CHINA - Politik, Menschenrechte, Kultur

  • Dann solltest du vielleicht bei deinem Punkt bleiben und nicht objektiv vorhandenes Elend (bei meinen Beispielen ging es ja nun wahrlich nicht um kulturelle Eigenarten) relativieren.


    Ich finde allerdings auch nicht, dass die generelle Priorisierung von Menschenrechten in irgendeiner Form auch nur indirekt beleidigend sein kann.
    Die Fähigkeit, selbst für sich Verantwortung zu übernehmen, sprechen übrigens auch Regierungen den eigenen Bürgern gerne mal ab. Das darf man auch grundsätzlich scheiße finden, wenn man selbst nicht direkt betroffen ist. Dem Betroffenen gestehst du das Recht zur Revolte oder Flucht ja auch ein.

    Es hat sich vieles getan, auf Dosenbier gibt es jetzt Pfand,
    aber die meisten von uns leben noch, das war nicht immer so geplant.
    (Koyaanisqatsi)

  • Also im Grunde genommen stimme ich mit Euch doch überein. Sich für Menschenrechte einzusetzen ist eine sehr gute Sache. Ich persönlich betrachte das aber nicht als meine persönliche Aufgabe. Wenn ihr das als eure persönliche Aufgabe betrachtet, würde mich interessieren, wie ihr das machen wollt BZBE meinte, die deutschen Zeitzeugen können ja was berichten - das ist ein Ansatz.


    Aber man kann das, was in Deutschland passiert ist, einfach nicht so ohne weiteres auf China übertragen - ihr werft mir oft Vereinfachung vor, ihr macht das aber genau so.


    Der Kommunismus ist im Westen entstanden - die KP hat dieses Konzept mit Gewalt auf China übertragen und herausgekommen ist dabei eine humane Katastrophe, wo Millionen Menschen verhungert sind nach dem "Großen Sprung nach vorne" und danach die Kulturrevolution, wo Vertreter der alten chinesischen Kultur massenweise abgeschlachtet wurden.


    Ich denke aber trotzdem, dass die KP als Regierung Vorteile hat, weil sie bewiesen hat, dass sie in der Lage ist, China zusammen zu halten. Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs 1911 zerfiel China in Einzelteile und das war auch keine schöne Zeit für die Bevölkerung, viele blutige Machtkömpfe, viel Unsicherheit, viel Leid für die Bevölkerung. Die KP wurde 1921 in Shanghai gegründet (ich habe das Gründungshaus selbst besucht) und hat den Kampf degen die Guomindang (Natianalisten) nach harten Kämpfen gewonnen. Zugutehalten muss man dem chinesischen Kommunisten auch, dass sie etwas für die Gleichberechtigung von Frauen getan haben.


    Ich habe in meinem vorherigen längeren Post nur versucht zu erklären, warum die KP sich so lange an der Macht halten kann. Das heißt nicht, dass es keine Demokratisierungsversuche in China schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunders gegeben hat, aber es erklärt für mich, warum das chinesische System ist wie es ist.

  • Sagen wir mal so: Die Historie scheint eher zu bestätigen, dass Menschenrechte nur von den betroffenen selbst erkämpft werden können. Alles andere scheint nicht wirklich zu funktionieren. Auch werden sie (noch) nicht universell gleich angesehen - es gibt Gesellschaften in denen viele der Menschen diese eben nicht als Werte teilen. Das geht einem hier schwer in den Schädel, ist aber so.


    Problematisch wirds aber eben genau dann, wenn Länder mit dieser vermeintlichen oder (je nach Perspektive) wirklich vorhandenen moralischen Überlegenheit eben genau doch die Finger im Spielen haben, wo diese ach so heiligen Werte mit Füßen getreten werden.


    Und genau da lacht sich dann auch die Einheitspartei scheckig, wenn Lord Merkel die Große beim Staatsbesuch "natürlich auch die Menschenrechtsfrage" anspricht, während nebenbei ganze Städte von Chinesen zwangsumgesiedelt und ihrer ganzen Lebensgrundlage entzogen werden, damit wir da unsere dreckigen Solarpanel Jointventures durchziehen können.... Aber hauptsache wir haben an einem völlig überschätzten Dissidenten ein Exempel statuiert...


    Bei chinesischen Konsumprodukten ist es auch wieder sperrig. Der Vermerk, dass da in den letzten Jahren viele Verbesserungen erreicht wurden, ist korrekt. Aber ebenso auch der, dass da immer noch ne Menge Dreck und Unrecht dran hängt. Dass das jetzt allerdings unbedingt besser wird, wenn wir den Mist nicht mehr kaufen (oder meinethalben da hin fliegen), halte ich für fragwürdig.


    So oder so ein sehr zweischneidiges Schwert, wo es keine wirklich gute Lösung gibt....

  • Und wie willst Du das anstellen? Lass hören - interessiert mich jetzt echt

    Ich seh mich tatsächlich als durch das Geschenk, in ein so rechtstaatliches demokratisches Land (- natürlich isses nicht perfekt -) geboren worden zu sein, als verpflichtet an, das zu erhalten, den zugrundeliegenden Ideen zur Verbreitung zu verhelfen und zu widersprechen wenn ihnen widersprochen wird.


    Das seh ich in erste Linie im demokratischer Mensch sein. Unter jedem AFD-nahen Post sachlich aber klar widersprechen, damit das dort gesagte nicht bei irgendwem als Wahrheit ankommt. Auf Gegendemos gehn, wenn jemand auftritt, der Menschenrechte von irgendwem abwertet oder missachtet. Jedes mal, wenn man sowas mitbekommt, deutlich machen, dass es nicht akzeptabel ist und nie normal werden wird.


    Ich sah - auch wenn das jetzt lustig klingt und natürlich ohne dich in AfD-Nähe rücken zu wollen - zum Beispiel auch meine Entgegnungen gegenüber dir als einen kleinen Kampf für die Demokratie und Menschenrechte an:
    Immer und immer wieder wiedersprechen, wenn auf "Die Menschenrecht gelten absolut. Punkt." ein "Ja, aber..." geantwortet wird. Allein schon um zum Nachdenken über dieses so abstrakte und nicht für jeden unmittelbar zugängliche Thema anzuregen und natürlich damit sich bei keinem einzigen Leser eine Sichtweise einprägt, die diese für mich unendlich wichtige Absolutheit relativiert. Dafür brenne ich, denn genau an dieser Schnittstelle fängt in meinen Augen immer das später eintretende unfassbare Unglück an. Alle großen menschlichen Katastrophenstaaten, waren die, die bei dieser Frage falsch abgebogen sind. Kein Faschismus, keine Verfolgung politischer Gegner, kein Wahlkampf auf dem Rücken von Minderheiten, nichts is möglich bzw. akzeptabel, wenn man die Menschenrechte als ausnahmslos für und gegenüber jedem gültig anerkennt.


    Und das äußere ich nicht nur Deutschlandintern, sondern in meinem Fall jetz besonders im Gespräch mit Auslandsstudenten aus verschiedensten Ländern, unter anderem auch einigen aus China, sowie natürlich auf Reisen. Fühle ich dabei auch kein bisschen überlegen, Diskussion auf Augenhöhe und in der Menschenrechtsfrage, wird einem am Ende erstaunlich oft Recht gegeben. Is nicht der riesen Einfluss, aber ich denke wenn das jeder überzeute Demokrat machen würde, würdes ein riesen Einfluss werden.

    Zitat

    obwohl ich eigentlich denke, dass jeder für sein Glück selbst verantwortlich ist....

    Zum "Für sein Glück selbst verantwortlich sein" wurde ja schon viel gesagt - ich denke wirklich kanns das eben nur in die Menschenrechte akzeptierenden Gesellschaften geben. Wenn diese Grundsichterheit nicht klar ist, ist halt im Zweifel das eigene Leben in Gefahr. Für sein Glück selbst verantwortlich sein, wird spätestens dann bissl zynisch, wenn das Glück nach der Freiheitsausübung im Schlimmsten Fall die Hinrichtung wäre. Hier kommt bin ich auch bei dem oben genannten Ende der NS-Zeit wahnsinnig dankbar, dass das von außen kam.

    Zitat

    Und genau da lacht sich dann auch die Einheitspartei scheckig, wenn Lord Merkel die Große beim Staatsbesuch "natürlich auch die Menschenrechtsfrage" anspricht, während nebenbei ganze Städte von Chinesen zwangsumgesiedelt und ihrer ganzen Lebensgrundlage entzogen werden, damit wir da unsere dreckigen Solarpanel Jointventures durchziehen können.... Aber hauptsache wir haben an einem völlig überschätzten Dissidenten ein Exempel statuiert...

    Edit: Entschuldige, ich dachte, du hättest die deutschen Parteien gemeint. Auf die KP trifft das natürlich zu.

    "Mit 15 schrieben wir noch Parolen an die Wand,
    die keiner von uns damals...so ganz genau verstand."

    5 Mal editiert, zuletzt von BzbE ()

  • Denkt bei der ganzen Diskussion auch mal jemand an Tibet!!! ?( ?( ?(
    Ich war mehrmals vor Ort und auch in China unterwegs und denke, wirklich ernsthaft hier mitdiskutieren sollte nur, wer sich selbst ein Bild vor Ort machen konnte!

    "...Mir gings es auch nur um die Absolutheit der Menschenrechte. Es ist jedes einzelne Mal furchtbar, wenn Menschen Menschenrechte missachten - völlig egal aus welchem Grund das geschieht...."

  • Wie steht das Zitat das du bringst in Zusammenhang mit dem, was Du schreibst? Bitte ausführlicher erklären.

  • Menschenrechte? Die interessieren keine Sau, ausser wenn man es gerade irgendwie instrumentalisieren kann

    Es kommt die Zeit
    in der das Wasser wieder steigt...
    Es kommt die Zeit
    in der der Airport wieder brennt...

  • Denkt bei der ganzen Diskussion auch mal jemand an Tibet!!! ?( ?( ?(
    Ich war mehrmals vor Ort und auch in China unterwegs und denke, wirklich ernsthaft hier mitdiskutieren sollte nur, wer sich selbst ein Bild vor Ort machen konnte!

    Hach ja, Tibet, der Modeaufreger....
    Hast du denn ne Meinung zum Irakkrieg, oder muss man da auch dabei gewesen sein?

  • Nachtrag zu meinen vorigen Beiträgen:


    Ich will eigentlich dazu beitragen, dass diese negative Einstellung zu China aufhört, nur wegen dessen Regierung. Die chinesische Kultur hat schon immer eine echt riesen große Faszination auf mich ausgeübt, schon seit ich Kind war, und ich finde einfach, man tut den Chinesen Unrecht, wenn man sie auf ihr politisches System reduziert und dieses so krass verurteilt. Ich habe auch meine Schwierigkeiten mit Autorität und den Kontrollen in China, sehe aber auch, dass man sich mittlerweile in U-Bahnen in Peking oder anderen Großstädten Chinas sicherer fühlt als hierzulande.


    Die chinesische Sprache, vor allem die Schrift, verfügt über eine Schönheit, die einfach großartig ist. Chinesisches Kunsthandwerk, die chinesischen Theaterformen und auch die Filme sind einfach so vielfältig und detailreich und einzigartig. Und die Chinesen haben einen besonderen Humor, der von manchen auch als Lebensfreude bezeichnet wird und als alleinreisende Frau wurde ich von den Chinesen freundlich und herzlich behandelt - in Harbin, große Stadt im Nordosten Chinas mit sowjetischem Einfluss, saß ich in einem kleinen Restaurant und wurde einfach so eingeladen - der Nachbartisch mit einer Gruppe von Leuten hat einfach so meine Rechnung übernommen - mal ehrlich, würde sowas hier jemand machen?


    Ok, das war mir nur irgendwie wichtig, das auch noch mal zu sagen.

  • Ich war 2015 für zwei Wochen in Shanghai und Peking und finde, dass man Politik und Kultur in China getrennt betrachten sollte. China ist einfach eine komplette andere Welt mit vielen Gegensätzen. Auf der einen Seite die Schönheit von Tempeln, Parks und Plätzen und auf der anderen Seite Luftverschmutzung, Dauer-Verkehr und ein kommunistisches System. Ich finde man kann sich über China nur vor Ort selbst ein Bild machen.

    ... ein Leben voller Heimspiele...

  • Das gilt für Kultur, aber sicher nicht für Politik.
    Ich glaube auch bei letzterem darf zwar man wenn man noch nicht da war diesen erheblichen Fakt in der Diskussion nicht vergessen - dennoch gibt es Dinge (s.o.) für deren Verurteilung man sicher nicht vor Ort gewesen sein muss.


    Sonst könnte jeder Staat einfach die Schotten dicht machen, mit seinen inneren Gegnern tun, was er lustig ist. Nach dem was hier anklingt, dürfte die Weltöffentlichkeit dann noch nicht mal was dazu sagen.


    Ich glaube ich kann bspw. nordkoreanische Arbeitslager durchaus mit Recht hier verurteilen ohne eins gesehen zu haben. Ebenso muss ich keine chinesische Hinrichtung gesehen haben, um die dort geltende Todesstrafe "menschenverachtend" zu nennen.

    "Mit 15 schrieben wir noch Parolen an die Wand,
    die keiner von uns damals...so ganz genau verstand."

    Einmal editiert, zuletzt von BzbE ()

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