Opium fürs Volk

  • Ich habe den Song gestern zufälligerweise ebenfalls im Auto gehört. Davor mit dem Album Opener Vater Unser" und dann kommt dieser Knaller. Ich fand ihn früher nicht ganz schlecht, aber heute hat er sich unendlich viel weiterentwickelt. Den Kracher bei voller Lautstärke zu hören auf der Autobahn, hat sehr viel Spaß gemacht.


    Gleich Geht es weiter mit der Opium Scheibe, die ich immer noch richtig gelungen empfand. Natürlich ist das viel persönlich geprägt. Es war meine erste Tour damals und es wurden viele Lieder gespielt, die ich ja heute noch mal wünschen würde.


    Brüste raus, Boxen an, es ist Sommer :!:

    NEIN :!:

  • "Fliege" mag bei mir jetzt nicht so zu punkten - aber wer weiss, vielleicht in 23 Jahren, sag niemals nie :D !


    Das Album an sich ist bei mir so'ne 50/50 Sache. Finde nicht alles gelungen, doch die Songs die mir persönlich zusagen darab, sind dann mitunter auch top Hosen-Elite:


    10 Gebote
    Mensch
    Seelentherapie
    Froschkönig
    Lügen
    Viva la revolution


    Böser Wolf
    Paradies
    Ewig währt am längsten
    Nichts bleibt für die Ewigkeit


    Hätten sie die B-Seiten "Entenhausen bleibt stabil", "König aus dem Märchenland" und "Prominentenpsychose" anstelle von 3 anderen, etwas schwächeren Songs, eingesetzt, wäre "Opium fürs Volk" bei mir knallharte Top 3!


    Sähe dann so aus:


    Vater unser
    10 Gebote
    Mensch
    Nichts bleibt für die Ewigkeit
    Ewig währt am längsten
    König aus dem Märchenland
    Froschkönig
    Seelentherapie
    Lügen
    Entenhausen bleibt stabil
    Paradies
    XTC
    Prominentenpsychose
    Bonnie & Clyde (auch wenn ich den Song nicht so mag, besonders live stört er mich)
    Böser Wolf
    Viva la revolution
    10 kleine Jägermeister (top Joke, darum super auf dem Album)


    "Opium fürs Volk" ist nicht meine Lieblingsplatte, doch was Musikalität und das Zusammenspiel von Emotionen, Musik und Lyrics angeht, ist es wohl die pointierteste Scheibe neben der "Horrorschau". Da passt einfach unfassbar viel zusammen. Besonders Frege liefert eine tolle Leistung ab und ich muss Kuddel unbedingt (wieder) loben: In Songs wie "Froschkönig", "Lügen" und "Böser Wolf" vermag er mit seinen malerischen Soloeinlagen exakt das Gefühl zu transportieren, das man beim Hören der Songs hat - oder wenn man was davon erlebt hat (..hoffe keiner kennt das Leiden von "Böser Wolf"..), findet man sich in der vertonten dargebotenen Verzweiflung wieder... Und es sind keine Angebersolo-Parts - auch hier wieder ENORM songdienlich, was Kuddel kredenzt. Das harmoniert alles und ist 100% auf den Punkt gebracht.


    Auch Wölli liefert eine sensationelle Arbeit ab - sein Drumming macht den Flow des Albums aus. Die Lieder rollen wie ein Panzer über alles hinweg. Auch er muss sich nicht beweisen mit irgendwelchen Angeber-Parts, er gibt den Songs ein starkes, vorantreibendes Fundament und spielt geile kleine Dinger (wie die Snare im Refrain von "Froschkönig"), die den Songs zusätzlich eine Wucht verleihen. Top!


    Meurer habe ich schon bei "mensch" positiv erwähnt - auch in "ewig währt am längsten" geil!


    Breiti? Seine Arbeit auf OfV kann ich nicht so einschätzen - jedoch mit Sicherheit grundsolide wie immer. Unauffällig, souverän - was enorm wichtig ist als Stütze.


    Ich denke mal was Kreativität angeht, ist Opium das Referenzwerk der Hosen. Das haben sie danach SO nie wieder hingekriegt.


    Und wer nach einem Riesenerfog wie "Kauf mich" mit einem sperrigen, ungemütlichen, düsteren und knallharten Song wie "Nichts ist für die Ewigkeit" zurückkommt (dazu noch mit ekelhaftem Videoclip), und das auf eigenem neugegründeten Label, völlig unkommerziell, der strotzt vor Selbstvertrauen und ist mächtig stolz auf das was kommt - und der Erfolg gab ihnen Recht!

  • ür mich war die Opium eine ganz bittere Pille...dsie Platte gefiel mir am Anfang gar nicht. Man bemerkte, dass die Hosen anders klingen wollten und die Songs waren dementsprechend. Ich vermisste und vermisse immer noch die eindeutigen schnellen Punkrochnummern (also musikalisch), dies es bisher auf jedem Alben gab. Es war für mich einfach nur Rockmusik. Eine Kehrtwende. Für die Band und für viele Fans ein Meilenstein, für mich eine Riesendelle im Hosenkosmos. Und ich kann immer noch nicht verstehen, warum ausgerechnet diese Platte immer genannt wird.
    Aber...
    Das Album ist mit den Jahren gewachsen. Ich vermisse zwar immer noch die Punkrocknummern (schnelle Hihat und so weiter), aber das Album ist homogen in Sachen Stimmung, Gesamtarrangement...es passt einfach alles. Die Übergänge zwischen den Songs. Die "Songeinleitungen". Das Intro. Es passt einfach alles wie der sprichwörtliche Arsch auf Eimer Auch die Texte sind grandios. Bis auf 10 kleine Jägermeister alles Bombensachen. Vor allem das schlichte "und so weiter" ist vom Text so minimalistisch, aber dennoch so aussagekräftig. Ausgesprochen gut.
    Und das Album hat Songs, die wirklich einen umhauen:
    Nichts bleibt für die Ewigkeit: und diese Nummer als erste Single....Also Kommerzkalkül kann man den Hosen dort wirklich nicht unterstellen. Ich liebe diesen Song, diese Brachialität, den Text, unterbrochen vom Vogelgezwitscher, das Gitarrensolo. Wahnsinn. Eine Schande, dass die Hosen diesen Song nicht mehr live spielen.
    Lügen
    Und so weiter
    Viva la revolution
    Fliege
    10 Gebote
    und wir leben (wenigstens eine Punkrocknummer)
    und vor allem Froschkönig: es passt einfach alles. Ich kann gar nichts besonderes hervorheben, weil dieser Song einfach perfekt ist
    böser Wolf


    Aber mir fehlt der typische Hosensound, der nur ab und an (etwa bei Bonnie und Clyde) aufblitzt, und vor allem Tempo



    Zwiegespalten, einerseits läuft wirklich vieles rund, andererseits stört mich oben genanntes...und es gibt ja auch die obligatorischen Stinker: 10 kleine Jägermeister war und ist ein Alptraum, Paradies hängt mir zum Hals raus (dazu auch noch totgedudelt auf Konzerten), XTC, ...



    Es gibt Tage, da mag ich das Album und manchmal verabscheue ich es regelrecht....



    Die Tour übrigens war der Hammer: vor allem beim Solopart von Nichts bleibt für die Ewigkeit: alles dunkel, nur Strobo und dazu ddie hämmernde Snare....Unglaublich geil..

    Einmal editiert, zuletzt von Mr. BammBamm ()

  • Die Opium ist nach wie vor die für mich fast perfekte Hosen-Platte, an die keine andere herankam. Natürlich war es die erste Platte, die bewusst hörte in Endlosschleife (tatsächlich bin ich schon davor mit der Im Auftrag des Herrn in Berührung gewesen), daher ist natürlich bei mir jegliche Objektivität unmöglich. Sie bleibt meine Einstiegsdroge und als solche wird sie immer eine der berühmten 10 Alben für die berühmte einsame Insel sein, wenn ich wählen müsste.


    Aber tatsächlich packt mich das Album auch heute noch sehr und habe auch nach Jahren immernoch Stellen gefunden, die ich für mich neu entdeckt und lieben gelernt habe - einfach weil ich vieles früher nicht oder nicht richtig verstanden.


    1. Vaterunser:
    Das Intro habe ich anfangs immer übersprungen. Jetzt würde ich mein früheres Ich dafür schlagen. Ich finde, das ist ein toller, innovativer Opener. Allein das Gewitter zu Beginn baut unweigerlich die Stimmung auf, die sich durch das gesamte Album zieht.


    2. Mensch:
    Dazu wurde gerade hier viel geschrieben und dem schließe ich mich an. Natürlich kann ich absolut keine Einschätzung zum musikalischen Können bringen an der Stelle, aber mit gefällt das Riff sehr gut, die Drums sind großartig. Aber auch inhaltlich ist das ein wichtiger Song, der ebenso perfekt das Album für mich als Overtüre einleitet und irgendwie schon zusammenfasst.


    3. Fliege:
    Den Song habe ich als Kind (und Biologiestreber) gemocht, einfach weil ich damals wusste, was die Zirbeldrüse und der Drillingsnerv ist:D Da war ich damals unglaublich stolz. Meine heutige Interpretation oder Assoziation eines fiesen, nicht greifbaren Kopfschmerzes, den ich so in der Art auch mehrfach erlebt habe, macht das Lied unglaublich intensiv. Auch nicht zuletzt wegen diesem nervigen Summen.


    4. Die zehn Gebote:
    Finde ich musikalisch leider etwas schwächer, aber die Aussage des Songs bleibt bestehen. Diese herrliche philosophische Frage hat damals vermutlich dazu geführt, dass ich mit Religion immer auf Kriegsfuß stehen werde. Hat mich geprägt.


    5. Böser Wolf:
    Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, was ich als Kind in diesen Song interpretiert habe, aber ich mochte es schon immer musikalisch. Das Glockenspiel, die Gitarre, dieser Song hat mich schon immer gefesselt. Erst mit dem Alter kam auch das Verständnis des Textes hinzu. Die Kombination trifft mich eigentlich immer emotional. Damit erreicht der Song bei mir genau das was er will. Heute präferiere ich jedoch die Unplugged-Version mit Esthers tollem Klavier.


    6. Nicht bleibt für die Ewigkeit:
    Mit diesem Song wurde ich leider nie so richtig warm. Ich weiß nicht, warum. Eigentlich hat er alles, was ich liebe. Die zarten Töne am anfang, das einsetzende Riff in der Mitte der ersten Strophe, das Herauskommen im Refrain. Auch die Drums und das Riff der zweiten Strophe sind musikalisch großartig. Ich glaube es ist der Text und die Länge des Songs. Ich glaube, der zieht sich für mich zu sehr. Eine Minute weniger hätte es auch getan. Also auf den "Epilog" verzichten.


    7. Ewig währt am längsten:
    Nur konsequent, dass dies der Teil des Albums ist, den ich definitiv kicken würde, wenn ich mir einen Titel aussuchen dürfte. Das ist nochmal die Verlängerung des eh schon zu langen vorangegangenen Songs. Mit noch weniger Inhalt. Und ich komm auch mit diesem Dub-Stil absolut nicht klar. Keine Change bei mir. Wird IMMER geskippt.


    8. Und so weiter:
    Welche eine Erlösung nach dem Marathon der beiden vorigen Songs. Der Song ist bei mir im Laufe der Zeit gewachsen, viele Jahre wurde der mitgeskippt. Aber den mag ich inhaltlich sehr, weil die Ödnis einer beschissenen Ehe so großartig greifbar wird, vor allem mit dem Refrain, der eben auch nur Banalitäten ausdrückt. Ich finde, dass er musikalisch dafür genau des Gegenteil ausdrückt. Druck bis zum Ende, Experimente mit Wolfsgeheul und Mundharmonika (?). Super Stück.


    9. Bonnie & Clyde:
    Nach wir vor nicht so negativ bei mir, wie manch andere im Forum ihn mittlerweile beurteilen, aber natürlich hat er auch bei mir durch das hundertste Durchnudeln auf Konzerten gelitten. Nichtsdestotrotz hat er starke Momente. Und "Tod oder Freiheit" ist tatsächlich eine Option für den Grabstein, die ich mir offenlasse :D


    10. Der Froschkönig:
    Auch einer der, der gewachsen ist. Klar, das ist nachvollziehbar. Als Kind hat man wie bei den anderen Beispielen kein Verständnis von dem Geschilderten. Die Ruhe und das Riff in der Strophe und die Power des Refrains packen mich immernoch, wenn der Shuffle meines Players unterwegs auf diesen Song fällt. Hier mag ich das Solo auch sehr. Inhaltlich wird sicherlich jeder eine entsprechende Assoziation haben, denke ich. Also jedes Nicht-Kind natürlich/hoffentlich ;)


    11. XTC:
    Höre ich ganz gern. Ähnlich wie beim Froschkönig mag ich den plötzlichen Druck des Refrains. Die Beschreibung eines Trips ist durchaus gelungen, aber ein Favorit wird es definitiv nie werden. Mittelmaß


    12. Lügen:
    Ich glaube, auf Lügen bin ich erst durch die Live-Version gekommen. Aber ja, es ist genau mein Song. Die Streicher im ersten Teil sind absolut grandios angesetzt, der langsame Anstieg der Dramatik. Genau, was ich liebe. Inhaltlich kann dieser Selbstbeschiss sicherlich auch von jedem nachvollzogen werden, denke ich.


    13. Paradies:
    Keine Ahnung. Meine Mutter liebte den Song. Ich weiß nicht, ob ich da als Kind prinzipiell dagegen war oder ob er gerade deswegen bei mir sowas wie Nostalgie hervorrufen kann. Irgendwie habe ich lange behauptet, ihn nicht zu mögen. Aber ich freue mich auf Konzerten sehr, wenn er gespielt wird. Für mich irgendwie ein nicht in Worte zu fassender Widerspruch. Aber nüchtern betrachtet ein wunderbarer Stinkefinger gegen die Kirche. Insofern absolut passend für das Album.


    14. Und wir leben:
    Siehe Froschkönig und Und wir leben: Den kann man als Kind sicherlich nicht verstehen, der wuchs also auch. Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich für mich festgestellt (wie tausend andere Jung-Erwachsene auch, hoffe ich), dass der Song das eigene bisherige Leben beschreibt. Dass man eben genau, was die Alten für einen wollten, nicht umgesetzt hat, dass man genug Dinge aller Warnung zum Trotz durchgezogen hat und man glücklich damit ist, wie es gelaufen ist. Es kam also der Moment, wo ich den Text begriff und voller Überzeugung in die Nacht gebrüllt habe. Man kann aber auch musikalisch sehr sehr gut zu abgehen.


    15. Und so weiter Pt. 2:
    Tja, nach Langeweile kommt Enttäuschung. Ich mag ihn zum Nebenherhören. Finde schön, dass diese Platte das Leben so konsquent weiter schildert und demonstriert, was passiert, wenn man den Arsch nicht hochbekommt, um sein eigenes Leben in die Hand nimmt und beginnt, sich selbst glücklich zu machen.


    16. Seelentherapie:
    Keine Ahnung, was ich hierzu schreiben soll, was dem Song auch nur annähernd gerecht wird. Ich liebe einfach alles an dem Song, er berührt mich, spricht mich an, führt mich durch alle Ebenen von Emotionen. Es ist für mich DAS Meisterwerk der Hosen. Gerade auch die Live-Version demonstriert die Energie des Songs. Ich hatte leider bisher nicht das Glück, ihn jemals live erleben zu dürfen. Einmal. Dann kann ich sterben!


    17. Viva La Revolution:
    Zusammen mit dem späteren Venceremos, Kopfüber in die Hölle und Rebell der Ärzte und der sozialistischen Che Guevara-Biografie, die ich aus der Bibliothek meines Großvaters geklaut habe, mein Soundtrack meiner Spätjugend. Mir ist schon klar, dass man eigentlich inhaltlich nicht alles über einen Kamm scheren sollte, insbesondere weil die Songs jeweils aus anderen Perspektiven des Lebens erzählen. Gerade der hier ist ja vor allem eine traurige Abrechnung mit der eigenen Ideologie von früher. Aber genau diese Ideologie hat mich angetrieben. Um vielleicht diesen Song nicht singen zu müssen eines Tages. Letztlich trug dieser "Soundtrack" durchaus maßgeblich zur eigenen Erziehung und Wertfindung bei. Danke.


    18. Zehn kleine Jägermeister:
    Hmtja... Der einzige, der den umgekehrten Weg gegangen war. Als Kind fand ich den natürlich witzig. Auch wenn ich die einzelnen Episoden so kaum greifen konnte. Dann hat man sich den irgendwann überhört. Danach kam dann noch mal eine Phase, in der ich mich intensiver mit diesen Episoden beschäftigt habe, verstanden habe, was jedem einzelnen "Jägermeister" zustieß. Ab dann ging es mit dem Song nur noch abwärts, insbesondere, weil er eben leider als Sauf-Song herhält - auch wenn ich finde, dass ihm das inhaltlich absolut nicht gerecht wird. Skip.


    Ich denke, ohne die angesprochenen Tiefpunkt (Ewig währt am längsten und Zehn kleine Jägermeister) nah dran am "Perfekten Album" (Ich habe bisher maximal 3 Fälle erlebt, wo ich ein Album für mich in diese Kategorie ordne). Vielleicht hätten hier stattdessen 2-3 von den starken B-Seiten dieser Zeit noch mehr dazu getan, das Gesamtbild abzurunden. Ich kann mir "Kleiner Junge" oder "Alkohol" (Edit: Oder natürlich die von Pillermaik genannten, ausgenommen "Prominentenpsychose", den ich thematisch nicht passend sehen würde) in der einen oder anderen Variante sehr gut vorstellen, um die Hauptthematik des Albums - die auf und abs eines Menschen in verschiedenen Lebensphasen - noch zu erweitern.

    36 (+2)
    Narf.

    3 Mal editiert, zuletzt von S-Man ()


  • Bei Erscheinung war ich auch enttäuscht, weil ich was anderes erwartet hätte... Das Material von Kauf mich wurde 1992 und vorher geschrieben (Drunter, drauf und drüber wurde schon 1991 live gespielt) - dann gab es nichts mehr seitens der Hosen bis eben Ende 1995/anfangs 1996 mit "Ewigkeit"... Dazwischen passierte viel - vor allem der Skate Punk/Melodycore kam gross in Mode, jedoch auch Crossover - ich hätte bei den Hosen als Inspiration eher Skate Punk erwartet und somit ein Album, das eher in diese Richtung geht, da es besser zu ihrem bisherigen Sound passen würde; schnell, melodisch. Es wurde jedoch anders - sie nahmen sich den RATM-mässigen Crossover vor (Seelentherapie, 10 Gebote, Mensch, Fliege, Ewigkeit), Songs die ballern, die nicht schnell sind, jedoch mit enormem Groove und flow (aber far away von Rock!!)... damals für mich enttäuschend, doch die Hosen haben es geschafft eine Platte abzuliefern, trotz Liebäugeln mit einer vor allem für die 90er populären Musikrichtung, die zeitlos klingt und sogar seiner Zeit voraus war - es ist schon Hammer, wenn eine Scheibe 23 Jahre später noch interessant wirkt und man Dinge neu zu lieben und schätzen lernt, das spricht total für OfV.. Heute verstehe ich das Album also deutlich besser und mag es lieber als 1996. Mag sein, weil für mich 96 das Corssover-Ding schon verballert war (allerdings war auch die Skate Punk Sache schon durch..).. Aber "Crossover" zieht sich ja auf allen Ebenen durch das gesamte Album. "Er denkt" zB bietet gemütlichen Schunkelschlager, "Jägermeister" greift eine Kindermelodie auf, "XTC" ist Techno, der zwischen 1992 und 1995 ebenfalls riesig abgefeiert wurde (Dune, Moby, Prodigy, Marusha, Mark Oh, sogar Scooter etc pp), "Ewig währt.." bietet verkifften, in den Seilen hängenden Dub - mehr "Crossover" geht nicht. Eine typische Hosen-Nummer mit griffiger Melodie ist eigebtlich nur "Paradies", selbst "B&C" klang schon anders.


    "Und so weiter" und "Und wir leben" sind für mich ideenlose Tiefpunkte des Albums.


    Was die Tour angeht: Da muss ich dir widersprechen - für mich die erste Tour, wo ich mich unwohl gefühlt habe. Wo mir die Hosen distanziert und ernst vorkamen. Die Touren davor auf denen ich war (Horrorschau, Kreuzzug, Learning english, Menschen Tiere, Katastrophen-Kommando, Kauf mich) wirkten auf mich gelöster, bunter, stimmiger, spontaner und vor allem nicht berechenbar. Bei der "Ewig währt am längsten"-Tour, wo ich minimum bei 7 Konzerten dabei war, kickte mich das nicht mehr richtig - klar, in der Retrospektive war es eine gute Tour, doch damals, live vor Ort, war ich enttäuscht. Zu verkrampft, zu ernst, zu unlocker!

    Einmal editiert, zuletzt von pillermaik ()

  • Verkrampft? Unlocker?
    Den Eindruck hatte ich überhaupt nicht. Das Gegenteil war der Fall. Stimmt, bunt war es definitiv nicht. Häufig war auch Ernsthaftigkeit da. Aber ich finde, es passte doch alles zusammen. Die gedrückte Stimmung bei Böser Wolf, die totale Exstase bei Testbild und Musterbeispiel... Dazu das Licht, was die Stimmungen gut einfingen.
    Aber die Tour ist über 20 Jahre her, insofern mag ich mich da auch täuschen. Und häufig war auch Alkohol im Spiel. Ich weiß aber mit Sicherheit, dass ich nach jedem Konzert dieser Tour glücklich ins Bett gefallen bin

  • Aber die Tour ist über 20 Jahre her, insofern mag ich mich da auch täuschen. Und häufig war auch Alkohol im Spiel. Ich weiß aber mit Sicherheit, dass ich nach jedem Konzert dieser Tour glücklich ins Bett gefallen bin


    Ist natürlich auch immer Geschmacksache - nur weil ich die Tour als "anstrengend" empfand, muss das nicht so gewesen sein. Kann sein, ich weiss es nicht mehr genau, dass 1996 auch ein weniger lockeres Jahr auf persönlicher Ebene für mich war. 1992 - 95 verbinde ich mit x Highlights, zu 1996 fällt mir wenig ein.. Darum möglich, dass ich da allgemein nicht so top drauf war..


    Edit:


    Wenn ich darüber nachdenke, ich wurde im September 1996 20... Kann sein, dass mir damals bewusst wurde oder ich anfing darüber zu sinnieren, dass die Jugend - diese nur wenige Jahre andauernde Zeitspanne der Entwicklung, Freiheit, des puren Abenteuers, wo man Fehler ungestraft machen durfte und die Welt für sich entdeckte, wo es so ziemlich bei allem das erste Mal gab - für immer vorbei ist und nie mehr wiederkommen wird..!

    Einmal editiert, zuletzt von pillermaik ()

  • Eben die Opium aufgelegt und den Opener "Mensch" gehört... Ewig her, dass ich dem Song richtig ZUGEHÖRT und ihn nicht so nebenher konsumiert habe... Bloody hell, das Ding ist ein unfassbares Brett, ist mir bislang nie so aufgefallen! Musikalisch top kredenzt, Meurer auf seinem Peak, respektive mit geilster Bassline seit "180°"- druckvolle Drums und ein Campino, wie er selten besser war ü30! Gitarrenarbeit göttlich, da passiert extrem viel, und zwar keine "normalen", vorhersehbaren Dinge - Kuddel & Breiti hauen hier Dinge raus: Schneidend fies, stakkatomässig in gewissen Momenten - mit echter Power, nicht hochgezogen um ein schwaches Riff stark klingen zu lassen.. Und was für eine starke Rhythmik! Hammer... Dann der Percussion-Mittelpart - BÄNG!!


    Meine Fresse, ich kenne den Song jetzt 2309 Jahre und habe ihn nie sonderlich gut gefunden - im Gegenteil; als Opium erschien, störte er mich regelrecht, weil er für mich "zusammengeflickt" wirkte! Heute bin ich wohl erst Mal ready dafür... Das ist ein Weltklassestück!! Bin baff...

    Wie schön. dass du auch einen Song entdeckt hast, der erst spät zündet. Solche "Grower-Storys" lese ich immer sehr gerne!
    Ich fand "Mensch" schon immer großartig, Für mich gibt es keinen Hosen-Song, der besser groovt. Aber nach deiner Beschreibung habe ich mir "Mensch" noch mal sehr genau angehört und ich hatte Gänsehaut, wenn der Percussion-Part beginnt. Da laufen alle Instrumente fantastisch choreografiert zusammen, um diesem Part die perfekte Rampe zu bieten. Wie wunderbar gedrehte Erzähl-Stränge, die in einem Höhepunkt zusammenlaufen.


    Definitiv auch das Album, das Wölli sehr stark dominiert. Und Kuddels Sound ist so dicht, dass ich mir wenige Songs der "Opium" auf anderen Hosen-Alben vorstellen kann. Für mich nach der Horrorschau das dichteste Hosen-Album!

  • dann steig ich mal mit ein...


    mensch: maik hat dazu gestern alles gesagt. so geht's mir seit der veröffentlichung ohne scheiß. ich mag besonders den aufbau und dann den totalen ausbruch. da sind wirklich viele kleine details die man nicht direkt hört. top! meijel hatte mal diesen thread eröffnet ->Die besten Momente aus Hosen-Songs hier ein kleiner auszug:

    Zitat

    "Mensch" ist einer der wenigen stücken, die mir sofort beim ersten mal
    auf der opium gefallen hat. hier hat mich campis gesang total angefixt,
    mit den langsam steigenden auskotzen: ich will alles kontrollieren und ersticke langsam dran... dann das solo von kuddel und den percussions was sich aufbaut.

    die fliege: sehr sperrig und strange. stört mich nicht. aber auch kein highlight. da es aber kurz ist, brauch man noch nicht zu skippen.



    10 gebote: auch hier sehr ungewöhnlich. eher rockig und mit den offenen hihats am anfang wusste ich damals nichts anzufangen. aber es hat sich entwickelt und gefällt mir sehr.


    böser wolf: textlich keine leichte kost. gefällt mir allerdings nicht.


    nichts bleibt für die ewigkeit: ein echtes brett. ich mag den aufbau. sehr düster und bedrohliche atmosphäre. als ob sich die gitarren ihns hirn bohren. top


    ewaml: kann man machen. braucht man aber nicht. wurde sogar mal live gespielt. ich präferiere da eher zu mehr davon aus dem kreuzzug.


    und so weiter. endlich mal eine tempo nummer. allerdings sagt mir der text nicht zu. das hätte besser werden können. hatte potential. dennoch kein skipp kandidat


    bonnie & clyde: kann ich überhaupt nicht mehr hören. schwer natürlich das stück dann neutral zu beurteilen. wird aber seit jahren geskippt.


    der froschkönig und lügen: finde das beide hand in hand gehen. wahnsinnig brilliant. und so wahr was den text angeht. hier sind wir uns wohl alle einig.


    xtc: skippen. als experiment okay. aber nicht mein geschmack


    paradies: siehe b&c genau das selbe hier.


    und wir leben: ist jetzt auch nicht das gelbe vom ei. aber über weite strecken, sind ja nicht viele tempo nummern drauf. vllt deshalb anfangs die enttäuschung da ich mehr so nummern erwartet habe. daher kein skipp kandidat.


    er denkt, sie denkt: für mich der klassische lückenfüller.


    seelentherapie: damit habe ich mich schwer getan. ich wollte damals die hosen nicht so hören. mir ging dieses crossover so aufen sack. heute muss ich sagen: textlich eine offenbarung. aber musikalisch auch nicht meins. auch wenn ich wahrscheinlich der einzige mensch bin, ich brauche es auch nicht live. der break ist natürlich eine wucht. aber mir stört dieser rhytmus. schwer zu beschreiben. daher wird leider oft geskippt.


    viva la revolution: eine schöne perle. und ich habe tatsächllich heute gänsehaut bekommen.


    jägermeister: skippen.


    ich gebe zu das ich der opium manchmal nicht gerecht werde. es gibt ein haufen kracher. aber häufig werden die nicht beachtet.
    steht bei mir also eher im mittelfeld.

  • Und wer nach einem Riesenerfog wie "Kauf mich" mit einem sperrigen, ungemütlichen, düsteren und knallharten Song wie "Nichts ist für die Ewigkeit" zurückkommt (dazu noch mit ekelhaftem Videoclip), und das auf eigenem neugegründeten Label, völlig unkommerziell, der strotzt vor Selbstvertrauen und ist mächtig stolz auf das was kommt - und der Erfolg gab ihnen Recht!


    Hätte es ohne diesen Erfolg wohl die Hosen heute noch gegeben?
    Hätte das 1000. Konzert stattgefunden?
    Wie hätte die Unsterblich geklungen?


    Wenn es einen Wendepunkt in der Bandgeschichte gab, wurde er durch diese Zeit, dieses Album, das eigene Label und durch 10 kleine Jägermeister eingeleitet.

    NEIN :!:

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