Interpretationsthread "In Aller Stille"

  • Es gibt zwar schon einige Themen, aber meiner Meinung nach verdient das neue Album einen eigenen Thread, in dem man sich speziell Gedanken über die Interpretation der einzelnen Songs machen kann ...



    Ich würde einfach mal mit "Ertrinken" anfangen, weil das momentan das Lied ist, das ich am wenigsten durchschaue und vielleicht hilft es mir ja, wenn ich mal anfange, mir Gedanken darüber zu machen;)


    ERTRINKEN


    Sprichst du meine Sprache,
    Siehst du mein Gesicht?
    Liest du meine Träume,
    wenn ich sie zu dir schick?


    Fragen an jemanden, der einem sehr nahe steht/ sehr wichtig ist. Fragen, ob der andere auf der selben „Wellenlänge“ ist, ob er sich auf den Fragensteller einlässt und ob er empfänglich für seine Äußerungen ist … „Sprichst du meine Sprache“ drückt die Kommunikation aus, die sehr schwer und auch die größte Hürde zwischen zwei Menschen sein kann. „Siehst du mein Gesicht“ beschreibt das Wahrnehmen des anderen, was gelegentlich auch enorm schwer sein kann, überhaupt wahrgenommen zu werden.
    „Liest du meine Träume, wenn ich sie zu dir schick?“ Realistisch betrachtet ist das Lesen von Träumen ein unmögliches Unterfangen, es scheint wohl letztendlich darauf rauszulaufen, dass das lyrische Ich (nun gut, das hier ist zwar kein Deutschaufsatz, ich kenne aber leider keinen anderen Begriff;) ) vergebens von der Peron träumt, ohne dass diese es wahrhaben wird.


    Wie viele Schläge
    hat dein Herz jetzt? Und wie lange dauert
    überhaupt das Glück?
    Sind die Gedanken immer frei?
    Ist unsere Seele wirklich
    jemals federleicht?


    Immer mehr Fragen, doch nach „Wie viele Schläge hat dein Herz jetzt“ wird zu allgemeinen und nicht mehr personenspezifischen Fragen übergeleitet. Es scheint fast, als würde von den Zweifeln, die man in einer Beziehung hat, dazu übergeleitet, die Liebe insgesamt in Frage zu stellen. Es sind Fragen, die niemals jemand richtig oder falsch beantworten kann, genau diese Dinge muss jeder für sich selbst rausfinden, da man niemals eine wirklich befriedigende Antwort dazu finden kann, wenn sie nicht von einem selbst stammt.


    Wo kommen all die Zweifel her,
    die uns ins Herz geschlichen sind
    und uns in letzter Zeit so in Frage stellen?


    Spätestens hier kann man eine deutliche Parallele zu „Herz brennt“ erkennen. Die Wortwahl der „Zweifel, die ins Herz schleichen“ und dem „brennenden Herzen“ ist schon sehr ähnlich und ähnlich ist auch die Aussage dieser Textpassage, nämlich eine Frage danach, was nur mit der Beziehung passiert ist und woher die Zweifel kommen, die alles, an das man lange Zeit geglaubt hat, einfach so in Frage stellen und es leicht umwerfen können.


    Sollen wir fliehen oder kämpfen?
    Geht es dir da so wie mir,
    dass man manchmal einfach nicht
    mehr weiß wofür?


    Es stellt sich die Frage, ob man sich mit den Zweifeln auseinandersetzen soll, ob man darüber sprechen soll und aktiv daran arbeiten, dass die Beziehung funktioniert. Oder ob man einfach vor diesem unguten Gefühl fliehen und sich aus den Augen verlieren soll.
    Kämpfen klingt natürlich gut und ist vielleicht auch ganz nett, aber wenn man „einfach nicht mehr weiß wofür“, dann ist es sinnlos. Man kann nur kämpfen, wenn man ein bestimmtes Ziel vor Augen hat. Wenn dieses Ziel jedoch nicht vorhanden ist, dann hat es keinen Sinn, dafür zu kämpfen.


    Gibt es Liebe auf den ersten Blick?
    Kann man Liebe lernen,
    kennst du einen Trick?


    Wieder Fragen, die die Liebe insgesamt in Frage stellen. Die sagenumwobene „Liebe auf den ersten Blick“, eine Wunschvorstellung von wohl jedem, wird angezweifelt und somit das Ideal einer vollkommenen Liebe, für die sich keine anstrengen muss, die einfach so passiert.
    Und wenn es diese Art von liebe nicht gibt, dann muss man wohl lernen, wie man liebt. Ich habe mir auch schon oft die Frage gestellt, ob man lernen kann, einen anderen zu lieben und es ihm so zu zeigen, wie er es verdient. Ich persönlich denke, dass man Liebe zwar nicht lernen kann, aber die Art damit umzugehen und vor allem die Art, eine Beziehung zu führen.


    Ist die Geduld
    nur ein langer Faden?
    Warum ist man auch
    zu zweit meistens allein?


    „Ist die Geduld nur ein langer Faden?“ – eine Frage, mit der ich eher weniger anfangen kann und ich auch Schwierigkeiten habe, sie in den Gesamtzusammenhang einzuordnen..
    „Warum ist man auch zu zweit meistens allein?“ Eine Frage, die den äußerlichen Zustand dem emotionalen Zustand gegenüberstellt. Man ist zu zweit, also zwei Personen, die sich zusammen irgendwo aufhalten, jedoch nur physisch und nicht psychisch verbunden sind. Zwei Personen, die sich vielleicht gut verstehen, aber auf emotionalem Weg einfach nicht zusammen finden.


    Wo kommen all die Zweifel her,
    die uns ins Herz geschlichen sind
    und uns in letzter Zeit
    nur in Frage stellen?


    Zu bemerken ist hier wohl, dass das Wort „so“ durch „nur“ ausgetauscht wurde. „Nur“ beschreibt einen dauerhaften Zustand, der sich wohl eingeschlichen hat und zur Gewohnheit geworden ist.


    Und jede Antwort fällt so schwer,
    zieht uns tiefer rein ins Meer.
    Ich ertrink langsam in dir.


    Natürlich versucht man auf die oben genannten Fragen Antworten zu finden, doch eigentlich kann man diese Fragen nicht oder sehr schwer beantworten. Man muss viel emotionalen Abstand zu der ganzen Sache gewinnen und auch in der Lage sein können, Selbstkritik zu üben. Und da genau diese Dinge den meisten Menschen sehr schwer fallen, findet man auch nur sehr schwer Antworten auf diese Fragen. Und hat man sich doch dann mühsam eine Antwort herausgequetscht, dann wirft sie nur wieder neue Fragen auf und man beginnt, an immer tiefgründigeren Sachen zu zweifeln. Ich sehe das Meer hier als einen Strudel, der dich mit jeder neuen, für richtig befundenen, Antwort immer tiefer aufsaugt, dich in die Zweifel und das in Frage stellen von gewissen Dingen hineinzieht.
    Das Ertrinken im Anderen symbolisiert wohl das kaputt gehen an diesen Problemen und Zweifeln.




    Wohin gehen Gedanken,
    wenn man sie verliert?
    Wie klingt ein Lied,
    wenn es niemand hört?


    Die Frage danach, was mit den guten Vorsätzen, der guten Grundlage und den Gefühlen, die man für eine Beziehung hat, passiert, wenn es nicht dazu reicht, eine Beziehung zu führen. Die Gedanken an ein Zusammen Sein, die man im lauf der Zeit verloren hat, was passiert mit ihnen? Bleiben sie in einem drin und kommen bei der nächsten Möglichkeit wieder zum Vorschein oder sind sie für immer verloren?
    „Wie klingt ein Lied, wenn es niemand hört?“. Eine Frage, die mich in ähnlicher Weise auch schon des Öfteren beschäftigt hat. Wenn man eine Sache nie bemerkt, ist sie dann trotzdem da? Wenn man zum Beispiel noch nie bewusst richtig geliebt hat, heißt es, dass man wirklich noch nie diese starken Gefühle hatte oder dass man sie nur nicht bemerkt hat?
    Oder im Bezug auf Gott: Wenn keiner an ihn glauben würde, würde er dann existieren? (existiert er überhaupt?)


    Muss man für alles
    Irgendwann bezahlen?
    Muss bei jedem Sieg
    Auch immer ein Verlierer sein?


    Wenn man einen Sieg für beide errungen hat, beispielsweise eine Antwort auf eine grundlegende Frage, die die Beziehung betrifft, gefunden hat, muss dann einer von beiden darunter leiden? Meiner Meinung nach gibt es bei jeder neuen Antwort, die man findet, und die die Grundfesten der Beziehung anzweifeln, zwei Verlierer und zwei Sieger. Ein Sieg ist es, weil man dem Kern der Sache immer weiter auf die Spur kommt und zwei Verlierer, da man manchmal diesen Kern besser nicht wissen möchte und je näher man dort ran kommt, desto schlechter geht es einem.




    So, das ist jetzt doch ziemlich viel geworden, ich bin offen für Kritik, wie gesagt, bei diesem Lied fiel mir die Interpretation recht schwer!


    EDIT: Ihr dürft auch gerne was schreiben!!!:D
    Nochmal EDIT: Kann das denn sein??? 23 Leute schon, die meinen "Aufsatz" gelesen haben und keiner, der irgendwas sagen will?! Ich muss sagen, ihr enttäuscht mich ;)l

    Hör mir zu, ich rede mit dir!


    (über Nacht wird alles anders, eine schöne neue Welt!


    ... bald werden Wunder am Fließband hergestellt)

    3 Mal editiert, zuletzt von Glückspiratin ()

  • Zu deiner Interpretation kann ich leider nicht viel sagen. Konnte das in der schule schon nicht besonders. Ich seh halt keine besondere/andere bedeutung der zeilen :rolleyes:  :think:
    Dashalb hab ich auch mal ne frage. Und zwar zum Lied "Ein Teil von mir".


    Was glaubt ihr, was mit dem "ICH" gemeint ist. Ich denke, es ist irgendein gefühl, ähnlich wie bei "Sehnsucht in dir"?


    Aber da ich wie gesagt für solche interpretationen anscheint kein talent hab, wollte ich euch mal fragen. :|

    I want to conquer the world, Give all the idiots a brand new religion,
    Put an end to poverty, uncleanliness and toil, Promote equality in all my decisions


  • danke für deine antwort, es hatte doch wohl noch jemand erbarmen ;) :daumen:


    Also ich hätte das ICH bei Teil von mir wirklich als Person gesehen... ohne viel Interpretation... dass das "ICH" wohl nie aus dem Leben der anderen Person ausradiert werden kann.


    ich hoffe, ich habe deine Frage richtig verstanden;)

    Hör mir zu, ich rede mit dir!


    (über Nacht wird alles anders, eine schöne neue Welt!


    ... bald werden Wunder am Fließband hergestellt)

  • Von den Texten auf dem neuen Album find ich jeden, ohne Ausnahme, sehr ansprechend.
    Jeder der Texte hat seine eigene Geschichte die erzählt wird.


    Teil von Mir:
    Ein "Liebeslied" auf anderer Weise.
    Zählt zu meinen Favoriten auf dem Album.
    Text is einfach super gut gelungen. Zuerst wird von der Liebe serh positiv gesprochen und dann sofort die Wendung, wie ein Schlag ins Gesicht. Und ich denke was in diesem. Text erzählt wird ist wohl die pure Wahrheit.


    "Wir sitzen uns gegenüber und du fragst wie es nun weiter geht. Wollen wir reden über Liebe? Woran denkst du wenn du davon sprichst? Bei Kerzenlicht un einem Mond der scheint, Hell, sanft und schön. ein Lachen und dann Fröhlichkeit und dann Hand in Hand gehn."


    Hört sich doch erstmal ganz nach Liebe.


    Aber dann kommt das knallharte Gegenteil wovon gerade gesprochen wurde.


    "Oder an Schläge? Blütergüsse? Aufgeplatze Lippen oder Schläfe? Denkst du an Himmel oder Hölle? An Fliegen oder Fußbodenkriechen?"


    Klingt doch gleich ganz anders. Und ich denke erst ab hier hat die Wahrheit angefangen, die eigentlich jeder schonmal erlebt hat und noch erleben wird.


    "Ein Teil von mir steckt für immer in dir, und ein Teil von dir, bleibt für immer in mir."


    Und hier triffts eben genau auf den Punkt. Die Kernaussage dieses Stückes.
    Einfach genial! Es ist eigentlich die pure Wahrheit, den jede vergangene Beziehung zu einem anderen Menschen prägt uns und wir werden sie nicht vergessen.
    Und so geht es dann eben knallhart durch den Rest des Liedes.




    Gruß
    Raphael

    Mit wehenden Fahnen werden wir untergeh'n!


    27.12.2008 München Olympiahalle
    19.06.2009 Nürnberg Arena
    01.12.2012 München Olympiahalle
    14.06.2013 Heilbronn Frankenstadion

    Einmal editiert, zuletzt von Raphi ()

  • Respekt wie gut du interpretieren kannst. :daumen:
    Ich kanns leider nicht, alleine das schreiben wäre mir zu mühsam.
    Ich bin eher ein Mensch der kurzen Worte. Klar und deutlich :D


    Aber so wie du das geschrieben hast bekommst du eine 1+ von mir ;)

  • Ich hab's zwar schon einmal in einem anderen Thread geschrieben, aber ich denke hier findet es seinen besseren Platz.


    DIE TOTEN HOSEN - IN ALLER STILLE (VÖ: 14.11.2008)


    1. Strom


    Sehr schöne, schnelle Nummer um zu zeigen, dass die Hosen wieder schlagkräftig zurückkommen. Der Text spielt teilweise mit hoher Ironie in Bezug auf "mit letztem Blut" das Beste zu geben. Der Song hat Ohrwurmpotential und ist ein guter Konzert-Opener. Hier wird klar, in welche Richtung sich das Album hinbewegt.


    (Note: sehr gut)


    2. Innen alles neu


    Sehr zynischer Text mit gutem Wechsel zwischen mittelruhigen und schnellen, harten Passagen. Das Thema, dass wohl jeder kennt. Es geht einem beschissen, will es nicht wahrhaben, andere meinen es gut mit einem und dann stellt man fest: so schlecht geht's mir ja gar nicht, aber ihr stellt das so dar. Wo hier letztlich die Wahrheit steht, muss jeder selbst wissen. Hat ebenfalls Ohrwurmpotential - könnte jedoch im Laufe der Zeit etwas abflachen. Daher "nur" "gut".


    (Note: gut)


    3. Disco


    Genialer Song! Hier wird mit Klischees gehandelt bis zum Abwinken und ist gleichzeitige Kritik an der Disco-Gesellschaft. Dass man entweder nur da ist, um zu saufen, oder Frauen anzugraben und Spanner unbemerkt ihrem "Hobby" nachgehen können. Teilweise sehr gute, zynische Textzeilen die in die Vollen gehen. Musikalisch werden neben dem Rock, Elemente von Techno verwendet und man hört sogar zwischendrin einen "70er-Sound" alá Boney M. Perfekter Song mit hohem Ohrwurmpotential!


    (Note: sehr gut (+))


    4. Teil von mir


    Die Melodie ist hart, gleichmäßig und dennoch nicht zu aufdringlich. Hier wird der "Teil" von einem als etwas Negatives dargestellt, der sich dem anderen als "ewige Narbe" darstellt. Dass selbst nach einem Scheitern, einer Trennung und mag sie noch so gut ausgehen, immer ein bitterer Nachgeschmack bleibt, den man nicht auslöschen kann. Obwohl der Text pessimistisch klingt, leidet darunter aber zu keiner Zeit die Melodie.
    Sehr gut umgesetzt!


    (Note: sehr gut)


    5. Auflösen (Duett mit Birgit Minichmayr)


    Ein sehr ruhiges Duett, dass an Jazz/Swing erinnert, irgendwie unplugged-like. Obwohl das Wort "auflösen" eher negativ scheint und die Melodie darauf schließen mag, so ist die Aussage eher positiv, dass sich mit der Zeit alles zusammenfügen kann. Melodisch mal etwas anderes, jedoch auf Dauer kein Brenner.


    (Note: befriedigend)


    6. Leben ist tödlich


    Klassische Auseinandersetzung zwischen der Frage was der biologische Tod und was der persönliche Tod für einen selbst bedeutet. Wo fängt er an, wo hört er auf? Jeder glaubt an ein Stück Unsterblichkeit, obwohl das Leben oft schon tödlich ist. Die Interpretation zu diesem Stück ist für jeden Einzelnen völlig offen und gar fast undefinierbar. Musikalisch hat dieser Song derbstes Rockfundament mit großem Textcharakter! Vor allem der Refrain fesselt!


    (Note: sehr gut)


    7. Ertrinken


    Zunächst musikalisch ein Volltreffer. Obwohl ein Klavier zu hören ist, wird es nur dezent eingesetzt was dem Titel das I-Tüpfelchen aufsetzt. Die Frage nach wahrer Liebe und dass man in der Suche danach "ertrinken" kann ist poetisch mit Sicherheit eins der besten Stücke auf der Platte. Campino erlaubt sich hierbei nicht einmal den Versuch einer Antwort, er stellt lediglich fest daran zu ertrinken, wenn man die Antwort nicht finden sollte.
    Grandios! Vor allem auch Dir auch die gekonnten Wechsel zwischen langsamen, schnellen und mittelschnellen Passagen. Top!


    (Note: sehr gut)


    8. Alles was war


    Ein sehr autobiographisches Lied. Eine klare Auseinandersetzung zwischen der Vergangenheit, der Zukunft und der Gegenwart. Der Refrain hat hohes Suchtpotential. Gleichzeitig wird am Ende des Songs auf das eigene Geschehen individuell eingegangen, indem man das Gefühl hat, dass man persönlich gefragt wird wie das Leben für einen selbst bisher war und wie damit evtl. umgegangen wird. Und bei Beantwortung wird man teilweise auf den Boden zurückgeholt - positive Ernüchterung stellt sich ein.


    (Note: gut)


    9. Pessimist


    Musikalisch mit Sicherheit eines der härtesten Songs, wenn nicht gar der härteste Song der Platte. Während am Anfang die langgezogenen Worte leicht nervend wirken, haut der Rest es wieder vollkommen heraus - und dann könnte man sich es ohne kaum noch vorstellen. Hier wird behandelt, ob man selbst eher positiv eingestellt ist und Pessimisten als Lügner hinstellt, bis man sich selbst dabei ertappt, pessimistische Züge anzunehmen, die man dann versucht zu kaschieren, bzw. sich dies selbst vorzutäuschen. Gut umgesetzt!


    (Note: gut)


    10. Wir bleiben stumm


    Die erste Textzeile erinnert zunächst stark an "My way" von Sinatra. Das verfliegt jedoch ganz schnell. Hier wird widerum mit dem Umfeld und sich selbst angerechnet. Auch hier teilweise autobiographische Züge. Auch wenn's gut gemeint ist und die Textzeile vom "Typen der das Ticket bezahlt hat, während der andere der ewige Schwarzfahrer bleibt" gut gedacht ist, leidet leicht die Musik darunter. Für mich eines der etwas schwächeren Lieder des Albums.


    (Note: befriedigend)


    11. Die letzte Schlacht


    Textlich wohl die beste Abrechnung mit den Medien! Hier wird kritisch bewertet, was die Medien alles über jemanden erfahren (hier über die Hosen) wollen und was sie glauben zu wissen und sie dadurch unsicher zu machen und sie teilweise zu Fehlern zwingen wollen. Im Prinzip den unkorrigierbaren Fehler im "Punk-System" zu finden, um die Hosen endgültig an die Wand zu stellen. Dann wird klar gestellt, dass sie der Presse und allen Besserwissern schnell "durch die Netze gehen". Musikalisch recht gängig, flüssig, schnell.


    (Note: gut)


    12. Tauschen gegen Dich


    "Der stille Liebling" - so würde ich wohl diesen Song bewerten. Denn obwohl er eine Ballade ist, verliert er nichts an Stärke, auch für sonst hosentypischen Sound nicht. Hier kann man sich sehr gut wiederfinden, ob es Momente gibt, oder gab die es wert sind für eine Person einzutauschen. Campinos Gesangsstil passt hier wirklich wie die Faust auf's Auge und Kuddel beweist leise Gitarrenklänge gut umzusetzen.


    (Note: sehr gut)


    13. Angst


    Ungewohnte Melodie, an die man sich dennoch gut gewöhnen kann. Der Refrain hierbei ist wirklich musikalisch das Beste im Stück und obwohl man die Lyrik anfangs schwer mit der Melodie zu vereinen versucht, gelingt es dennoch irgendwie auf charmante Weise - zumal die harten Drum-Passagen ebenfalls nochmal zur Klasse des Stücks beitragen können. Hier wird das Wort "Angst" sehr gut beschrieben, was in solchen Momenten in einem vorgehen kann. Verdammt gut umgesetzt!


    (Note: gut)


    Meine persönliche Gesamtnote: 1,69 (gut)


    Fazit: Das Album ist wohl die beste Platte seit "Opium fürs Volk". Kein Album hat mich seit der Opium so direkt überzeugt wie "In aller Stille". Ein ebenbürtiger Nachbar! Willkommen im Kreise der Opiate!


    P.S.: Die Interpretation ist rein aus meiner persönlicher Sicht - von daher: nicht zu sehr verhärten. ;)

    Paul Gascoigne: "Ich mache nie Voraussagen und werde das auch niemals tun."


    ~ Fortuna Düsseldorf 1895 ~

  • also ich find, dass es bei "die letzte schlacht" eher nicht auf die hosen trifft, denn hier wird gleich am anfang von der "schweigenden armee" und der "grauen masse" gesprochen, daher denk ich mal das es allgemein gehalten ist, also das volk gemeint ist.

    Whatever you say, Whatever you do, Agent X is watching you.

  • bei "die letzte schlacht" dachte ich beim ersten hören auch erst auch erst an die hosen. allerdings ergibt das ganze an manchen stellen dann keinen sinn.


    es richtet sich eindeutig an schäuble und co., an meinungsumfragen an überwachung. meiner meinung nach das beste lied des albums!

  • Campino1985

    Zitat

    5. Auflösen (Duett mit Birgit Minichmayr) Ein sehr ruhiges Duett, dass an Jazz/Swing erinnert, irgendwie unplugged-like. Obwohl das Wort "auflösen" eher negativ scheint und die Melodie darauf schließen mag, so ist die Aussage eher positiv, dass sich mit der Zeit alles zusammenfügen kann. Melodisch mal etwas anderes, jedoch auf Dauer kein Brenner. (Note: befriedigend)


    da hast du Recht ich finde der hätte super zum MTV -Unplugged gepasst !
    aber die Note ist meiner Meinung nach mindestens GUT :daumen:


    Zitat

    8. Alles was war Ein sehr autobiographisches Lied. Eine klare Auseinandersetzung zwischen der Vergangenheit, der Zukunft und der Gegenwart. Der Refrain hat hohes Suchtpotential. Gleichzeitig wird am Ende des Songs auf das eigene Geschehen individuell eingegangen, indem man das Gefühl hat, dass man persönlich gefragt wird wie das Leben für einen selbst bisher war und wie damit evtl. umgegangen wird. Und bei Beantwortung wird man teilweise auf den Boden zurückgeholt - positive Ernüchterung stellt sich ein. (Note: gut)


    9. Pessimist Musikalisch mit Sicherheit eines der härtesten Songs, wenn nicht gar der härteste Song der Platte. Während am Anfang die langgezogenen Worte leicht nervend wirken, haut der Rest es wieder vollkommen heraus - und dann könnte man sich es ohne kaum noch vorstellen. Hier wird behandelt, ob man selbst eher positiv eingestellt ist und Pessimisten als Lügner hinstellt, bis man sich selbst dabei ertappt, pessimistische Züge anzunehmen, die man dann versucht zu kaschieren, bzw. sich dies selbst vorzutäuschen. Gut umgesetzt! (Note: gut)



    :daumen: da muss ich dir voll & ganz zustimmen


    Zitat

    12. Tauschen gegen Dich "Der stille Liebling" - so würde ich wohl diesen Song bewerten. Denn obwohl er eine Ballade ist, verliert er nichts an Stärke, auch für sonst hosentypischen Sound nicht. Hier kann man sich sehr gut wiederfinden, ob es Momente gibt, oder gab die es wert sind für eine Person einzutauschen. Campinos Gesangsstil passt hier wirklich wie die Faust auf's Auge und Kuddel beweist leise Gitarrenklänge gut umzusetzen. (Note: sehr gut)


    der Stille-Liebling das hast du schön gesagt


    also ich würde sagen das war DIE Bewertung/Interprätation :daumen:

    Einmal editiert, zuletzt von Turboprinz ()

  • Nochmal zu Die letzte Schlacht:
    Ich würde das auch so verstehen, dass damit das Volk gemeint ist. Allein schon wegen
    "die graue Masse"... Ich glaube es geht in dem Stück um den Datenschutz, der nach und nach
    verringert wird unter der Tarnung des Schutzes (z.B. vor Terrorismus).
    Nehmt diese Interpretation aber bitte nicht zu ernst, ich hab erst kürzlich ne Arbeit
    übers Interpretieren geschrieben und hab ne 4 bekommen. Ich hatte die zweitschlechteste
    Arbeit! :D Also nicht zu ernst nehmen! :)

  • Zitat

    9. Pessimist
    Musikalisch mit Sicherheit eines der härtesten Songs, wenn nicht gar der härteste Song der Platte. Während am Anfang die langgezogenen Worte leicht nervend wirken, haut der Rest es wieder vollkommen heraus - und dann könnte man sich es ohne kaum noch vorstellen. Hier wird behandelt, ob man selbst eher positiv eingestellt ist und Pessimisten als Lügner hinstellt, bis man sich selbst dabei ertappt, pessimistische Züge anzunehmen, die man dann versucht zu kaschieren, bzw. sich dies selbst vorzutäuschen. Gut umgesetzt!


    Also bei meinem Lieblingslied "Pessimist" gehts für mich um was anderes. Für mich werden hier ganz klar die Medien kritisiert, welche eine schlechte/negative Stimmung verbreiten. Diese Stimmung greift auf die allgemeine Gefühlslage der Gesellschaft über und am Ende auch auf das lyrische Ich.


    Suche:

    2015.08.24 Leipzig, 2015.08.12 Kempten, 2015.06.02 Frankfurt/O, 2015.05.12 Dresden, 2014.12.02 Wiesbaden, 2013.10.12/11 Düsseldorf, 2013.08.24 Neu Ulm, 2012.04.10 Bremen - 30 Jahre DTH - Magazinkeller

  • Zitat

    Original von Mungomunk


    Also bei meinem Lieblingslied "Pessimist" gehts für mich um was anderes. Für mich werden hier ganz klar die Medien kritisiert, welche eine schlechte/negative Stimmung verbreiten. Diese Stimmung greift auf die allgemeine Gefühlslage der Gesellschaft über und am Ende auch auf das lyrische Ich.


    also das mit der schlechten stimmung seitens der medien kann man ja mit den textstellen mit der tagesschau belegen (frei:warten nur noch auf die tagesschau), dass man nur noch ide schrecklichen bilder aus der ganzen welt sieht und dann natürlich auch langsam der gute glaube davon geht

    „Jeder sollte an irgendetwas glauben, und wenn es an Fortuna Düsseldorf ist“ (Campi)
    „Wer Fortuna-Fan ist, braucht das Leben nicht zu fürchten.“ (Dieter Nuhr)
    "Lieber mit Fortuna in die 4. Liga als einmal zu den Bayern." (Campi)
    "Was zählt? What tent!" (Vom)

  • ich denke, meine interpretation von "pessimist" geht in eure richtung ...


    Meiner Meinung nach geht es um das Erkennen der Realität, man merkt dass die Zukunft, die man sich in den schönsten Farben ausgemalt hat, der Realität weichen muss. "Wir schauen zum Fenster raus", in die Welt, die wir selbst sehen können, warten dabei "auf die Tagesschau", die uns über die oft schrecklichen Geschehnisse aufklärt, die außerhalb der von uns wahrgenommenen Welt liegen.
    Und trotz all dieser schrecklichen Erkenntnisse und trotz all dem Wissen, dass wir über die Realität haben hält man sich doch noch an dem Gedanken fest, "dass alle Pessimisten Lügner sind", das heißt, dass die, die die Welt zwar in ihrer realistischen Form erfasst haben, jedoch das Ganze zu negativ sehen, am Ende doch nicht Recht behalten werden. Das Wort "Lied" sehe ich hier als etwas, das man zufällig irgendwo hört und diesem gerne Glauben schenken möchte.
    Das kommt auch im letzten refrain nochmal zum Vorschein, da möchte man "glauben, dass es stimmt, dass alle Pessimisten Lügner sind". Es wäre schön, wenn die Welt nicht so grausam real wäre, das ist sie aber leider nunmal...


    Ich glaub, ich hab grad nicht die richtigen Worte gefunden, vielleicht versteht irgendwer was ich meine :D

    Hör mir zu, ich rede mit dir!


    (über Nacht wird alles anders, eine schöne neue Welt!


    ... bald werden Wunder am Fließband hergestellt)

  • @Glückpiratin: Ich glaub ich weiß was du meinst. :]


    Für mich wird in dem Lied die Welt als solche gar nicht als sooo schlecht dargestellt, das Problem ist halt nur dass die Medien ihre Berichterstattungen auf Elend/Furcht/Angst zentrieren. Das Individium das die Nachrichten geschaut hat erkennt "dass alle Pessimisten lügner sind" erst als es allein ist und Ruhe findet. z.B. wenn es sich über die Wunderbarheit eines alltäglichen Ereignisses freuen kann bzw. jene erkennt.


    Ich wünsch euch noch ne gute Nacht. ;)


    Suche:

    2015.08.24 Leipzig, 2015.08.12 Kempten, 2015.06.02 Frankfurt/O, 2015.05.12 Dresden, 2014.12.02 Wiesbaden, 2013.10.12/11 Düsseldorf, 2013.08.24 Neu Ulm, 2012.04.10 Bremen - 30 Jahre DTH - Magazinkeller

  • Medienkritik - weiß nicht, vielleicht ein bisschen hoch gegriffen. Einfach ein Song für ein bisschen Optimismus??? Bisschen "Steh auf, wenn du am Boden bist" ohne die doofen Plattitüden quasi (sorry, ich finde "Steh auf..." musikalisch nett, aber textlich - aua, irgendwie fast schon eine etwas peinliche Aneinanderreihung von Klischees - "wird schon wieder wern, bei der Frau Born is a wieder worn" fehlt da meiner Ansicht nach am Ende noch *ggg*)?


    Ob an ein bestimmtes Lied im Radio über Pessimisten, die Lügner sind, gedacht wird? Mir fiel ja spontan Silbermonds "Zeit für Optimisten" ein, obwohl´s da nicht ganz explizit so vorkommt (grad mal Text gegoogelt - Pessimisten werden zumindest erwähnt, auch wenn´s mehr um die notwendige Unterstützung der Optimisten geht - damit die nicht so einsam sind).



    Zitat

    Original von Mungomunk


    Also bei meinem Lieblingslied "Pessimist" gehts für mich um was anderes. Für mich werden hier ganz klar die Medien kritisiert, welche eine schlechte/negative Stimmung verbreiten. Diese Stimmung greift auf die allgemeine Gefühlslage der Gesellschaft über und am Ende auch auf das lyrische Ich.

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