Nanu? Ein Onkelz Artikel in der Taz den man lesen kann? Was ist denn da passiert.
So, bin im Zug nach Hause und überlege, was ich jetzt eigentlich von der ganzen Sache halten soll.
Ich war ja vorher eher ein Gegner des Comebacks und seh dass immer noch ein wenig so- es kommt ein bisschen drauf an, was die Band jetzt in nächster Zeit so vor hat. Mit Tickets im Vorverkauf hatte es ohnehin nicht geklappt, aber in dieser Woche stellte sich raus, dass es doch noch was wird- weil es bei den Onkelz wie bei den Hosen auch Fans gibt, die übriggebliebene Karten zum Normalpreis an andere Fans abgeben. Die Ausführung was für eine beschissene Stadt Mannheim ist spare ich mir an dieser Stelle mal und gehe direkt zum Konzerttag. Hauptbahnhof komplett in Fanhand, die ersten Mexico Gesänge, randvoller Zug nach Hockenheim, Crowdsurfing in der Bahn (!!!). Ich kenne keine Band bei der es vor einem Konzert derartig brodelt. Ankunft, auch Hockenheim ist in Onkelzhand.
EINS VORWEG: Wer die Chance hat, heute den Shuttle Bus vom Stadion zu nehmen, sollte das tun!!!! Die Park und Campingflächen sehen ein wenig aus wie damals in der Lausitz, die kriegt man auf dem kilometerlangen Marsch zur Strecke mehrmals zu sehen. Man kann vom Parkplatz bis zum Innenraum locker eine gute Stunde laufen, wenn nicht mehr. Immerhin ist die Stimmung gut, das Wetter stimmt und einige clevere verkaufen auch Bier auf den Wegen. Dann endlich die Ankunft. Erste Vorband spielt schon und es war klar, dass die erste Welle garantiert schon voll ist. Was jetzt kommt ist aber eine absolute Ernüchterung... Das ganze Gelände ist eine organisatorische Vollkatastrophe. Der Versuch einer Absperrung mit Absperrband in mitten der zweiten Welle? Wurde von der Menschenmasse entspannt mit einem Hau Ruck durchbrochen. Mit dem tollen Resultat, dass es da zuging wie im Viehtransporter. Ihr schickt die Leute stundenlang um die ganze RIngstrecke rum und dann ist es nicht möglich die Leute noch ein wenig weiter zu führen, so dass der Innenraum von Außen nach Innen gefüllt wird? Die Menschendynamik hier war abartig. Wenn es bei den Zuständen dort zu einer Panik oder einer amtlichen Stampede gekommen wäre, gäbe es Tote. Kein Witz. Organisatorisch ein Desaster. Wartezeiten von 45 Minuten auf ein Getränk. Mein Kumpel und Ich beschließen uns ganz nach Hinten zu verziehen. War so nicht geplant, ist aber das Vernünftigste. Auf einmal beneide ich Leute mit Sitzplatzkarten. Hätte ich auch nicht gedacht.
Bühnenaufbau? Riiiiiiesig. 4 Frankfurter Wolkenkratzer. Jeder davon eine gigantische LED Wand. Ohne Scheiß: Vielleicht ein Tick zu groß. Andererseits würde man hinten sonst garantiert nichts mitbekommen. Band direkt auf der Bühne sehen? Fehlanzeige. Warum konnte man das nicht einfach wiedder in der Lausitz machen? Das war damals top. Wie auch immer, irgendwie resignieren wir gerade etwas. Dann kommt Limp Bizkit. Stimmung gab es hinten zu dem Zeitpunkt leider nicht wirklich. Die Band spielt ihr Set routiniert runter. Vorne scheint es abzugehen, aber hinten kann man das leider nur erahnen. Drauf geschissen. Es geht in Richtung laute Musik und Saufen, nicht die schlechteste Herangehensweise für ein Onkelzkonzert. Von den versprochenen Kippenverköäufern ist auch niix zu sehen... Dankenswerterweise sind die Leute so geil, dass einer sogar ne halbe Schachtel verschenkt...
Und dann ist es auf einmal soweit. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass sich der Hype bei mir in Grenzen hält. Erstens bin ich nicht mehr 16, es sind keine Götter dIe da vorne spielen, sondern einfach nur ne Rockband. Eine mit einem kritischen Comeback noch dazu. Zweitens läuft hier organisatorisch einfach zu viel schief. Irgendwie hätte man gefühlt doch tatsächlich fast das selbe bei dem Public Viewing gehabt. Egal, los gehts. Ein Streichorchester kommt auf die Bühne und spielt 28. Fetzt irgendwie nicht so sehr wie das Original, Sound stimmt auch noch nicht so ganz. Dann kommt Ben Becker auf die Bühne (ich musste glatt erstmal nachlesen wer das war, angekündigt war er ja nicht) und sagt die Band an. Ich fands hochgradig peinlich und unnötig, der epische Start war erstmal in den Sand gesetzt. Dann Hier sind die Onkelz. Naja, der klassische Opener halt. Ab der Hälfte des Liedes stimmt auch der Sound. Anders als die beschissene Organisation ist das audiovisuelle top. Sonst? Die geleakte Setlist stimmt so ziemlich. Ärgerlich, dass ich vorher mal draufgeguckt hab. Aber, ganz ehrlich: Überragend. Einige Klassiker, aber ansonsten ganz viel Material, dass früher zu kurzgekommen ist oder noch gar nicht gespielt wurde. Bin ich nur glücklich wenn es schmerzt, Kinder dieser Zeit, Nummer 1, Mutier mit mir, Der Pries des Lebens, Wenn du wirklich willst, Macht für den der sie nicht will, Lüge. Wer wirklich nur die Geldkuh melken möchte, spielt bei seinem ersten Konzert nach 9 Jahren nicht so eine Setlist. Kein Gehasst, verdammt vergöttert, kein Heilige Lieder, 10 Jahre, Danket dem Herrn, Liueber stehend sterben, usw. Es fehlen eine ganze Menge Hits, das ist wirklich mutig. Ich gebe zu, ein paar davon hätte ich sogar auch gerne gehört. Aber alles in Allem eine tolle Setlist. Sieht allerdings nicht das ganze Publikum so, man kann hinten schon sehen, dass da viele stehen, die mit der Setlist nicht viel anfangen können. Überhaupt: Tolles Konzert, aber stimmungsmäßig kommt hinten nicht viel an, erst auf der Tribüne dahinter gehts wieder rund. Zum Glück findet man immer seine paar Pappenheimer mit denen man anbfeiern kann. Dann ist der Drops irgendwann gelutscht, Baja wird wieder vom Orchester gespielt. Das Orchester hätte man sich gelinde gesagt sparen können, hat überhaupt keinen Mehrwert gebracht wie ich finde. Ich hätte mit nem großen Abschlussfeuerwerk gerechnet, war aber nicht. Vom Ring wegzukommen war dann noch schlimmer als hinzukommen. Keine Shuttlebuse ausgeschildert, kein Weg zum Bahnhof ausgeschildert... Riesen Scheiße. Wir sind irgendwann mit dem Taxi nach Mannheim gefahren.
Was bleibt unterm Strich? Ein überraschendes, gutes Konzert mit katastrophaler bis gefährlicher Organisation, die mir das ganze etwas verhagelt hat. Dieser Spirit von Damals war bei mir aber nicht soooo sehr zu spüren, es war einfach nur ne gute bis geile Rockband. Mit hohen Eintrittspreisen, sollte ich hinzufügen. Irgendwie aber schön, dass sie wieder da sind. Ich hoffe da kommt jetzt mehr, als nur ein Riesenevent pro Jahr.
Edit: Der Russel war ganz gut bei Stimme, aber auch nicht sooo krass wie ich es gedacht hätte. DIe Band hat auch diverse Spielfehlerchens gehabt, aber dasist menschlich. Youtube zeigt mir gerade, dass die Stimmung vorne sehr gut gewesen ist. Leider haben die Leute hinten einfach nicht so gut mitgemacht. Naja bis auf uns und ein paar andere.