• Greta ist wohl für den alternativen Nobelpreis vorgeschlagen. :daumen:

    "Nichts ist schwerer und erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!"

  • Friedensnobelpreis wäre auch angemessen, finde ich... Obwohl in einer Reihe mit Kriegstreibern und Asylverweigerern zu stehen? Das wäre auch nicht angemessen....


    Zumal der Friedensnobelpreis die ohnehin schon grassierende Überhöhung der Person zementieren würde.


    Nicht falsch verstehen, ich finde die Themen richtig und wichtig, aber die Hochstilisierung einer 16-jährigen Person in diesem Maße kann nicht gesund für die Psyche sein...

    Es hat sich vieles getan, auf Dosenbier gibt es jetzt Pfand,
    aber die meisten von uns leben noch, das war nicht immer so geplant.
    (Koyaanisqatsi)

  • Btw: Son bissel Straßenblockade für wenige Stunden durch eine Demo ist zumindest in Berlin ein Witz. Nimmt man beispielsweise die zahlreichen Volksfeste und Sportveranstaltungen, wie jetzt der Berlin Marathon, wo die gleichen Straßen, aber noch viele viele zusätzliche, 2-3 Tage (!) vollgesperrt werden (https://m.tagesspiegel.de/berl…in-autofrei/25045526.html). Von Fanmeile oder ähnlichen Späßen ganz zu schweigen.


    Lustigerweise regt sich da kaum jemand auf, dass nun Oma Erna nicht pünktlich zum Augenarzt chauffiert werden kann. Ich bin sicher, in jeder anderen Stadt gibt es vergleichbares, auch in Konstanz. Wie sieht denn die Verkehrssituation bspw. bei dem evtl. ausfallenden Volksfest sonst aus?

    36 (+2)
    Narf.

    Einmal editiert, zuletzt von S-Man ()

  • Ist in Köln auch so, da wird der Hohenzollernring (eine Hauptstraße!!) für 4 Tage vollgesperrt für ein Festival mit schlechten Bands... keinen juckts, oweh da geht mal eine Demo durch für 2 Stunden... dass ist der Untergang der Welt

    Es kommt die Zeit
    in der das Wasser wieder steigt...
    Es kommt die Zeit
    in der der Airport wieder brennt...

  • 3. Das "Argument", das jeder erstmal bei sich selbst anfangen möge, zieht nicht. a) Klimawandel ist nicht durch einen einzelnen zu schaffen. Auch, weil wir bequeme Leute sind.

    So sehr ich vieles aus deinem Statement teilen kann, das sehe ich komplett anders.
    Auch wenn das "Klimapaket" eher ein dünnes Päckchen ist - es ist mir viel zu einfach, die Verantwortung komplett auf die Politiker zu schieben und darauf zu warten, dass etwas verboten wird, ehe man es nicht mehr macht. Nichts ist alleine zu schaffen, schon klar. Aber wenn keiner bei sich anfängt, unabhängig von dem, was vorgegeben ist, besteht gar keine Chance. Jeder muss überlegen, ob er wirklich mit dem Auto in die Stadt muss. Ob er den Kaffee auf die Hand wirklich braucht. Ob er eingeschweißte Bücher bei Amazon kaufen will. Ob er Klamotten bei Zalando bestellen will oder sich "die Mühe macht", seinen Arsch dafür in ein lokales Geschäft zu bewegen. Ob er eine Klimaanlage voll aufdreht oder jeden Tag ein Vollbad nimmt. All diese Dinge werden nicht verboten werden. Das müssen wir schon selbst regeln. Dass "Fridays for Future" dafür ein Bewusstsein geschaffen hat, ohne den Einfluss der zaghaften Politiker, ist eine aus meiner Sicht sensationelle Errungenschaft, die gar nicht groß genug zu bewerten ist. Ob da Schwänzer und Idioten mitlaufen, ist mir ziemlich Wurscht. Vielleicht sind auch Eventies dabei, weil es auf Instagram ganz gut ankommt. Aber die, die es ernst meinen, haben zusammen eine Bewegung ins Leben gerufen. Vielleicht dachten viele am Anfang auch: Hey, was macht es denn für einen Unterschied, wenn ich jetzt mitgehe - einer mehr oder weniger, das richtet doch so wenig aus, wie wenn nur ich auf die Plastiktüte im Supermarkt verzichte, alle anderen aber nicht. Und dann waren es plötzlich sehr viele.


    Auf mich persönlich hat das einen großen Eindruck gemacht. Ich überlege mittlerweile bei fast allem, ob es wirklich nötig ist. Und ob ich meine kleine Auszeit, die ich mir nach einem anstrengenden Jahr jetzt nehme, am anderen Ende der Welt verbringe, fällt mir nicht mehr so leicht zu beantworten wie noch vor ein oder zwei Jahren.

  • Ich sage nicht, dass keiner bei sich anfangen soll. Doch die wirklich großen Sachen, mit real messbarem Impact, werden nur durch groß angelegte Verbote oder Regulierungen zu schaffen sein. Ja, ich kann überlegen, oder dieser Coffee 2 Go im Plastikbecher jetzt wirklich sein muss - und ich behaupte mal steil, dass es vor allem dem eigenen Gewissen dient, wenn ich mich dagegen entscheide. Wirklichen Einfluss wird diese Entscheidung genau gar nicht haben. Da müssten Größenordnungen mehr mitspielen, was vermutlich genau wegen der beschriebenen Gewöhnung nicht passieren wird.


    Bitte nicht falsch verstehen: Natürlich ist jedes individuelle Engagement besser als pure Ignoranz. Schon allein ein (Unrechts)Bewusstsein zu schaffen, ist ein großer Schritt! Aber nur weil ich jetzt plötzlich die Holzzahnbürste benutze, wird deswegen genau überhaupt gar nichts verändert, keine einzige Zahnbürste wird deswegen weniger produziert. Das ist nur durch Masse zu schaffen. Das ist natürlich im höchsten Maße frustrierend, aber leider die Realität. Einzelne wenige (ob national oder international gesehen) werden nur wenig erreichen.


    Umso wichtiger sind die Demos: Aufmerksamkeit erzeugen, um die wachzurütteln, die wirklich Dinge in größtmöglichen Maßstäben bewirken können. Nur so kann ein indivueller Beitrag dazu führen, dass man sich nicht völlig umsonst eingeschränkt hat und bei der Apokalypse nur der Dumme ist.


    Ich weiß wirklich nicht, ob mein Gedanke gut formuliert ist, weil ich den Widerspruch selbst darin sehe, deswegen nochmal:
    - Ich begrüße ausdrücklich, wenn man selbst sehr viel bewusster bzgl. Klima lebt und finde, das sollte gefördert und honoriert werden!
    - Im Widerspruch dazu glaube ich aber nicht, dass wir paar Hanseln ernsthaft etwas allein bewirken könnten.
    - Deswegen: Mächtige auf unsere Seite ziehen, um wirklich etwas zu bewirken.


    Aber vielleicht bin ich auch zu pessimistisch.

    36 (+2)
    Narf.

    Einmal editiert, zuletzt von S-Man ()

  • Naja, es ist bestimmt nicht so, dass er Einzelne gar nichts bewirkt. Stichwort Fleischkonsum. Die Fleischproduzenten wie Rügenwalder oder Wiesenhof bieten nicht aus Nachhaltigkeitsgründen fleischfreie Ersatzprodukte an, sondern weil sich damit Umsatz erzielen lässt. Das aber kommt daher, dass überhaupt erst Menschen angefangen haben, die Nachfrage nach solchen Produkten zu erhöhen, bzw. immer stärker auf Fleisch zu verzichten. Dass man dennoch nicht gerade diese Konzerne unterstützen sollte, steht auf einem anderen Blatt, aber es tut sich zumindest was. Und das, was sich tut, tut sich nicht, weil ein Politiker den Unternehmen vorgeschrieben hat, einen bestimmten Anteil der Produktpalette fleischfrei anzubieten. Nein, sondern weil es Menschen gab, die damit angefangen haben, solche Produkte zu konsumieren. Das kann man jetzt auf die nächsthöhere Ebene der Kapitalismuskritik hieven, aber das würde hier zu weit führen. Soll nur heißen: es kann etwas bewirken.


    Supermärkte, die auf Plastiktüten verzichten sind auch so ein Beispiel. Gab es jemals ein Gesetz, welches es dem Einzelhandel verboten hat, Plastiktüten anzubieten? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, klärt mich gerne auf, aber komplett verboten scheinen sie zumindest noch nicht zu sein. Dennoch tut sich etwas.


    *Was natürlich die Politik nicht entlasten soll! Ich wollte nur S-Man (und sicherlich auch ein paar anderen) etwas mehr Optimismus vermitteln. :)

    Wir sind übrig.

  • Ja, das ist natürlich ein sehr gutes Beispiel.


    Ist es denn so, dass deswegen weniger reguläre Wurst fabriziert wird? Wenn ja, hat diese geringere Menge wirklich einen relevanten Einfluss aufs (globale) Klima?


    (so langsam glaube ich, dass das Thema hier von "Demos" weggeht. Verschieben?)

    36 (+2)
    Narf.

  • Ist es denn so, dass deswegen weniger reguläre Wurst fabriziert wird? Wenn ja, hat diese geringere Menge wirklich einen relevanten Einfluss aufs (globale) Klima?


    Mittelfristig auf jeden Fall. Was nicht abgesetzt wird, wird auch in der Produktion zurückgefahren. Ist natürlich ein verzögerter Effekt, aber kein gewinnorientiertes Unternehmen kann es sich leisten, dauerhaft am Markt vorbeizuproduzieren.


    Das Argument des (ir-)relevanten Einflusses ist ein sehr gefährliches, da es schnell Passivität rechtfertigen kann. JEDE bewusste, klima-positive Konsumentscheidung hat einen positiven Einfluss. Nur weil man theoretisch mehr machen könnte, wird etwas Positives ja nicht automatisch schlecht. Auch wird man kaum einen Menschen finden, der in dieser Geschichte zu 100% konsequent handelt, aber es ist doch besser, zumindest einen Teil "richtig" zu machen, als schlichtweg "alles falsch", oder?

    Es hat sich vieles getan, auf Dosenbier gibt es jetzt Pfand,
    aber die meisten von uns leben noch, das war nicht immer so geplant.
    (Koyaanisqatsi)

  • Mittelfristig auf jeden Fall. Was nicht abgesetzt wird, wird auch in der Produktion zurückgefahren. Ist natürlich ein verzögerter Effekt, aber kein gewinnorientiertes Unternehmen kann es sich leisten, dauerhaft am Markt vorbeizuproduzieren.


    Die Frage, die ich mir jedoch gestellt habe: Ist die vegane Wurst anstelle oder zusätzlich?


    JEDE bewusste, klima-positive Konsumentscheidung hat einen positiven Einfluss.


    Irgendwie schon, klar. Aber hat die Entscheidung, auf den einen Kaffee-Becher zu verzichten, wirklich einen Einfluss auf das Klima? Haben es 1000 oder 1000000? Bekommen wir überhaupt 1000000 eingespart ohne externe Regulierung?


    Nur weil man theoretisch mehr machen könnte, wird etwas Positives ja nicht automatisch schlecht. Auch wird man kaum einen Menschen finden, der in dieser Geschichte zu 100% konsequent handelt, aber es ist doch besser, zumindest einen Teil "richtig" zu machen, als schlichtweg "alles falsch", oder?


    Habe ich nie bestritten, im Gegenteil: Genau das habe ich hier bereits mehrfach in ähnlichen Worten gesagt :)


    Nochmal: Ich bin komplett bei dir. Jeder, der was bewusst was Klimaschonendes tut, hat meinen Segen und meine symbolische Unterstützung; genau wie ich dazu stehe, dass jeder bei sich etwas suchen sollte, was er ändern könnte.


    Und dennoch bleibe ich dabei: Nur durch die kleinen Änderungen einer sehr sehr kleinen Minderheit wird genau nichts zu schaffen sein und ihre Beiträge - falls sie wirklich irgendetwas bewirken - irgendwo in der 20. Nachkommastelle beim Temperaturanstieg zu finden sein. Für jeden zehnten Schienenkilometer, den ich fahre, wird irgendein Heinz von Fiat Panda auf Porsche Cayenne umsteigen und alles wieder zunichte machen, für jeden in Deutschland gebauten Windpark, wird irgendwo ein neues Kohlekraftwerk ans Netz gehen, usw. usf.


    Ich würde mich freuen, zu hören, dass ich falsch liege. Ich würde mich wirklich freuen, zu sehen, dass mein Wechsel von Flüssigseife zu klassischer Seife tatsächlich irgendetwas bewirkt, dass meine Fleisch-freien Tage wirklich CO2 oder Methan einsparen. Doch ich glaube nicht wirklich an einen realen Unterschied mit Blick auf globale, oft staatlich geförderte Emittenten.

    36 (+2)
    Narf.

    Einmal editiert, zuletzt von S-Man ()

  • Hätte mir vor drei Jahren jemand gesagt dass wir auf allen Kanälen so eine Welle an Umweltpolitik erhalten, ich hätte ihn einen Träumer genannt. Vor einem Jahr war das schon anders, die Unverpackt-Läden eröffnen, die lokalen Erzeuger-Märkte sprießen aus dem Boden, Radentscheide werden den Kommunen aufgezwungen, Bürgerbewegungen vernetzen sich und nehmen lokale Themen auf. Vor einem Jahr hätte ich gesagt, ja, kann schon sein. Heute bin ich fasziniert dass wir so weit gekommen sind und sehe auch dass das noch weit tragen wird. Man merkt heute auch dass die Rechten Schreihälse nur deswegen so laut waren, weil kein anderes Thema derart brannte. Heute hört man die Rechten eher nur mehr als Stör-Rauschen. Auch das macht Hoffnung darauf dass sich unsere Gesellschaft vielleicht doch weiter in die richtige Richtung bewegt.
    Weiter machen, darüber reden, nicht locker lassen.


    Zum Thema Stör-Rauschen:


    Quelle: https://www.nazistopp-nuernberg.de

    A fallen wall becomes a bridge to connect us rather than divide. (Zeb Love)

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!

  • Registrierte Mitglieder haben die folgenden Vorteile:
  • ✔ kostenlose Mitgliedschaft
  • ✔ direkter Austausch mit anderen DTH-Fans
  • ✔ keine Werbung im Forum
  • ✔ neue Fragen stellen oder Diskussionen starten
  • ✔ kostenlose Nutzung unseres Marktbereiches
  • ✔ eigene Konzertübersicht
  • ✔ und vieles mehr ...