Der Interpretations-Thread: "Zurück zum Glück"

  • So, ich weiß zwar noch nicht so genau, wie das bei der Masse an Liedern in irgendeiner übersichtlichten Art und Weise funktionieren soll, aber ich bin der Meinung, es musste mal ein Thread her, in dem es um das Verständnis von Hosen-Texten geht. ;)


    Hier kann jeder seine eigenen Interpretationen von den Songtexten reinposten oder evtl. Fragen zu Texten stellen.


    Ich würde erstmal sagen, dass die neueren Texte "ausgefeilter" sind, also wie schon einige gemeint haben, dass sie etwas ernster/reifer sind.


    Also auf "Zurück zum Glück" gibt es wohl außer Walkampf kein Lied, wo nichts "Tieferes" dahinter steckt.


    "Kopf oder Zahl" erinnert mich, wenn ich es auf die Hosen beziehe, ein wenig an "Helden und Diebe" (vom TEXT!), also nach dem Motto: Ihr könnt euch entscheiden, entweder ihr glaubt den ganzen Mist oder ihr bildet euch eure eigene Meinung. Akzeptiert uns so, wie wir sind oder lasst es halt ganz bleiben.


    "Wir sind der Weg" sagt ja eigentlich schon der Titel: Nach dem Motto "Das Ende setzen wir uns selbst und niemand anders, auf der Welt. Begreift besser jetzt als nie, es kommt erst wenns uns gefällt." gibt es kein wirkliches Ziel in dem Sinne. Es ist eben Schluss, wenn Schluss ist, aber darüber wird sich keine Gedanken gemacht, so lange Konzerte noch möglich sind.


    "Die Behauptung": Es geht darum, Gesagtes nicht einfach wieder rückgängig machen zu können. Ein ausgesprochenes Wort kann mehr anrichten, als man erwartet hat. (im NEGATIVEN Sinne) Vielleicht sogar vergleichbar mit der Textstelle: "Was hilft es Fehler einzugestehn - zu spät, nichts macht sie ungeschehn." Genauso ist es mit Gesagtem... Gut finde ich auch, das "Geschreie" zu Ende des Liedes - mit anderen Worten die Behauptung wirkt immer erdrückender.
    Fazit: Gerüchte sind schei**e und können unerwartete Folgen haben. ;)


    Gut, ich hör jetzt auf :D, ihr könnt ja erstmal posten, wie ihr so die Texte der neuen Platte versteht, damit hier nich so ein Gewusel entseht.

  • Jau, find ich mal gut! Auch die Aufteilung.. also reden wir jetzt erstmal über das neue Album und tasten uns dann langsam immer weiter vor bis wir beim ersten Album angekommen sind.


    Ich schreib nachher was dazu.. ich brauche dazu immer etwas Ruhe.. :)

    "When everyone’s so sensitive it’s easy to be tougher than the rest" - NMA

  • Folgendes klingt sicherlich sehr steif und eher wie eine Gedichtinterpretation, aber ich hab' das noch so gut von den Interpretationen im Deutschunterricht intus.



    Am Ende: Ein melancholischer Text, die Person hat schon einen (nicht unbedingt kurzen) Teil seines Lebens hintersich. Da sie mit den Jahren immer mehr an Erfahrung dazugewonnen hat und viele Dinge durch einer gewissen zeitlichen Distanz nun anders betrachten kann, reflektiert sie auch darüber.
    Die Person bemerkt das die "Ziele" die für sie früher existierten nicht vorhanden sind und wieviel Zeit sie für Dinge verschwendet hat die ihr im nachhinein gesehen sehr unwichtig vorkommen.


    Auch wird sich die Person bewusst welche Fehler sie immer wieder (so auch wie andere Menschen) im Leben gemacht hat.
    Nun kommt wohl auch die Erkenntnis in ihr hoch, das alle materiellen Dinge vergenglich sind und die Erinnerungen an Ereignisse die einzigen Sachen sind die man für immer bei sich hat (und vielleicht auch an andere weitergeben kann?).


    Weiters versteht die Person nun (am Ende ihres Lebens) worum es im Leben geht, was wirklich wichtig ist und sie erkennt wieviel Glück ihr zuteil wurde. Sie entdeckt glückliche Ereignisse, die sie früher gar nicht als diese wahrgenommen hat.


    Der Regen (steht vielleicht für eine Person oder ein Ereigniss) erinnert die Person daran, dass gewisse Dinge zum Leben gehören (eben: Schmerz, die Suche nach dem Sinn des Lebens...) wie das Ei zur Henne und das man keine Tat ungeschehen machen kann.


    Zum Schluß geht es wieder darum, dass die Person erkennt, das es im Leben keine Ziele gibt (von denen Sie gedacht hat das sie vorhanden sind) und das sehr viele vergangene Taten so unwichtig waren, das sie als Zeitverschwendung angesehen werden können.



    Nun, hab' ich mir meine Interpretation noch mal durchgelesne, sie gefällt mir eigentlich gar nicht, na ja, irgendwie passt diese Form der Interpretation einfach nicht zu Hosentexten oder es liegt einfach nur daran, das ich sie dann immer mit alten Gedichten in Verbindung bringe.
    Aber ich glaube, das ich mal eine Pause mim interpretieren mache, zumindestens bis ich eine Stil gefunden habe, der mir für Hosentexte bessesr gefällt.


    Übrigens find' ich die Eröffnung eines solchen Themas sehr cool. :)

    Ein Tag wie jeder andere,
    doch für mich ist er nicht gleich.
    Ich fühle mich heute seltsam gut, denn ich weiß, es ist soweit.
    Ein Leben, das zu Ende ist, und eins das neu beginnt.
    Durch die Tür nach draußen gehen,
    es gibt kein Zurück.

  • Ich beziehe immer alle Lieder auf mich. Ein Text ist für mich dann gut, wenn ich damit was anfangen kann, sprich wenn ich mich damit identifizieren kann. Deshalb sind auch meine Interpretationen auf mich und meine Biographie bezogen..


    Kopf oder Zahl
    Bei dem Lied erübrigt sich eigentlich jede Definition, weil der Text sehr klar ist. Trotzdem: manchmal erinnert es mich ein wenig an „Entschuldigung, es tut uns leid“, aber meistens sehe ich den Text so wie er ist: viele Leute finden mich arrogant oder überheblich, aber ich sage trotzdem weiterhin was ich denke und glaube. Mich muss gar nicht jeder lieben. Und mich muss auch nicht jeder verstehen, aber ich komme in Frieden und guter Absicht wenn ich mal wieder meine Meinung laut äussere. Ihr könnt mir zuhören oder mich verfluchen.. ihr habt die Wahl.


    Wir sind der Weg
    Erinnert mich sehr an „Das Wort zum Sonntag“. Ich lebe jetzt und hier und da mache ich Fehler und manchmal hab ich auch recht. Ich hab meine Niederlagen und Siege, insgesamt sollte ich die einzelnen Stationen aber nicht überbewerten, sondern mein Leben als ganzes sehen. Die einzelnen Stationen sind der Weg und mein Leben das Ziel.. und noch bin ich unterwegs.


    Ich bin die Sehnsucht in dir
    Eines der besten Lieder (Texte) überhaupt.. lässt sich für mich zweimal interpretieren. Einmal dass ich für das Wort „Sehnsucht“ ein anderes Wort einsetze (was ich bislang noch nicht gemacht habe, wäre aber möglich, wenn man mit immenser Verbissenheit auf ein Ziel hinarbeitet und da oft Höhen und Tiefen erlebt).
    Für mich selbst nehme ich lieber das Lied in der Wortwahl wie es ist. Da ist eine Sehnsucht nach vielen Dingen in mir und diese Sehnsucht führt mich manchmal auf den falschen Weg. Dass ich mir Dinge wünsche, die im Grunde sehr unwichtig sind. Und ich sie mir aber trotzdem wünsche, weil ich mich verleiten lasse von ihrem Glanz.


    Weisses Rauschen
    Das Lied hab ich zum ersten Mal live gehört und hatte sofort eine enge Verbindung zu diesem Text. Ich fühle mich oft so, dass ich nicht weiss wo oben und unten.


    Alles wird vorüber gehen
    Braucht man nicht wirklich was zu zusagen, weil der Text einfach wahr ist. Für mich ein Mutmacher-Lied.. zu wissen, nichts bleibt für ewig, alles wird vorüber gehen. Und auf der anderen Seite hält es mich auch am Boden, wenn ich glaube mal wieder abzudriften weil Dinge besonders toll sind und ich geneigt bin zu glauben, dass das nun immer so bleiben wird. Aber alles ist vergänglich und wenn man das im Kopf behält, dann fällt man auch nicht so tief wenn schöne Dinge enden.


    Beten
    Geht definitiv in Richtung „Die 10 Gebote“ und beschreibt auch das, was ich über Gott und Glauben empfinde. Ich würde so gerne glauben, wenn es nicht so schwierig wäre. Falls jemand mal von euch das Buch „Die Vernunft frisst ihre Kinder“ gelesen hat, dann wird euch bestimmt klar, was ich meine.. wenn ihr es nicht gelesen habt, es geht um den intelligenten Menschen und das Dilemma mit dem GLAUBEN und WISSEN.


    Wunder
    Geht in Richtung „Wünsch dir was“. Seinen Optimismus und Glauben zu bewahren, und gleichzeitig Dinge zu hinterfragen. Interessant ist, dass das Lied beginnt mit der Zeile „Wie wahrscheinlich ist die Welt 'ne Illusion?“.. manchmal denke ich ja, dass nichts wirklich passiert, sondern dass es quasi eine grosse Truman-Show ist und ich bin die Hauptperson. Oder dass irgendwo die versteckte Kamera steht und gleich jemand kommt und fragt „Verstehen sie Spass?“.. manchmal gucke ich mir meine Umgebung an und denke, das kann jetzt alles gar nicht wahr sein. Und trotzdem glaube ich, dass irgendwann alles mal ein gutes Ende haben wird. Und dann werden wir alle barfuss über Wasser gehen wie Jesus und ich werde mein Altbier mit euch teilen.



    Rest kommt auch noch.. muss ich jetzt ein paar Sachen machen.. :)

    "When everyone’s so sensitive it’s easy to be tougher than the rest" - NMA

  • Ich bin die Sehnsucht in Dir


    Für mich stellt sich die Frage: Wer oder was ist "ich"?
    Der Song handelt von nicht genutzen Chancen. Kommt man mit seinem eigenen "ich" klar?
    Finde den Schluss vom Lied auch sehr abrupt; nach dem Motto: Chance vertan - Leben vorbei!


    Für mich läuft es dabei auf eins hinaus: Nutze den Tag bzw. das Leben und zwar mit dem was du hast ("Was auch passiert ich verlass ich nie").



    andy

    Hier kommt der Diktator!
    wer ihm nicht folgt, der wird verbannt.
    Er verlangt absoluten Gehorsam
    von seiner kranken Anhängerschaft.

  • Hm, also ich sehe dieses "Ich verlasse dich nicht" eher als Drohung. Ich glaube, ich mache das Lied nochmal ausführlicher (weil mir sowas Spass macht und weil ich glaube, dass das Wichtigste an dieser Band nunmal die Lieder sind).. ;) Und wie gesagt, ist alles subjektiv..


    Wir kennen uns ein Leben lang,
    ich hab dich schon als Kind umarmt.
    Ich hab mit dir die Jahre gezählt,
    mit deinen Träumen habe ich gespielt.


    Ich hab dir deine Wege gesucht,
    ich bin dein Glück und ich bin dein Fluch,
    hab dir fast den Verstand geraubt,
    du hast trotzdem an mich geglaubt.


    Ich bin die Sehnsucht in dir.
    Ich bin die Sehnsucht in dir.
    Ich bin die Sehnsucht.


    Es geht um dieses Gefühl in mir drin, dass man eigentlich immer das haben will, was man gerade nicht hat. Und manchmal werden Wünsche so intensiv, dass man sein ganzes Leben drum herum baut wie man diesen Wunsch verwirklichen kann. Und man glaubt, wenn sich dieser Wunsch erfüllt, dann sei man glücklich. Und wenn sich dieser Wunsch dann tatsächlich mal erfüllen sollte, merkt man eventuell dass man immer noch der gleiche Mensch ist, auch nicht viel glücklicher.. und dass man nur sein Leben verschwendet in dem man auf einen anderen Wunsch hin arbeitet.
    Mnachmal macht es Sinn, auf etwas hinzuarbeiten ("ich bin dein Glück") und manchmal macht es absolut keinen Sinn ("ich bin dein Fluch.. du hast trotzdem an mich geglaubt").


    Immer wenn ich bei dir war,
    hast du alles nur für mich getan.
    Ich hab dich in die Irre geführt,
    meine Versprechen waren so oft leer.


    Immer wenn dieser WUNSCH bei mir ist, bin ich nur mit einer Sache beschäftigt, nämlich ich versuche alles zu tun, dass er sich erfüllt und dadurch verpasse ich viele andere Dinge, weil ich sie gar nicht sehe, da ich immer nur mit dem einen Gedanken beschäftigt bin. "Meine Versprechen waren so oft leer" heisst für mich: manchmal wenn man tatsächlich das Gewünschte erreicht hat, merkt man erst, dass es gar nicht so toll ist.


    Wegen mir hast du vor Wut geweint,
    wegen mir hast du dich selbst zum Feind.
    Es ist meine Schuld, du kannst nichts dafür.
    Ich bin die Hoffnung und du stirbst mit mir.


    Eigentlich nochmal das gleiche, was ich zuletzt schrieb. Stellen wir uns jemanden vor, der so gerne reich wäre und jede Woche Lotto spielt, weil er sich so sehr wünscht, zu gewinnen und endlich reich zu sein. Und jede Woche rennt er wieder los, kreuzt seine Zahlen an und jede Woche hat er wieder nicht gewonnen. Dieser Mensch ist von seiner Sehnsucht nach Reichtum geleitet und seine Hoffnung, vielleicht doch mal irgendwann 6 Richtige zu haben.


    Ich hab die Welt um dich gedreht,
    stehl dir die Zeit, bin dein Tagedieb,
    war oft genug dein Alibi,
    was auch passiert, ich verlass dich nie.


    Hier wird die Sehnsucht nochmal explizit personifiziert. Sie wird oft als Ausrede genannt, wenn man uns fragt, warum wir eigentlich gewisse Dinge tun. Und die Sehnsucht sagt uns dann "Was auch passiert, ich verlasse dich nie".. du wirst immer eine Sehnsucht in dir haben. Nach egal was.. erfüllst sich der eine Wunsch, kommt bereits der nächste. Das ist im Grunde auch okay, nur sollte man nicht sein Leben nur danach ausrichten, denn dann vergisst man eventuell tatsächlich zu leben.


    So, das war was ich in dem Lied sehe. Wie gesagt, es ist alles subjektiv und ich denke, es gibt auch kein wirkliches Falsch oder Richtig .. jeder findet unter Umständen seinen eigenen Zugang zu einem Lied. :)

    "When everyone’s so sensitive it’s easy to be tougher than the rest" - NMA

  • Ich bin die Sehnsucht in dir: Ein Gefühl, das manch einen ein Leben lang begleitet und in gewisser Hinsicht unkontrollierbar ist, wenn es darum geht, dass man von dieser Sehnsucht geblendet völlig „blind“ handelt. Es kann also negative Auswirkungen nach sich ziehen, genauso kann man die „Sehnsucht“ aber auch genießen, in der Hoffnung, dass das Erwünschte sich irgendwann erfüllt, daher die Songtextzeile: „Ich bin dein Glück und ich bin dein Fluch.“ Egal, wie stark die Sehnsucht war und ungeachtet der Leiden/Qualen, die man durch sie durchstehen musste, gibt man nie die Hoffnung auf. Das bedeutet, dass man praktisch so gut wie alles opfern würde, nur um das Erhoffte in Erfüllung gehen zu lassen. Auch wenn man an dieser Sehnsucht selber psychisch gesehen zugrunde gehen würde, man würde es doch nie schaffen, von ihr los zu kommen, denn sie begleitet einen auf ewig und raubt einem gewissermaßen die Lebenszeit. („Ich bin die Hoffnung und du stirbst mit mir.“) Das ganze Leben wird von dieser Sehnsucht beeinflusst, denn vieles Handeln baut auf ihr auf bzw. wird durch sie gerechtfertigt. („War oft genug dein Alibi.“)


    Weißes Rauschen: Viele beziehen es auf Drogen („Über mir brennt der Himmel und unter mir tobt das Meer.“). Wenn man es in Verbindung dem gleichnamigen Film bringt, würde das dann wahrscheinlich so viel bedeuten wie, sein eigenes Leben ohne Drogen wieder zu finden, sich selbst wieder kontrollieren zu können. Aber ich persönlich finde, dass man es auch ohne Drogenbezug deuten kann. Eventuell ganz einfach das Gefühl, mit sich selbst nicht klarzukommen und daher nicht mehr bewusst zu leben, das bedeutet nur noch teilnahmslos vor sich hinzuleben. Man versteht die Welt und sich selbst nicht mehr, während das Leben „an einem vorüberzieht“ und man in seiner Unzufriedenheit in alten, irrealen Träumen, sprich die sich nie erfüllen werden und schon längst Vergangenheit sind, schwelgt. Dabei steht die letzte Zeile dafür, dass es nicht von heute auf morgen geht, wieder mit sich ins Reine zu kommen, sondern dass es genauso lange dauern wird, wie die Zeit, in der man sich von sich selbst entfernt hat.


    Alles wird vorübergehen: Wie Agent1873 schon geschrieben hatte, die Gewissheit, dass alles vergänglich ist, die Welt bleibt nicht stehen, die Zeit läuft weiter davon. Es gibt Augenblicke, da fühlt man sich wie im siebten Himmel und möchte am liebsten die Zeit anhalten, lebt in völliger Trance und vergisst dabei das reale Leben, in das man spätestens wieder zurückgerufen wird, wenn das Glück vorbei ist. „Ob du loslässt oder ob du kämpfst, es reißt dich einfach mit“ – Mit dieser Zeile ist die Zeit gemeint, gegen die sich niemand wehren kann. Das einzige, was einem die Zeit nicht nehmen kann, sind Erinnerungen. „Mann muss nehmen, was man kriegt“ bedeutet für mich, dass man sich nicht aussuchen kann, ob man im Leben Glück hat oder nicht. Man kann zwar einiges beeinflussen, aber nicht sein Schicksal und genau deshalb sollte man zwar die positiven Momente genießen, sich aber nicht an Dingen festhalten, die einen, wenn sie zu Ende sind, in ein tiefes Loch der Enttäuschung fallen lassen.


    Beten: Das fehlende Verständnis von den Brauchtümern in der Kirche wie „Beten“, „regelmäßige Kirchenbesuche“ und andere Zeremonien, aber auch der fehlende Glaube an einen wirklichen Gott, d.h. er wird doch irgendwo schon angezweifelt. „Weiß nicht, wo ich dich sonst suchen soll“ zeigt die Ungewissheit, ob es denn wirklich eine Art Gott gibt und ob dieser einen erhört. Gleichzeitig kommt aber auch wieder die Hoffnung darauf zum Vorschein, dass unbeantwortete Fragen wie das „Sterben“ durch einen Gott Antwort finden bzw. dass Gott einem ebenfalls in schwierigen Situationen wie dem Tod eines Menschen beisteht. Dabei tauchen dann wieder Fragen auf, warum man eigentlich nach einem Gott sucht und nicht einfach lebt, ohne einen Gedanken an etwas „Übermächtiges“ zu verschwenden. Der Gedanke daran, dass doch alles nur vom Menschen erdacht ist, macht es schwierig, an einen Gott zu glauben, da alle Zusammenhänge und Glaubensweisheiten so irreal erscheinen. Ich denke, dass Campino damit ausdrücken will, dass es für die Menschen schon irgendwo ein Problem ist, sich über etwas Gedanken zu machen, das nie keine Lösung hat – die Suche danach, was der Mensch eigentlich nun genau ist und dieses Schwanken zwischen Glaube und den unrealen Dingen, die die Kirche vermittelt und die den Glauben so schwer machen.


    Wunder: Wieder das Stellen von ungewissen Fragen, deshalb passt der Übergang von „Beten“ zu „Wunder“ nicht nur instrumental, sondern auch textlich. Diesmal steht man aber nicht zwischen Glaube und fehlendem Glaube. Die vielen Fragen zeigen zwar wieder die Ungewissheit und der Tatsache, dass vieles ungeklärt ist, aber ebenso dass die Hoffnung an alles, was so unreal scheint, nicht aufgegeben wird. Das muss nicht unbedingt in Bezug auf Gott gemeint sein, sondern einfach der Optimismus, der es einen erleichtert, schwierige Zeiten zu überstehen – mit der Hoffnung auf Positives.


    Herz Brennt: Im groben gesagt Liebeskummer, gegen den man nichts tun kann. Die Sehnsucht nach dem (Ex)Partner und die Gewissheit oder auch die Vermutung, dass es dem andern nicht so geht. Die Erinnerung an alte Zeiten und das Bedauern des momentanen Zustandes, d.h. nicht in der Lage zu sein, ohne Streit kommunizieren zu können. Der Wunsch, dass es wieder wie anfangs wird und der Wunsch nach einem neuen Versuch.


    How do you feel?: Das Unverständnis gegenüber Personen, die um sich wichtig zu machen, Gerüchte in die Welt setzen. Doch wie in „Die Behauptung“ kann Gesagtes nicht rückgängig gemacht werden und rächt sich in irgendeiner Form. Erinnert mich irgendwie an „Rape Me“ von Nirvana, denn da soll ja dem Täter das gleiche widerfahren wie dem Opfer. Das bedeutet, dass derjenige, der andere durch Lügen schlecht macht, einmal in genau dieselbe Lage gebracht werden soll und die Frage: „Wie fühlt sich’s an, wenn man wie der letzte Dreck behandelt wird?“ beweist den Versuch, in irgendeiner Weise eine Einsicht bei der Person zu erreichen, indem man ihr zeigt, wer der Stärkere ist, weil es anderweitig nicht möglich ist.

  • Zitat

    Original von polsterzipfal


    Nun, hab' ich mir meine Interpretation noch mal durchgelesne, sie gefällt mir eigentlich gar nicht, na ja, irgendwie passt diese Form der Interpretation einfach nicht zu Hosentexten oder es liegt einfach nur daran, das ich sie dann immer mit alten Gedichten in Verbindung bringe.
    Aber ich glaube, das ich mal eine Pause mim interpretieren mache, zumindestens bis ich eine Stil gefunden habe, der mir für Hosentexte bessesr gefällt.



    Ich finde die Interpretation echt gelungen! ;) Deshalb bin ich auch NICHT dafür, dass du 'ne Pause machst.
    Genau diesen Sinn, den du beschrieben hast, verstehe ich in dem Lied auch - also eine Person, die rückblickend festgestellt hat, dass das Leben nicht nur daraus bestehen sollte, auf irgendwelche Ziele hinauszuarbeiten. Das erinnert mich an "Nichts bleibt für die Ewigkeit": "Von gestern und für morgen leben, niemals für das Hier und Jetzt, du merkst während du an deinen Plänen sitzt, wie das Leben an dir vorüberzieht."


    Also zum neuen Album ist meiner Meinung nach auch noch nicht alles gesagt, es fehlen ja noch ein paar Lieder.
    Ich hab' jetzt nichts dagegen, dass hier jemand mit Auswärtsspiel anfängt, aber ich fänd's gut, wenn es erstmal bei den neueren Alben (Zurück zum Glück, Auswärtsspiel, Unsterblich) bleibt, weil wenn jetzt jemand mit "Ein kleines bisschen Horrorschau" ankommt, dann blickt hier glaub ich innerhalb kürzester Zeit keiner mehr durch.


    andy: Danke! ;)

  • @Seelenbrant
    Danke. :)


    goldener westen: Ich verstehe das Lied als eine negative Kritik an dem wwas heut zu Tage als "die westliche Welt" (im Lied ist wohl vorallem auch die USA mit Bushs Regierungsstil gemeint) verstanden wird.
    Politiker udgl. erzählen einem wie toll die westliche Welt ist, wieviel Freiheit die Menschen haben, das sie alles machen können wie sie es wollen etc.


    Doch das sind nur leere Worte, in Wirklichkeit gibt es sehr wenig Freiheit für die Menschen. Bewusst wird diese Fasade von Politikern aufrechterhalten und das hat die Person im Text durschaut und übt sich in Kritik.


    Sie hat festgestellt das uns die sogenannte Freiheit sehr oft nur vorgegauckelt wird und dass das viele Menschen auch wissen. Diese hoffen und warten zwar auf eine Veränderung, aber im Laufe der Zeit werden sie müde davon und geben sich mit er aktuellen Situation zufrieden. Auf die Idee das sie selber etwas dazu beitragen sollten/könnten kommen sie anscheinend nicht.


    Weiters fragt sich die Person wieder wo die Freiheit ist warum Sie sie noch nie geshen hat, immerhin wird so viel von ihr geredet so als ob sie vorhanden wäre.
    Nun geht die Person wieder zu den Leuten über die zwar wissen, dass sie bei weiten nicht die Freiheit haben von der überall geredet wird und merkt an das diese Leuten sich zwar (am Anfang?) denken: Ich mache es einmal anderst, ich werde etwas verändern.... aber sie lassen es dann doch sein und träumen weiterhin von einer besseren Welt Von einer Welt in der das Leben einfach und angenehm ist.


    Die Person fragt sie nun wieder wo die viel versprochene und angeblich vorhandene Freiheit geblieben ist, sie würde sie wirklich gerne finden.


    Zum Schluß wird noch kurz angemerk, auf welche falsche Weise die angebliche Freiheit gewonnen wird --> Freiheit - für dich gehen wir über Leichen.



    ----
    Goldener Westen ist übrigens eines meiner Lieblingslieder vom neuen Album.

    Ein Tag wie jeder andere,
    doch für mich ist er nicht gleich.
    Ich fühle mich heute seltsam gut, denn ich weiß, es ist soweit.
    Ein Leben, das zu Ende ist, und eins das neu beginnt.
    Durch die Tür nach draußen gehen,
    es gibt kein Zurück.

  • Zitat

    Original von Breitis geile Gitarre
    boah bei dem Lied hab ich da gar net dran gedacht hörs jaetzt nochma und merke das du vollkommen recht hast!! :) :) :) :) :) :)


    :)


    An was hast du denn bei dem Lied gedacht?

    Ein Tag wie jeder andere,
    doch für mich ist er nicht gleich.
    Ich fühle mich heute seltsam gut, denn ich weiß, es ist soweit.
    Ein Leben, das zu Ende ist, und eins das neu beginnt.
    Durch die Tür nach draußen gehen,
    es gibt kein Zurück.

    Einmal editiert, zuletzt von polsterzipfal ()

  • Goldener Westen
    Ich sehe das Lied etwas anders. Und zwar ist für mich Deutschland gemeint, vor allem eben auch aus politischer Sicht. Freiheit (Demokratie) .. davon wird uns erzählt, dass wir sie hier haben, und trotzdem fühle ich mich gefesselt, weil ständig über meinen Kopf hinweg entschieden wird. Für mich geht das Lied in Richtung „Dankbar“.


    Der Goldene Westen ist bei näherer Betrachtung gar nicht so golden, wie mir eingeredet werden soll.


    Wir laufen grinsend durch die Straßen,
    mit Händen, die gefesselt sind.
    Langes Leben, kurze Leine -
    das ist das Prinzip.
    Wir sind erschöpft vom Warten,
    vom Hoffen auf Veränderung,
    verbringen unsere Zeit im Halbschlaf,
    denken: Es ist besser so.


    Und dann gibt es hier Menschen, die haben schon längst aufgehört zu kämpfen. Einige haben nie begonnen, weil sie sich damit abgefunden haben, dass Dinge nicht geändert werden können in unserem Staat und dann gibt es auch noch die, denen es eigentlich ganz gut geht. Dieses grinsend durch die Strassen laufen spiegelt für mich die Spass-Gesellschaft wieder. Im Grunde geht es einigen dreckig, aber sie leben halt weiter auf Pump und merken gar nicht, wie kurz die Leine ist, an der sie gehalten werden.


    Von einem Wandern zwischen den Welten,
    ohne Steine in den Schuhen


    Tolle Zeile, finde ich. Wenn man Steine im Schuh hat, dann läuft man nicht richtig und kommt nur schwer oder gar nicht an sein Ziel. Und ich denke, Freiheit würde bedeuten, mir diese Steine aus den Schuhen zu nehmen, stattdessen steckt mir meine Regierung immer neue hinein. Deshalb bleibst du immer in deiner Welt.. sprich: der Arme bleibt arm. Einerseits ist meine Regierung dafür verantwortlich, dass immer mehr Firmen dicht machen und die Arbeitslosen werden dann noch mal mit Hartz IV bestraft.


    Freiheit – für dich gehen wir über Leichen.
    Freiheit – zeig mir endlich dein Gesicht.
    Freiheit – ich hab dich hier noch nie gesehen.


    Insgesamt wird ja im Schluss-Refrain ganz oft das Wort FREIHEIT gebraucht, ich habe mal dies herausgepickt, weil ich denke, dass wir da wieder bei der Thematik von „Ich bin die Sehnsucht in dir“ ankommen. Diese scheinbare Freiheit, die wir haben und die wir übel bezahlen müssen. Wenn die Freiheit wirklich da wäre, müsste ich nicht „über Leichen gehen“ bzw. in diesem Sinne auf Pump leben. Und dann eben zum Schluss dieses Erkennen „Freiheit.. ich sehe dich hier nicht, weil du gar nicht da bist, deshalb kannst du mir auch dein Gesicht nicht zeigen“. Aber ich glaube, viele Menschen lassen sie eben gerne blenden und glauben, dass sie frei sind.


    Kann man noch mehr zu sagen, aber so ungefähr interpretiere ich das Lied.. :)

    "When everyone’s so sensitive it’s easy to be tougher than the rest" - NMA

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