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lieber mml1990, es geht um "das Land der Vögte", auch Vogtland genannt. Eine kleine autonome Republik, widerrechtlich besetzt von drei Freistaaten (BY, T, SN), unmittelbar am ehemaligen Dreiländereck (Ost-/Westdeutschland, Tschechei) Der hier befindliche "Vogtlandkreis" deckt nur den vogtländischen Teil von Westsachsen ab. Tatsächlich gibt es auch noch ein bayrisches Vogtland (Hof) und einen (Ost-)Thüringischen Teil (Gera), inwieweit im Egerland (Tschechien) auch vogtländische Wurzeln liegen ist umstritten. Siehe dazu auch Wikipedia.
So genug Heimatkunde, zurück zum Thema. Mit einem kleinen vogtländischen Gedicht, es geht ja bald auf die Weihnachtsfeiertage zu :D:
"Wenn Mutter Waschfest hot" von Hans Wild
Eh die Feiertoog komme, dös waaß jeder Mah, do lief er am liebstn gleich auf on devah. Die Fraa, ach du liebe Zeit, hot die ihrn Trasch, die waaß net wohie ond wo na vo de Rasch. Oem die Zeit steht be dere kaa Steckn grod. Kaa Wort kah ma redn, dös kriegt ma oft soot. Do is scho gut, ma kömmt ihr net öns Geheg, denn die is sich weiß Gott oft selber ön Weg. Ond alle Ried härt ma se seufzn ond soong: "Der Dreck, naa, der Dreck, suviel Dreck kah kaans hom!" Nix blabt a sein Fleckl, naa, alles muß weg, ond überoll sieht se ond fönd se när Dreck. Dös rompelt ond poltert ond huscht hie ond her, wie wenn's drönne'n Stübel net ganz richtig wär. Von Schrank müssn Schüsseln ond Töpp alle raus, die Vorhangle ronter, es Kannapee naus. Die Betten wer'n glüft ond die Decken gekloppt. Es Rohr is voll Ruß, ond dr Ufn verstoppt. Dorch de Fenster kah se ball nömmer dorchseh. Oen de Stubnecken fönd se nuch Spönnewee. A de Uhr werd römmgfommelt su lang, bis se steht. Die Türn wer'n ogsaaft, deß dr Lack mit fortgeht. Dr Besen, dr Hader flieng kreiz ond dequer, ond wo die net raang, muß die Worzelbörscht her. Ond alle Ried härt ma se seufzn ond soong: "Der Dreck, naa, der Dreck, suviel Dreck kah kaans hom!" Ze setter Zeit is dr Mah ebn zeviel. Der is stets ön Weg, er kah sei, wo er will. "Geh weg do - stell Dich nüber", su gehts ön aan fort. "Bleib sitzn, siehst net, deß ich gewaschn ho dort? Tu die Baa weg - ruck hönter - kännst die Vorhäng rotah, es greift doch jeds Mannsen en Augnblick mit na. Eich Männern, eich muß ma aa alles noochtroong, die Liederlichkeit, dös is net ze soong. Die Pfeif ond dr Tobak ham aa do kaan Fleck, dös is Sudelei, dös tust emol weg. Kännst überhaupt aufhärn mit der Qualmerei, der Gstank on der Brudel braucht net ze sei. Von früh bis nacht werd gepafft ond gepufft. Verraachert die Vorhäng, bläst's Geld ön de Luft. Wo käm mer denn hie, dös därfst net vergessen, wenn ich tät egal Schokelade fressen. Die Vögelzucht, die hau ich aa scho nuch naus, dös sieht be ons egal wie Hühnerstall aus. Die Maad dös is aa e setts liederlichs Döng, ön jeder Eck liegt vo den Mensch e wos röm. Wos ho ich scho gepredigt, dös Könd machts aan schwer. Die mog när net heiern, dös gäb a Malheur. Wos die Maad nuch aufraamt, läßt dr Boß bestimmt liegn. Oen den is kaa Ordnung neizekrieng. No freilich, dr Aeppel fällt net weit von Stamm, dr Boß ond dr Alte, die passen scho zsamm!" Dozu kömmt nuch die Backerei, ond eikaaft muß wer'n aa nuch dronternei. No do erst, do kah ma vielleicht erst e wos härn, do müßtn die Hannler allezamm eigsperrt wer'n. Es Fleisch is ze moger, ze knapp is es Gwicht. Die Worscht is aa, wie wenn se scho e weng riecht. Es Brot is versalzen, oft is aa ze lönn. Die Butter is ranzig, die Millich ze dönn. Die Kuchn sei wie Bretle, ze flach ond ze hell. Dr Taag net soot gwörkt, 's war aa kaa guts Mehl. Ond die Preis, naa die Preis, es is net zu bezohln, die Leit wissen net, wos se verlange solln. Su lang se römbuhlt, sulang speißelt die Fraa. Es werd kaans verschunt, es kömmt jeds emol drah. Sie maants ober net su, maants aa net schlecht, ond mir wollns ruhig zugehm, sie hot oft emol recht. Wenn die Feiertoog do sei, sitzt ön Stübl, blitz blank, dr Mah mit Pfeifel ond denkt: "Gott sei Dank!"
hier mal eben die sprache des schönsten flecken des universums, dem sauerland
Sauerländische Vokabeln
* anbölken - laut beschimpfen, anschreien "Hat der Alte gestern wieder gebölkt."
* Balken, der - Dachboden, Speicher "Häng die Schützenfestfahne aussem Balken."
* beömmeln - sich über jemanden oder etwas amüsieren "Über euren Menne könnt ich mich immer wieder beömmeln."
* betuppen - betrügen "Der Tünnes wollte mich glatt um 2 Mark betuppen."
* Blagen - Kinder (meist Mehrzahl) "Sach den Blagen, se solln nich son Krach machen."
* Bollerkopp - ungehobelter lauter Zeitgenosse
* Bömsken - Bonbon, Süßigkeiten
* Bumms, der - große Schusskraft beim Fußball "Der neue Stürmer hatten Riesenbumms auffen Schlappen."
* dicke - a) Ausdruck für betrunken sein dicke - b) im Sinne von reichlich "Fünf Mann passen dicke innen Käfer."
* Ette - Kosename für Frau/Freundin
* Foffo - Geschwindigkeit "Der kam mit nem Foffo umde Kurve geschmiergelt."
* friemeln - zusammenflicken "Der friemelt noch immer seinen ollen Käfer zusammen."
* Wem gehörste? Frage der Älteren an Kinder, welcher Familie sie angehören.
* gezz - Ausssprache von "jetzt"
* Graupe, die - Versager im Sport
* groggi - müde, erschöpft sein "Karl hatten ganzen Tach im Garten herumgewullackt, gezz isser groggi."
* Heiermann, der - ein Fünf-Mark Stück
* Hörnertee, der - auf Schützenfesten sehr beliebte Kräuterlikör [auch Hörnerbrause oder Hörnerwhiskey]
* Kerr - drückt Erstaunen aus "Kerr, hat der sich gestern einen hinter die Binde gegossen."
* Killefitt - Unsinn, dummes Zeug "Mach ja kein Killefitt, ich verlaß mich auf dich."
* Klotschen - Holzschuhe
* Knifte - Butterbrot, Stulle, Karo
* lunterig - müde, abgespannt, schlapp; besonders nach anstrengender Arbeit oder kurz vor einer Grippe
* Mauken - Füße "Tu endlich deine Mauken vom Tisch."
* Nuckelpinne - altes Auto
* oppe sein - aufgebraucht, kraftlos
* Oschi - großer Gegenstand
* Pohlbürger - Jemand, dessen Familie schon seit Generationen an einem Ort wohnt
* rammdösig - verrückt vor lauter Lärm und Gerede "Von dem Gedudel wirste ja echt rammdösig."
* rantern - Kinder, die längst schlafen sollten, verursachen immer noch laute Geräusche
* röppen - feste ziehen, hin- und herbewegen
* Schluffen - a) Pantoffel Schluffen - b) Breitreifen "Hat sich jetzt 195er Schluffen auffe Felgen gezogen."
* Schlunz, der - unsauber aussehende, gammelig gekleidete Person
* Schmacht, der - Hunger, Kohldampf
* Schmackes - Elan, Schwung
* schnäbeln - küssen
* schnuppe/schnurzpiepe - egal sein "Ist mir schnurzpiepe, wie du das schaffst."
* Schochen - Beine, hauptsächlich Fußballerbeine
* Spirenzken - Unagemessenes Tun "Hör endlich mit den Spirenzken auf."
* stramm - betrunken
* strunkelig - leicht angetrunken
* Tacken - ein kleines Stückchen mehr
* Tinnef - Mist, Unsinn
* Verdorri - feine Umschreibung für verdammt "Verdorri noma, gezz hab ich mich schon wieder verhaun."
* Wallachei - rückständige, unwegsame Gegend "Wie sind mittem Jeep durche Wallachei gefahren, die Leute da machen echt das Licht mittem Hammer aus."
* wämmsen - sich prügeln, hauen
* woll - Allerweltswort, eines der meistgesprochenen Wörter im Sauerland, bekräftigt jeden Satz. Das sprachliche Erkennungszeichen der Sauerländer.
* zugange sein - gerade mit etwas beschäftigt sein "Hat er sein Auto schon gewaschen? Nein, er is noch zugange."
Sauerländische Grammatik
* Das "R" wird im Auslaut betonter Silben durch gleitendes "A" ersetzt. Gleichzeitig wird der Vokal gelängt. dort - doat Wurst - Wuast
* Das "G" im Silben Auslaut wird als "CH" gesprochen. steigt - steicht Katalog - Kataloch Tag - Tach Genug - genuch
* Neben obigen Aufweichungen gibt es auch Verhärtungen. das - datt Kopf - Kopp Häuschen - Häusken
* Artikel werden an Verhältniswörter oder Bindewörter angehängt. anne Füße ummen Hals vonne Socken sein weile Gegend da schöner ist
* Der Genetiv existiert im Sauerland eigentlich nicht. Meines Bruders Haus - Mein Bruder sein Haus, noch besser - ihm sein Haus wessen - wem sein dessen - dem sein
* Das Wort "am" vor einem Verb drückt wie die englische "ing"-Form aus, dass eine Handlung andauert. Es ist am plästern Wir waren noch am pennen
* "Dafür", "davon" und "dazu" werden auseinander gezogen. davon hast du gar nichts - da haste garnix von - dafür kann er nichts - da kann er nix für
* Für-/Eigenschaftswörter werden oft nicht gebeugt. Zieh dir mal en sauber Hemd an Im Urlaub hatten wir schlecht Wetter Wat unser Mutter sagt, wird gemacht
* Pronomen nach einem Verb werden direkt ans Verb angehangen und verkürzt. da must du jetzt - da musse gezz Kannst du das mal machen?- Kannze datma machen? Das kriegst du nicht - Dat krissenich Da sagst du was - Da sachste wat
* Kausalsätze werden ungern mit "weil" und "dem" eingeleitet. Ich habe kein Bier geholt, denn ich wußte nicht, daß ihr kommen würdet. - Ich hab kein Bier geholt, ich wußte ja nicht, datter kommt. Er hat die Stelle als Meister bekommen, weil er die besten Zeugnisse hatte. - Er hat den Posten als Meister gekricht, er hatte ja die besten Zeugnisse.
Im sauerländischen sind ja sehr viele Worte auch mit dem Platt verknüpft. Wenn meine Oma immer auf platt schimpfte, sagte ich nur " verstehe dich eh nicht " und bin wieder raus. Boah hab ich das gehasst.
Lauft spät abends a Schwob en Tübinga über dui Neckarbruck ond sieht, wia do a Student in´s Wasser nei kotzt. Ruft er dem Studentle zua: "So isch´s reacht Male, no s`Arschloch g´schont."
Dia Ärzt send au nemme des, was se amol waret ", sagt Oma, die gerade 80 Jahre alt geworden ist. " Mit 18 hab i mi emmer ganz ausziega müssa, mit 40 habe bloß no dr Oberkörper freimacha müssa. Jetzt wellet se bloß no d`Zonga seha! ".
bevor frage uff komme in dem teil vom nordschwazwald wo i leb isch no's schwobeländle aber au no grad so
Muss ich mich jetzt ausgeschlossen fühlen, weil ich so gut wie gar kein Dialekt spreche? Abgesehen von dem kleinen Anteil Fränkisch... (Der aber wirklich ganz gering ist)
etz muss i mol ebbes dozu socha.normalwase plauder i hochdütsch so guat i ko. aba wenn i mia ufreicha muas donn isses vorba mim hochdütsch donn komm i eh ä mol mim plaudatoan.
Zum Hinweis-das ist ein Dialekt den man so soweit ich weiß nur in 4,5 dörfern spricht
Am Montagabend kam im HR eine Sendung über die 30 Lieblingsdialekte der Hessen. Zu jedem Dialekt sagten halt ein paar (mir größtenteils unbekannte) Promis etwas und es kamen ein paar Einspieler zum jeweiligen Dialekt.
Ich fand die Sendung richtig interessant, was vllt daran liegt, dass ich Dialekte sehr gerne mag. Dabei vergleiche ich gerne, was aus dem einen mit dem anderen übereinstimmt und bin häufig verblüfft, dass Worte, die wir hier für typisch saarländisch halten, auch sonstwo gebraucht werden. Ich glaub in meinem nächsten Leben werde ich Sprachforscher oder sowas.
Ach ja, auf Platz 1 landete..... (Allgemein-)hessisch, vor frankfurterisch und bayrisch. Allerdings waren auch ein paar Spracharten dabei, die mit Dialekt nix zu tun haben: Kanak, Amtsdeutsch, hochdeutsch, denglisch und sogar schwizerdütsch und wienerisch habens in die Auswahl geschafft.