Merkel als Abofalle

  • Merkel hat einen klaren Fehler gemacht. Als es um das Thema Flüchtlinge ging, hat sie nur gesagt "Wir schaffen das". Das wichtige "Wie" hat sie nie geklärt und damit hat sie der AFD eine Steilvorlage gegeben.


    Deutschland existiert noch, es geht uns allen immer noch gut und an der aktuellen Konjunkturflaute sind nicht die Flüchtlinge Schuld...ich würde sagen: WIR HABEN ES GESCHAFFT!


    Wirklich von der AFD überzeugt ist noch nicht einmal die Hälfte ihrer Wähler. Das Problem ist, dass Menschen meinen, die AfD wäre eine Protestpartei und mit einer Stimme für die Rechten könne man die Regierung abstrafen. Die Ziele der Partei sind den meisten Wählern gar nicht präsent, ja sie sind ja auch von der AfD nicht einmal formuliert.


    Das gilt so nicht pauschal. Laut Tagesspiegelhaben in Sachsen 70% der Wählerinnen und Wähler diese wegen ihrer politischen Forderungen gewählt. Eine erschreckende Erkenntnis.

  • Das gilt so nicht pauschal. Laut Tagesspiegelhaben in Sachsen 70% der Wählerinnen und Wähler diese wegen ihrer politischen Forderungen gewählt. Eine erschreckende Erkenntnis.


    Also ich traue keiner Statistik, die ich nicht selber gefälscht habe.


    Wenn ich die Menschen Frage, ob sie die AfD wegen ihrer politischen Ideen oder aus Protest gewählt haben, kann ich so ein Ergebnis bekommen.


    Wenn ich die Leute aber nach den politischen Forderungen der AfD frage, kommt dabei nicht viel heraus. Wenn man die AfD Wähler fragt, wofür die AfD steht, bekommt man Antworten, die man nicht unbedingt erwartet hätte. Grenzen Dicht und Abschieben würde man vermuten. Tatsächlich kennen die Leute weder Partei- noch Wahlprogramm und denken sich Sachen aus. Ich kann nur mal empfehlen, auszuprobieren AfD Wähler zu fragen, wofür die AfD steht und wo das steht.


    "Gegen" die anderen, die "Volksverräter", da können sie hetzen, aber eigene Lösungen haben die nicht, jedenfalls keine, die mit unserem Rechtsstaat vereinbar sind.

  • @ djrj:


    Die AFD macht es sich relativ einfach. An den ganzen Problemen in Deutschland ist Merkel und die Flüchtlinge schuld. Das ganze wird dann noch von der "Lügenpresse" schön geredet und nur sie kennen die Wahrheit.


    Mit diesen Aussagen schüren Angst und Hass zumindest bei einem Teil ihrer Wähler. Die weiteren Wähler sind dann Protestwähler und ein kleiner Anteil sind wahrscheinlich Leute die Eindruck haben, dass die AFDler ihnen zu höhren. Denen könntest du auch einen Euro für die Parkuhr in Hand drücken und sie könnten es der erzählen, denn das würde genauso viel bewirken wie man es jemanden von der AFD erzählt.


    Eigentlich wiederholt sich doch nur ein Teil unserer Geschichte. In den 70er Jahren hat Deutschland jede Menge Gastarbeiter nach Deutschland geholt, weil es zu viel Arbeit gab. Gab es damals keine Angst bzw. Unsicherheit oder wie sind die Poliktiker damals mit der Situation umgegangen? - Ich habe es damals noch nicht gelebt, weshalb ich es nicht beurteilen kann.

    Narren sind bunt und nicht braun!

  • Das würde mich tatsächlich auch mal interessieren, da ich ebenfalls zu spät geboren wurde und meine Eltern zu der Zeit noch nicht in Deutschland lebten. Mit der RAF war ja linker Terror zu der Zeit wirklich präsent und nicht nur eine herbeigeredete Relativierung rechter Gedanken wie heutzutage.
    Andererseits kann ich mir auch gut vorstellen, dass zur damaligen Zeit, als der 2. Weltkrieg noch nicht so lange her war, Ausländerfeindlichkeit nicht so offen gezeigt wurde. Zumal die meisten Gastarbeiter damals aus Europa kamen, das war vielleicht auch ein Faktor für weniger Skepsis in der Bevölkerung.


    Wäre cool, wenn das jemand genauer beleuchten könnte :)

    Wir sind übrig.

  • Die Gastarbeiter wurden für Arbeiten gebraucht, die für Einheimische nicht so attraktiv war. Am Hochofen beim Abstich standen ausschließlich Türken. Hauer unter Tage waren auch vorwiegend Gastarbeiter.
    In den 70er Jahren gab es kaum Ausländische Familien, der Familiennachzug kam erst in den 80ern zum Tragen. Vorher wohnten die Gastarbeiter in Heimen mit Etagenbetten in Werksnähe.


    Die RAF spielte außer in der Tagesschau und bei Straßensperren, keine große Rolle im Alltag, Sie gab es, ein paar Unterstützungsgruppen gab es auch, aber eigentlich wollte niemand was mit denen zu tun haben.


    Im Stadtbild sah man in den 70ern erste Türkische Frauen mit Kopftuch und Knielangem Rock, dadrunter eine grelle, farbige Stoffhose, gerne Grasgrün oder Kanariengelb. Das war für mich als Kind gewöhnungsbedürftig. Deutschkenntnisse? Fehlanzeige. In der Schule gab es kaum Ausländer. Die hatten Muttersprachlichen Unterricht, gerne auch zu Zeiten des Religionsunterrichtes. Man ging ja schließlich von einer Rückkehr ins Heimatland aus. Das Änderte sich dann langsam in den 80ern. Es gab nicht nur Pizzerien, die ersten Döner Kebap Läden eröffneten im Marxloh und auch der klischeehafte türkische Gemüsehändler war nun aus einigen Stadtteilen nicht mehr wegzudenken. Dort konnte man auch ohne Deutschkenntnisse einkaufen. Eine Rückkehr warzwar für viele noch das Ziel, aber je länger man blieb, desto weniger war der Drang zurück zu kehren, vor allem, wenn die Kinder hier groß geworden sind und hier bleiben wollten. Für die Rückkehrer, die so genannten Deutschländer, war es in der Türkei nicht leicht wieder Fuß zu fassen. Wie es in anderen Ländern aussah, weiß ich nicht.


    Deutschland war aber ein Gastarbeiterland, keine Einwanderungsland. Alle gingen davon aus, dass die Gastarbeiter auch wieder zurück in ihre Heimat gehen. Die Arbeitskräfte waren durch ihren Beruf halbwegs integriert und auch als wertvoller Teil der Gesellschaft anerkannt. Ausländerfeindlichkeit gab es natürlich auch damals schon - auch in der DDR, aber das war im Alltag nicht relevant.


    Rechte Parteien wie die NPD oder die inzwischen verbotene FAP versuchten auch damals schon mit Aufmärschen auf sich aufmerksam zu machen und Parteien wie die DVU und Republikaner versuchten in die Lücke zwischen Franz-Josef Strauß (CSU) und NPD vorzustoßen. Rassismus war aber nicht Gesellschaftfähig und kein Grund eine rechtsextreme Partei zu wählen. Die DGB-Jugend startete die Kampagne der gelben Hand: "Mach meinen Kumpel nicht an". Die Brandanschläge auf Türkische Familien in Solingen un Mölln führten zu einer Mobilisierung der Zivilgesellschaft gegen Fremdenfeindlichkeit. Kilometerlange Lichterketten und auch Konzerte wie "Arsch Hu Zäng usanander" (?) mit Beteiligung nahezu aller damals relevanten deutschen Künstler.


    Man merkte auch, dass die Gastarbeiter zu Mitbürgern wurden und richtete Seniorenheime ein, die sich auch auf Migranten einrichteten.


    Auf der anderen Seite war das soziale Leben der Gastarbeiter nicht so abwechslungsreich. Es gab den Moscheeverein auf irgend einem Hinterhof oder eine Teestube, meist mit illegalem Glücksspiel. Kulturvereine wurden aber auch gegründet und auch Fußballmanschaften, die sich teils auch in die Einheimischen Vereine integrierten.


    So hab ich das damals im Pott erlebt. Wie diesen Prozess Türkische Familien erlebt haben, darüber handelt ein Roman eines ehemaligen Kollegen:
    "Halbes Brot" von Fakir Baykurt
    https://www.amazon.de/Halbes-B…ayfun-Demir/dp/3981259432


    Dann kam die Maueröffnung und die unterdrückte rechtsextremen aus der Hooliganszene konnte offen auftreten was sie dann auch tat. Die Gastarbeiter in der DDR hatten immer nur Zeitverträge. Hier war eine Rückkehr immer vorgesehen. Nun kamen die ganzen Flüchtlinge aus Jugoslawien. Darunter auch viele Roma aus ärmsten Verhältnissen, die nicht gelernt hatten die Einrichtung moderner Zivilisation sachgerecht zu nutzen. Das sorgte bei Nachbarn zu Unmut und schließlich zu Rostock-Lichtenhagen. Dort hat der Staat völlig versagt Menschen vor Übergriffen zu schützen. Das war das erste mal, dass man sich die Mauer zurück gewünscht hat. Nein, mit solchen Neonazis wollten wir nicht in einem Land leben.


    Die rechte Szene im Ruhrgebiet gab es zwar immer und hatte auch Anhänger unter den Fußbalfans, aber sie konnte sich selten durchsetzen und auch die Vereine fingen an den Rechtsextremismus und Rassismus zu bekämpfen. Irgendwann sprang auch der DFB auf diesen Zug auf. "Die Rechte" hat sich aber aus dem Kreis der "Borussenfront" gegründet und hat in Dortmund einen Sitz im Stadtrat.


    Nun hat es die AfD geschafft, die NPD aus den Parlamenten heraus zu halten....

  • Danke djrj für die Ausführliche Antwort.


    Das ist eine Zeit in der ich noch nicht gelebt habe.


    Manche Dinge scheinen sich allerdings nicht zu ändern, denn auch heute gibt es noch Jobs, die ein Deutscher nicht machen möchte. Mir fallen da spontan die Erntehelfer ein. Außerdem habe ich in einer Firma gearbeitet die Flüssigseife und Duschebäder herstellt und ich kann dir nicht sagen aus welchen Nationen Menschen da als Packer gearbeitet haben.


    Ich habe sehr großen Respekt vor jedem der mit solchen Knochenjobs seinen Unterhalt finanziert.


    Wenn ich dann die Aussage höre, dass die Ausländer einem den Job weg nehmen, dann muss ich kotzen. Das sind meistens die Leute die zu faul zum Arbeiten sind bzw. mir hat noch nie jemand Arbeit weggenommen. Ich bekomme eher Arbeit dazu.

    Narren sind bunt und nicht braun!

  • Vielleicht ist es auch ein gutes Thema, um die eigenen Eltern mal nach ihren Wahrnehmungen zu fragen. Meist trifft man sich ja so um Weihnachten rum und dann kann man die Alten mal erzählen lassen.


    Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass es schon mal laut werden kann, wenn über Politik gestritten wird. Ich würde empfehlen einfach zu fragen und zuzuhören. Nachfragen kann man dann ein andermal, ohne ein friedliches Fest zu gefährden.

  • Die RAF war sowieso so eine Sache


    Insgeheim fand eigentlich jeder "ganz gut" was die machten, ich meine "Arbeitgeberpräsidenten", Hanns Martin Schleyer oder Siegfried Buback konnte genau NIEMAND leiden. Sprich als die Ermordet wurden fanden nicht wenige Leute das "absolut gerechtfertigt" oder als "kein verlust". Die RAF hatte extrem große Sympatien beim "kleinen Mann". Auch die Versuche des Staates die als Volksfeinde zu titulieren schlugen fehl, und auch der Mord an Wolfgang Grams, oder einen vom LKA fingierten "Fluchtversuch" oder der angebliche "Selbstmord" von diversen RAF Mitgliedern im Knast taten ihr übriges


    Die RAF ist auch heute für die meisten keine "Terrororganisation"

    Es kommt die Zeit
    in der das Wasser wieder steigt...
    Es kommt die Zeit
    in der der Airport wieder brennt...

  • Extrem große Sympathien in der Bevölkerung? Ich weiß ja nicht, was deine Definition von "groß" ist, aber das halte ich für Humbug.
    Auch, dass die RAF für "die meisten" keine "Terrororganisation" sei, halte ich für ein Gerücht, bzw. liegt das wenn, dann daran, dass kaum einer unter 30 überhaupt noch weiß, wer die RAF war und wofür sie stand.

    Es hat sich vieles getan, auf Dosenbier gibt es jetzt Pfand,
    aber die meisten von uns leben noch, das war nicht immer so geplant.
    (Koyaanisqatsi)

  • insgeheim fand eigentlich jeder "ganz gut"


    Das das man so nicht unwidersprochen lassen.
    Ich weiß ja nicht, in was für einem Umfeld du dich rum treibst, aber was ich so in den 80er Jahren mitbekommen habe war, dass es kleine Unterstützungsgruppen gab, aber selbst die breite Linke lehnte die Gewalt der RAF ab, auch wenn innerhalb der Linken Hanns Martin Schleyer oder Siegfried Buback kaum einer eine Träne nachweinte. Alleine die Ideologie der RAF schreckte die Menschen ab.


    Die RAF ist auch heute für die meisten keine "Terrororganisation"


    Für die meisten Was ist die RAF keine Terrororganisation?
    Was ist sie denn? Eine Befreiungsarmee? Die wollte sie nie sein, auch keine breite Revolutionäre Bewegung.


    Wie nennt man eine Organisation, die mit Terror ihre Ziele verfolgt und den Staat herausfordert?

  • Selbst mit knapp 40 weiß ich nichts über die RAF.
    Ich weiß zwar für das RAF steht, aber dann hört mein Wissen auch schon auf.


    Was ja auch nicht weiter verwunderlich ist, wenn man zur Hoch-Zeit der RAF noch (Klein-)Kind war oder sogar noch gar nicht geboren.
    Ich bin zwar ein paar Jahre älter, aber meine "aktive" Wahrnehmung der RAF sind auch nur die rot-weißen Fahndungsplakate, die in den 70er/80ern in den Postämtern hingen. Von den Ereignissen selbst kann ich mich auch nur an die späten der 3. Generation erinnern (zumindest dann, wenn ich sie lese).


    Meine restlichen 'Kenntnisse' basieren auf TV-Dokus, Zeitungsartikel oder Wikipedia (vllt noch bissel aus der Schule, aber da kann ich mich nicht dran erinnern, falls das Thema war), aber das ist alles etwas anderes, als wenn man zu dieser Zeit schon die (polit.) Stimmung oder die "Lage der Nation" aktiv wahrgenommen oder die Folgen dessen aktiv erlebt hat. Für die Wahrnehmung eines Kindes wurde da einfach "jemand von bösen Menschen erschossen", daher sind das alles mehr oder weniger "luftleere" Ereignisse, die irgendwann mal stattgefunden haben.
    Anders als 9/11 z.B.

    Wer keine Angst vorm Teufel hat, braucht auch keinen Gott!


    Nr. 5 lebt - wir sehen uns wo die eisernen Kreuze stehen...

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