Liverpool-Interview mit Campino

  • Zitat

    Original von ToniTurek
    richtig, finde ich auch :) außerdem denke ich ,dass campi das nich so meinte, dass er nur hinfährt, wenn der lfc gewinnt, sondern dass er nicht will, dass der lfc verliert. hingefahren wäre er auf jeden fall


    Na, das will ich hoffen, das wäre sonst etwas arm...!!!


    P.S.:
    Ich wollte eigentlich darauf hinaus, dass dieses "Ich fahre dort nicht hin, um zu verlieren" etwas komisch bei mir anmutet. Was meint ihr? OK, vielleicht bin ich einfach ein ganz anderer Typ Fan. Soviel Vereinnahmung grenzt in meinen Augen irgendwie fast an Anmaßung... :rolleyes:

  • Meinst du, weil er sich mit dem ich automatisch als (Teil des ) FC Liverpool betrachtet? Ich sage aber auch immer "wir" spielen, "wir" siegten/verloren, in der (Bundes-)Liga mein ich damit halt den FCK und bei Länderspielen eben England. Ich würde nie sagen, die Lautrer spielen oder die Engländer, ich gehör da ja kwasi auch dazu.


    edit: ansonsten ist mir das Privatleben von Campino komplett wurschd, aber die Fußball-Fan-Diskussion ergab sich halt grad in diesem Fred.

    Wer keine Angst vorm Teufel hat, braucht auch keinen Gott!


    Nr. 5 lebt - wir sehen uns wo die eisernen Kreuze stehen...

    Einmal editiert, zuletzt von Katastrophenkommando ()

  • Ich weiß nicht was ich davon halten soll.... auf einer seite find ich es komisch!!



    Aber es ist sein leben und wenn er weiterhin musik macht soll er nur so weiter machen :D :D



    :baeee:

    Ihr könnt uns schlagen so oft und so hoch ihr wollt,
    es wird trotzdem nie passieren,
    dass auch nur einer von uns mit euch tauschen will,
    denn ihr seid nicht wie wir.

  • Zitat

    Original von Katastrophenkommando
    Meinst du, weil er sich mit dem ich automatisch als (Teil des ) FC Liverpool betrachtet? Ich sage aber auch immer "wir" spielen, "wir" siegten/verloren, in der (Bundes-)Liga mein ich damit halt den FCK und bei Länderspielen eben England. Ich würde nie sagen, die Lautrer spielen oder die Engländer, ich gehör da ja kwasi auch dazu.


    "Wir" sage ich auch. Ist für mich halt schon ein deutlicher Qualitätsunterschied zu dem "ich". Aber ok. Jedem das seine. :)

  • Ein Interview von Campino über Fussball und noch viel mehr.


    Sueddeutsche


    "Campino und Fußball
    "Ich verzweifle fast am Glück der Deutschen“


    "Ich finde Hoeneß großartig" - Campino, Sänger der Punkband "Die Toten Hosen", über seine Liebe zum englischen Fußball, das Pflichtbewusstsein eines Bürgerschrecks und die Abkehr vom FC-Bayern-Hass.
    Von Kurt Röttgen und Ludger Schulze


    Der vielfach talentierte Campino, 45, Sohn eines Richters und einer englischen Mutter, gründete 1982 die Punkband "Die Toten Hosen".


    Der Düsseldorfer Hafen mit Deutschlands erstem Currywurst-Restaurant oder den krummen Häusern von Frank O. Gehry ist eine Attraktion.


    Am spannendsten ist vielleicht das letzte Gebäude, ganz hinten in der Ecke: Dort im sechsten Stock steht ein wunderschönes Tischfußballgerät, ein Traum für alle Tischfußballer. Die Männlein sind holzgefertigt und sorgfältig bemalt, braun-weiß die einen, die anderen blau-weiß, jeweils mit dem Klubemblem auf der Brust: FC St. Pauli gegen Schalke 04, Herz gegen Leidenschaft.


    Die Räume gehören der Agentur JKP, deren erste und älteste Klienten ,,Die Toten Hosen‘‘ des Punksängers und Fußballnarren Campino sind. Campino - das ist wie Schalke plus St.Pauli, Herz und Leidenschaft.


    Im Interview ist er offen und direkt; so verriet er den Reportern, dass er für die Band samt Roadies schon jetzt ein Grab für 17 Personen am Düsseldorfer Südfriedhof gemietet hat. Dort, lautet sein Wunsch, sollen dereinst ("so in 200 Jahren") mal Schulklassen vorbeipilgern. Das SZ-Gespräch mit Campino ist das sechste einer Reihe von Treffen mit Persönlichkeiten aus dem geistig-kulturellen Leben, die den Sport lieben.


    SZ: Wie ist das Befinden, Campino? Sollen wir zum 25. Dienstjubiläum als Punkrocker gratulieren oder Ihnen als leidenschaftlichem England-Fan doch eher kondolieren, weil Ihr Team mal wieder den Fußball-Tod gestorben ist?
    Campino: Emotional bin ich vom Fiasko in Wembley viel berührter. 25Jahre Tote Hosen - auf diesen Tag konnte ich mich lange genug vorbereiten. Aber das 2:3 gegen Kroatien, die EM 2008 ohne England, das wirkt nach. Wobei ich seit der Niederlage in der vergangenen Woche eine gewisse Erleichterung spüre. Wie wenn der Arzt sagt, die Therapie hat leider nicht angeschlagen, Sie werden sterben. Das ist zwar irgendwie unschön, doch weiß man, woran man ist.


    SZ: Wir entnehmen den düsteren Anmerkungen: Sie wollen sich ausklinken. EM-Auslosung am Sonntag in Luzern, das Spektakel nächstes Jahr in Österreich und der Schweiz - alles ohne Sie?
    Campino: Ich habe mir bereits Prospekte kommen lassen, plane für den kommenden Juni einen herrlichen Urlaub, irgendwo, wo es keinen Fernseher gibt. Ich werde wandern oder schwimmen oder sonst was Schönes machen. Und ich werde mich besser fühlen, als wenn ich in Linz am Bahnhof sitzen würde und mich Portugal gerade aus dem Turnier geschmissen hätte. Oder, noch schlimmer, wir hätten von Deutschland was auf die Mütze bekommen. Dann lieber so.


    SZ: Das Abschneiden der Engländer kann Sie nicht sehr überrascht haben. Die Nationalelf spielt doch seit Jahren schlecht, im Gegensatz zu den mit internationalen Stars gespickten Spitzenklubs.
    Campino: Sie haben recht. Ich habe mich auch geweigert, mir die ersten EM-Qualifikationsspiele anzugucken. Obwohl ich seinerzeit in London war. Ich war persönlich beleidigt über die miserablen Leistungen bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Alle Spiele habe ich live erlebt, jede Menge Freunde mitgeschleppt, ihnen vorgeschwärmt: Bei den Engländern ist die Stimmung riesig, und wenn die ein Tor schießen, dann bricht die Hölle los. Aber es fiel fast nie ein Tor. Und von der Hölle konnte nicht einmal die Rede sein. Ich habe den Leuten dann das Eintrittsgeld ersetzt, weil mir das peinlich war. Und nach dieser verkorksten WM machen die F.A.-Funktionäre auch noch einen Typen zum neuen Teammanager, der aussieht wie ein Bauer aus Devon, der gleich seine Kartoffeln zum Markt fährt.


    SZ: Für Englands Presse war Steve McClaren der ,,Clown mit dem Regenschirm‘‘, weil er während des Kroatien-Spiels offenbar Angst um seine Föhn- Frisur hatte. Nach dem Spiel wurde er gefeuert, als Nachfolger ist Jürgen Klinsmann im Gespräch. Die Londoner Tageszeitung Times preist seine ,,außerordent-lichen Führungsqualitäten‘‘.
    Campino: Im Gespräch sind viele. Klinsmann bin ich immer noch dankbar dafür, was er seinerzeit als Spieler von Tottenham Hotspur in England geleistet hat. Er war brillant, beliebt, ein weltoffener Schwabe. In einer Zeitung stand jetzt die Headline: ,,Hilfe, selbst wenn’s ein Deutscher ist.‘‘ Das drückt auch den Respekt aus, den man Klinsmann und seiner Elf für das gute WM-Turnier 2006 zollt.


    SZ: Nationaltorwart Jens Lehmann, bei seinem Verein Arsenal London nur Reservist, meint allerdings, dass der Engländer dem Deutschen Erfolg nicht wirklich gönne. ,,Der Zweite Weltkrieg hat immer noch einen großen Einfluss auf unser Verhältnis, das darf man nicht unterschätzen‘‘, sagte er dem Spiegel.
    Campino: In den siebziger Jahren, als Englands Wirtschaft am Boden war, hörte man gelegentlich Bemerkungen wie: Wozu haben wir den Krieg gewonnen, wenn es den Deutschen heute so viel besser geht als uns? Das Verhältnis zwischen beiden Völkern hat sich nach meinem Eindruck in den vergangenen Jahren jedoch enorm verbessert, ist lockerer geworden, humorvoller. Außerdem ist Lehmanns Problem ja offensichtlich kein Engländer, sondern der französische Trainer Wenger. Ein hochintelligenter Mann, der übrigens fließend Deutsch spricht. Aber ich sage Ihnen mal, warum mich der chronische Erfolg der deutschen Elf ärgert, ich fast daran verzweifle: Seit ich Fußball erlebe, hat Deutschland immer wahnsinnig viel Glück, spielt meistens Mauerfußball und kommt damit durch.


    SZ: Wir gehen zu Ihren Gunsten davon aus, dass Sie 1972 als Zehnjähriger vom Glanz Beckenbauers und Netzers noch nichts mitbekommen haben. Aber dass Deutschland 1990 auch als spielerisch beste Mannschaft zu Recht Weltmeister wurde, hätte Ihnen auffallen können.
    Campino: Es ist mit Verlaub eine Unverschämtheit, mir erzählen zu wollen, die Deutschen hätten 1990 das Finale mehr verdient gehabt als die Engländer. So ein Quatsch. Wenn Paul Gascoigne nicht so trottelig über den Ball gesegelt wäre, dann wären sie draußen gewesen. England ist nur im Elfmeterschießen an Deutschland gescheitert, wie sechs Jahre später bei der EM wieder. Ich finde, man sollte die Demut haben zuzugeben, dass diese Momente eine glückliche Angelegenheit waren, die Engländer hätten genauso gut im Finale sein können.

    SZ: Dass Glück dabei war, bestreitet niemand. Es ändert aber auch nichts an der Tatsache, dass Englands Nationalteam seit dem WM-Titel 1966 nichts mehr gewonnen hat. Erklären Sie uns doch, wie ein gebürtiger Düsseldorfer sein Herz an diese Trauer-Truppe hängen kann.


    Campino: Viele Leute verstehen das nicht, die denken, was will dieser Campino? Warum redet dieser Idiot dauernd von England? Es ist in meinem Fall ein familienpsychologisches Problem, wenn Sie so wollen. Mein Vater hat sich mit meiner Mutter oft nicht gut verstanden. Viel Ärger wurde in einer Art Deutschland-England-Streit ausgetragen. Zum Verständnis: Meine Mutter kam unmittelbar nach dem Krieg als junge englische Studentin aus Oxford nach Deutschland und wollte helfen, das Land wieder aufzurichten. Sie hat auch Radioprogramme gemacht, für die BBC gearbeitet. In dieser Zeit hat sie sich in meinen Vater verliebt. Der war im Krieg vom ersten bis zum letzten Tag an jeder denkbaren Front. Aus Stalingrad wurde er im letzten Moment mit einer Kopfschussverletzung ausgeflogen.


    SZ: War er ein überzeugter Nazi?
    Campino: Nein, im Gegenteil. Auch sein Elternhaus stand den Nazis ablehnend gegenüber. Mein Großvater bekam als Richter Berufsverbot, weil er sich weigerte, ohne Prozess Urteile gegen Juden zu unterzeichnen. Nach Kriegsende wurde er von den Alliierten zum ersten Präsidenten des deutschen Bundesverwaltungsgerichts ernannt. Mein Vater war geprägt von der Haltung: Ich muss für mein Land in der Wehrmacht meine Pflicht tun. Nach dem Krieg wurde er Studentensprecher und war der erste deutsche Student, der wieder nach England reisen durfte. Irgendwann entwickelte er eine Abneigung gegen England. Ich weiß auch nicht, warum das umgeschlagen ist.


    SZ: Wie hat sich das auf die deutsch-englische Familie ausgewirkt?
    Campino: Wir sind zum Beispiel jedes Jahr in den Sommerferien nach England gefahren, er ist nie mitgekommen. Dafür mussten wir mit ihm danach immer zwei Wochen in Österreich wandern. Wenn ich als kleiner Junge vor dem Fernseher bei einem Liverpooler Tor gegen Mönchengladbach zu laut gejubelt habe, wurde ich auf mein Zimmer geschickt. Solche Dinge steckten tief in mir drin, deshalb kann ich nicht Deutschland-Fan sein. Für mich war Deutschland immer auch mein Vater, und ich habe mich meistens für meine Mutter entschieden. Mit meinem Vater habe ich das alles lange geklärt, aber auf diesem seltsamen Thema Fußball bin ich immer noch so.



    SZ: Nur mal angenommen, Ihr dreijähriger Sohn würde Hertha-Fan. Schließlich lebt er bei seiner Mutter, der Schauspielerin Karina Krawczyk, in Berlin.
    Campino: Das kann nicht Gottes Wille sein. Außerdem habe ich einen Plan, ich verrate ihn nur, weil Lenny noch nicht lesen kann. Ich werde ihm eine DVD von einem großen Liverpooler Sieg zeigen, aber nicht sagen, dass das Spiel schon stattgefunden hat, sondern so tun, als wäre es eine Live-Übertragung. Wir werden uns gemeinsam freuen und ich hoffe, damit ist der Virus platziert.


    SZ: Ihre Eltern sind kurz nacheinander gestorben...
    Campino: ... sehr, sehr kurz. Ohne einander konnten sie nicht leben. Die beiden waren eine irre Kombination: eine englische Intellektuelle, die eigentlich Dichterin werden wollte, stattdessen jedoch für ihre sechs Kinder an Weihnachten Gänsebraten oder dergleichen machen musste, und ein deutscher, sehr konservativer Richter am Oberverwaltungsgericht in Münster. Bei uns zu Hause hat es oft gerappelt. Wobei mir klar geworden ist, dass ich deutscher bin, als ich früher zugeben wollte.


    SZ: Was ist deutsch an Ihnen?
    Campino: Eine gewisse Schwere, ein Sich-Gedanken-Machen über zu viele Sachen, ein gewisses Hadern mit den Dingen. Mir fehlt eine Lockerheit, die ich gerne hätte. Ich habe von meinem Vater ein starkes Pflichtbewusstsein geerbt, und bei allem rebellischen Verhalten zu manchen Themen wohl auch eine konservative Ansicht.


    SZ: Den Bürgerschreck vermutet man dahinter allerdings nicht. Wie ist es mit dem mütterlichen Erbe?
    Campino: Viele Dinge, die mich entscheidend geprägt haben, sind englisch. Die ganze Punkrockphilosophie zum Beispiel ist eine anglophile Geschichte. London, die Musik, der Fußball, die Beatles, alles, was mich interessiert hat, kam von da.


    SZ: Und Liverpool ist für Sie die Symbiose von Musik und Fußball?
    Campino: Ja, denn etwas anderes gibt es da nicht. In den Kneipen hängen immer noch Bilder von den Beatles, es ist, als wären sie gestern erst aus der Stadt abgehauen. Und dort wurde die Fan-Kultur des Fußballs erfunden. Aus Liverpool fuhren erstmals massig viele Supporter zu den Spielen ins Ausland, das kannte man früher nicht. Die Liverpooler haben damit angefangen, bei Fußballspielen zu singen. In Deutschland plärrte bis tief in die Achtziger Tony Marshalls ,,Schöne Maid‘‘ aus jeder Stadionbox. Dagegen zeigen Aufnahmen, wie schon in den sechziger Jahren im Stadion an der Anfield Road 40000 Leute rufen: ,,She loves you, yeah, yeah, yeah.‘‘ Es gab in England immer eine Verbindung zwischen Musik, Fußball und Popkultur, speziell in Liverpool.


    SZ: Ihr schönstes Fan-Erlebnis dürfte das Champions-League-Finale 2005 in Istanbul gewesen sein: Nach 0:3-Rückstand Sieger im Elfmeterschießen, und das auch noch gegen Berlusconis AC Mailand.
    Campino: Als wir den Rückstand wettmachten, hatte man den Eindruck, 35000 Liverpool-Fans im Stadion sind auf Ecstasy. Einen intensiveren Moment habe ich kaum erlebt, allein dafür haben sich die Jahre gelohnt. Ich habe mit der Mannschaft gefeiert, auf Einladung meines Freundes Didi Hamann. Er hatte nicht von Beginn an gespielt, war nach seiner Einwechslung aber maßgeblich an der Aufholjagd beteiligt. Am nächsten Tag bin ich nach Liverpool geflogen und eingetaucht in die Masse jubelnder Menschen.



    SZ: Es gab aber auch das Endspiel am 29. Mai 1985 im Brüsseler Heysel-Stadion, als bei Krawallen zwischen Fans von Liverpool und Juventus Turin 39 Menschen starben.
    Campino: Ich habe für das Spiel keine Karte mehr gekriegt, es in einer Kneipe im Fernsehen gesehen und nur geheult. Danach habe ich mir fünf Jahre lang keine großen Spiele mehr angeschaut. Auch weil ich nicht begreifen konnte, dass angesichts der Katastrophe ein reguläres Match ausgetragen wurde und Juventus den Pokal bekam. Erst über mein Engagement bei Fortuna Düsseldorf...


    SZ: ...die derzeit in der dritten Liga spielt und jahrelang von den Toten Hosen gesponsert wurde...
    Campino: ...bin ich zum Kommerzfußball zurückgekehrt.


    SZ: Auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern kam es zum Krach zwischen Uli Hoeneß und Vereinsmitgliedern, die über fehlende Stimmung und champagnerschlürfende Logengäste in der Münchner Arena maulten.
    Campino: Ich fand den Wutausbruch von Hoeneß großartig. Was er da sagte, trifft den Kern. Wer für sieben Euro Spitzenfußball sehen will, der muss in Kauf nehmen, dass es Logen für zahlungskräftige Kundschaft gibt. Und wem es im Stadion zu leise ist, soll singen.

    SZ: Das erstaunt uns jetzt. Vor Jahren haben Sie über die Bayern noch gesungen: ,,Was für Eltern muss man haben, um so verdorben zu sein, einen Vertrag zu unterschreiben bei diesem Scheißverein.‘‘
    Campino: Ich erzähle Ihnen jetzt etwas, was mir schwerfällt und ich vielleicht bereuen werde. Man kann mit Bayern München nur ordentlich als Feind umgehen, wenn man unsachlich bleibt. Sobald man sich an Fakten hält, wird es schwierig. Zu Zeiten der Nazis etwa hat der FC Bayern vielleicht die beste Rolle aller deutschen Fußballklubs gespielt. Hier wurden jüdische Mitglieder noch geschützt, als sie woanders längst ausgeschlossen waren. Außerdem weiß ich von Didi Hamann und Markus Babbel, wie ernst Uli Hoeneß seine soziale Verantwortung den Spielern gegenüber nimmt.


    SZ: Über fehlende Stimmung bei Rockkonzerten wird es kaum Klagen geben. Treffen Sie da den gleichen Typ Fan wie beim Fußball?
    Campino: Es gibt eine Schnittmenge, aber auch erstaunlich viele Fußballfreunde, deren Musikgeschmack ich nicht teilen möchte. Ich sag’s mal etwas ironisch: Wenn die deutsche Nationalmannschaft versucht, sich mit Wolfgang Petry oder Pur zu motivieren, dann wundert es mich nicht, dass sie so spielt wie in Cordoba 1978, oder darf ich Sie an das hochklassige Spiel von Gijon 1982 erinnern?


    SZ: Wayne Rooney, der exzentrische Stürmer von Manchester United, gilt als Punk. Wo ordnen Sie seinen Landsmann David Beckham ein?
    Campino: Rooney sehe ich nicht als Punk, er ist nur ein Proll. Der früh verstorbene Georgie Best war ein Punk, unvergessen sind seine Worte: ,,Die Hälfte meines Geldes habe ich für Frauen und schnelle Autos ausgegeben, den Rest verprasst.‘‘ So einen Satz möchte man einmal im Leben erfinden dürfen. Beckham ist ein einfacher Kerl, der mit immensem Druck umgehen muss. Wir können uns nicht vorstellen, was es heißt, sich jede neue Frisur, jede Tätowierung, jeden Boutiquebesuch der Ehefrau von den Medien vorhalten zu lassen. Ich finde, das meistert er ganz gut. Ein Punk ist er weiß Gott nicht, aber auch kein Popper. Stinksauer war ich auf ihn, als er sich bei der WM 1998 die rote Karte eingehandelt hat. Damals hat Beckham alles versaut. Aber einen Quotentrottel hat England ja immer dabei.


    SZ: Der geniale Fußballer Best hat sich zu Tode getrunken, jetzt wird die Welt Zeuge bei der Selbstzerstörung hoch- begabter junger Künstler wie Amy Winehouse, Pete Doherty oder auch Britney Spears. Was empfinden Sie, wenn Sie die Fotos sehen?
    Campino: Ich finde es abstoßend, wie das Unglück mancher Menschen medial ausgeschlachtet wird. Doherty ist ein armer Hund. Ich weiß aus Erfahrung in meinem Umfeld, dass es bei Heroin oft kein Entrinnen gibt. Der Weg ist meistens gleich. Man geht auf die Bühne, möchte Erfolg haben, verkauft dafür ein Stück seiner Seele. Nicht wenige machen sich dabei kaputt und merken, dass die Leute davon fasziniert sind. Dann kommt die entscheidende Frage: Wie viel Selbstzerstörung ist einem das wert?


    SZ: Seine Erfahrung im Umgang mit Drogen hat auch Dennis Hopper. Sie haben gerade für den neuen Wim-Wenders-Film The Palermo Shooting gemeinsam vor der Kamera gestanden. Wie war’s?
    Campino: Großartig. Dennis ist ein phantastischer Kerl, er hat mich begeistert.


    SZ: Sie spielen einen Fotografen, Hopper den Tod.
    Campino: In einer Szene fing er an zu weinen und sagte: "Ich möchte nicht immer der bad guy sein..." Das war so eindringlich, dass es mich umgeblasen hat. Obwohl ich das Drehbuch vorher immer wieder durchgearbeitet hatte, war es so, als hörte ich diese Worte zum ersten Mal. Ich hätte nie gedacht, in dieser kühlen Atmosphäre, in der eine Kamera steht und viele Leute rumspringen, von einem Menschen so eingefangen werden zu können, dass ich alles drumherum vergesse. Nur weil er zu mir redet und mir in die Augen schaut."

  • Also, wenn Campi nur zu nem Spiel gehen würde, wenn sein Team gewinnt, wäre er bestimmt nicht auch Fortuna-Fan!


    Leute, ich gehe jetzt seid 20 Jahren zur Fortuna und hab schon viele schlimme Zeiten mitgemacht und immer gedacht, es kann nicht schlimmer kommen, aber es geht immer noch schlimmer(siehe diesen Spieltag!), und trotzdem:


    EINMAL FORTUNA-IMMER FORTUNA!


    Egal, welche Liga, ich werde immer zu diesem Verein stehen!


    :tongue: rot-weiße Grüße

    Wir haben unser Leben noch lange nicht gelebt, wir brauchen kein Ziel, wir sind der Weg!

  • über Interview in der Süddeutschen...
    das ist ein sehr schöner Artikel und handelt viel mehr vom Leben als vom Fußball, sehr philosophisch..übertragbar auf andere Situationen..und auch auf Musik, das zeigt, daß Fußball sehr viel mit Musik und Lebensführung zu tun haben kann, die Leidenschaft für eine Sache,Hingabe und auch Loslassen, über Leben und Tod...Fantum...
    Danke Milkalucy für den Artikel!!

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