Ich find ehrlich gesagt den alten Thread nicht mehr dazu 8)
ZitatAlles anzeigenSeit 2006 trägt die Gesamtschule in Birkenwerder den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Tote-Hosen-Frontmann Campino und Sportlerin Siena Christen sind die Paten der Aktion und haben die Schüler ein Jahr „danach“ besucht.
Schulleiter Hansjörg Behrendt hatte den Musiker gestern mit dem Auto in Berlin abgeholt – und landete prompt im Stau. Die Verzögerung tat der Sache keinen Abbruch: „Wir hatten verabredet, dass er im kleinen Rahmen in die Klassen geht“, sagte Behrendt.
Am vergangenen Donnerstag hatte Paralympicsteilnehmerin Siena Christen vorbeigeschaut, bereits zum zweiten Mal nach Übernahme der Patenschaft. Sie führte ebenfalls Gespräche in den Klassen. Nebenbei verabredete sie einen Judo-Kampf mit Manuel, einem Teilnehmer der Jugendmeisterschaft.
Während Campino gestern in der Klasse 7c über die Schule und Rassismus diskutierte sowie über sein Leben und die Musik ausgefragt wurde, ging es im Politikkurs der elften Klassenstufe ausschließlich um gesellschaftliche, soziale und moralische Fragen. Schülersprecher Oliver Goldmann hatte mit seiner Begrüßung zum Thema hingeleitet – und es ließ die Diskutierenden nicht mehr los.
Es sei nämlich mitunter eine schwierige Frage, wo Rassismus anfängt, meinte Oliver Goldmann. Obgleich er nichts mit Rechtsradikalismus am Hut hat, ertappe er sich bei negativen Gedanken gegenüber Ausländern. Es stand das Beispiel türkischer Jugendlicher im Raum, die ihrerseits Deutsche anmachen. Natürlich könnten türkische Gangs gefährlich sein, meinte Campino. „Wenn du in die Front läufst, ist das total unglücklich gelaufen“, so der Musiker. Überhaupt sei es kein deutsches, sondern ein menschliches Problem, Hierarchien, eine Hackordnung aufzubauen. „Krass“ sei, dass dies selbst in Asylbewerberheimen passiere. Campino: „Es gibt weltweit Idioten. Aber auch weltweit Leute, die einen grandiosen Kampf dagegen hinlegen. Gott sei Dank!“
In der Diskussion ging es um Integration, um von Ausländern belegte Arbeitsplätze, um Vorurteile. Campino führte das Beispiel Londons an, wo sich inzwischen 600000Polen angesiedelt und die Wirtschaft dadurch kräftig angekurbelt hätten. „Man muss sich arrangieren, Stärken und Schwächen der anderen akzeptieren“, meinte der engagierte Musiker. Und was bedeute der Begriff „Ausländer“ schon angesichts der globalen Umweltverschmutzung, gab er zu bedenken. „Schlimm“ sei es aber, wenn Fanatismus ins Spiel komme – und zwar von jeder Religion.
Gesprochen wurde auch über Mut. Campino vertrat die These, dass es den couragierten oder feigen Menschen nicht gibt. Die Eigenschaft hänge von der Situation und der augenblicklichen Verfassung ab. Auch er selbst sei mal mutig und feige gewesen, gestand Campino. Nachdem er mal untätig zugesehen hatte, wie Punks jemanden verprügelten, habe er sich geschworen, „dass ich nie wieder so ein schlechtes Gewissen haben will“. (Von Helge Treichel)
Hier noch ein Video von 2006: