In aller Stille

  • Heute vor 10 Jahren erschien die IaS


    Dann sag ich mal herzlichen Glückwunsch In aller Stille.


    Das Album landet bei mir auf den vierten/fünften Platz.


    Einige extrem gute Songs, einige extrem nervige Songs.


    Aber Tauschen gegen Dich traff mich damals auch wie ein Blitz. Ich hörte ihn auch oft in Dauerschleife. Irgendwann verlor ich ihn aus den Augen und dann hab ich ihn letztes Jahr am 24.11.2017 in Leipzig das erste mal live gehört und es war wieder um mich geschehen. Ich hätte auch noch meine Frau dabei (es war erst ihr zweites Konzert) und auch sie war sofort hin und weg. So wird er seither wenigsten zwei bis dreimal im Monat gehört.

    "Ich warte nur auf den Regen,
    Der die Flüsse überlaufen lässt
    Und den Müll aus dieser Stadt endlich wegspült
    Der die Falschheit und Intrigen
    Und die Heuchelei mitnimmt,
    Die uns jeden Tag nach unten zieht"

  • Das Album hat bei mir einen vergleichbaren Stellenwert wie die "Zurück zum Glück": Auch wenn ich das Album wirklich nicht schlecht finde ist es keines, das mich letztlich so wirklich berührt. Irgendwie ist da eine "Kälte", das hat etwas Unnahbares. Und trotzdem sind einige Stücke drauf, die ich überragend finde: "Leben ist tödlich", "Ertrinken" (ich fand den Text eine ganze Zeit lang äußerst banal, mittlerweile schätze ich ihn mehr und mehr - außerdem gibt es diese geile Stelle, wenn die Gitarre ausläuft und das Schlagzeug alleine läuft), "Wir bleiben stumm" - und nicht zuletzt das wunderbare "Tauschen gegen dich". Bleibt ein handwerklich gutes Album, das allerdings nicht nah geht.

  • Was ist das für ein Text auf der Homepage?





    </button>Auflösen


    Wir sitzen uns gegenüber
    Und du fragst wie es nun weitergeht
    Wollen wir reden über Liebe
    Woran denkst du wenn du davon sprichst


    An Kerzenlicht und einen Mond der scheint
    Hell, sanft und schön
    An Lachen und an Fröhlichkeit
    Und an Hand in Hand gehen


    Oder an Schläge, Blutergüsse
    Aufgeplatzte Lippen und Schläfen
    Denkst du an Himmel oder Hölle
    An Fliegen oder Fussboden-Kriechen


    Ein Teil von mir
    Bleibt für immer in dir
    Und ein Teil von dir
    steckt für immer in mir


    Ich bin dein Fehltritt und dein Irrtum
    Ich bin der mit dem schlechten Ruf und
    All den leeren Versprechen
    Die immer schon gelogen waren denn


    Ich bin das, was übrig bleibt
    Der Stein in deinem Schuh
    Ich bin all die Bitternis
    Die dich so oft heimsucht


    Ich bin Enttäuschung und Vergangenheit
    All die nicht gelebten Träume
    Der Geruch auf deiner schönen Haut
    Den du nicht abwaschen kannst denn


    ein Teil von mir
    Bleibt für immer in dir?


    es ist so ein harter Boden
    auf dem wir jetzt gelandet sind
    werden wir uns wiederholen
    Haben wir uns beide verdient?

    Auf da Alm gibt´s ka Sünd!

    "… Nimm nichts mit, wir brauchen nichts. Lass alles hier und schmeiß es weg. All die Souvenirs, unsere Biographien.

    Alles lästiges Übergewicht… "

  • Ha! Es gibt sie immer noch: Die Hosen-Songs, die man schon seit Ewigkeiten kennt, die aber erst mit deutlicher Verzögerung reinfahren. Nach "Leben ist tödlich" geht es mir nun aktuell auch bei "Pessimist" so. Ein wunderbares Brett. Hohes Tempo, ein fantastischer Mittel-Teil (die Stelle "Kann ich mich endlich wieder atmen hören / Mit jedem Herzschlag etwas mehr von mir mir spüren" würde ich mittlerweile in meine favorisierten Hosen-Momente mit aufnehmen) und dazu ein typischer Frege-Text mit kleinen dramaturgischen Wendungen ("...wartet nur noch auf die Tagesschau" - "...fürchten uns schon vor der Tagesschau") - Hammer-Song!

  • Ich habe es mir eben auch noch mal zufällig angehört...Ich werde irgendwie mit dem Album nicht so richtig warm. Es hat so unfassbar starke Momente (Leben ist tödlich, Pessimist, die letzte Schlacht, Ertrinken, Angst), aber mich stört dieser Sound, das Schlagzeug ist zwar fett produziert, aber man weiß nie so recht, was Vom mit der Führhand macht. Das ist mir zu wischiwaschi. Ich glaube, ich würde das Album wesentlich besser finden, wenn es Jon abgemischt hätte. Ich mag diesen eindeutig definierbareren Sound. IAS scheint mir überproduziert zu sein.


    Und da gibt es noch diese Stinker und ganz viel Mittelklasseware.



    Kein schlechtes Album, aber keines was mich richtig kickt

  • Es wäre in der Tat sehr interessant, die Scheibe in einer Caffery-Version zu hören, auch wenn ich den wuchtigen Sound der Scheibe eigentlich immer mochte. Wird zwar leider nur Theorie bleiben, aber da würde einiges sicher nochmal anders wirken.


    Insgesamt ist "In aller Stille" auf jeden Fall ein Album, das in meinem Gedächtnis immer etwas besser ist, als es dann tatsächlich ist. Immer, wenn ich die Scheibe mal wieder raushole, fällt mir auf, dass neben einigen wirklich starken Songs (ganz vorn bei mir "Leben ist tödlich" und "Ertrinken") tatsächlich viele schwache Momente mit dabei sind. Allen voran natürlich "Alles was war" und das lyrisch großartige, aber musikalisch für mich nicht ansprechende "Auflösen".

    Es hat sich vieles getan, auf Dosenbier gibt es jetzt Pfand,
    aber die meisten von uns leben noch, das war nicht immer so geplant.
    (Koyaanisqatsi)

  • Gerade Pessimist ist auch für mich herausragend, und zwar schon immer. Der Sound bei Hosen Platten war schon immer verbesserungswürdig, früher oft viel zu glatt, heute einfach zu laut, zu komprimiert, kann ich schlecht beschreiben. Müsste für mich einfach trockener, rauer sein. Ob Jon das besser gemacht hätte? Keine Ahnung. Ist aber auch egal, sind wie sie sind. Müssen wir damit klar kommen.


    Wir sind außer uns
    Und Rand und Band
    Und wir haben keine Zeit für Schlaf

  • Es gab nie eine Zeit, in denen ich weiter von den Hosen entfernt war, als zu der Zeit dieser Platte. Ich habe dazu keine Verbindung und könnte auf sämtliche Stücke verzichten. Vielleicht entwickelt sich bei mir ja irgendwann auch mal der Moment, in dem ich die gelobten Stücke Pessimist et cetera würdigen zu weiß.

    NEIN :!:

  • Durch in aller Stille bin ich damals wieder so richtig zu den Hosen gekommen.. Ein Klassenkamerad meinte zu mir, die Hosen bringen nen neues Album raus und ob er mir das brennen soll? War damals 13, hab also nicht alles verstanden. Fand das Teil dann aber so geil, dass ich mir sofort die Platte geholt habe..

    Korn, Bier, Schnaps und Wein


    und wir hören unsere Leber schrein'

  • weiß nicht wie oft ich hier schon gesagt habe, dass es einer meiner faves ist. ich gebe recht: der sound klingt zu überproduziert. besonders die drums. ich meine auch gelesen zu haben, dass die band genau diesen sound auch so wollte. Aber, insgesamt bleibt es sogar FÜR MICH ein stück besser als die laune. warum ist das so? das hängt zum einen mit den texten (auch wenn campi hier hilfe hatte), aber hauptsächlich weil man hier keine typischen „hits“
    findet. „alles was war“ ist das schlechteste was das Album zu bieten hat. aber eine gewisse kalkül kann ich nur wegen einer hymne nicht raushören. auch auflösen nicht. für mich hört sich die Scheibe kompromiss los an. und das rechne ich hoch an. erste auskopplung „strom“ war auch nicht so zu erwarten. das wäre so, als ob sie statt „wolken“ eben Urknall als vorab releast hätten... damit möchte ich nicht „unter den wolken“ schlecht reden.


    Ingesamt ein starkes Album mit Licht und Schatten wie es bei allen vorkommt. Gepaart mit einigen Songs die wirklich reinhauen.

  • Ohne die IaS wäre ich wahrscheinlich gar nicht hier. Mit dem Album haben mich die Hosen wieder zurückgeholt seit ich sie bei "Learning English" auf die Seite gelegt hatte und musikalisch andere Wege eingeschlagen habe. Ich habe irgendwo zufällig, war es vielleicht gar die Tagesschau, gesehen dass sie das Album rausbringen und dachte so bei mir: oh, die gibts ja auch noch - mal anhören. Und ich war von den Socken dass meine alten Hosen mir damals was sagen konnten und dazu Musik machten die mir Laune machte. Obwohl das alles in allem ein düsteres Album ist. IaS hat daher für mich einen besonderen Stellenwert in meinem Hosen-Universum, gerade wenn ich so nachdenke was mir so alles mit den und um die Hosen die letzten Jahre wiederfahren ist.

    A fallen wall becomes a bridge to connect us rather than divide. (Zeb Love)

  • Für mich persönlich rangiert IAS dieser Tage häufig in den Top fünf meiner Lieblings-DTH-Alben. Diese Liste ist immer nur eine Momentaufnahme, d. h. ich könnte mich nie abschließend festlegen, da ich alle Alben immer wieder neu für mich entdecken muss, und manchmal rutscht IAS auch kurzzeitig etwas ab, allerdings komme ich nie dauerhaft von diesem Album los.


    Ungeachtet der musikalischen Parameter (die ich nicht ignoriere, sondern schlichtweg nicht bewerten kann, da ich von Musiktheorie nicht die leiseste Ahnung habe) sind es heute wahrscheinlich die Texte, aber auch ein gewisser sentimentaler Bezug, die das Album für mich so interessant machen. Für mich hat das Album eine starke Entwicklung durchgemacht, was allerdings wohl nicht nur am Album selbst, sondern auch an meiner persönlichen Entwicklung seit der Veröffentlichung liegt. Ich möchte hier nicht mit Küchenpsychologie kommen, aber ich denke, es ist einleuchtend, dass es einen Unterschied macht, ob man als Kind mit dem besten Freund völlig unbedacht Disco abfeiert und die Texte herausbrüllt, ohne sie inhaltlich durchdrungen zu haben (jaja, so nahm mein Fandasein seinen Lauf :D habe mich letztes Jahr auf dem Cannstatter Wasen trotzdem über das Lied gefreut), oder ob man sich eben später mit ein wenig mehr Lebenserfahrung und Reife in Lieder wie Innen Alles Neu, Leben Ist Tödlich oder Pessimist hineindenkt. Einen starken Eindruck hat bei mir auch Ertrinken hinterlassen und später auch Alles Was War, wobei für mich in beiden Liedern die Beziehungsthematik eher weiter hinten angesiedelt ist, weil ich sie zumindest bei Ertrinken als Kind gar nicht wahrgenommen oder irgendwie ausgeblendet habe. Bei Ertrinken ist für mich die Faszination, dass man jegliche im Lied auftauchende Fragen wieder und wieder prüfen und je nach seiner derzeitigen Lebenssituation entweder als Pseudofragen oder aber als ernsthafte Fragen, über die es sich nachzudenken lohnt, bewerten/entlarven kann, vom metaphorischen Bild des Ertrinkens ganz zu schweigen. Auch bei Alles Was War, das zunächst vielleicht wie ein seichter Ohrwurm daherkommt und ganz eindeutig von einer vergangenen Beziehung handelt, habe ich beim Hören intuitiv immer eine etwas allgemeinere Deutung entwickelt, denn ich verbinde das Lied immer mit einer allgemeinen aufrichtigen Dankbarkeit für gewisse Lebensabschnitte oder Menschen, die ich kennenlernen durfte und die mich begleitet haben, weswegen es für mich mehr als ein eingängiger Song ist. Außerdem finde ich auch das Bild, welches bei "In unsren Köpfen drehen sich Gedankenspiele" entsteht, sehr gelungen. Und - das muss ich abschließend sagen, bevor ich mich hier jetzt in meinem Psycho-Geschreibsel verliere - Strom ist natürlich ein Brett mit seiner Härte und Kompromisslosigkeit sowie dem düsteren "Am Anfang war der Lärm..."-Teil!

    "On the other hand, what I like my music to do to me is awaken the ghosts inside of me. Not the demons, you understand, but the ghosts."
    — David Bowie

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