Opium fürs Volk

  • Zitat von »RackerJ«


    Die Toten Hosen stehen nunmal auch ganz klar für Saufmusik und den Kontrast auf der Opium fand ich mit der Anmoderation von Andi vor dem Song sehr schön.

    War das nicht der Breiti bei der Anmoderation? Klugscheiß*Off

    ... ein Leben voller Heimspiele...

    Einmal editiert, zuletzt von schusta ()

  • Bitte Zitatfunktion pruefen, so sieht das aus als kaeme es von mir ;)
    Breiti und Andi sind beide beteiligt. Die Anmoderation ist in Sachen Selbstironie auf jeden Fall grandios.

    Es hat sich vieles getan, auf Dosenbier gibt es jetzt Pfand,
    aber die meisten von uns leben noch, das war nicht immer so geplant.
    (Koyaanisqatsi)

  • Da der Song hier in einem der jüngeren Threads noch mal aufploppte möchte ich die Gelegenheit nutzen, ihm noch mal eine Liebeserklärung zu widmen: Fliegen.
    Auf dem Weg zur Arbeit heute habe ich ihn drei, vier Mal hintereinander gehört, da er so wunderbar vielschichtig ist, dass einen jeder Hörgang etwas Neues entdecken lässt, wenn man ganz bewusst drauf hört: Die wunderbare Basslinie in der Strophe. Die dichte Gitarren-Atmosphäre, die am Anfang "Helden und Diebe" vorgreift, oder das Kaputte von "Nichts bleibt für die Ewigkeit" ganz am Ende. Das "miese" Krächzen der Gitarre in der Strophe oder der melodiöse Refrain. Oder Wöllis wunderbares Spiel, mit einer wahnsinnig treibenden Base in der Strophe, mit seinen unnachahmlichen Snare-Fills, Campis selbstvergessener Gesang und seine intensiven Lyrics... Kurzum: Ein Brett, ein echter Frege! Das umso mehr strahlt, ist es doch "nur" eine B-Seite, die locker genug Strahlkraft fürs Album gehabt hätte. Würde mich mal interessieren, wer da was dagegen hatte, das mit aufs Album zu packen. Aber das fragt man sich ja bei einigen B-Seiten...

  • Da er ja auf der "Pushed again" Maxi erschien 1998, gehe ich auch davon aus, dass er nach 1995 entstanden sein muss. "Opium" wurde im Januar 1996 veröffentlicht, "Nichts bleibt für die Ewigkeit" erschien im Dezember 1995 - so müssen die Songs wohl 1994/95 entstanden sein - Campino war im August 1995 zum Texten im Kloster. Da die Kompositionen allesamt anders klingen als ältere Hosen-Machwerke, gehe ich davon aus, dass der Grossteil 1995 entstand, beeinflusst von der damaligen Poweroffensive des Crossover.


    Es gab von der "Opium" 4 Singles mit B-Seiten - da "Fliegen" da nicht verwendet wurde, gehe ich davon aus, dass der Song erst danach entstand.


    Ich persönlich mochte den Track jedoch nie - genau diese Art Musik ist für die Hosen zurecht B-Seiten-Ware.

  • Nachdem ich mir vorgestern und gestern die "Damenwahl" so richtig wundervoll gab, hatte ich heute Morgen ein bisschen Bock auf die "Opium" - im Direktvergleich zwei ultragegensätzliche Alben - Welten voneinander entfernt, dennoch beide von den Hosen, Abstand immerhin 10 Jahre... Während man zur DW-Zeit eine gefährliche Band war (..die Garderobe ist freigegeben..), war diese Offensive während der "Ewig währt am längsten"-Tour gebremst. Auf mich wirkten die Hosen das erste mal kalt und distanziert.


    "Opium" wird nie mein Lieblingsalbum der Band werden, dafür ist es mir zu "unhosenhaft", respektive eben das erste Hosen-Album, das anders war als die Vorgänger. Zwar zeichnete sich bereits auf "Kauf mich" eine Entwicklung ab, ein professionelleres Songwriting, doch die Hosen waren 1993/94 noch die klassischen Hosen. Professionell, versiert - aber klassisch.


    1995 war das erste Jahr seit Gründung, in dem die Hosen so gut wie inexistent waren. Fast keine Konzerte - ich meine in DE nur in der Ulmer Höhe - kein neuer Release ("Musik war ihr Hobby" ist ja nur eine Wiederveröffentlichung alter Songs). Das gab es in der Form seit Bandgründung nicht. Es gab immer entweder ein Album oder eine Tour - oder sogar beides. 1995 zog sich die Band zurück, nachdem sie 1993/94 eine doch sehr erfolgreiche, jedoch aus kräftezerrende Bandphase hinter sich brachte.


    Was genau 1995 passierte mit der Band, weiss ich nicht.. Jedenfalls erinnere ich mich noch gut an Interviews zur "Kauf mich" im Mai 1993; sie waren es leid, dass es immer hiess "klingt ja wie immer", "ist typisch Hosen" etc pp! Ich hatte immer das Gefühl, dass die Hosen diesem Korsett entkommen wollten. Mit "Gewissen", "Mein grösster Feind" oder dem aufwändigeren "Hot-Clip Videoclub" streckten sie bereits ihre Fühler Richtung "Opium". Allerdings noch überschaubar und zaghaft. Aber man merkte, dass ihnen diese Punkrock-Nische zu eng und klein wurde. Dass sie nicht mehr reduzierten werden wollten.


    Was genau also mit den Hosen passierte in dem Pausenjahr, weiss ich nicht - jedoch weiss ich sehr wohl, was mit der Musiklandschaft passierte.
    Ich galube es gab nie soviel Crossover und Indie wie in den Jahren 1993/94/95 - da "Kauf mich" wohl bereits 1992/Frühjahr 1993 entstanden sein muss (Wünsch dir was, Videoclub, Sascha, Willkommen in Deutschland und ich meine sogar Drunter, drauf und drüber (?) gab es schon 1992 live), da im Mai 93 erschienen, hatte diese Flut an Indie/Crossover und auch Melodycore-Punkrock auf das Songwriting von KM wenig bis 0 Einfluss.


    1993/94 explodierten viele Musikstile - Techno kam gross raus, Britpop war das Ding, Melodycore/Skate Punk/Pop Punk wurde richtig fett gross (Bad Religion das erste mal nicht auf Epitaph sondern bei einem Major), durch die Erfolge von Green Days "Dookie" und The Offsprings "Smash" wurden diese neueren Punkrockbands in die Wohnzimmer der Kids gespült. Eurodance war superpopulär und Indiebands wie Radiohead oder die Smashing Pumpkins erlangten mit ihren aktuellen Alben grosse Aufmerksamkeit!
    Und da gab es noch den Crossover, der 1992/93 tobte, aufblühte und 1994/1995 richtig populär war - leider wie immer, wenn sich etwas gut verkauft, wollen die Labels absahnen und es werden 2. bis 3. klassige Bands gesignt und schwache Produkte überfluten den Markt. Wo mit Rage against the Machine 1992 noch eine ernste, kraftvolle Band wütete, verlor sich die gemansame Szene mit Mr. Ed jumps the Gun und ähnlichem Müll im Gaga-Land.
    Es passierte also sehr viel in den Jahren 1993, 1994, 1995 - ich hatte das Gefühl, dass Leute sich allgemein mehr um Musik, vor allem härtere Musik, zu scheren und interessieren begannen. Und die Hosen erreichten durch das megaerfolgreiche "Kauf mich"-Album deutlich mehr Leute (in Zürich spielten sie 1994 das erste mal im Hallenstadion, Kapazität 10'000 Leute - die 3 Touren davor spielten sie vor gut 2000 Leuten im Volkshaus).


    Und so kamen die Hosen relativ verändert mit "Opium fürs Volk" zurück.
    Deutlich ernster, musikalisch versierter, der bunte, chaotische Stil wurde minimiert - Bandbreite der Musik schier grenzelos. Man höre Andis Bassspiel in "Mensch". Davor bewegte er sich hauptsächlich auf den Grundtönen der Akkorde in einem Song. Oder "Er denkt, sie denkt"; sowas gab es davor nicht.. Da waren auf einmal Bläser. "Lügen"; ein Übersong, jedoch weit weg von bisherigen Hosen-"Balladen".
    "Klassische" Hosen-Songs der Machart von "Liebeslied", "All die ganzen Jahre", "Wünsch dir was", "Achterbahn", "Glückspiraten", "Warten auf dich", "Wort zum Sonntag" oder "Geh aus dem Weg" wurden eher auf B-Seiten platziert ("König aus dem Märchenland", "Entenhausen bleibt stabil"). Die Hosen wollten zeigen, dass sie sich weiterentwickelt und von vielem der Vergangenheit gelöst haben (*) - das konnte man in den Songs hören, das zeigte sich allerdings auch in der Präsentation der Band. Das Bunte wurde weniger, das Chaotische wurde reduziert - Campino wurde es leid die "Stimme der Jugend" zu sein. Immer häufiger erschien er angepisst oder vor allem ernster bei Interviews (sollte bei "Unsterblich" noch krasser werden). Immerhin war er Mitte 30 und für viele Menschen beginnt da ein Bruch. JKP wurde gegründet (wohl einer der Hauptgründe für die Pause..?). Dazu kommt, dass Kuddel ab 1992 Familie hatte, ich meine Chelsea kam 1996 zur Welt - er stoppte abrupt mit dem Alkohol, was die Hosen und ihn & Familie wohl rettete... Super! Aber alles Veränderungen. Durch den Erfolg mit KM und auch "Alles aus Liebe" erreichten die Hosen ein neues, nicht unbedingt punkrooted Publikum. Das passierte zwar schon ab der "Horrorschau" ein bisschen, doch nie in dem Masse wie nach KM. Und vor allem nach der "Opium" und dem Erfolg von "Jägermeister".


    Sie kamen mit dem kaputten, unterkühlten, 0 eingängigen "Nichts bleibt für die Ewigkeit" Ende 1995 zurück, während man durch das Jahr 0 von ihnen hörte. Es war komisch, denn es passierte 1995 sonst so viel, doch bei den Hosen war ungewohnte Stille... Ein gutes Zeiche, auch wenn der Song schon total anders klang.
    Dass "Jägermeister" ein solch grosser Erfolg wird, konnte man wohl kaum erahnen und der Song ist eigentlich weit weg dessen, was das Album sonst transportiert - mit "10 Gebote", "Seelentherapie", "Froschkönig" oder "Lügen" sind da echte Perlen drauf. Musikalisch und textlich on top - dagegen wirkt die Covermelodie mit dümmlichem Text einfach nur absurd und albern. Das "lustige" Video übernahm den Rest - nun konnten auf einmal Kinder Hosen hören und gut finden - wäre mit "Hier kommt Alex" wohl nicht möglich gewesen (vereinzelte Beispiele ausgeschlossen)... VIVA zeigte das Ding 100x am Tag. Aber es veränderte die Hosen noch weiter und man landete bei einem verkrampften, kalten und orientierungslosen Album wie "Unsterblich"; weit weg davon, was 5, 6 Jahre davor noch war..!


    Mit der "Opium" hatten wir es mit einer neuen Band zu tun. Kumpels bleiben das erste Mal von Konzerten fern. Dafür tauchten Ex-Klassenkammeraden auf, die bis 1992 noch die Nasen gerümpft hatten. Es war für mich seltsam und irgendwie wurde mir klar, dass die Hosen so wie ich sie kennen und lieben gelernt hatte, nun der Vergangenheit angehörten... Das tat mir damals ziemlich weh.


    (*) weiss jemand, wann Trini absprang?

    3 Mal editiert, zuletzt von pillermaik ()

  • danke. würde dann ja mit dem „kurswechsel“ zeitlich passen.

  • Ich glaube aber das die Unsterblich eher noch von dem 1000. Konzert Vorfall geprägt war, die Rote Rosen scheibe waren ja mehr Coverversion als alles andere. Die Band war da irgendwie in einer selbstfindungsphase und das merkt man auch an Songs wie "Der Mond der Kühlschrank und Ich" oder "Alles wie immer". Ein Helden und Diebe ist natürlich auch nur ein "Wort zum Sonntag 2" und allgemein schien man probleme beim Songwriting zu haben daher auch sowas wie "Schwarze Lesbische Behinderte" oder "Call of the Wild" oder gar das 1:1 Cover "Sonntags im Zoo"... immer noch besser als alles was Marteria abgeliefert hat...


    Zurück zur Opium. Ich glaube die ist einerseits daher geschuldet das Campino im Kloster war, wohl weil er Probleme mit Texten bekam. Da wurd sich nicht einfach irgendein Kumpel dazu geholt der dann einfach seinen Stil da reindrückte. Da wurd sich in eine komplett andere Umgebung zu begeben. Vermutlich waren die nach den Erfolgen komplett ausgebrannt. Was Die Ärzte ja lösten in dem die sich auflösten (Dafür haben die die Phase dann 2002-2013 gehabt, da kam ja fast nur noch murks). Die Ärzte wechselten ihren Stil ja schon beim 2. Album. "Im Schatten der Ärzte" war plötzlich kilometerweit weg von der lustig poppigen Debil. Mit Die Ärzte ging mit man dann in richtung Schlager, was man auch der "Das ist nicht die ganze Wahrheit" anhört. Die Hosen Alben sind irgendwie alle gleich (natürlich lernten die auch besser zu Produzieren etc) aber ein Sekt oder Selters hätte auch auf der Kreuzzug gewesen sein, dass wäre keinem irgendwie aufgefallen. Ein Paul hingegen hätte kaum auf die "Die Ärzte" gepasst


    Jägermeister ist so eine Sache. Im Albumkontext ist das so eine komplette 360° drehung und passt überhaupt nicht dahin, aber genau deswegen ist es ein perfekter Abschluss des Albums. Ich hab auch im Gefühl das die Band das gar nicht wirklich auskoppeln wollte aber vom Management dazu überredet wurde. Die "Nichts bleibt für die Ewigkeit" und "Paradies" Single sind ja eigentlich so gar nicht Chartskompatibel. Bonnie & Clyde schon eher. Ich vermute fast die Band hätte lieber "Viva la Revolution" gehabt oder "Seelentherapie". Ich hätte ja XTC ausgekoppelt :D


    Das Jägermeister dann zur ersten Nr. 1 Single wurde... naja dass war wohl der Knackpunkt sich entgültig kommerziell auszurichten (was die Band schon 1982 vom Management wurde...) wo dann das 1000. Konzert dazwischenfunkte für einige Jahre...


    Ein gutes Remix/Remaster von der Kauf mich wäre mal angebracht

    Es kommt die Zeit
    in der das Wasser wieder steigt...
    Es kommt die Zeit
    in der der Airport wieder brennt...

    Einmal editiert, zuletzt von Gabumon ()

  • Jägermeister war damals für mich der Beleg (aus der Ferne), dass nach der Kreuzzug bei den Hosen nichts mehr passiert, das mich interessieren würde. Alles aus Liebe fand ich schon scheiße, alleine Sascha fand ich zu der Zeit gut. Aber ich sah von den Hosen eh nur noch das was über MTV/Viva lief, und da war Jägermeister halt der absolute Dümmlich-Party-Mucke Tiefpunkt. Kam gleich nach dem ganzen Malle Kram.


    Umso geiler, dass sie mich 2008 mit "Strom" und IAS wieder geholt haben....

    A fallen wall becomes a bridge to connect us rather than divide. (Zeb Love)

  • Dass "Jägermeister" ein solch grosser Erfolg wird, konnte man wohl kaum erahnen und der Song ist eigentlich weit weg dessen, was das Album sonst transportiert - mit "10 Gebote", "Seelentherapie", "Froschkönig" oder "Lügen" sind da echte Perlen drauf. Musikalisch und textlich on top - dagegen wirkt die Covermelodie mit dümmlichem Text einfach nur absurd und albern. Das "lustige" Video übernahm den Rest - nun konnten auf einmal Kinder Hosen hören und gut finden

    Ich war eins dieser Kinder :D allerdings wegen der Musik, das Video fand ich damals recht abstoßend bis furchteinflößend....

  • Eben die Opium aufgelegt und den Opener "Mensch" gehört... Ewig her, dass ich dem Song richtig ZUGEHÖRT und ihn nicht so nebenher konsumiert habe... Bloody hell, das Ding ist ein unfassbares Brett, ist mir bislang nie so aufgefallen! Musikalisch top kredenzt, Meurer auf seinem Peak, respektive mit geilster Bassline seit "180°"- druckvolle Drums und ein Campino, wie er selten besser war ü30! Gitarrenarbeit göttlich, da passiert extrem viel, und zwar keine "normalen", vorhersehbaren Dinge - Kuddel & Breiti hauen hier Dinge raus: Schneidend fies, stakkatomässig in gewissen Momenten - mit echter Power, nicht hochgezogen um ein schwaches Riff stark klingen zu lassen.. Und was für eine starke Rhythmik! Hammer... Dann der Percussion-Mittelpart - BÄNG!!


    Meine Fresse, ich kenne den Song jetzt 2309 Jahre und habe ihn nie sonderlich gut gefunden - im Gegenteil; als Opium erschien, störte er mich regelrecht, weil er für mich "zusammengeflickt" wirkte! Heute bin ich wohl erst Mal ready dafür... Das ist ein Weltklassestück!! Bin baff...

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