Der Interpretations-Thread: "Unsterblich"

  • Ja, ich hab' mir schon ziemlich oft den Kopf darüber zerbrochen, vor allem die letzte Strophe. Ich muss das nochmal eben reinkopieren. Die Aussage irgendwie in Worte zu fassen ist noch schwieriger.


    Ich habe die Unendlichkeit gesehn, sie ist nicht weit von hier.
    Sie liegt auf dem Friedhof und sie ruht sich aus.Man kann sie atmen hörn.
    Sie hat sich unter die Erde gelegt, bestimmt zwei Meter tief.
    Über etwas mehr Licht würde sie sich freuen - und dass nicht alles hier so ruhig ist.
    Ich habe die Unendlichkeit gesehn, sie ist nicht weit von hier.
    Zuerst hab ich sie nicht erkannt, ihr Aussehen hat mich irritiert.
    Ich hätte gedacht, dass sie viel älter ist und jeder Ernst hat ihr gefehlt.
    Sie ist auch lange nicht so groß wie man sich's vorstellt.


    Vielleicht geht es darum, wie Menschen mit dem Tod umgehen, dieses Gefühl der Leere, wenn man an "Unendlichkeit" denkt...das ist für den Menschen ja kaum fassbar. Indirekt vorstellbar wird es ja erst, wenn man den Tod von irgendeinem Menschen miterlebt und sich mit der Zeit bewusst wird: für immer.


    Jetzt, wo ich gerade so da sitze und versuche, das zu verstehen (wie ich es schon oft versucht habe), fällt mir das wieder richtig schwer.


    Mit dem "über mehr Licht und weniger Ruhe freuen": eventuell könnte man sich vorstellen, dass ein Mensch gerade einen Friedhof besucht, vor dem Grab steht und sich denkt: "Soll es das nun für einen geliebten Menschen gewesen sein? Unter der Erde, nichts mehr mitkriegen, alles so still, kein Leben mehr, keine Freude mehr". Dass die Person vom Aussehen irritiert ist, bedeutet vielleicht, dass die Menschen nur schwer mit dem Tod und dem Gedanken an Unendlichkeit umgehen können. Wenn man das so deuten würde, könnte man die letzte Strophe als Versuch der Menschen betrachten, dieses Gefühl und die Vorstellung von Unendlichkeit für sich selber vorstellbar zu machen.



    Ich muss da nochmal in Ruhe drüber nachdenken, da kann ich nicht online sein. ;) Ich werde das auf alle Fälle nochmal genauer angucken, vor allem diese letzte Strophe...

  • Hm ich weiss nicht, aber mir kommt es so vor, als ob es nicht um den Tod geht, sondern um das Leben. Ich hab da einen Gedanken in meinem Hirn rum spuken, aber der ist so unklar, dass ich ihn noch nicht erkennen kann.

    "When everyone’s so sensitive it’s easy to be tougher than the rest" - NMA

  • Um Leben?
    Das Lied verwirrt mich irgendwie.
    Ich hab gestern Abend versucht, nochmal drüber nachzudenken, aber man könnte sagen, ich habe eine Vollblockade. Je länger ich mich damit beschäftige, umso größer ist die "Verwirrung"...für dieses Lied bin ich einfach zu "dumm", ich komme da zu keiner Aussage, mit der ich irgendwie zufrieden wäre.


    Aber wenn dir das gelingt, würde ich mich sehr freuen! ;)


    Um Leben...


    Ich glaube, ich werde und kann nicht aufhören drüber nachzudenken, ehe ich da was sinnvolles verstanden habe. Das ist schlimm bei mir. Naja egal, vielleicht schaff ich das ja.

  • Zitat

    Original von Böser wolf
    auf welcher cd is "die unendlichkeit" noch ma drauf?


    unsterblich...lied 18

    15.5.05 Münster | 8.12.08 Dortmund | 22.12.08 Bremen | 29.12.08 Köln | 30.12.08 Oberhausen | 19.12.09 & 22.12.09 Düsseldorf | 24.11.12 Düsseldorf | 08.12.12 Erfurt | 26.12.12 & 27.12.12 Dortmund | 15.5.13 Bielefeld | 21.6.13 Bocholt | 29.06.13 Köln | 12.10.13 Düsseldorf | 11.08.15 Esch-sur-Alzette (L) | 26.12.17 & 27.12.17 Dortmund | 18.05.18 Esch-sur-Alzette (L) | 10.09.22 Minden | 24.02.2023 Düsseldorf | 26.06.2023 Brüssel (B)

  • Naja ich bin kein großer Intrerpret, aber ich denke, dass damit gemeint ist, dass die unendlichkeit allgegenwärtig ist. Sie ist die ganze Zeit um uns. Man muss sich nur klar werden, dass es sie gibt.
    So sind vllt die Sätze: "Sie liegt auf dem Friedhof und sie ruht sich aus.Man kann sie atmen hörn. Sie hat sich unter die Erde gelegt, bestimmt zwei Meter tief" , zu verstehen. Sie schlummert und wartet aufgeweckt zu werden, in dem man drüber nachdenkt.
    Mit "ihr aussehen hat mich irritiert" und "Ich hätte gedacht, dass sie viel älter ist und jeder Ernst hat ihr gefehlt.Sie ist auch lange nicht so groß wie man sich's vorstellt." ,
    kann vllt gemeint sein, dass wir uns nicht ein konkretes Bild von der unendlichkeit machen können; sprich groß, alt, ernst. Da sie für den Menschen nicht vorstellbar ist. Das ist meine These aber ich verstehe auch, wenn ihr das ganz anders seht oder nicht ganz mit meinen wirrschen Gedanken mitkommt. ;)

  • Doch, doch ich komme sehr gut mit, mit dem was du da denkst und schreibst. ;)
    Vor allem bei der letzten Strophe könnte ich mir auch vorstellen, dass gegen dieses typische Bild "alt und ernst" angehalten werden soll...
    Also dass die Menschen die Unendlichkeit vielleicht auch zu negativ betrachten und es auf die Sichtweise des Einzelnen ankommt, mit "Unendlichkeit" umzugehen...


    P.S.: BöserWolf: Wir sind hier im "Unsterblich-Thread", da liegt es Nahe, dass das Lied auch auf diesem Album ist. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Selenbrant ()

  • Zitat

    Original von Agent1873
    Hast du schonmal versucht "Die Unendlichkeit" zu interpretieren? Da scheitere ich immer. Irgendeinen Sinn macht dieses Lied für mich, aber ich kann ihn noch nicht fassen.



    jo das kenne ich.... Es geht einfach nicht in meinen Kopf rein das der weltraum UNENDLICH ist... es hört nie auf! es geht immer weiter bis ins unendliche... genau wie die zeit! mir jagd es manchmal angst oder verzweiflung ein deswegen lenke ich mich schnell ab weil es doch nichts bringt darüber nachzudenken.

  • @Agent: Ich glaube, ich gehe dir mittlerweile auf den Keks, aber du bist selber dran Schuld, dass du mich auf das Lied angesprochen hast. :)
    Würdest du sagen, dass die "Unendlichkeit" wirklich im Sinne von "unendlich" gemeint ist oder eher von "es kommt einem so vor, als ob das "eigene Leben" unendlich wäre, wenn man so über die Zeit nachdenkt?" Also dann wieder eher im Sinne "Wofür man lebt", Kreislauf = Unendlichkeit?


    xStream: Jo, wenn man da so nachdenkt und zu keiner Lösung kommt, das geht irgendwie ganz schön "an die Nerven". Vor allem weil man diese Frage dann immer und immer wieder aufgreift, obwohl man weiß, es ist zwecklos, da man es sowieso nicht fassen kann.


    Vielleicht soll mit dem Lied auch diese Angst vor "Unendlichkeit" genommen werden: "über etwas mehr Licht würde sie sich freuen und dass nicht alles hier so ruhig ist. ... Ich hätte gedacht, dass sie viel älter ist und jeder Ernst hat ihr gefehlt..."


    Fällt mit gerade auf, dass Campe ganz oft so Themen aufgreift, wo Fragen, die nie eine Antwort finden werden, eine Rolle spielen: "Beten", "Wofür man lebt", "Die Unendlichkeit".

  • An diesem Lied verzweifle ich auch öfters. :wall:
    Vielleicht meint er mit der Unendlichkeit, dass wenn man stirbt und beerdigt wird, unter der Erde im Sarg die unendlich weiterlebt.


    Aber das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, denn Campi finde die kath. Kirche ja nicht so toll. ;) Die hat das ja, dass man weiterlebt, nach dem Tod.
    Was für ein Lied. Das bringt mich nur durcheinander.

  • also in die Unendlichkeit allgemein kann man ja sehr viel hineininterpretieren. Ich denke, Campino hat es innerhalb dieses Liedes in erster Linie auf den Tod bezogen. Ich denke Versie, wie "Sie liegt auf dem Friedhof und sie ruht sich aus." oder "Sie hat sich unter die Erde gelegt, bestimmt zwei Meter tief." sind da m.M.n. recht eindeutig.
    Stellt sich wohl hauptsächlich die Frage: Wo sieht er dort die Unendlichkeit oder was bringt er damit in Verbindung? Vielleicht ein naheliegender verstorbener Mensch, der dort auf dem Friedhof im dunklen und ruhigen Sarg 2m tief unter der Erde ruht ... und zwar für alle Ewigkeit, sodass er letztendlich einen Teil der Unendlichkeit bildet?
    Dann kommen allerdings die letzten beiden Strophen. Ist nicht einfach, diese in demselben Zusammenhang mit der Unendlichkeit in Verbindung zu setzen.
    "Zuerst hab ich sie nicht erkannt, ihr Aussehen hat mich irritiert." Nach etwas Überlegung steht hier für mich fest: Ihr Aussehen hat ihn irritiert, weil er zunächst nur den Menschen gesehen hat, der nun einen Teil der Unendlichkeit ausmacht und er konnte sich zu Lebzeiten dieser Person nicht vorstellen, dass auch sie letztendlich in irgendeiner Form unendlich weilen wird.
    Die letzte Strophe ist nochmal etwas schwieriger... Vllt war die verstorbene Person noch nicht besonders alt, als sie sich der Unendlichkeit angeschlossen hat, und "jeder Ernst hat ihr gefehlt", sprich sie war wohl eher ein lustiger und wenig ernster Mensch, und war von außen eher klein und unscheinbar, jedenfalls nicht wie etwas, das die Unendlichkeit ausmacht.


    Letztendlich denke ich, dass man diesen Text auch auf jeden einzelnen anderen Menschen beziehen kann: Ein Mensch ist im Vergleich mit der Unendlichkeit unscheinbar und man würde ihn niemals mit ihr gleichsetzen. Jedoch muss man besonders nach dem Tode feststellen, dass jeder Mensch einen gewissen Teil der Unendlichkeit ausmacht, denn er hat ja existiert und auch wenn sich irgendwann niemand mehr an ihn erinnert, so werden seine ehemaligen Bestandteile, die Atome, aus denen er zusammengesetzt war, bis in alle Ewigkeit irgendwo und irgendwie in irgendeiner Form überdauern ;)


    In eigener Sache möchste ich jedoch behaupten, dass ich persönlich die Unendlichkeit immer mit dem Universum gleichsetze, wenn ich das Wort allein höre. Ich sehe die Unendlichkeit, wenn ich mit meinem Teleskop irgendwelche Gebilde am Himmel beobachte, die so weit weg sind, dass selbst das Licht mit einer Geschwindigkeit von unvorstellbaren 300 000 km/s viele hundert oder tausend Jahre bis dorthin benötigt, und die so unvorstellbar groß sind, dass unsere Erde im Größenvergleich ein so verdammt kleines und klägliches Staubkorn abgibt, dass man unter starken Minderwertigkeitskomplexen zu leiden beginnt, obwohl man diese Gebilde durch das Teleskop gerade mal als einen absolut winzigen kleinen Lichtfleck zu sehen bekommt. Das bedeutet für mich Unendlichkeit ;)


    Jetzt aber gute Nacht :winker:

    Bis denne!


    mfg Tobi

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