Es gibt zwar schon einige Themen, aber meiner Meinung nach verdient das neue Album einen eigenen Thread, in dem man sich speziell Gedanken über die Interpretation der einzelnen Songs machen kann ...
Ich würde einfach mal mit "Ertrinken" anfangen, weil das momentan das Lied ist, das ich am wenigsten durchschaue und vielleicht hilft es mir ja, wenn ich mal anfange, mir Gedanken darüber zu machen;)
Sprichst du meine Sprache,
Siehst du mein Gesicht?
Liest du meine Träume,
wenn ich sie zu dir schick?
Fragen an jemanden, der einem sehr nahe steht/ sehr wichtig ist. Fragen, ob der andere auf der selben „Wellenlänge“ ist, ob er sich auf den Fragensteller einlässt und ob er empfänglich für seine Äußerungen ist … „Sprichst du meine Sprache“ drückt die Kommunikation aus, die sehr schwer und auch die größte Hürde zwischen zwei Menschen sein kann. „Siehst du mein Gesicht“ beschreibt das Wahrnehmen des anderen, was gelegentlich auch enorm schwer sein kann, überhaupt wahrgenommen zu werden.
„Liest du meine Träume, wenn ich sie zu dir schick?“ Realistisch betrachtet ist das Lesen von Träumen ein unmögliches Unterfangen, es scheint wohl letztendlich darauf rauszulaufen, dass das lyrische Ich (nun gut, das hier ist zwar kein Deutschaufsatz, ich kenne aber leider keinen anderen Begriff;) ) vergebens von der Peron träumt, ohne dass diese es wahrhaben wird.
Wie viele Schläge
hat dein Herz jetzt? Und wie lange dauert
überhaupt das Glück?
Sind die Gedanken immer frei?
Ist unsere Seele wirklich
jemals federleicht?
Immer mehr Fragen, doch nach „Wie viele Schläge hat dein Herz jetzt“ wird zu allgemeinen und nicht mehr personenspezifischen Fragen übergeleitet. Es scheint fast, als würde von den Zweifeln, die man in einer Beziehung hat, dazu übergeleitet, die Liebe insgesamt in Frage zu stellen. Es sind Fragen, die niemals jemand richtig oder falsch beantworten kann, genau diese Dinge muss jeder für sich selbst rausfinden, da man niemals eine wirklich befriedigende Antwort dazu finden kann, wenn sie nicht von einem selbst stammt.
Wo kommen all die Zweifel her,
die uns ins Herz geschlichen sind
und uns in letzter Zeit so in Frage stellen?
Spätestens hier kann man eine deutliche Parallele zu „Herz brennt“ erkennen. Die Wortwahl der „Zweifel, die ins Herz schleichen“ und dem „brennenden Herzen“ ist schon sehr ähnlich und ähnlich ist auch die Aussage dieser Textpassage, nämlich eine Frage danach, was nur mit der Beziehung passiert ist und woher die Zweifel kommen, die alles, an das man lange Zeit geglaubt hat, einfach so in Frage stellen und es leicht umwerfen können.
Sollen wir fliehen oder kämpfen?
Geht es dir da so wie mir,
dass man manchmal einfach nicht
mehr weiß wofür?
Es stellt sich die Frage, ob man sich mit den Zweifeln auseinandersetzen soll, ob man darüber sprechen soll und aktiv daran arbeiten, dass die Beziehung funktioniert. Oder ob man einfach vor diesem unguten Gefühl fliehen und sich aus den Augen verlieren soll.
Kämpfen klingt natürlich gut und ist vielleicht auch ganz nett, aber wenn man „einfach nicht mehr weiß wofür“, dann ist es sinnlos. Man kann nur kämpfen, wenn man ein bestimmtes Ziel vor Augen hat. Wenn dieses Ziel jedoch nicht vorhanden ist, dann hat es keinen Sinn, dafür zu kämpfen.
Gibt es Liebe auf den ersten Blick?
Kann man Liebe lernen,
kennst du einen Trick?
Wieder Fragen, die die Liebe insgesamt in Frage stellen. Die sagenumwobene „Liebe auf den ersten Blick“, eine Wunschvorstellung von wohl jedem, wird angezweifelt und somit das Ideal einer vollkommenen Liebe, für die sich keine anstrengen muss, die einfach so passiert.
Und wenn es diese Art von liebe nicht gibt, dann muss man wohl lernen, wie man liebt. Ich habe mir auch schon oft die Frage gestellt, ob man lernen kann, einen anderen zu lieben und es ihm so zu zeigen, wie er es verdient. Ich persönlich denke, dass man Liebe zwar nicht lernen kann, aber die Art damit umzugehen und vor allem die Art, eine Beziehung zu führen.
Ist die Geduld
nur ein langer Faden?
Warum ist man auch
zu zweit meistens allein?
„Ist die Geduld nur ein langer Faden?“ – eine Frage, mit der ich eher weniger anfangen kann und ich auch Schwierigkeiten habe, sie in den Gesamtzusammenhang einzuordnen..
„Warum ist man auch zu zweit meistens allein?“ Eine Frage, die den äußerlichen Zustand dem emotionalen Zustand gegenüberstellt. Man ist zu zweit, also zwei Personen, die sich zusammen irgendwo aufhalten, jedoch nur physisch und nicht psychisch verbunden sind. Zwei Personen, die sich vielleicht gut verstehen, aber auf emotionalem Weg einfach nicht zusammen finden.
Wo kommen all die Zweifel her,
die uns ins Herz geschlichen sind
und uns in letzter Zeit
nur in Frage stellen?
Zu bemerken ist hier wohl, dass das Wort „so“ durch „nur“ ausgetauscht wurde. „Nur“ beschreibt einen dauerhaften Zustand, der sich wohl eingeschlichen hat und zur Gewohnheit geworden ist.
Und jede Antwort fällt so schwer,
zieht uns tiefer rein ins Meer.
Ich ertrink langsam in dir.
Natürlich versucht man auf die oben genannten Fragen Antworten zu finden, doch eigentlich kann man diese Fragen nicht oder sehr schwer beantworten. Man muss viel emotionalen Abstand zu der ganzen Sache gewinnen und auch in der Lage sein können, Selbstkritik zu üben. Und da genau diese Dinge den meisten Menschen sehr schwer fallen, findet man auch nur sehr schwer Antworten auf diese Fragen. Und hat man sich doch dann mühsam eine Antwort herausgequetscht, dann wirft sie nur wieder neue Fragen auf und man beginnt, an immer tiefgründigeren Sachen zu zweifeln. Ich sehe das Meer hier als einen Strudel, der dich mit jeder neuen, für richtig befundenen, Antwort immer tiefer aufsaugt, dich in die Zweifel und das in Frage stellen von gewissen Dingen hineinzieht.
Das Ertrinken im Anderen symbolisiert wohl das kaputt gehen an diesen Problemen und Zweifeln.
Wohin gehen Gedanken,
wenn man sie verliert?
Wie klingt ein Lied,
wenn es niemand hört?
Die Frage danach, was mit den guten Vorsätzen, der guten Grundlage und den Gefühlen, die man für eine Beziehung hat, passiert, wenn es nicht dazu reicht, eine Beziehung zu führen. Die Gedanken an ein Zusammen Sein, die man im lauf der Zeit verloren hat, was passiert mit ihnen? Bleiben sie in einem drin und kommen bei der nächsten Möglichkeit wieder zum Vorschein oder sind sie für immer verloren?
„Wie klingt ein Lied, wenn es niemand hört?“. Eine Frage, die mich in ähnlicher Weise auch schon des Öfteren beschäftigt hat. Wenn man eine Sache nie bemerkt, ist sie dann trotzdem da? Wenn man zum Beispiel noch nie bewusst richtig geliebt hat, heißt es, dass man wirklich noch nie diese starken Gefühle hatte oder dass man sie nur nicht bemerkt hat?
Oder im Bezug auf Gott: Wenn keiner an ihn glauben würde, würde er dann existieren? (existiert er überhaupt?)
Muss man für alles
Irgendwann bezahlen?
Muss bei jedem Sieg
Auch immer ein Verlierer sein?
Wenn man einen Sieg für beide errungen hat, beispielsweise eine Antwort auf eine grundlegende Frage, die die Beziehung betrifft, gefunden hat, muss dann einer von beiden darunter leiden? Meiner Meinung nach gibt es bei jeder neuen Antwort, die man findet, und die die Grundfesten der Beziehung anzweifeln, zwei Verlierer und zwei Sieger. Ein Sieg ist es, weil man dem Kern der Sache immer weiter auf die Spur kommt und zwei Verlierer, da man manchmal diesen Kern besser nicht wissen möchte und je näher man dort ran kommt, desto schlechter geht es einem.
So, das ist jetzt doch ziemlich viel geworden, ich bin offen für Kritik, wie gesagt, bei diesem Lied fiel mir die Interpretation recht schwer!
EDIT: Ihr dürft auch gerne was schreiben!!!:D
Nochmal EDIT: Kann das denn sein??? 23 Leute schon, die meinen "Aufsatz" gelesen haben und keiner, der irgendwas sagen will?! Ich muss sagen, ihr enttäuscht mich ;)l