Kauf MICH!

  • Auf der anderen Seite kann jeder damit machen was er möchte. Wenn jemand in einen Text für sich etwas anderes hineininterpretieren kann, dann finde ich das auch legitim.


    Ab einem gewissen "Strahlungsgrad" dürfte es für das Nervenkostüm eines Künstlers auf jeden Fall gesünder sein, es so zu betrachten.


    Ich finde es grundsätzlich auch legitim, wenn ein Song da sehr offen gehalten ist. Ein Text muss für den Hörer nicht zwingend exakt dieselbe Bedeutungsebene haben, wie für den Künstler.
    Krasse Umdeutungen können allerdings schon ärgerlich sein und bei "Wünsch dir was" geht das für mich schon in so eine Richtung, da ich die Ironie in dem Text relativ klar sichtbar finde. Ähnlich verhält es sich, wenn "Alles aus Liebe" als super romantisch angesehen wird (oder auch bei The Police "Every breath you take"). Die Ironie aus Opel Gang finde ich da beispielsweise weniger offensichtlich.


    Wenn ein Künstler viel Spielraum lässt, ist es logisch, dass Texte anders verstanden werden können, je direkter ich etwas formuliere, desto eher darf ich aber auch eigentlich erwarten, dass das Ganze verstanden wird. Bei oberflächlicher Betrachtung lädt Wünsch dir was sicher zur Fehlinterpretation ein, bei genauerem Hinhören (und das tun "Fans" doch, oder?) dürfte der Fehler aber auffallen.

    Es hat sich vieles getan, auf Dosenbier gibt es jetzt Pfand,
    aber die meisten von uns leben noch, das war nicht immer so geplant.
    (Koyaanisqatsi)

  • das Spannende an "Wünsch Dir was" ist ja, dass es eine Hoffnung auf ein besseres, gutes, glückliches Leben ausdrückt und gleichzeitig der Versuch ist, diese Hoffnung zu parodieren. Das macht für mich den Reiz des Liedes aus - es hat vermutlich deswegen noch immer Bestand und wird gerne gehört, weil es diese tiefere Ebene hat.


    Ein Lied, dass einfach nur nach einem besseren Morgen schreit ist es jedenfalls nicht und solche Lieder sind meist nicht allzu langlebig - aber trotzdem wirkt "Wünsch dir was" durchaus positiv.

  • Ich habe in Erinnerung, dass Campino mal zu der Entstehung des Liedes gesagt, dass in deren Büro eine der Angestellten den Satz "Als das Wünschen noch half" oder so ähnlich gesagt haben soll und darauf hin habe er das Lied geschrieben.


    Da kann mir aber auch meine Erinnerung einen Streich spielen. ?(


    Aber schön finde ich auch, was bei Wikipedia dazu zu finden ist:

    Zitat

    Zur Interpretation des Textes schrieb Thomas Klie 1997 im religionspädagogischen Magazin Loccumer Pelikan, dass Die Toten Hosen in Wünsch Dir was „ihre eschatologische Vision als eine Mixtur aus allgemein-religiösen Jenseitsphantasien“ entwerfen. Weiter stellt Klie fest, dass „bezeichnend für die Zukunftsvision ist, daß hier nicht wie im frühen Punk-Rock eine Gesellschaftsutopie entworfen wird, sondern sie nimmt vielmehr in prophetischer Schau als Bild eines universellen Friedensreiches Gestalt an.“[2]


    Campino äußerte sich im Gespräch mit Jan Weiler im Jahr 2007 zu Wünsch Dir was: „Das Lied war eigentlich ironisch gemeint, aber die Leute haben es oft nicht so interpretiert. Also habe ich mir gesagt: Bitteschön, wenn denen das Mut macht, ist es auch okay.“[3]


    https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCnsch_Dir_was_(Lied)


    ...prophetische Schau als Bild eines universellen Friedensreiches... ääähm, ja ...

  • Hatte im Falle der DDR vermutlich aber auch noch andere Gründe, das ging denke ich eher in Richtung "gelenkte Interpretation", damit da bloß keine "staatsfeindlichen Positionen" keimen oder so.


    Bei diversen Anarcho-Bands, gerade auch im Crust-Sektor, ist es auch durchaus üblich, den Platten Booklets mit ausführlichen Erklärungen/Hintergründen beizulegen. Nette Idee gewiss, zeigt in dem Fall auch, wie wichtig der Künstler seine "Arbeit" nimmt. Aber wenn zu jedem Song Erklärungen im Booklet stehen, die länger sind, als der eigentliche Text, wird das auch schnell mal ermüdend.

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    (Koyaanisqatsi)

  • Ich mag es eigentlich, wenn man Texte etwas interpretieren kann. Mühsam wird es, wenn Texte dadurch missbraucht werden. Aber ansonsten ist es ok, wenn man dem Zuhörer und Käufer nicht exakt vorschreibt, wie ein Song zu verstehen ist. Viele Texte sind auch so angelegt, dass man zwar eine Richtung hat, jedoch jetzt nicht genau weiss, ob es nun zB ein Liebeslied ist oder Worship oder was auch immer - mag ich, denn so kann ich einen Text zu meinem Lebensgefühl machen. Die Hosen sind eigentlich gut darin Texte so zu verfassen, dass man eine Richtung hat, jedoch nicht exakt weiss, was Campino genau meint - ich denke mal, er schreibt, wie viele andere, seine Texte auch so, dass er bei einzelnen Segmenten an was Bestimmtes denkt, im Gesamten dann jedoch unterscheidliche Dinge innerhalb eines Textes gemeint sind.
    Ich habe zB "Lass los" für mich mal so angehört, dass ich einen Dialog der ersterbten Versöhnung zwischen Ost- und Westdeutschland heraushören konnte. Das war von Campino sicherlich nicht so gemeint, kann man mit etwas Fantasie jedoch machen. Ich meine Binda hat bei "Drei Worte" mal Campinos Schreibblockade rausgehört und interpretiert - warum nicht? Finde ich spannend.

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  • So was ähnliches hat das DDR Label Amiga bei einigen übernommen Alben gemacht. Dort fand man auf der Rückseite dann Ausführung zum Künstler, dem Album und auch Deutungen zu einigen Texten. Ich habe als Beispiel mal Peter Gabriels "So" angehängt. Dort wird neben dem künstlerischen Schaffen auch etwas zu den Deutungen einiger Songs geschrieben.



    Wobei die Amiga Quarttet sowas nicht hatten.


    ich find ja lustig das mit "Hot Clip Video Club" irgendwie an "Der Nette Mann" erinnert

    Es kommt die Zeit
    in der das Wasser wieder steigt...
    Es kommt die Zeit
    in der der Airport wieder brennt...

  • ch habe in Erinnerung, dass Campino mal zu der Entstehung des Liedes gesagt, dass in deren Büro eine der Angestellten den Satz "Als das Wünschen noch half" oder so ähnlich gesagt haben soll und darauf hin habe er das Lied geschrieben.


    Da kann mir aber auch meine Erinnerung einen Streich spielen. ?(


    Das wurde seitens Campino definitiv wiederholt so gesagt, kann ich bestätigen. Allerdings denke ich, dass er damit sagen wollte, dass er durch diese Aussage eine Titelidee für den Song kriegte und er den Text dann inhaltlich auf das abstimmte:


    Er hat den Song ursprünglich als zynische Reaktion auf die Aussagen des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl geschrieben. Dieser postulierte damals von blühenden Landschaften und es klang so als ob wir zukünftig in einem Land leben werden, in dem Milch und Honig fließt.


    Gehte beides durchaus Hand in Hand.
    Wobei ich jetzt nicht sicher bin - da die Songs relativ ähnlich sind inhaltlich - ob unser gute Campino da "Wünsch dir was" nicht mit "Alles wird gut" verwechselt, da AWG zeitlich dann doch eher näher dran ist an dem Thema.

    Einmal editiert, zuletzt von pillermaik ()

  • Manchmal gibt es immer noch Songs, die ich komplett neu entdecke - wie jüngst "5 Minuten", das ich bis vor kurzem gar nicht auf dem Schirm hatte. Was für eine bärenstarke Gitarrenarbeit von Kuddel! Auch wenn es eine ganz andere Baustelle ist: Genauso prägnant wie z.B. in "Motorcycle Emptiness" der Manic Street Preachers. Ganz großes Kino! Ich verstehe aber auch, warum es "nur" zur B-Seite gereicht hat, weil der Refrain dann doch ein bisschen simpel gestrickt daherkommt und die Klasse der Strophe nicht ganz halten kann. Trotzdem eine tolle Neuentdeckung für mich und ein weiterer Beleg für Kuddels Können.

  • Die Melodie im Refrain, die merkwürdigen backingvocs, aber vor auch allem die ganze Abmischung des Songs ist für mich eher abschreckend.

    Das von Dir beschriebene ist das kurze Riff vor bzw. nach der Strophe oder meinst Du wirklich die Gitarren unter dem Text?

    NEIN :!:

  • Die Melodie im Refrain, die merkwürdigen backingvocs, aber vor auch allem die ganze Abmischung des Songs ist für mich eher abschreckend.

    Das von Dir beschriebene ist das kurze Riff vor bzw. nach der Strophe oder meinst Du wirklich die Gitarren unter dem Text?

    Das Riff vor bzw. nach der Strophe. Das finde ich echt saustark. Aber der Song bringt es irgendwie nicht auf Strecke, das ist schon völlig okay als B-Seite.

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