21.4.2018 - School Bar Bejing.

  • Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • Auf dem Festival erfuhren wir dann, dass es noch ein Kneipen-Konzert in der Pekinger School Bar geben sollte. Dort wollten wir am Vorabend eigentlich auch schon hin, was wir nach dem anstrengenden ersten Tag an der Mauer aber nicht geschafft hatten. Wie wir später erfuhren, waren am Vorabend auch die Hosen dort, die von dem Club dermaßen begeistert waren, dass sie wohl den Veranstalter gefragt haben sollen, ob sie nach ihrem Festival-Gig nicht auch noch dort spielen können.


    Doch der Reihe nach: Während dem Konzert baten wir unseren Fahrer, sofort abfahrbereit am Parkplatz zu stehen, was dann auch tatsächlich klappte. Nach YNWA schnell den Berg hochgesprintet und ab in den Bus, zurück nach Peking. Irgendwie wahnsinnig, da wir auf dem Festival maximal eine Stunde verbracht hatten.


    Die Fahrt nach Peking verlief dann Gott sei Dank problemlos und in der School Bar angekommen waren wir die ersten deutschen Fans vor Ort. Es lief der zweite Teil der "Grrrl"-Punk-Konzertreihe. Scheinbar sind die Temple Bar und die School Bar die zwei angesagtesten Punk-Läden in Peking und wir waren in beiden, chapeau! Dem Flyer entnahmen wir, dass an diesem Abend vier Bands angekündigt waren - mit vielversprechenden Namen wie "Dummy Toys" (die CD habe ich mir nach den Hosen noch gekauft), "Ugly Girls", "Free Sexshop" und "Quick Shot". Für 60 RMB (ca. 8€) gings dann per Bändchen rein. Kapazität: Höchstens 100 Leute. Ich war zwar noch nie im AK47 in Düsseldorf, aber Freunde von uns meinten, genau so sei die School Bar auch aufgebaut. Kleine Bühne, Säule am mittleren Rand, alles vollgeklebt mit Stickern (sogar eine Antifa-Fahne mit chinesischen Schriftzeichen) und ein irres Gebilde aus ca. 200 Schuhen der Marke Chucks, die zusammen einen Totenkopf bildeten. Sehr liebevoll, sehr kultig eingerichtet - kein Vergleich zur schmucklosen Halle/Club-Location in Hongkong.
    Während den einzelnen Bands lief Rage against the Machine vom Band, die Stimmung war total gelöst und hier sollten gleich die Hosen vor 100 Leuten spielen? Und das nach der großen Enttäuschung am frühen Abend bei der Anfahrt zum Festival - unbeschreiblich!
    Zwischendurch unterhielten wir uns mit einigen einheimischen Besuchern und Musikern der anderen Bands. Sie erzählten uns, dass sie schon alle wüssten, dass hier heute Abend die Toten Hosen spielen würden. Über eine We-Chat-Veranstaltung (vergleichbar mit WhatsApp) hatte das wohl schon am Vorabend die Runde gemacht. Sie konnten uns kaum glauben, dass die Hosen hierzulande vor teilweise 50.000 Leuten spielen und waren wie wir absolut begeistert, dass die nun also auch in der School Bar spielen.
    Die andern Bands waren alle extrem spannend: Die "Dummy Toys" waren wieder eine reine Mädels-Combo, im Vergleich zu den Bands aus der Temple-Bar aber deutlich punkiger gekleidet (rote Haare, Nietenbänder etc.). Sie heizten mit einem extrem schnellen Set mit aggressiven Gesang ein, die einheimischen Fans pogten dazu ordentlich ab.
    Bis die Hosen auf die Bühne kamen, dauerte es dann ca. eine Stunde. In der Zeit unterhielt ich mich mit dem ARD-Peking-Korrespondenten, dem ich das Thema "DTH in China" zuvor vorgeschlagen hatte. Er interviewte Campino am Nachmittag für einen Beitrag im Deutschlandfunk und wurde danach von Campino zum School-Bar-Konzert persönlich eingeladen. Eine so entspannte Pressearbeit bei einem Geheimkonzert hätte ich wirklich nicht erwartet.
    In der Zwischenzeit füllte sich der Club natürlich immer mehr mit deutschen Fans. Plötzlich kamen Breiti, Andi und Kuddel mit ihren Gitarrenkoffern an uns vorbei. Sie kämpften sich durchs Publilkum auf die Bühne und begannen, Gitarre und Bass selbst zu stimmen und an die Verstärker anzuschließen. Keine Roadies, alles selbst gemacht. Mir schien, als wollten sie unbedingt den Spirit der anderen kleinen Bands leben und alles selbst machen. Was für eine starke Aktion!
    Der Soundcheck dauerte ca. 15 Minuten, zwischendurch wurde Vom per Crowd-Surfing auf die Bühne bugsiert. Als er dann so weit war und die Menge "Blitzkrieg Bop" sang, stiegen die Vier auch drauf ein. Als sich Campino erfolgreich durch die Menge kämpfte, ging es dann folgerichtig mit Blitzkrieg Bop los. Natürlich gab es kein Halten mehr. Das ARD-Smartphone, mit dem ich ein paar Video-Fetzen von vorne für die Weltspiegel-Instagramstory machen sollte, gab ich nach wenigen Blitzkrieg-Bop-Takten wieder nach hinten, um diesen Moment so intensiv wie möglich zu erleben. Trennung von Job und Privatleben at its best. Später machte ich dann mit meinem Handy doch ein paar Aufnahmen, um diese Momente festzuhalten. Nach Blitzkrieg Bop meinte Campino dann zu Kuddel: "Spieln wir jetzt Liebeslied, oder?" Was für ein starkes Statement, nachdem der Song von der Zensurbehörde verboten wurde. Totale Eskalation. Weiter ging es mit "Where are they now" und "Auswärtsspiel". Die Situation fühlte sich so surreal an. Abends noch die totale Enttäuschung bei der Anfahrt zum Festival und jetzt die absolute Erfüllung. Der Moment, von dem ich immer geträumt habe. Die Hosen in einem winzigen Club vor 100 Leuten zu erleben. Unvergesslich. Die Spielfreude in den Gesichtern, die tobende Menge, die beschriebene Achterbahn der Gefühle. Das war einfach alles viel zu krass. Passend dazu wurde dann natürlich noch "Achterbahn" auf Zuruf gespielt. Eine geplante Setlist gab's ohnehin nicht.
    Die Hosen spielten ca. 50 Minuten - es fühlte sich trotzdem an wie 2h. Völlig verschwitzt und erschöpft, aber endlos glücklich endete der Gig dann gegen 2 Uhr nachts. Die Hosen blieben danach noch eine Weile in der Kneipe und waren ebenso sichtlich erschöpft. Als ich an der Theke neues Bier orderte, stand Campino plötzlich neben mir und wartete ebenfalls darauf, ein neues Bier zu bekommen. Von der Bedienung wurde er aber keineswegs bevorzugt behandelt - deshalb gab ich ihm dann einfach mein frisch gezapftes Bier in die Hand. "Prost, danke für den wahnsinnigen Abend" - ich glaube, das waren meine Worte. Ich überlegte noch kurz, ob ich ihn nach einem Foto fragen sollte, entschied mich dann aber in Anbetracht der gelösten Atmosphäre und den wahnsinnigen Erlebnisse an diesem Abend dagegen.
    Irgendwann gegen 4 Uhr kamen wir dann adrenalingeladen im Hotel an. An Schlafen gehen war nach diesem Tag echt nicht zu denken. Was bleibt, sind die Erinnerungen an einen unvergesslichen Tag mit zwei Hosen-Konzerten, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Zwischen Distanz und Nähe, zwischen Enttäuschung und Erfüllung - alles dabei. Was bleibt mir noch zu sagen? Ich nehm' das alles mit nach Hause!

    Campi: "Jetzt muss ich mal von Amateur zu Amateur fragen: Wollen wir hier stimmen an dieser Stelle? Breiti muss die Gitarre wechseln! Das hätten wir uns früher nicht erlaubt so ne Scheiße!"
    Andi: "Früher hatte Breiti nur eine Gitarre!"


    S036, 2. September 2009

    Einmal editiert, zuletzt von Pilsator2 ()

  • Danke auch für diesen tollen Bericht. Da habt ihr ja echt Glück gehabt das ihr erfahren habt, das am Abend noch ein Konzert geplant ist :)


    Wie habt ihr den auf den Festival vom Geheimkonzert in der School Bar erfahren?
    Hier im Forum wurde es ja auch gepostet das am Abend noch ein Konzert in der School Bar ansteht...

  • Das ging einfach per Gerücht rum und mehrere voneinander unabhängige Quellen haben das dann bestätigt.


    In Hongkong ging noch ein anderes Gerücht rum, da Campino bei der Verabschiedung "Wir sehn uns morgen auf der Rennbahn" sagte. Also am nächsten Tag alle ab zur Pferderennbahn, aber da war dann kein Hosen-Konzert. Dafür mal ein Pferderennen erlebt, brauche ich aber auch nicht wieder.

    Campi: "Jetzt muss ich mal von Amateur zu Amateur fragen: Wollen wir hier stimmen an dieser Stelle? Breiti muss die Gitarre wechseln! Das hätten wir uns früher nicht erlaubt so ne Scheiße!"
    Andi: "Früher hatte Breiti nur eine Gitarre!"


    S036, 2. September 2009

  • [...]

    Einmal editiert, zuletzt von dummy ()

  • batschkapp: Nee gar nix. Hab aus Tierschutzgründen auch nix gewettet, um das nicht zu unterstützen. Aber zum einmaligen anschauen durchaus interessant. Euch übrigens viel Spaß auf Helgoland, das wäre mir echt zu viel jetzt. Muss erst mal die Erlebnisse der letzten 14 Tage verarbeiten.

    Campi: "Jetzt muss ich mal von Amateur zu Amateur fragen: Wollen wir hier stimmen an dieser Stelle? Breiti muss die Gitarre wechseln! Das hätten wir uns früher nicht erlaubt so ne Scheiße!"
    Andi: "Früher hatte Breiti nur eine Gitarre!"


    S036, 2. September 2009

  • lieben dank für den grossartigen bericht, el pilso!! sensationell liest es sich und ich mag dir/euch diesen 100-mann-gig sowas von herzen gönnen und freue mich für und mit euch!! top!‘ :thumbup:

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!

  • Registrierte Mitglieder haben die folgenden Vorteile:
  • ✔ kostenlose Mitgliedschaft
  • ✔ direkter Austausch mit anderen DTH-Fans
  • ✔ keine Werbung im Forum
  • ✔ neue Fragen stellen oder Diskussionen starten
  • ✔ kostenlose Nutzung unseres Marktbereiches
  • ✔ eigene Konzertübersicht
  • ✔ und vieles mehr ...