuchlerisch oder rückblickend als zwecklos sehen kann, nur weil sich ein LoddarMaddäus da jetzt wenig taktvoll zu geäußert hat. Ich weiß nicht, ob sich Matthäus bei den früheren Vorfällen betroffener gezeigt hat, aber ihn würde ich nicht unbedingt als Maßstab setzen, was Verständnis diesbezüglich angeht.

    Wer keine Angst vorm Teufel hat, braucht auch keinen Gott!


    Nr. 5 lebt - wir sehen uns wo die eisernen Kreuze stehen...

  • Matthäus ist hier lediglich ein Beispiel. Mertesacker hat ja durchaus auch von anderen Leuten ordentlich Gegenwind bekommen. Matthäus fand ich an dieser Stelle nur passend, weil er selbst sich auch schon kritisch über den hohen Druck, der auf ihm lastete, geäußert hat.

    Wir sind übrig.

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