Hannes Wader

  • Deine Beiträge sind etwas unübersichtlich. Ich weiß jetzt nicht welchen Google Treffer ich also deinem Beitrag entnehmen soll ;)


    Was heißt er überzeugt bei den Liedern? Dass er sie gut singt? Oder glaubwürdig? Oder beides?


    Aus einem Interview mit Hannes Wader:


    "Mir ist es immer noch wichtig, auf der Seite der Schwächeren zu stehen – obwohl ich viel Geld verdiene. Obwohl ich – könnte man sagen – berühmt bin und nicht mehr zu der Arbeiterklasse gehöre, aus der ich komme."


    Da beschreibt er meiner Meinung nach dieses Dilemma ganz gut selbst. Klar kaufe ich ihm ab, dass er tatsächlich noch auf der Seite der sogenannten Ärmeren oder Schwächeren ist. Die Frage ist aber, in welcher Art man das tut. Wenn jemand (und das ist jetzt nicht direkt oder ausschließlich auf Wader gemünzt) ein paar Hunderttausend Euro auf dem Konto sammelt, mit der angenehmen Situation dass sich das auch in den nächsten Jahren trotz weniger Arbeit nicht ändern wird, muss er sich schon sehr gut überlegen, in welcher Art er ein "Wir gegen die da oben" instrumentalisieren sollte, ohne ein Glaubwürdigkeitsproblem zu bekommen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Wader seine Kohle wenigstens meistens kräftig rausgehauen hat. Vielleicht spielst du auf das TAZ Interview an, das hab ich schon vor langer Zeit mal gelesen. Auch da beschreibt er das Ding ganz gut wie ich finde:


    "Aus einem diffusen Linksfühlen habe ich Geld verabscheut. Den Ruhm wollte ich, aber Geld war Bäh für mich. Zuerst habe ich auf der Straße gesungen und plötzlich fand ich mich in den großen Hallen wieder, ich trat in Berlin in der Philharmonie auf. Aber das war mir unheimlich. Ich wollte mich wieder erden, angebunden sein, etwas vertreten. Also bin ich in die DKP, habe morgens um sieben Streiklieder vor den Werktoren gesungen. Das hat mir eine Zeit lang sehr gut gefallen. "


    Streiklieder zu singen um sich selbst zu erden ist doch irgendwo schon ein ziemliches Luxusproblem oder? ;)
    Das alles wäre meiner Meinung nach gar nicht so relevant- auch Leute denen es sehr gut geht dürfen natürlich Unrecht anprangern oder sich mit anderen solidarisieren. Aber dann doch vielleicht nicht unbedingt mit Liedgut aus anderen Zeiten, in denen Arbeitskampf noch wirklich was mit Überleben zu tun hatte und auch die Unterdrückung des Arbeitnehmers eine wesentlich reellere gewesen ist.
    Aus heutiger Sicht, also Jahrzehnte danach, haben diese Arbeiterlieder allerdings ohnehin nur noch historischen Charakter...

  • Vielleicht ist das ein deutsches Problem, dass sich die Linke hierzulande einreden lässt, sie sei nicht mehr zeitgemäß und ihre Geschichte und ihr Kulturgut, das sie in den letzten 150 Jahren hervorgebracht hat, seien ein Fall fürs Museum. Vielleicht ist das ein Zeichen ihrer Schwäche. In anderen europäischen Ländern sind diese Lieder heute noch breit gesungenes Volkskulturgut. Auch ich finde die Arbeiterlieder immer noch hochaktuell, und sei es darum, dass sie unsere Geschichte aus unserer Sicht erzählen, und nicht aus jener der herrschenden Klasse. Die schlichten Wahrheiten, die in den Arbeiterliedern über den Charakter des Kapitalismus gesagt werden, sind als Zustandsbeschreibung übrigens 100 Mal zutreffender als das verlogene Geschwafel von der Sozialpartnerschaft, das uns von allen Seiten um die Ohren gehauen wird. Die Sozialpartnerschaft ist by the way sowieso nur eine hohle Phrase und Floskel der Unternehmerverbände, wenn ich mir die allumfassenden gegenwärtigen Angriffe auf unsere Arbeits- und Lebensbedingungen, die jahrzehntelang von den Gewerkschaften und den Linken erkämpft wurden, anschaue.

    "Work is the curse of the drinking classes." (Oscar Wilde)

  • Hannes Wader beendet Ende des Jahres seine Karriere. Wer ihn nochmal live erleben möchte, hat jetzt die letzte Gelegenheit dazu. Ein paar Konzerte sind schon ausverkauft, aber für einige gibt es noch Karten.


    http://www.scala-kuenstler.de/hwauftritt.html


    Zu seinem Abschied von der Bühne, hat er selbst gesagt:


    "Liebe Freunde,
    ich gestehe es mir nur ungern ein, aber es ist nicht zu ignorieren:
    deutlicher als zuvor spüre ich seit meiner letzten Tournee im Februar 2017 das Älterwerden.
    Die gewohnte Bühnenperformance zu liefern, fordert mir zunehmend mehr Kraft ab,
    während ich gleichzeitig weniger Reserven zur Verfügung habe.


    Mein Wunsch war, mich mit ausreichendem Vorlauf bis April 2018 mit einer Reihe
    von Konzerten in aller Form von Euch zu verabschieden. Doch nun bin ich zu
    dem Entschluss gekommen – und er ist mir nicht leicht gefallen –
    meinen Abschied von der Bühne auf das Ende dieses Jahres 2017 vorzuverlegen.


    Macht’s gut, bis dahin
    Euer Hannes Wader"


    Mir werden die Konzerte von ihm fehlen. Aber mit 75 Jahren, davon 50 Jahre auf der Bühne, hat er sich seinen "Ruhestand" mehr als verdient. Und Alben möchte er weiterhin veröffentlichen.

    Es kommt die Zeit, in der das Wünschen wieder hilft!

  • Die Hosen waren heute beim Konzert in Husum dabei und haben mit Hannes gemeinsam "Sag mir wo die Blumen sind" gesungen. Finde ich klasse. Schade, dass Husum zu weit weg ist.

    Es kommt die Zeit, in der das Wünschen wieder hilft!

  • HIER gibt's 'nen Mitschnitt:


    https://m.facebook.com/groups/…f=group_header&view=group

    - und an alle "Heute hier, morgen dort"-Verächter: Lasst einfach mal stecken. Ein feiner Zug von den Hosen, einen der größten Liedermacher dieses Landes auf seiner Abschiedstour so persönlich zu ehren. :daumen:

    "Morgen ist auch noch ein Tag", sagte der Optimist.
    (Werner Mitsch)

    2 Mal editiert, zuletzt von Azzurro08 ()

  • Coole Aktion, nette Geste und gegen Hannes Wader habe ich auch nix, aber:



    - und an alle "Heute hier, morgen dort"-Verächter: Lasst einfach mal stecken.


    "Heute hier, morgen dort" mag ich als Song trotzdem nicht und ich möchte ihn auch eigentlich nie mehr auf einem Hosen-Konzert hören. Ich erwarte es jetzt aber irgendwie fast für heute Abend.


    Nichtsdestotrotz: der Auftritt der Hosen in dem Rahmen zur Würdigung von Waders Schaffen ist definitiv ein sympatischer Zug gewesen.

    Es hat sich vieles getan, auf Dosenbier gibt es jetzt Pfand,
    aber die meisten von uns leben noch, das war nicht immer so geplant.
    (Koyaanisqatsi)

  • Außerdem gab es ein Punkcover des Songs schon wesentlich länger seitens (ich glaube) S.i.K. Gefiel mir damals auch deutlich besser, als die Hosenversion. Das Original mag ich nach wie vor und auch das Hosencover hätte mich nicht so sehr gestört, aber wieso man aus der eigentlich starken "Geister, die wir riefen" ausgerechnet diesen Song totspielen musste, habe ich nie verstanden. "Moorsoldaten", "Keine Macht für niemand", "Stimmen aus dem Massengrab" oder auch gerne "Lasset uns singen" hätten da wesentlich mehr Spaß gemacht, zumal es die beiden letzten vor der VÖ nicht oder zumindest nicht vertont gab...


    Aber das hier ist der Hannes Wader-Thread. In dieser Hinsicht finde ich die Aktion der Hosen gelungen, ihn auf der Bühne zu unterstützen.

    Wir sind übrig.

  • heute hier... ist im original doch ein netter song. nix weltbewegendes, aber ok. das cover fand ich als es raus kam auch gut (bin wohl in der minderheit). mittlerweile ist das lied etwas tot gespielt. würde es nur dosiert live gebracht werden, würde das dem song gut tun. aber klar, original hosen songs sind mir auch lieber.

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