Opium fürs Volk

  • "Kauf mich!" erschien 1993 und ist (nicht nur) für mich das letzte damals "richtige" Hosen-Album: Danach änderten sie ihren Stil. Zum ersten mal gut nachvollziehbar auf "Opium für's Volk", das mit der nicht sonderlich eingängigen Single "Nichts bleibt für die Ewigkeit" vorab in's Rennen geschickt wurde.
    ICH persönlich war damals etwas enttäuscht von dem Album... Ich versuche das zu erklären:


    "Kauf mich" war wie erwähnt 1993, "Opium.." kam 1996... Was geschah dazwischen?
    3 Musikexplosionen fanden statt:


    1. der Britpop
    2. US Skate-Punk
    3. Crossover


    1. Britpop: war lahm und interessierte mich bis auf ausgesuchte Ausnahmen wenig - zum Glück hatte dieser Stil KEINEN Einfluss auf "Opium fürs Volk".


    2. US Skatepunk: 1994/95 war das Jahr des US Punk/Skate rock mit melodiösen Krachern wie "Dookie" von Green Day, "Smash" von The Offspring, "Leche con carne" von No use for a Name "Let's go" von Rancid oder "Stanger than fiction" von Bad Religion... Klar gab es all diese Bands schon vorher und zumindest von Bad Religion, Pennywise oder No use for a Name hatte ich schon davor ein Album im Schrank stehen... Auch Skandinavien stieg darauf ein mit Millencolin oder No fun at all.
    1994 und 1995 waren 2 Jahre, die von diesem melodiösen Punkrock geprägt waren - ich liebte diese Musik und hoffte, dass die Hosen, die ja immer gute Melodien mit gutem Tempo am Start hatten (All die ganzen Jahre, Wünsch dir was, Liebeslied etc pp) auch ein bisschen in diese Richtung gehen würden.


    3. Crossover: Aber da gab es um 1992/93 bis 1995 auch noch die Crossover/HC schiene, die gross aufkam mit Rage against the Machine, Dog eat Dog, Helmet, Beastie Boys Biohazard, Faith no more, Body Count und wie sie alle hiessen - gar Deutschland hatte da eine parate Szene mit Such a Surge, H-Blockx oder Headcrash (Mr. Ed jumps the Gun lasse ich hierbei extra weg, die waren sowas von oberpeinlich). Auch hier: Viele der Bands kannte man schon viel vorher wie zB Faith no more, RHCP, Biohazard oder Beastie Boys.
    Campino erwähnte in vielen Interviews um 1994, dass neben Aerosmith auch Rage against the Machine zu seinen Lieblingsplatten zählten... Da war klar, dass sie sich eher davon als vom US Sktepunk beinflussen lassen würden...


    Und dann kam "Opium fürs Volk" und war weder das eine noch das andere und schon gar kein "Kauf mich" mehr. Es klang komplett anders als alles von den Hosen, auf diesem Album haben sie sich neu erfunden und Türen geöffnet für die kommenden Hosen-Scheiben: Es gab keine Schubladen mehr und alles schien möglich - Experimente ect!
    Wie gesagt war ich anfangs enttäuscht und es brauchte bei mir JAHRE um die Schönheit des Albums zu sehen und verstehen. Klar, "Paradies", "Viva la Revolution" oder "Bonnie und Clyde" waren die üblichen Hosen-Gassenhauer - aber was zur Hölle war bloss "Mensch", "Nichts bleibt für wie Ewigkeit", "XTC", "Ewig währt am längsten" oder "Fliege"?? Was war das??
    Und dann die Schmachtfetzen "Lügen" und "Er denkt, sie denkt"? Oder sowas (geniales) wie "Böser Wolf" oder das deutlich vom Crossover der damaligen Zeit beeinflusste "Seelentherapie"... Die Platte war im wahrsten Sinn CROSSOVER, kreuz und quer durch den Garten, jeder Song irgendwie anders. Mal sperrig, mal schön, dann wieder nicht sehr eingängig... Und zum Schluss "Jägermeister", das auf dem schweren, textlich sehr anspruchsvollen Album wie ein Fremdkörper erscheint. Aber dafür wurde der Song ja auch gemacht.


    Das war der Wechsel, danach standen den Hosen sämtliche Türen offen und sie klangen ab da nicht mehr wie bis zu und mit "Kauf mich"... Bis jetzt 2012 - ich finde "Ballast der Republik" geht wieder in die frühen 90er zurück. :)

  • :D
    Hab mich gerade am Anfang deines Posts gefragt, ob er denn die Kurve noch kriegt und das Album letztendlich doch so gut findet, wie es in meinen Augen ist. Für mich mit eine der besten Scheiben, die die Jungs je gemacht haben. Gerade textlich!! "Mensch" fand ich von Anfang an ganz groß.
    "Die zehn Gebote", "Böser Wolf", "Bonnie & Clyde", "Der Froschkönig", "Lügen", "Paradies", "Und wir leben", "Seelentherapie", "Viva..." sind alles Granaten meiner Meinung nach.
    Wobei man hier eigentlich FAST alle nennen könnte :)

    Kein Zeitungsknabe wird uns jemals befehlen,
    was grad alt oder brandneu ist.
    Damit würd' er höchstens soviel erzielen,
    wie ein Hund, der gegen Bäume pisst.

  • :D


    Kann man sagen, dass "Opium" die "Horrorschau" der 90er ist? Ich glaube, die beiden Album findet keiner schlecht..! Irgendwie...

  • Hmh Pillermaik: Für mich ist das Opium-Album das schlechteste, was die Hosen je veröffentlicht haben- aber trotzdem sind da absolute Hits drauf. Für mich der endgültige musikalische Bruch. Dieses Album ist mir viel zu stadionrockig. Und von dieser Art der Musik haben sich die Hosen nicht mehr erholt. Es gab zwar auf nachfolgenden Alben immer wieder musikalische Highlights. Insgesamt gesehen überzeugen die nachfolgenden Werke mich nicht mehr vollendst.


    Top:
    Und so weiter ...
    Die zehn Gebote
    Der Froschkönig


    OK:
    Lügen
    Viva la revolution
    Und wir leben
    Seelentherapie
    Böser Wolf
    Paradies
    Nichts bleibt für die Ewigkeit
    Bonnie & Clyde


    Übel:
    Er denkt, sie denkt
    Die Fliege
    Ewig währt am längsten (Dub)
    Mensch
    XTC


    Guantanamo:
    Zehn kleine Jägermeister
    -

  • Auch eins der Top 5-Alben!


    Hier denke ich ist neben Jägermeister, welches ich nach wie vor für stark halte, auch wenn's totgedudelt ist, vor allem Und wir leben, Lügen, Er denkt, sie denkt, Böser Wolf, Viva la revolution, Mensch, sowie die 3 Singles Bonnie & Clyde, Paradies und Nichts bleibt für die Ewigkeit hervorzuheben

  • "Opium fürs Volk" war für mich damals eine Enttäuschung (von vielen), ich hatte noch wirklich auf einen Kracher gehofft, gerade im Vorfeld haben die Hosen die Platte ja auch promoted in Richtung das vielleicht härteste und böseste Album, was sie je gemacht hätten. Und das fand ich dann eben gar nicht eingelöst.


    Das Leitmotiv "Religion ist Opium fürs Volk", die Rezitiation von Lenin und die Aktualisierung dieses Ausspruchs: die ganze Talkshowscheiße usw. als moderne Religionen, die das Volk stillstellen und ihm Dinge so erklären, wie sie nicht sind, um es in den Sesseln zu halten; auch die Bezugnahme auf Marx und die kommunistische Bewegung: All das finde ich stark. Allerdings bleibt das nur oberflächlich: etwa im CD-Titel und der Booklet-Gestaltung (fünfeckige Sterne, die Arbeiterfaust, Lenin usw.), oder eben das Bühnendesign auf der Tour oder das der Konzertkarten. In keinem Lied finde ich eine klare und eindeutige Religions- oder Medienkritik formuliert. Noch mehr: Ich sehe das Thema noch außer in dem Song „Mensch“ nirgends auch nur angeschnitten. Da frage ich mich dann schon, warum das Ganze? Weil die kommunistische Symbolik sexy war und in der Punkszene gebräuchlich? Ich finde schon auch, dass der rote Stern was hermacht.


    Zu den Liedern: Die Interpretation von Pillermaik finde ich einleuchtend: Die Hosen versuchen auf dieser Scheibe viel, schaffen aber kaum was.
    Ein richtiger Hammersong ist „Der Froschkönig“. Da steckt viel Wahrheit drin und musikalisch ist das Lied astrein und uneingeschränkt zu empfehlen. In unglücklichen Liebesliedern waren die Hosen schon immer stark.
    Auch ich höre einen starken Einfluss auf einigen Songs von der Crossover-Welle, etwa bei "Mensch" Funk à la Red Hot Chili Peppers oder auch Rage Against the Machine, nur finde ich, dass die Hosen beim Versuch, Crossover zu spielen, noch nie gut waren. "Mensch" gefällt mir aber doch sehr gut. Er hat etwas Sperriges, die disharmonischen Akkorde – der vielleicht zweitstärkste Song des Albums. Wesentlich besser als später „Seelentherapie“, wo die Hosen wohl ein bisschen auf Rage Against ... (Sprechgesang) machen wollten.
    "Die Fliege" ist ein recht überflüssiger Song – soll nicht heißen, dass er scheiße ist: einfach nicht gut und bringt nicht rüber, was er soll – , Anklang des US-amerikanischen Melodycores, allerdings können das die Hosen eben auch nicht so gut wie die US-Bands.
    "10 Gebote": metallisch, aber eben auch nicht gut und rund darin. Textlich keine Rundumreligionskritik à la Slime und mir damals als 15-Jährigem schon fast zu kindisch ("Wenn ich du wär lieber Gott, und wenn du ich wärst, würdest du die Gebote befolgen nur wegen mir"). Heute und mit etwas mehr Bildung im Kopf frage ich mich, ob das eher eine Neuinterpretation des Alten Testaments sein soll: Gott macht und macht, aber Israel wendet sich immer wieder ab, tanzt lieber um das goldene Kalb.
    Richtig ärgerlich finde ich "Böser Wolf". Das Lieblingsthema der NPD und anderer Reaktionäre beim Versuch, den Rechtstaat auszuhebeln; Das ist Innere Sicherheits-Soundtrack. Niemand mag Kinderficker. Das ist doch klar. Warum dann ausgerechnet die Hosen ein Lied darüber machen mussten und den Reaktionären einen Soundtrack liefern? Auch musikalisch völlig belanglos; Ich habe nichts gegen ruhige Stücke, aber gut müssen sie sein und Emotionen auch rüberbringen. „Böser Wolf“ hat gar nichts. Ein halbes Jahr zuvor haben zudem die Onkelz ein Lied – das musikalisch zudem wesentlich mehr hermacht – zum selben Thema veröffentlicht.
    "Nichts bleibt für die Ewigkeit", meiner Meinung nach auch nicht gerade der beste Hosen-Song aller Zeiten, aber sehr sperrig und hart, durchbricht auf jeden Fall Radiohörergewohnheiten. Ich finde durchaus respektabel, dass das die erste Single vor Veröffentlichung des Albums war - und das zur Neugründung von JKP. Das hätten die Hosen sicherlich auch einfacher und risikoarmer machen können.
    "Ewig währt am längsten" - eigentlich ein recht gelungener Dub auf hohem Niveau, ist halt nicht die Musik, die ich mir ständig reinziehe und kiffen tu ich auch nicht. Aber hier kann man sehen: Die Behauptung, dass die Hosen noch nie sehr viel ausprobiert hätten, trifft nicht zu (Dub z.B. schon auf der "Kreuzzug").
    "Und so weiter" genauso wie "Und wir leben": ganz ordentliche Rock n´Roll-Song, aber doch nichts Besonderes. Das waren dann halt die straighten Punkrocksongs auf der Platte, aber so wahnsinnig geknallt haben die dann auch nicht. Und inhaltlich jetzt auch nicht unbedingt die größten Würfe, recht oberflächliche Kritik an Spießertum und das sich dem Entziehen. Da fand ich "35 Jahre" viel besser beschreibend.
    "XTC" fand ich damals richtig billig, im Zug der Technowelle einen schlechten Techno-Beat und das dann als wahninnig innovativ zu verkaufen, nach dem Motto: "Wow, Rockmusik und Techno miteinander fusioniert", und dann natürlich noch über Ecstasy gesungen, was damals auch allzu öffentliches Thema war. Inzwischen muss ich mein Urteil revidieren. Ich finde, dass insbesondere im Zwischenpart beim Gitarrensolo Übergang und Fusion ganz gut gelingt. Und was den Text angeht, den fand ich früher einfach nur bescheuert, gerade auch noch mit der sozialpädagogischen Flanke am Schluss, wo auf die Gefahr der Droge hingewiesen wird. Inzwischen wurde mir zugetragen, dass der Song ziemlich treffend den Trip und das Runterkommen beschreibt...
    Überhaupt nichts konnte ich 1996 anfangen mit Songs wie „Er denkt, sie denkt“ und „Lügen“, fand beide einfach nur wahnsinnig beschissen, musikalischer Dreck und textlich belanglos. Ersteres finde ich nachwievor zum Kotzen, „Lügen“ nach einigen bitteren Erfahrungen – so was nennt man wohl Lebenserfahrung – inzwischen dann doch ganz gut und treffend, auch musikalisch taugt mir das inzwischen mehr.
    Paradies“ und „Bonny & Clyde“ sind zwei typische Hosen-Songs: eingängig, solide, melodisch, Hitpotential, klar, dass die ausgekoppelt wurden und gut liefen. Und auch noch etwas Subversivität in der Aussage „Ich will nicht ins Paradies“: zwar kein Rundumschlag, aber durchaus in Ordnung. Gilt auch für „Wir schießen 1,2,3,4 Bullen um...“ in „Bonny & Clyde“, nettes Liebesliedchen;
    Viva la Revolution“: musikalisch ganz gut, nur aus dem Text werde ich nicht schlau: Erst ist das eine Abrechnung mit der eigenen Punkvergangenheit: Da wird das revolutionäre Gefühl einer Jugendsubkultur mit etwas Abstand als naiv und widerspruchsvoll entlarvt – das haben die Ärzte bei „Kopfüber in die Hölle“ allerdings wesentlich eleganter und würdevoller mit Blick auf die eigene Vergangenheit geschafft – und dann am Ende schwenkt der Text um und das ganze klingt wie ein polemischer Blick auf die DDR-Bürgerbewegung, die zwar gesiegt, aber nichts erreicht hat, außer dass man jetzt zwischen Pest und Cholera (CDU o. SPD, RTL o. ZDF, Pepsi o. Coke) wählen kann – eine übrigens sehr gelungene Kritik. Allerdings macht der wirre Text den musikalisch recht gelungen Song kaputt.
    Wenn ich nichts vergessen habe, bleibt noch „10 kleine Jägermeister“: was für ein scheiß Song: Pseudoreggae trifft völligen Dorfdeppenrefrain. So war der Song wohl auch gemeint und da kam er auch an: ein völlig peinliches Stück, da helfen dann auch die sozialkritischen Einsprengsel in der Strophe nichts mehr. Da bleibe ich doch lieber beim weniger massenkompatiblen „10 kleine Nazischweine“ von Heiter bis Wolkig mit Slime, wo die Hosen die Idee hergeklaut hatten. Diesen Charterfolg habe ich der Band richtig missgönnt.


    Fazit: Viel Durchschnittsware, davon Manches wirklich ganz in Ordnung und ein paar richtig ärgerliche Stücke, wenig wirkliche Lichtblicke. Sicher kein wirklich schlechtes Album, wenn man mit etwas Abstand rangeht und sich nicht seit drei Jahren auf ein neues Album freut und hofft, dass die Hosen den Bogen noch mal kriegen (und sich noch von der PR verarschen lässt).


    Es gab einige gute B-Seiten, die ich lieber auf dem Album gesehen hätte.


    Zu trennen von dem Album ist auch nicht die Zeit, in der sich Campino wirklich für fast keine Fernsehsendung, die nichts mit Musik zu tun hatte, zu blöd war, und die Hosen bei jeder Teenieparade neben weichgespülten Boybands und Danceflooracts zum Playback aufspielten.


    Eine gute Liveband waren die Hosen 1996 schon noch (sind sie heute wahrscheinlich auch noch), gerade in der Größenordnung ohne Vergleich, und dazu im Eintrittspreis wirklich noch eine andere Liga wie andere Rockbands und nicht am anderen Ende der Tabelle in der selben Liga. Habe damals für die Stuttgarter Schleyerhalle 27.- DM inkl. aller Gebühren mit Compulsion als Vorgruppe (stimmt nicht, waren sogar nur 26.- DM inkl. Allem über den SDR 3-Club) gezahlt.


    Nachtrag: nochmal der Onkelz-Vergleich: finde den nicht von der Hand zu weisen in einigen Songs, und zwar, dass die Hosen bei einigen Songs in Richtung Onkelz gegangen sind. Allerdings waren die zu der Zeit definitiv die straightere und auch bessere Rock n´Roll-Band, die mit einer größeren spielerischen Leichtigkeit andere Musikstile in den eigenen Sound eingebaut hat als die Hosen. Sie haben nicht den punkigen Hardrock als Grundsubstanz aufgegeben und mehr geknallt. Sie waren für manche Kids oder Junggebliebene, die nachwievor harte Rockmusik liebten, sicher glaubwürdiger der Straße verbunden.
    Ich habe die Onkelz übrigens immer abgelehnt, wenn ich zu der Zeit natürlich alle Platten gekannt habe... und auch damals fand, dass die einige gute Songs haben.

    "Work is the curse of the drinking classes." (Oscar Wilde)

    3 Mal editiert, zuletzt von Karl Arsch ()

  • Arsch, kann deinen Text 100% nachvollziehen, auch wenn ich natürlich nicht 100% damit konform gehe!! Sehr interessante und wahre Ansätze sind da drin. Sehr gut reflektiert!! :daumen:


    Wobei mir jetzt "Böser Wolf" 1000x besser gefällt als "Viel zu jung" von Tom Petty, eh den Onkelz!
    Was ich zu "Böser Wolf", "Lügen" und auch dem genialen "Froschkönig" sagen muss ist, dass es Kuddel bei den Soloparts gelingt, das Gefühl zu vertonen, das man in der Situation hat/das man sich bei der Situation denkt. Kuddel glänzt auf der Platte, auch beim Solo zu "Paradies" - was ist wunderschön. Und wenn er die Slideguitar zu "Viva la revolution" anschlägt, erinnert mich das dann gar an Südstaatenrock ala Lynyrd Skynyrd (Free bird). Da also fantastische Arbeit!!


    Was ich mal fragen wollte: Ist eigentlich noch niemandem aufgefallen, dass der Refrain zu "Paradies" haargenau dieselbe Melodie ist wie von den Prinzen "Mann im Mond"???


    Wie ich es im Kopf habe: Waren nicht die Jahre 1993/94 die grossen Talkshow/Bravosupershow meets The Dome-Jahre?? Ich bin mir nicht sicher, doch ich glaube das war zu "Opium.." schon fast wieder vorbei! Ich glaube die grosse TV-Offensive hatten die Hosen zu "Kauf mich"; da "durften" sie das ja auch, das Album heisst ja schliesslich auch so! Da konnte man hoch offiziell sich "ausverkaufen" - meist jedoch tat es Campi gut!


    Was die "Punkrock"-Kracher "Und so weiter" und "Und wir leben" angeht; die fand ich immer nichtssagend langweilig und unfertig. SChlechte Melodie überdeckt von Power nach vorn. War mir immer zu billig!

  • @ Pillermaik:
    Ich fand sowohl "Viel zu jung" als auch "Böser Wolf" scheiße, nur "Viel zu jung" vom Song her besser. Nur, was hast Du gegen Tom Petty? Der ist doch klasse.
    Die Dome/ Bravo Super Show-Jahre gingen schon noch locker bis 1996. Ich weiß das noch, weil kurz vor dem Stuttgarter Hosen-Konzert im Mai war da so eine gruselige Veranstaltung auch in der Schleyer-Halle, wo auch die Hosen aufgetreten sind. Ein Lichtblick aber gab es an der Sache: Laut Bericht der Stuttgarter Nachrichten durften sie da, anders als die Bates, nicht live auf die Bühne und hätten aus Frustration darüber die Umkleiden zerlegt.
    "Paradies"/ "Mann im Mond": Du hast Recht. Ist mir bisher echt nicht aufgefallen, obwohl ich den Prinzen-Song kannte. Bloß nicht weitererzählen...
    "Und wir leben"/ "Und so weiter": Stimmt, unfertig ist ein treffendes Wort, wahrlich nichts Besonderes.

    "Work is the curse of the drinking classes." (Oscar Wilde)

  • Ich glaube BammBamm, Arsch, wsv, ich und ein paar Andere, eher ältere Fans, haben ein Problem:


    Wir haben die Hosen erlebt wie sie VOR "Opium" waren (und ab Opium kamen halt viele neue Fans dazu - durch all die Singles mit Videos, durch VIVA und natürlich durch Jägermeister... Für viele der Start). Ich finde bis zu "Opium" waren sie halt noch etwas anders. Musikalisch soweiso. Sie sahen anders aus, sie waren lockerer und sie hatten noch nicht den STATUS, den sie überhaupt bei solchen Mistveranstaltungen mitmachen liess.
    Klar haben sie schon 1991/92 bei "Peters Popshow" und solchem Murks mitgemacht, doch das waren eher Ausnahmen. Ab 1993 wurde es mehr, deutlich mehr. Davor war es mal da bei Biolek oder hier bei "Psst" oder sowas. Ab "Kauf mich" änderte es langsam - sie waren auf einmal auch nicht mehr so bunt. Mit "Opium" war dann alles anders. Die ganze Präsentation der Band.


    Die Band gab sich auch mehrheitlich Mühe - das lag aber eher daran, dass sich Campino wehrte, immer den Berufsjugendlichen, den man von ihm stets verlangte, abzugeben. So musste er sich stellenweise auch etwas verstellen und so wirkte vieles verkrampft. Ich glaube, Campino konnte erst nicht abschätzen, in welchen Strudel er sich da begab. Er meinte es wohl gut, wollte etwas frischen Wind in das TV und unnötige Formate bringen - doch am Ende haben sie ihn doch irgendwie gekriegt. Früher wurden sie vom Alkohol abgehalten, kurz vor der Show in die Halle eingelassen usw - das war ab 1996 nur noch selten nötig... Man spielte mit, man gab sich Mühe.


    Also die "wilden" Hosen waren sie ab 1996 so nicht mehr und viele ältere Fans trauern eben diesem bunten Chaoshaufen etwas nach. Es war halt intimer.
    Aber ich denke, so ging es vielen Fans schon um 1986, bei "Damenwahl". Als Trini ging, als alles grösser wurde, als man sich ein bisschen mehr Mühe gab. 1988 dann nochmals ein Schritt in diese Richtung - jedoch immer noch klein genug um eben nicht überall zu sein, nicht überall nach dem und dem Kack gefragt zu werden.


    Karl Arsch: NIX gegen Tom Petty, der ist Sahne!! Aber der Song klingt einfach musikalisch 100% nach ihm und das ist ja sonst nicht das Terrain der Onkelz, nichnichnicht? :D

  • Zur Ehrenrettung: Die Opium-Tour war grandios. Ich habe sie auf diser Tour -trotzdem ich die Scheibe nicht gut fand- garantiert 8-10 Mal live gesehen. Und es waren nur Hitkonzerte dabei. So als ob die Konzerte eine kleine Entschuldigung für die Platte wäre (Ist natürlich Quatsch: die Hosen betonen ja immer wieder, dass die Opium eine Offenbarung für sie waren). Die Hosen haben live damals richtig Gas gegeben.



    @pillermaik: JUpp, diese Platte brachte die Wende -vom fanatischen, völlig kritiklosen Fan zum kritischen Fan. Insofern hat diese Platte durchaus ihre Berechtigung

  • Zitat

    Richtig ärgerlich finde ich "Böser Wolf". Das Lieblingsthema der NPD und anderer Reaktionäre beim Versuch, den Rechtstaat auszuhebeln; Das ist Innere Sicherheits-Soundtrack. Niemand mag Kinderficker. Das ist doch klar. Warum dann ausgerechnet die Hosen ein Lied darüber machen mussten und den Reaktionären einen Soundtrack liefern? Auch musikalisch völlig belanglos; Ich habe nichts gegen ruhige Stücke, aber gut müssen sie sein und Emotionen auch rüberbringen. „Böser Wolf“ hat gar nichts. Ein halbes Jahr zuvor haben zudem die Onkelz ein Lied – das musikalisch zudem wesentlich mehr hermacht – zum selben Thema veröffentlicht.

    bitte?! du hast schon ein ziemliches ideologisches brett vorm kopf, oder? "den reaktionären einen soundtrack liefern"- gehts noch? nur weil ein thema vereinahmt wird, darf man nicht darüber singen? hiermit fordere ich dich auf, nie mehr kritik an den imperialistischen usa zu üben. machen nazis doch auch. :rolleyes:
    das lied trifft das thema sowohl musikalisch als auch textlich zu 100%. es enthält keinerlei populistischen forderungen zur bestrafung von tätern, sondern umschreibt in ziemlich gelungener metaphorischer sprache die leiden des opfers.
    ein thema das in unserer gesellschaf eine viel höhere relevanz hat, als mancher denkt. das lied hat eine bedingunglose berechtigung. man kann da musikalisch einen anderen geschmack haben, aber bei deinen aussagen kann ich echt nur den kopf schütteln.


    Viva la Revolution“: musikalisch ganz gut, nur aus dem Text werde ich nicht schlau: Erst ist das eine Abrechnung mit der eigenen Punkvergangenheit: Da wird das revolutionäre Gefühl einer Jugendsubkultur mit etwas Abstand als naiv und widerspruchsvoll entlarvt – das haben die Ärzte bei „Kopfüber in die Hölle“ allerdings wesentlich eleganter und würdevoller mit Blick auf die eigene Vergangenheit geschafft – und dann am Ende schwenkt der Text um und das ganze klingt wie ein polemischer Blick auf die DDR-Bürgerbewegung, die zwar gesiegt, aber nichts erreicht hat, außer dass man jetzt zwischen Pest und Cholera (CDU o. SPD, RTL o. ZDF, Pepsi o. Coke) wählen kann – eine übrigens sehr gelungene Kritik. Allerdings macht der wirre Text den musikalisch recht gelungen Song kaputt.

    auch hier kann ich überhaupt nicht nachvollziehen was du meinst. der text ist eindeutig.


    im ersten teil geht es darum das lebensgefühl zu beschreiben damals zu beschreiben. und der trifft es aber mal sowas von auf die 12, auch heute noch:

    "Jeden Morgen ein Drei-Minuten-Frühstücksei und eine Runde mit dem Hund;

    pünktlich bei der Arbeit sein, pünktlich wieder Schluss;


    jeden Tag in die gleiche Richtung, ohne zu fragen, wieso;


    jede Nacht dieselben Gesichter in denselben Fernsehshows.


    Niemals würden wir so enden, haben wir uns damals gesagt,


    keine Lust auf diesen Käfig mit Regeln wie Eisenstangen."

    mit dem "dagegen und nie dafür" wird auch auf die wenig ausdifferenzierte meinung hingewiesen, die man damals vielleicht hatte und vieles nur schwarz/weiß gesehen hat.
    das setzt sich dann auch fort mit:


    "Wir wollten diese Welt verändern und liefen erstmal zum Friseur,


    denn irgendjemand hatte mal gesagt, dass das Aussehen wichtig wär.


    Und dann warfen wir uns in den Kampf wie die Krieger von Babylon.


    Jeder glaubte an was anderes, weil keiner etwas verstand.
    "


    erstmal wird hier darauf eingegangen, dass es teilweise in der punk bewegung auch elitär zuging und dass es ein uniformes äußeres verlangte. und es folgt, wie auch schon etwas wieter oben, der hinweis darauf, dass einfach viele ideologien vermishct wurden. anarchie, kommunismus, sozialismus, usw... aber jeder hat da halt irgendwas aufgeschnappt ohne es wirklich zu reflektieren.


    "Der alte Marx wär sicher stolz auf uns und unseren heiligen Krieg,


    denn es ging um unsere Freiheit, Gott sein Dank haben wir gesiegt.


    Und heute können wir wählen zwischen SPD und CDU,


    zwischen RTL und ZDF, für Pepsi oder Coke.
    "


    hier sehe ich nicht den bezug zur ddr (warum denn die erwähnung von marx? auf den haben sich die ddr protestler ja ganz bestimmt nicht bezogen)! es ist einfach ein fast fatalistischer blick auf die dinge. ich gehe davon aus, dass sie mit "uns" sich wirklich selbst meinen. was hat man denn jetzt erreicht mit "viva la revolution"? es ist doch alles wies vorher war. auf den ersten blick frei und doch alles die selbe suppe an der man nichts ändern kann. auch der eigene protest ist opium, man ist und war teil des systems, eine wirkliche veränderung lässt sich einfach nicht herbeiführen.

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