@ Bayernfahne
Damit ist für mich die Frage des "künstlerisch sehr wertvollen" irgendwie nicht befriedigend abgedeckt.. ;)! Muss da nochmal drauf eingehen.
Die Kunst, die Metallica anbieten, ist im Endeffekt ihre Musik. Nicht Lars Ulrichs Bildersammlung.
Sprich; wenn wir von "künstlerisch wertvoll" reden, bezieht sich das direkt auf das was ihre Kunst ausmacht: Die Kunst Songs zu schreiben, die Kunst ihre Instrumente zu spielen, die Kunst Texte zu schreiben, die Kunst halt eben Musik zu machen. Dass Metallica SENSATIONELLE Songwriter sind (Hetfild in erster Linie), dass sie ihre Instrumente gut im Griff haben und dass James Hetfield FANTASTISCHE Texte schreiben kann, das steht ausser Frage.... Grad ihre Alben "Ride the lightning", "Master of puppets" und "..and justice for all" sind deswegen hohe Kunst und aus meiner Sicht dann "künstlerisch wertvoll". Der Rest hier bei "St. Anger" ist ganz klar psychologischer Natur.
Wenn ich "St. Anger" auseinander nehme, dann sind da ein paar gute Riffs, die aber ihre Wirkung verlieren, weil der Song in dem sie vorkommen auf 5 Minuten ausgedeht wurde... Bei "Enter sandman" 1991 hat das noch funktioniert, weil es a) ein starkes Riff war (übrigens nicht von Hetfield, sondern von Kirk Hammett) und b) der Song ansich ausgeklügelt und fertig klingt - das ist bei sämtlichen Tracks aus "St. Anger" nicht der Fall. Wie auf allen Touren zuvor ab 1988, habe ich Metallica auch auf der Tour zum Album live gesehen und es ist bezeichnend, dass bei einem Konzert von mehr als 150 Minuten Musik nur 3 (!!) Songs von "St. Anger" den Weg in's Set gefunden haben. DIe Songs sind einfach schwach und das merkt man dann am besten, wenn sie sich live zwischen Granaten wie "Creeping death", "Blackened" oder "Master of puppets" einordnen müssen. Daran gemessen kacken die Songs ab - auch wenn grad das Titelstück "St. Anger" als Einzelsong sehr cool ist... Aber mach mal eine Mix-CD von Metallica und misch die "St. Anger" Songs dazu - die fallen komplett ab. Sie wirken leer. Zudem - und das mitunter stört mich am meisten - wurden sie auf Nu-Metal getrimmt mit tiefer gestimmten Gitarren, chaotischer Struktur (wenn dann überhaupt vorhanden) - man hört dem Album an, aus welchem Jahr ca. es stammt... Das ist bei Alben immer schlecht. Die Kunst ist es jedoch, ein Album zeitlos klingen zu lassen. Ich rede nicht von dem Mix oder der Produktion - die ist auch bei "Master of puppets" Mist (Drums klingen wie ein laues Tuntenfürzchen).
Es ist ein Fakt, dass nach dem Abgang von Jason Newsted, James Einlierfung zum Alkoholentzug, den Sitzungen mit Phil Wieauchimmer und den auf einem Höhepunkt angekommen Spannungen zwischen Hetfield und Ulrich (Spannungen gab es seit Bandgründung) ein eigentlich interessantes Album entsteht. Dass es ein entscheidendes Album ist, ein reinigendes. Selbstfindung, Neudefinierung. Standortbestimmung. Das macht das Album ungemein aussergewöhnlich und wichtig. Ich bin froh, dass sie es gemacht haben. Nicht, dass ich hier falsch verstanden werde. Metallica gehören seit der "...justice" zu meinen (unzähligen, haha) Lieblingsbands...
Aber aus Sicht ihrer Kunst - der Musik - ist das Album aber unterdurchschnittlich und nicht interessant, sondern langweilig. Ob es DIR persönlich gefällt oder nicht, ist schlicht Geschmacksache. Rest ist aber schon eher Faktum.
Was das Thema "Interessant wegen Findungsprozess" angeht, müsste man jedes Hosen-Album nach "Opel-Gang" demzufolge küstlerisch interessant finden - bei keiner anderen Band habe ich so häufig gelesen, dass man nicht mehr wusste in welche Richtung man gehen soll...
Nach der "Opel Gang" war der Überraschungseffekt aufgebraucht und man wusste nicht, ob man nochmal am Minierfolg anschliessen kann oder ob man eine Eintagesfliege war.
Nach "UfF" stieg Trini aus und man wusste nicht wie es ohne ihn weiter gehen soll.
Nach "Damenwahl" hatte man keinen Plan, ob man nun Kommerz oder Punkrock machen wollte und entschied sich für ein Spasslabum unter falschem Namen.
Nach "Roten Rosen" war man wieder orientierungslos und versuchte sich an einem Soundtrack/Theater.
Nach "Horrorschau" wurde man kommerzeill erfolgreich und hielt grad mal so das Level.
Nach "Kreuzzug" war man Nr. 1 und wusste nicht wohin, zudem artete der Drogenkonsum aus. Man musste sich wieder neu erfinden.
Nach "Learning english" wurden die Drogenprobleme nicht besser und man schien ausgebrannt und ideenlos, redete von Bandauflösung.
Nach "Kauf mich" und der Megatour war man wieder planlos und musste sich neu erfinden.
Nach "Opium" wusste man wieder nicht weiter, weil Wölli ausschied, zudem das 1000. Konzert, das ein Bandende beinahe mit sich brachte.
usw - bis hin zu "IaS" wo man Caffery entSORGte und einen neuen Produzenten holte - und dann "Ballast", das man komplett verwarf und neu zusammenschusterte mit Gästen, Fremdtextern etc.!