Die Toten Hosen machen Party im Parkhaus

  • Die Toten Hosen machen Party im Parkhaus
    Düsseldorfer Punkrocker spielen sich in der Chemnitz-Arena durch ihre Bandgeschichte – 12.000 Fans sehen ein gelungenes Auswärtsspiel


    Chemnitz. Wer von Wahlkampf spricht, muss nicht immer gleich an Politiker denken. Schon gar nicht nach dem Konzert der Toten Hosen am Freitagabend in der ausverkauften Chemnitz-Arena. Der „Walkampf“ der Punkrocker handelt einfach nur von einem gestrandeten Wal, der Band-Frontmann Campino den Schlaf raubt. Und die 12.000 Fans in der Arena jubeln und brüllen den Refrain mit: „Schieb den Wal zurück ins Meer!“


    Die Hosen geben ein gelungenes „Auswärtsspiel“. Mit dem Titelsong ihres vorletzten Albums eröffnen sie viele ihrer Konzerte, auch das in Chemnitz. Aber warum Auswärtsspiel? „Das hier ist ein bisschen wie nach Hause kommen. Schließlich seid ihr unsere Partnerstadt“, schmeichelt Andreas Frege alias Campino seinen Jüngern. Das zu verstehen, fällt vielen schwer. Nicht, weil sie hinüber sind, sondern weil die Wände der schlauchförmigen Arena nur Wortfetzen in die hinteren Reihen tragen. Den Rest verschlucken hallende E-Gitarren. Auch dem Hosen-Sprachrohr geht das gegen den Strich. Campino nennt die Arena zynisch eine „architektonisch-akustische Glanzleistung“ und das „Parkhaus des Jahres“.


    Die Massen grölen trotzdem – froh darüber, dass es Kuddel, Breiti, Campino,Vom und Andi mal nach Chemnitz geschafft haben. Knapp 600 Kilometer bis nach Rottweil ist Hosen-Fan Anja schon gefahren, um sie zu sehen – ohne Eintrittskarte. Warum tut man so etwas? „Weil ich’s gut finde, wie die Band trotz des ganzen Kommerzes zusammen hält, wie sie die Punkszene lebt“, versucht die Hartmannsdorferin zu erklären. Ihren Familiennamen will sie lieber nicht in der Zeitung lesen.


    Bei den Konzerten geht es darum, Frust abzuschütteln. „Friss oder stirb“ heißt das Motto des Abends, so wie die Doku-Seifenoper der Toten Hosen auf dem Musiksender MTV. Deshalb geben die fünf Düsseldorfer am Anfang ein schnelles Tempo vor und testen, wie ihre aktuelle CD „Zurück zum Glück“ ankommt. Wie ein gut trainierter 20-Jähriger flitzt Campino über die Bühne, als ob er unter Strom stünde. Beachtlich, denn am Mittwoch wird er 43.


    Die Menge brüllt viele Texte mit, bis zur Heiserkeit: „Über mir brennt der Himmel, unter mir tobt das Meer. Ich flieg in meinen Kopf alten Träumen hinterher“. So tosen die Hosen bei „Weißes Rauschen“. Und die Romantiker unter den Punkfans zünden brav ihre Feuerzeuge, als Campino melancholisch „Alles wird vorüber gehen“ singt. Die Fans in Chemnitz haben’s gefressen. Obwohl sie alles geben, beschwert sich Campino: „Das war ja unterirdisch, reißt euch zusammen!“ Das klingt zurecht gelegt, aber er darf das.


    Kaum zu glauben, dass Anfang der 80er Jahre keiner die Hosen hören wollte. Sie spielten in Düsseldorfer Keller-Klubs, ließen sich anpöbeln und beschimpfen. Dann sangen sie Schlager nach, unter anderem von Peter Kraus, nahmen ein Album auf und kletterten damit in die Charts. Und dort gehören sie seitdem hin. Mal mit Trinkliedern wie „Eisgekühlter Bommerlunder“ und „Zehn kleine Jägermeister“ und mal mit Stücken wie dem aktuellen Hit „Freunde“, mit denen sie ernst genommen werden wollen.


    In der Arena singen sie sich gut zwei Stunden durch fast 23 Jahre Bandgeschichte. Sie treten als die Hosen auf, die man aus dem Radio kennt. Brachiales ist, abgesehen von Liedern der amerikanischen Anheizer-Band Anti-Flag, wenig zu hören. Das gefällt den Massen und enttäuscht manchen richtigen Punker. Aber Stars wissen eben, wie sie auch in Zukunft Konzertsäle füllen – oder Parkhäuser wie die Arena.


    Anja aus Hartmannsdorf steht in der ersten Reihe, dort, wo sich die Irokesenschnitt-Träger schubsen, wie das bei Punkmusik üblich ist. Sie grölt, als sich Campino sein Shirt vom Leib reißt und als er sich in die Menge fallen lässt, die vor der Bühne steht. Und dann passiert es: Campino schaut der hübschen Brünetten, die so gar nicht da vorn reinpasst, lange in die Augen. Dafür nimmt sie die blauen Flecken vom Pogen gerne in Kauf. Den „Walkampf“ haben die Hosen bei ihr schon lange gewonnen.



    (Chemnitzer Verlag)

    Hier kommt der Diktator!
    wer ihm nicht folgt, der wird verbannt.
    Er verlangt absoluten Gehorsam
    von seiner kranken Anhängerschaft.

  • Campino schaut der hübschen Brünetten, die so gar nicht da vorn reinpasst, lange in die Augen.


    waaaaas? das kann ja wohl nicht wahr sein... X(:D


    ja, ja...was soll man dazu noch sagen... :rolleyes:

    "I was chatting to this guy in a bar, when I felt something hard on my thigh. I thought 'oh hello'. Then I looked down and thought 'oh no'...it was a gun." Brian Molko

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