Was haltet Ihr von Gewerkschaften?

  • Das halte ich für unglaublich dreist. Wenn ich nicht in der Gewerkschaft bin, aber mitstreike, habe ich genauso ein Recht auf die erstreikte Lohnerhöhung. Schließlich verzichte ich ja für die Streikdauer auf meinen Verdienst, mache das also auf eigene Kosten, wohingegen Gewerkschaftsmitglieder immerhin einen Anteil des Lohns in Form von Streikgeld erhalten.


    Außerdem ist es - soweit ich von unserem Betriebsrat informiert wurden bin, gesetzlich geregelt, dass es nicht möglich ist, nur den Gewerkschaftsmitgliedern den höheren Lohn zu bezahlen, weil dann im Betrieb manche Mitarbeiter schlechter gestellt seien und dass sei verboten.


    Ausführlichere Information müsste ich recherchieren.


    Auch Leute, die sich überhaupt nicht an dem Streik beteiligen, sollen doch von den besseren Bedingungen profitieren - dann hat man doch mit dem Streik mehr erreicht, je mehr davon profitieren.


  • Wirklich ein völlig blödsinniges "Argument", denn kein Mensch hat hier behauptet, dass jeder Streik immer und prinzipiell sinnvoll ist. Genauso hat niemand hier "absoluten Gehorsam" gegenüber den Gewerkschaftsführungen verordnet (by the way haben die letzten Leute in Deutschland, die absoluten Gehorsam in Politik und Armee verordnet haben, die Gewerkschaften verboten und ihre Führer ins KZ gesperrt - das mal nur nebenbei, um Dir ein bisschen Deine Rhetorik vor Augen zu führen). All das hast Du gerade behauptet und in die Diskussion geführt.
    Das Gegenteil Deiner Behauptungen ist übrigens der Fall. Mit dem Eröffnungs-Post (von mir aus ohne böse Absicht) wurde eine Diskussion vom Zaun gebrochen, wie man es sonst nur von FDP- bis AfD-lern kennt.


    Nochmal: Es ging mir lediglich um die hier getätigten Aussagen, Streikbrecher pauschal als "Feiglinge" und "Mobber" hinzustellen. Denn wenn das getan wird, dann folgt daraus, dass eigentlich gewollt ist, dass sich niemand abspaltet, also stumm den Massen folgt. Ein Streikbrecher - für mich schon ein negatives Wort - ist also nach euren Aussagen dazu verdammt, mitzuziehen, egal was er wirklich denkt. Und genau das ist der blinde Gehorsam. Und ja, die Rhetorik ist bewusst verwendet worden. Denn mir ist sehr wohl bewusst, dass es in rechten und linken Regimen Meinungsunterdrückungen aller Art gab und gibt. Und dass sie alle blinden Gehorsam forderten und fordern. Dabei ist es egal, ob die fordernde Organisation NSDAP oder SED oder KP heißt. Alle verbieten andere Meinungen. Hast du eine andere, wirst du unterdrückt. Und genau das passiert hier auch - natürlich in kleinerem Maßstab, aber es leiden Leute drunter. Ich wählte die Rhetorik daher bewusst, weil es für mich keine Frage des Maßstabs ist, sondern der Methode. Und weil ich sie nicht gutheiße. Achte also das nächste Mal bitte selbst auf deine Rhetorik bevor du Menschen als "Feiglinge" bezeichnest, nur weil sie nicht der Masse folgen.

    36 (+2)
    Narf.

  • Conse: Vielen Dank für den Beitrag. (Hab den erst gelesen, nachdem ich mal schnell auf den vorigen antworten musste)


    @Howard/Köln: Falsch. Ich erwarte, dass ich meiner Leistung nach bezahlt werde. Wenn eine bestimmte Leistung mit einem bestimmten Gehalt bezahlt wird, erwarte ich, dass jeder für seine Lestung gleich vergütet wird. Egal ob Männlein, Weiblein, mit Gewerkschaftsausweis oder ohne. Es ist an der Stelle völlig unerheblich, woher eine eventuelle Gehaltserhöhung kommt, ob sie von einem Einzelnen in einem Personalgespräch kam oder von Tausenden auf der Straße erstritten wurde. Leistung ist Leistung. Nochmal: Es kann verschiedene Gründe - Köln führt einige an - die dazu führen können, nicht zu streiken oder nicht in einer Gewerkschaft zu sein. Warum sollte Meinungsvielfalt denn dadurch bestraft werden, dass einige mehr verdienen als andere, obwohl alle das gleiche tun? Ist das gerecht? Um mal konkret zu werden: Es gab in meinem Kreis einen Fall, der war mit Unterhaltszahlungen und Scheidung und Miete so derart überlastet, dass es ihm unmöglich war, auch nur einen Euro seines Gehaltes anderweitig einzusetzen - also auch nicht an Gewerkschaften. Warum sollte dieser gebeutelte Mensch am Ende noch weiter benachteiligt werden?

    36 (+2)
    Narf.

  • Zitat

    Um mal konkret zu werden: Es gab in meinem Kreis einen Fall, der war mit Unterhaltszahlungen und Scheidung und Miete so derart überlastet, dass es ihm unmöglich war, auch nur einen Euro seines Gehaltes anderweitig einzusetzen - also auch nicht an Gewerkschaften.


    Immer das Märchen vom armen, armen Ex-Mann, der Unterhalt zahlen muss und dabei selber verarmt... lächerlich. Soll er die Kinder nehmen, dann muss die Frau Unterhalt zahlen. Aber das macht er natürlich auch nicht, gelle?


    Zitat

    Ich erwarte, dass ich meiner Leistung nach bezahlt werde.


    Dann mach dich selbständig, dann funktioniert das so. Im Angestelltenverhältnis läuft das so nicht.
    Komisch nur, dass due meisten High-Performer dann auf einmal ganz still werden.

    Ende.

  • @S-Mann
    Bezahlung nach Leistung? Bin ich sofort dabei... Die schwer arbeitende Pflegekraft bekommt mehr als der Klinikleiter, die erschöpfte Sekretärin mit unbezahlten Überstunden mehr als der Chef, der Fabrikarbeiter in Akkord am Band mehr als der Vorstandsvorsitzende..., die Mädels im JKP Büro mehr als Campino. Wenn ich mir die Arbeitswelt so angucke, ist es doch genau umgekehrt: Wer (körperlich und meistens auch geistig) weniger leistet und mehr deligiert, bekommt mehr Geld (Campino hier mal ausgenommen, weil der rennt ja schon viel).


    Generell habe ich nichts gegen gleiches Geld für gleiche Leistung auch für Nichtgewerkschaftler, aber wenn die Firmen dies tun, damit die Leute, die nicht organisiert sind, die Füße still halten und Ruhe herrscht, man also denen quasi einen Maulkorb verpasst, könnte ich an die Decke gehen. Gegen die aufmüpfigen Gewerkschaftler können die ja nix tun. Sollte es allerdings zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit dem Chef/Betrieb kommen, stehen meines Wissens nach nur den Gewerkschaftlern die tariflich vereinbarten Leistungen gesetzlich zu.


    Zwingen sollte man keinen einer Gewerkschaft beizutreten, aber die Attitüde: "Och, ich krieg ja eh mehr, was soll ich mich da anstrengen, die anderen machen das schon" halte ich auch für den falschen Ansatz. Eigentlich könnte ich mir dann von einer nicht organisierten Kollegin die Hälfte meines Beitrages wiederholen, weil de facto habe ich ja auch für sie mitbezahlt, oder? ;)


    Ich hoffe, deinem Bekannten geht es jetzt besser. Ich kenne mich da so nicht aus, aber gibt es nicht Regelungen der einzelen Gewerkschaften für Beschäftigte in solchen Notlagen?

    "Nichts ist schwerer und erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!"

  • Tariferhöhung nur für Leute in der Gewerkschaft. Die erstreiten und zahlen auch den Lohn für die Leute in der Verhandlung.
    So einfach


    Mein Solidaritätsgedanke ist ein anderer. Er beinhaltet aber auch, dass sich alle am Prozess beteiligen, auch wenn man sich damit beim Arbeitgeber unbeliebt macht.

    Ende.

  • Immer das Märchen vom armen, armen Ex-Mann, der Unterhalt zahlen muss und dabei selber verarmt... lächerlich. Soll er die Kinder nehmen, dann muss die Frau Unterhalt zahlen. Aber das macht er natürlich auch nicht, gelle?


    Wer erzählt, dass es in dem Fall Kinder gab? Unterhaltspflichtig ist im Trennungsjahr immer der Mehrverdiener. Und das ist in dem Fall der verlassene Mann. Keine Ahnung vom konkreten Fall, aber Hauptsache erstmal die Vorurteile rausgeschleudert. Tolle Diskussionsgrundlage.


    Köln: Natürlich verdient der Chefarzt mehr als die Schwester. Er hat eine bessere Ausbildung und deutlich mehr Verantwortung. Natürlich machen Schwestern einen großartigen Job und ich bin der letzte, der den gebeutelten Pflegekräften nicht einen sehr großen Gehaltssprung zusprechen würden. Aber der Vergleich unterschiedlicher Leistungen ist schwierig und war auch nicht meine Intension. Ich denke, dass war dir auch klar. Mir geht es um den direkten Kollegen, der genau das gleiche tut, mit einer vergleichbaren Erfahrung.


    Ich finde die unsachliche Diskussion schade. Ich bin gern bereit, meine Thesen zu erklären und bei sachlichen Argumenten ggf. auch zu überdenken. Aber die Anfeindung und Polemik von unliebsamen Meinungen ist unverständlich und unklar. Ich würde mich wirklich über mehr Sachlichkeit freuen. Eben weil es ein spannendes Thema ist.

    36 (+2)
    Narf.

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  • @ Conse
    Duden Definition von Streikbrecher: jemand, der während eines Streiks in dem bestreikten Betrieb arbeitet


    Arbeit ist im Kapitalismus eine Ware, die der Kapitalist möglichst billig haben will.
    Wenn sich die Beschäftigten solidarisch zusammenschließen, können sie die Ware Arbeit teurer verkaufen.
    Wer sich dieser Solidarität entzieht, soll trotzdem davon profitieren? Komisches Gerechtigkeitsempfinden.
    Er hat doch für die Lohnerhöhung nichts geleistet; keinen Gewerkschaftsbeitrag, keine Streikbeteiligung.
    Ohne (Warn-)Streik legen manch Arbeitgeberverbände heut zu Tage noch nicht einmal mehr ein Angebot auf den Tisch.


    Es sollte doch wohl wünschenswert sein, dass alle von steigendem Reichtum partizipieren können sollten. Dabei werden tatsächlich die Reichen aber immer reicher, die Armen immer Ärmer und die Mittelschicht immer kleiner. Eine Umverteilung darf sich aber nicht nur auf Tariferhöhungen beschränken. Unternehmensgewinne werden deutlich niedriger besteuert, als Arbeitseinkommen. Da sind noch einige Baustellen, die Schröder damals hinterlassen hat, wo die SPD recht alt aussieht und Gewerkschafter in der SPD sich nicht durchsetzen konnten.


    Zur Mär von dem Betrieb, der sich keine Gehaltserhöhung leisten konnte.
    Von einer tariflichen Lohnerhöhung alleine ist noch kein Betrieb pleite gegangen, das sind Legenden, wohl aber von überhöhten Boni-Zahlungen, dummen Personaleinsparungen, undurchsichtigen Investitionen in Briefkastenfirmen und manchmal auch nur wegen Unfähigkeit.


    Lohnkosten drücken den Profit.


    In Deutschland wurde mit Hartz IV ein Instrument geschaffen, wo Arbeitnehmer gezwungen wurden, ihre Arbeitskraft unter Preis anzubieten - damals noch ohne Mindestlohn.
    Es entstand ein riesiger Niedriglohnsektor, wo ein Job zum Leben häufig nicht ausreicht. Dabei sind die Profite in Deutschland gestiegen wie nie, trotz Bankenkrise.
    Wer nur profitabel Unternehmer sein kann, wenn er Menschen mit Niedriglöhnen ausbeutet oder gar um den Lohn bescheißt, sollte nicht Unternehmer sein. Solche Arbeitsplätze gehören verboten und die Arbeitgeber enteignet, denn Eigentum verpflichtet.

  • Steigt der Arbeitgeber neben dem Arbeiter aus seinem Porsche und sagt:


    "Siehst du diesen Wagen? Wenn du nur hart genug arbeitest, dich richtig in die Arbeit reinhängst, nicht zu lange krank machst und an unsere Firma glaubst, dann kann ich mir nächstes Jahr noch so einen holen."

    Ende.

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