In aller Stille

  • Ich finde das Album richtig stark, meiner Meinung nach ist das ein totales Brett mit tollen Texten.


    Strom finde ich eine klasse Eröffnung da es unverscheinlich viel Druck hat, mag es auch sehr als Opener bei Konzerten. Ich habe mit ihm allerdings ein kleines Problem, ähnlich wie Ich mach nicht mehr mit von den Donots ist er mir etwas zu fett abgemischt, weniger ist mehr liebe Hosen :D


    Da ich mit der aktuellen Rap und Hip Hop Musik 0,00 anfangen kann, kann ich mit Disco auch nicht sonderlich viel anfangen. Der Beat am Anfang verjagt mich.


    Pessimist ist für mich das Highlight des Albums, ein verdammt starker Text und richtig Feuer an Musik dahinter. Finde es sehr schade, dass er und Leben ist tödlich sich Live nicht durchgesetzt haben.


    Ertrinken ist vom Text her eines der besten Werke was Campino jemals gelungen ist und dazu hat er einen genialen Soundtrack von dem ich fast jedesmal Gänsehaut bekomme. Mit Was zählt sehe ich Ertrinken zum besten Hosensong seit 2000.


    Tauschen gegen dich ist auch ein richtig schöner Song, nur den kann man sich nicht immer anhören :D Wenn man gerade total glücklich mit seiner Freundin ist geht er einen 0 in den Kopf rein.


    Angst ist nochmal ein guter Knaller am Ende. Er ist einer meiner Lieblinge auf dem Album.


    Aber man darf auch nicht vergessen, dass 2 Lieder auf In Aller Stille drin sind, die ich persönlich überhaupt nicht höre kann. Auflösen und Alles was war.

  • Ich mag die Scheibe in Summe eigentlich sehr gerne. Vor allem aber "Ertrinken" ist für mich einer DER SONGS der letzten Jahre, um nicht zu sagen definitiv unter den Top 3 aller Hosensongs. Immer wenn die Stelle kommt, wo nur das Schlagzeug spielt und Campino dann einsetzt mit:


    "Wohin gehen Gedanken, wenn man sie verliert?
    Wie klingt ein Lied, wenn es niemand hört?
    Muss man für alles irgendwann bezahlen?
    Muss bei jedem Sieg auch immer ein Verlierer sein?"


    ...bekomme ich immer tierische Gänsehaut :huh:


    Die Gänsehaut hab ich gerade sogar beim Lesen bekommen, obwohl im bei mir gerade der Refrain von "Weltmeister" läuft :daumen:

    Wir sind übrig.

  • Auch ein Album aus der Zeit, als ich die Hosen nur vom Rand aus verfolgt habe und das ich mir erst Jahre später zugelegt habe;


    Das erste Album mit einem neuen Produzenten: Die Abkehr von Jon Caffery habe ich den Hosen bis heute nicht verziehen. Ich finde übrigens nachwievor, dass "Zurück zum Glück" hervorragend produziert ist. Angeblich soll ja die Unzufriedenheit der Band mit der Produktion von "Zurück zum Glück" ein Grund dafür gewesen sein, dass sie Caffery als Produzenten den Rücken zugekehrt haben. Könnte ich überhaupt nicht nachvollziehen, wenn das so gewesen wäre;
    Ich muss gestehen, dass, so unsympathisch mir Vincent Sorg auch ist, er hier einen hervorragenden Job gemacht hat. Der Sound kommt wirklich sehr frisch daher. Die Gitarren bei den härteren und schnellen Liedern sind lauter im Verhältnis zum Gesang abgemischt, wie das bisher der Fall war, was dem Sound der Hosen verdammt gut tut: Das Album besticht durch eine grundsolide Härte und die Produktion unterstützt diese. Auch bestechen die Gitarren durch einen grandiosen Sound.


    Von der Gesamtkonzeption erscheint mir das Album sehr zusammenhängend und gut strukturiert. Es ist nicht so ein Ding wie das wirre Unsterblich-Album. Tatsächlich ist es mit 13 Stücken sehr komprimiert - noch komprimierter als "Zurück zum Glück". Das war eine weise Entscheidung, zumal man sich meiner Meinung nach fast ausschließlich für gute Stücke entschieden hat und diese gut aufeinander abgestimmt. Es ist meiner Meinung nach kein wirklicher Müll drauf (so wie noch "Beten" und "Walkampf" auf der "Zurück zum Glück").


    Die Texte gefallen mir teilweise außergewöhnlich gut und sind durch und durch unpeinlich, im Gegenteil teilweise geradezu herausragend. V.a. aber schaffen die Hosen hier den Spagat, dass die Texte zwar von hohem Niveau sind, zugleich aber sehr direkt. Diese Direktheit in der Sprache hatten die Hosen seit Anfang/ Mitte der 1990-er Jahre verloren und haben erst auf den letzten Alben nach und nach zu ihr zurückgefunden.
    Dass die Hosen ihre Zusammenarbeit mit Funny van Dannen offensichtlich beendet haben, finde ich positiv. Ich mag van Dannen, aber als Solokünstler. Die Sachen, die er zusammen mit den Hosen gemacht hat, finde ich großteils einen Fall für die Tonne. Die grandiosen Stücke „Weltmeister“ und „Der Mond, der Kühlschrank und ich“ sind natürlich Ausnahmen.


    Zu den einzelnen Stücken:
    - „Strom“: Mit dem Stück kann ich nichts anfangen. Ich finde es nicht einfallsreich. Pillermaik hat mal im Thread zum „Zurück zum Glück“-Album geschrieben, Aggressivität, Härte und Tempo des von „Zurück zum Glück“ wirken auf ihn aufgesetzt. Genau das, finde ich, ist beim Stück „Strom“ der Fall, in der Musik und auch im Text. Zudem finde ich auch die Komposition wenig einfallsreich.
    - „Innen alles neu“: Hallo, gleich ein harter Temposong nachgesetzt; Hier fällt mir gleich auf, dass die Gitarren wesentlich lauter als bei vergangenen Hosen-Alben abgemischt sind, was mir gut gefällt. Klasse Text;
    - Die Kombination mit dem Kraftwerk-mäßigen Disco-Beat ist gewöhnungsbedürftig, gefällt mir aber gut, v.a. gelingt die Kombination aus Disco und Punkrock, gerade auch dank der sehr wahrnehmbaren Gitarren. Auch die Direktheit im Text gefällt. Ganz allgemein habe ich das Gefühl, dass die Hosen – auch schon auf den Alben zuvor – wieder zu einer direkteren Sprache zurückgefunden haben, was ihnen nur gut tut.
    - „Teil von mir“: Ich habe schon mal geschrieben, dass die Hosen grandios in unglücklichen Liebesliedern sind: hier wieder: toller Text, in den sich wohl die meisten Menschen hineinversetzen werden können. Auch fallen erneut die lauten Gitarren positiv auf, der dem Sound einen gehörigen Schliff verleiht.
    - „Auflösen“: Vielen gefällt das nicht, mir schon. Eine schöne bildhafte Sprache – wie viel da auf den Mist von Campino und wie viel auf den von Birgit Minichmayr gewachsen ist, kann man jetzt spekulieren. Eigentlich mag ich Campinos Ego-Nummern nicht. Aber in dem Fall halte ich das Ergebnis für gelungen. Daher Daumen hoch;
    - „Leben ist tödlich“: Schon wieder ein Knaller wie zuvor schon „Innen alles neu“ oder „Teil von mir“; geiles Stück und ein bemerkenswerter Text; Die Gitarren knallen einem ganz schön um die Ohren.
    - „Ertrinken“: etwas untypisch für die Hosen, aber schon wieder ein Hit, der schlicht gefällt und hervorragend komponiert ist, toller Text;
    - „Alles was war“: unglückliche Liebeslieder Teil 2, und schon wieder ein Volltreffer. Gefällt mir von der Musik sehr gut und der Text ist einfach nur der Hammer und unfassbar wahr. Wie cool kann man sein, um so eine Anmaßung zu formulieren wie „Vielen Dank für alles, was mal war / Für jeden guten Tag / Nun sage mir wie war / Dein Leben ohne mich?“, um dann aber gleich wieder auf den Boden der Realität zu kommen: „Vielen Dank für alles, was mal war / Falls Du's vergessen hast / Ich erinner mich für Dich / An alles was mal war“? Das ist wirklich ein Stück von der Klasse wie „Weißes Papier“ von Element of Crime.
    - „Pessimist“: wieder ein Knaller, der mir direkt seinen Weg in meine Gehörgänge findet, wie zuvor schon „Innen alles neu“, „Teil von mir“, „Leben ist tödlich“, und schon wieder ein herausragender Text, der ohne jetzt groß zu politisieren eine grundvernünftige Haltung an den Tag legt und unverkennbar von der richtigen Seite kommt: „Die fetten Jahre sind vorbei / Wir sollen den Gürtel enger schnallen / Das Glück liegt immer noch auf der Straße / Man muss es nur in Bar bezahlen“.
    - „Wir bleiben stumm“: Finde ich jetzt musikalisch recht langweilig, die Ausflüge der Hosen ins Chanson-/ Schlagerhafte, die mindestens seit der Opium vorkommen, gefallen mir nicht. Der Text aber ist bemerkenswert: Ich halte diesen für sehr glaubwürdig und denke mal, dass er sehr autobiografisch ist, über sich selbst und Leute, die zusammen den selben Weg losgegangen sind, von denen manche aber auf der Strecke blieben, weil sie vielleicht nicht so viel Glück hatten oder auch von Haus aus andere Voraussetzungen hatten. Fazit: Toller Text, aber musikalisch leider nichts;
    - „Die letzte Schlacht“: Das wohl politischste Lied der Platte, toll arrangiert, mit einer unglaublichen Leichtfertigkeit gespielt und dennoch mit der notwendigen Portion Härte;
    - „Tauschen gegen Dich“: Mit diesem Lied kann ich ebenfalls nicht viel anfangen, ist aber auch keine Katastrophe.
    - „Angst“: kann man mal machen, ist tatsächlich ganz gut;


    „In aller Stille“ ist eine sehr gute moderne Punkrockscheibe, sehr druckvoll und hart, sehr gut produziert, abwechslungsreich, hat tolle Kompositionen und oft herausragende und niemals peinliche Texte: Sowohl musikalisch als auch textlich scheint mir „In aller Stille“ null aufgesetzt. Wie schon bei „Zurück zum Glück“ merkt man, dass das noch die gleiche Band ist, die mal die Horrorschau aufgenommen hat. „In aller Stille“ gefällt mir sogar noch ein Stück besser als „Zurück zum Glück“, wahrscheinlich deshalb, weil das Album ohne einen einzigen Totalausfall oder Fremdschäm-Song wie „Walkampf“ auskommt. Da ich mal davon ausgehe, dass auf den B-Seiten der Auskopplungen noch der ein oder andere Knaller drauf war, hätte man, wenn es nach mir gegangen wäre, noch „Strom“, „Wir bleiben stumm“ und „Tauschen gegen Dich“ austauschen können.


    Urteil: Das beste Hosen-Album seit der Kreuzzug;


    Als meine drei Favourites ausgewählt habe ich übrigens „Teil von mir“, „Leben ist tödlich“ und „Die letzte Schlacht“ ausgewählt. Die Entscheidung fiel nicht leicht.

    "Work is the curse of the drinking classes." (Oscar Wilde)

    2 Mal editiert, zuletzt von Karl Arsch ()

  • Definitiv ist die IaS-Phase eine mit guten B-Seiten, viel bessere als bei ZZG oder BdR. Es gibt zur In aller Stille sogar teilweise noch richtige Punkrockkracher mit politischen Texten. Du solltest dir mal "Kaufen geh'n" von der Alles was war-Single oder "Dagegen" von der Strom-Single anhören. Schlichter Punkrock, schlichter Text, aber gerade raus. Das gefällt mir sehr gut.


    Zur IaS grundsätzlich: Für mich ein ganz ganz starkes Album, das live leider viel zu wenig wiedergespiegelt wird. Ich würde gerne Songs wie "Teil von mir" oder "Disco" regelmäßig live hören.

  • Ich habe Vom mal deswegen gefragt warum das Album so übergangen wird.


    Es ist der Band zu "sperrige" und zu wenige "Massenhits" bei. Ausser Strom und Alles was war. Was ich schon sehr Peinlich finde. Wenns nach Vom gehen würde, würd davon so einiges im Set sein

    Es kommt die Zeit
    in der das Wasser wieder steigt...
    Es kommt die Zeit
    in der der Airport wieder brennt...

  • hach man, wenn ich so postings von gambumon lese werde ich immer traurig. die hosen könnten eine so viel geilere band sein wenn sie nur wollten.


    IaS ist sicherlich das meist unterschätzte hosen album im vergleich zu seiner tatsächlichen qualität. es dürfte (wenn es dann wieder gescheite musikkritiker gibt) in der rückschau auf die diskographie in einiger zeit als eines der wichtigsten und besten alben angesehen werden.

    Horrorschau-Opium-Auswärtsspiel-IaS
    werden aus ernstzunehmender kritiker sicht in 20 jahren sicherlich mal die anschaffungsempfehlungen werden. musikalisch, textlich und künstlerisch sicherlich die besten werke und vor allem zeitlos!


    die kommerzempfehlung ist dann wohl eher Kauf mich-Opium-Ballast der Republik- Nächstes Hits Album


    von meiner seite wären es wohl Unter falscher Flagge - Kreuzzug - Auswärtsspiel -IaS. die gefallen mir zur zeit einfach am besten. wobei UfF auch mit Opel Gang tauschen könnte.

  • für karl arsch nochmal die besten nicht album songs aus der IaS periode. sau geile dinger bei:


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    keine videos gibts leider zu:


    Urlaubsgrüße
    Kaufen gehn
    Neue Mitte


    die ich ebenfalls absolut albumswürdig finde. mir wird grad bewusst wie verwöhnt wir damals waren und ich muss sagen, ich habs zu der zeit zu wenig gewürdigt. einige geile songs die die hosen da neben einem richtig gutem album rausgehauen haben.

  • Ich füge da noch Sorgen um Thomas dazu, den ich persönlich als sehr stark ansehe.

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  • Es wundert mich etwas, dass grad dieses Album so gut ankommt beim Gros der Fans hier... Auch ich mag die Platte - sie gehört bei mir allerdings nicht in die Top-Liga, sondern ist irgendwo im oberen Mittelfeld angesiedelt.


    Ich verzeihe den Hosen den Superstinker "Alles was war" nicht, das ist so ein grausam ideenloser, langweiliger Song ohne Power. Und genau dieses Mistlied ist seit Jahren in der Live-Setlist. Weg damit! Abschaffen! Da gibt es also bessere Stücke auf dem Album.. Aber eben; die lieblich-einfache (einfallslose) Melodie ist halt massenkompatibel...


    Bei mir sind es nach wie vor diese Songs:


    Strom
    Teil von mir
    Leben ist tödlich
    Tauschen gegen dich
    Das ist vorbei
    Urlaubsgrüsse


    Rest ist für mich mittelmässig.

  • @ wsv und Kuddel Fan 97:
    Vielen Dank für die Verlinkungen der B-Seiten-Stücke:
    Die Stücke sind teilweise granatenmäßig gut:
    - "Sorgen um Thomas" ist der Hammer: Wer kennt keinen Thomas? Klasse Text plus einen richtig guten typischen melodischen Hosen-Punkrock-Kracher, den Vom mit ordentlich Bums nach vorne treibt;
    - "Das ist vorbei": ruhig, aber klasse; schöne Tragik; kann ich jetzt nicht näher beschreiben; Die Sorte von persönlichen Texten kann Campino wirklich. Man will es ihm nicht zutrauen, bei manchem Müll, den die Hosen teilweise auf Alben veröffentlichen. Da fragt man sich schon, warum so ein klasse Song (auch musikalisch passend unterlegt) auf einer B-Seite verkümmern muss. Würde die Band mehr zu dieser Seite stehen, würde sie auch viel stärker ernstgenommen werden (meist zwar von irgendwelchen intellektuellen Idioten und Szenesnobs, vor denen ich die Hosen immer auf den Tod verteidigen werde, denn die Hosen können gar nicht so peinlich werden, wie diese es schon immer waren).
    - "Dagegen": "Ein bisschen platt und gewollt" dachte ich zu Beginn. Aber dann gefällt das Stück doch: eingängige Komposition und auch der Text bekommt die Kurve. Es ist auf jeden Fall 100 mal gelungener als die verschiedenen Versuche, die Die Ärzte in die Richtung unternommen haben, z.B. "Meine Schuld", wo nur Fremdschämen angesagt ist (wenn sich so alte Männer auf eine dermaßen naive Weise politisch äußern). Den Hosen gelingt da irgendwie der Spagat deutlich besser. Das liegt wohl an der direkteren Sprache, die nicht so Kindergärtner-mäßig wie bei den Ärzten ist, und irgendwie kommt das bei den Düsseldorfern auch einfach glaubwürdiger rüber. Die Hosen haben den Bezug zur Bewegung scheinbar doch noch nicht ganz verloren. Bei dem Refrain muss ich an die Großmobilisierungen der außerparlamentarischen Linken der letzten Jahre denken (Heiligendamm, Dresden usw.): Die Bildsprache passt einfach perfekt für einen Mobi-Song zu einer Blockade: "Wir bleiben hier, bleiben stehen, wir werden nicht umdrehen. Keiner von uns wird nach Hause gehen." Und dass sie gegen 2008 noch solche radikalen Aussagen bringen wie "werft Euren Wahlschein weg" hätte ich echt nicht erwartet. Auch wenn das nicht mal meine Meinung ist, freut es mich schon jedes Mal, wenn die Hosen links blinken. Ich würde mir wünschen, Campino würde sich in Interviews in die Richtung äußern, anstatt ständig davon zu faseln, für wie integer er den Kriegsverbrecher Joschka Fischer hält.
    - "Neue Mitte": musikalisch billig; Aber das passt perfekt zu dem ironischen Text, der ja wohl der klügste Kommentar zum politischen Zeitgeist ist, der in den letzten 30 Jahren von einer deutschen Rockband aufgenommen wurde. Wie kann ein Komponist von so einem genialen und weitsichtigen Text nur so einen Blödsinn über die drecks Grünen verzapfen, die uns in ihrer Regierungszeit krasseste Scheiße eingebrockt haben (Agenda 2010), oder auch dafür gesorgt, dass Präsenz deutschen Militärs im Ausland zum Normalzustand geworden ist. Ich werde es nie verstehen. Vielleicht blinken die Hosen auch einfach nur deshalb gerne links, damit auch die Linken ihre Platten kaufen.
    - "Fast wie im Film": ist schon ganz nett, hat irgendwas, ist aber als B-Seite völlig in Ordnung;

    "Work is the curse of the drinking classes." (Oscar Wilde)

    Einmal editiert, zuletzt von Karl Arsch ()

  • Nur fürs Protokoll:
    "Das ist vorbei" ist auch keine B-Seite, sondern gab es nur als Download bei iTunes. Hab ich schon damals als Schlag in die Fresse für alle Leute empfunden, die immer noch in den Plattenladen rennen und locker mal 6-7 Euro mehr für ein Album raushauen, statt es für deutlich weniger herunterzuladen.


    Egal, gehört jetzt nicht hier her und gut ist der Song allemal. Bezüglich der Zusammensetzung der IaS wüsste allerdings nicht, wo er hinpassen würde. Das Album ist in sich einfach so gut und homogen, diese ganzen starken B-Seiten, Bonustracks etc. hätten es in seiner Gesamtheit wohl auch nicht besser gemacht, auch wenn die Songs im einzelnen betrachtet eventuell besser abschneiden würden als manche der Albumtracks.

    Wir sind übrig.

  • Dass es für mich nach wie vor eines der ehrlichsten, rundesten und besten Hosenalben ist, habe ich hier schon öfters erwähnt.Leider auch eins, was sowohl von Band als auch Öffentlichkeit /Presse immer etwas vernachlässigt und verkannt wurde.Habe die Jungs damals mit diesem Album auf einem guten und erwachsenen Weg aus der (Kreativ)-Krise gesehen, um für sich einen ernsthaften und rockigen Stil zu finden.Leider wurde ich mit der Ballast eines Schlechteren belehrt...
    Die beste B-Seite ist für mich übrigens mit Abstand "Kaufen gehn" von der Alles was war. Ein harter und schneller Punkrock-Knaller, dessen Refrain einen wegbläst, gekrönt von der zynischen Schlusszeile "Kapitalismus, immer über alles, über alles in der Welt". Frag mich, was mit einer Band passiert ist, die solche Songs geschrieben hat und danach DIDM als besten Song der Ballast bewirbt...
    Leider finde ich den song inzwischen nicht mehr bei youtube.
    Edit: Ups, das hatte wsv schon vor mir entdeckt (das Fehlen von Kaufen gehn bei yt)

  • Ich hätte gerne mal die BdR-Version gehört, bevor die Hosen sich von jedem haben reinreden lassen... Wäre bestimmt um einige starke Songs reicher und einige schwache ärmer... Ich persönlich habe nichts gegen Tage wie diese, aber allein die Tatsache, dass die Hosen persönlich das gar nicht auf die Platte hauen wollten, spricht doch Bände...


    Gerade kam mir jedoch eine andere fixe Idee: Wäre es nicht möglich, dass die Geschichte mit dem "zufällig gehörten und von einer unbeteiligten Person für gut befundenen Song" frei erfunden ist, um die Entscheidung rechtfertigen zu können, falls die Single gefloppt wäre?


    Verschwörungstheorie-Alarm :D

    Wir sind übrig.

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