Opium fürs Volk

  • im empfinde das zwar nicht so, doch ich denke was gemeint ist...
    das riff in der strophe ist abgehackt und geht von A einen halbton höher, was etwas disharmonisch klingen kann.. dann der "heeeee-heheey.."-part, der ebenfalls nicht sonderlich zugänglich gehalten ist. zudem der "..wir kurieren uns gegenseitig.."-part, wo die instrumente bis auf den bass ausfaden um dann im melodiösen refrain wieder hinzuzukommen... der song hat trotz viel melodie nicht die übliche relativ eingängige struktur wie zb "liebeslied" oder "achterbahn". das wird gemeint sein.

  • Mich hat in letzter Zeit (schon vor Ankündigung von Album & Single) das Hosenfieber so richtig gepackt und ich habe daraufhin viel Zeit mit Kauf MICH!, Unter falscher Flagge und Ein kleines bisschen Horrorschau verbracht, dazwischen auch immer mal wieder Auf dem Kreuzzug ins Glück. Jetzt bin ich dazu übergegangen auch ein paar Alben der JKP-Zeit rauszukramen und habe mit der Opium angefangen.


    Ich verzichte jetzt mal auf ein Punktesystem als Bewertungsgrundlage und schreibe zur Platte an sich als zu jedem Song meine Gedanken auf. Schließlich muss in Hinblick auf Laune der Natur etwas mehr rezensiert werden, um wieder Übung zu bekommen. ;)


    Die Opium hat für mich im Vergleich zu anderen Hosenalben wirklich eine lange Zündschnur. Das Intro passt thematisch natürlich ins Gesamtkonzept, hat aber nichts von einem steigenden Aufbau, der die Lust auf die Platte wirklich befeuert. Der Aufbau und das erste richtige Fahrt aufnehmen ist dann "Mensch" vorbehalten, welcher über einen unglaublich starken Text verfügt (solche Aufzählungen und Gegenüberstellungen gehören meiner Meinung nach sowieso zu Campinos großen Stärken) und musikalisch zwar nicht komplett sperrig, aber auch nicht glatt gebügelt daherkommt. Als "Quasi-Opener" vielleicht nicht die beste Wahl, auch wenn er nahtlos an "Vater unser" anknüpft. Ich hätte das Album vermutlich mit "Die 10 Gebote" begonnen, anschließend "Die Fliege" und wäre über "Mensch" und "Böser Wolf" zum weiteren, regulären Verlauf übergegangen. Das ist auch so etwas, das an der Opium auffällt. Sie ist zwar von "Mensch" an hart, aber wird zunächst lange Zeit nicht schnell. Mit "Böser Wolf" ist dann der erste wirklich ruhige Track auch relativ früh auf der Platte zu finden, ehe es mit "Nichts bleibt für die Ewigkeit" richtig auf die Fresse gibt. Diese herrlich dissonante Musik, die düstere, beklemmende Atmosphäre, haben mal dazu geführt, dass meine Ex-Freundin ihn im Autoradio skippen musste, weil er ihr Bauchschmerzen bereite. Einfach grandios! Ob man anschließend "Ewig währt am längsten" hintendran hängen muss, ist dann eben die Frage, aber mir gefällt dieses Dub-Experiment relativ gut. Das Tempo wird dann mit "Und so weiter" wieder beschleunigt, einem Song, der keine Weltklasse ist, aber grundsolide, mit einer vernünftigen Botschaft. Im Anschluss daran folgt ein wirklich starker und fast für sich stehender Abschnitt: die Songs "Bonnie & Clyde", "Der Froschkönig" und "Lügen" waren für mich immer so eine Art Trilogie. Beginnend mit Verliebtheit, dem Glauben, zu zweit alles schaffen zu können und Naivität über die Erkenntnis, dass doch beide etwas anderes wollen und sich die Wege deswegen trennen. Bevor man sich in "Lügen" damit auseinandersetzt, dass man den Partner dennoch vermisst, stellt "XTC" den Versuch dar, sich mit Drogen und Feierei Ablenkung und Genugtuung zu verschaffen. Streng genommen ist es also eine Tetralogie, wobei man "XTC" hier gesondert betrachten kann, wie ich finde. Hier zeigen die Hosen aber wirklich Hochform. Musikalisch geht das zwar alles in Richtung Rock und weg vom Punk, aber es ist verdammt guter Rock, der mich inhaltlich über die Genialität dieser Band staunen lässt. "Paradies" ist als Single dann meiner Meinung nach auch eher eine mutige Wahl und eine der A-Seiten, die ich immer noch nicht über habe. Mit "Wir leben" kommt dann ein Song, der die Band zwar selbst thematisiert, aber das ganze auf eine Art und Weise, die mir sehr gut gefällt. Die Dudelsäcke (sind das überhaupt Dudelsäcke?) empfinde ich hier auch als sehr gelungenes Stilelement. Generell warten die Hosen auf "Opium" neben kreischenden Gitarren öfters mit unerwarteten Instrumenten auf, was sich abwechslungsreich auf das Album auswirkt und selten bis nie gewollt klingt. Auch beim schlagerartigen "Er denkt, sie denkt" kommen Hosen-untypische Bläser zum Einsatz, aber auch hier sind sie gut aufgehoben. Den Song kann man auch mal so machen, solange das ganze Album nicht nach Schlager klingt, bin ich für derlei Versuche immer offen. Zumal das Lied auch eher ein negatives Thema behandelt. Mit "Seelentherapie" findet sich auf der Platte auch einer der vielleicht 5 stärksten Hosensongs aller Zeiten. Ruhiges Intro, harter Bruch, unfassbar starker Text, der das beschreibt, was womöglich jeder von uns sucht... Das danach folgende, ebenfalls bockstarke "Viva la Revolution" wäre dann auch ein würdiger Abschluss, wenn ja wenn... Lassen wir das, in meiner derzeitigen Euphorie hat mir beim Anhören sogar "Jägermeister" Spaß gemacht. :D


    Ja, meine Sinne sind getrübt, ja objektiv geht anders und nein, ich habe nicht wirklich kritisch gehört, sondern einfach nur mal wieder genossen, was für großartige Musik mir diese Band beschert hat. Musikalisch ist die Platte sicherlich ein kleiner Umbruch im Vergleich zu den früheren reinen Punkalben, aber sie ist düster, an manchen Stellen sperrig, hat textlich unglaublich viel zu bieten und verkörpert trotz teils hymnenhaften Melodien trotzdem diese rohe, ungeschliffene Härte. Der Titel passt. An diesem Album kann man sich berauschen. :love:

    Wir sind übrig.

  • Diesen Gag am Ende, wo die Band gefragt wird, ob sie es nicht langsam leid wäre, immer diese Sauflieder zu singen, finde ich sogar ziemlich gelungen. Danach hätte man den Song halt nicht auskoppeln bzw. totspielen dürfen. Wobei, ohne Auskopplung wäre ich vielleicht nie auf die Hosen aufmerksam geworden...

    Wir sind übrig.

  • Bei dem Gag gehe ich sogar mit, den finde ich auch gut. Nur leider ist das Lied einfach totgespielt und kommt einem aus den Ohren raus.

  • Ich kenn da so einige die wirklich nur Jägermeister von dem Album kennen, wenn dann zufällig mal Seelentherapie oder Mensch läuft glauben die mir dann nicht, dass das vom gleichen Album ist :cursing:

    Es kommt die Zeit
    in der das Wasser wieder steigt...
    Es kommt die Zeit
    in der der Airport wieder brennt...

  • Es ist aber auch bezeichnend, dass ich einen Roman über all die geilen Nummern schreibe, die auf dem Album drauf sind und sich sämtliche Reaktionen auf "10 kleine Jägermeister" beziehen. :D


    Meinungen zur Tetralogie? Findet diese Betrachtungsweise hier Zustimmung oder betrachtet ihr die Lieder eher einzeln für sich?


    Ewiggestriger:
    Die Hidden Track Idee gefällt mir. Stattdessen hätte man "Der letzte Tag" als regulären letzten Song auf Kauf MICH! packen können. Der ist ja letztendlich einfach nur "ein weiterer Hosensong", wenn auch ein guter. Die Jägermeister sind von der musikalischen Umsetzung in den Strophen her ja eher was untypisches, dazu dieser Dialog vor und nach dem Song, das prädestiniert ihn eigentlich für einen Hidden Track, wie ich finde.

    Wir sind übrig.


  • Meinungen zur Tetralogie? Findet diese Betrachtungsweise hier Zustimmung oder betrachtet ihr die Lieder eher einzeln für sich?

    Ich habe die Songs bisher immer als einzelne betrachtet, vermute auch eher, dass sie so entstanden sind.
    Allerdings finde ich deinen Ansatz interessant und kann mir, seit ich den las, auch durchaus vorstellen, dass die Reihenfolge auf dem Album dann schließlich nicht mehr zufällig gewählt wurde, weil dieser Aspekt beim Zusammenstellen der Songs aufgefallen ist.


    "XTC" würde ich aber definitiv nicht noch in Zusammenhang mit den Stücken sehen, das Wegbeamen nach gescheiterter Beziehung erscheint mir da zu weit hergeholt.

    Es hat sich vieles getan, auf Dosenbier gibt es jetzt Pfand,
    aber die meisten von uns leben noch, das war nicht immer so geplant.
    (Koyaanisqatsi)

  • Ich vermute auch mal es war zufall das man ein paar Religionskritische lieder hatte und den rest drumherumgestrickt hat.


    Quasi wie bei Die Ärzte mit der Le Frisur, man hatte 3-Tage-Bart, Vokuhila Superstar, Medusa Man und ich glaube Straight Outta Bückeburg und hat den rest drumherumgebastelt und damit die Plattenfirma in den Wahnsinn getrieben. "Hey wir haben hier ein Konzeptalbum über Haare, dass wird veröffentlicht" :daumen:

    Es kommt die Zeit
    in der das Wasser wieder steigt...
    Es kommt die Zeit
    in der der Airport wieder brennt...

  • Ich habe die Songs bisher immer als einzelne betrachtet, vermute auch eher, dass sie so entstanden sind.
    Allerdings finde ich deinen Ansatz interessant und kann mir, seit ich den las, auch durchaus vorstellen, dass die Reihenfolge auf dem Album dann schließlich nicht mehr zufällig gewählt wurde, weil dieser Aspekt beim Zusammenstellen der Songs aufgefallen ist.


    "XTC" würde ich aber definitiv nicht noch in Zusammenhang mit den Stücken sehen, das Wegbeamen nach gescheiterter Beziehung erscheint mir da zu weit hergeholt.


    Dass sie als einzelne Songs entstanden sind, da bin ich mir auch sicher, selbst die Reihenfolge auf dem Album mag seitens der Band Zufall gewesen sein. Aber für mich hat diese Betrachtungsweise immer Sinn ergeben. XTC kann man gesondert betrachten, würde aber auch in den Kontext passen, das muss dann jeder für sich bewerten.

    Wir sind übrig.

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