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Eins hat mich aber schon immer am Text
gestört, die Textzeile „Weil uns nichts anderes übrig bleibt“. Sich Freunde und
Bekannte auszusuchen bzw. zu verlieren sehe ich nicht als passive Veranstaltung
an!
So sehr ich dir in den meisten Punkten Recht gebe, muss ich dir hier widersprechen. Natürlich ist es nicht willkürlich, mit wem man seinen Lebensweg bestreitet, da sollte man als mündige Person eher mehr als weniger Mitspracherecht haben, jedoch ist es trotzdem unvermeidlich, dass jeder seinen eigenen Weg geht. Und das ist für mich aber auch genau die Tragik, die diesen Song so großartig macht, weil er sie genau anspricht.
Einige Beispiele:
Wenn mein bester Freund nach einer langjährigen Beziehung verlassen wird und komplett fertig mit den Nerven ist, kann ich so viel und so gut für ihn da sein, wie ich möchte. Es wird dennoch sein fortschreitendes Leben bestimmen, nicht meines. Schon gar nicht, wenn ich selbst in einer funktionierenden Beziehung stecke - oder selbt Probleme mit meiner Partnerin/meinem Partner habe. Klar kann man sich einreden, man würde genau mitfühlen, bis zu einem gewissen Grad kann man das sicher auch, aber es wird dennoch immer er sein, der damit klarkommen und die Situation verarbeiten muss.
Genau so, wie wenn ich meinen Job verliere und meine Miete nicht mehr aufbringen kann, dann kann mir ein Freund sicher helfen, in dem er mich bei sich einziehen lässt. Dennoch bin ich es, der wieder auf die Beine kommen muss. Man kann einander helfen, man kann einander mehr helfen, als andere das tun, aber letzten Endes lebt doch jeder sein eigenes Leben. Das liest sich zynischer, als es gemeint ist.
Etwas plumper, aber vielleicht treffender ausgedrückt: Wenn ein geliebter Mensch von einer Brücke springt, springst du nicht hinterher. So hart es klingt, dein Leben geht weiter.
Traurig & zynisch in seiner Gesamtheit, aber diese Erkenntnis macht "Wir bleiben stumm" in meinen Augen auch so stark.