Also, erst einmal ist Rom eine klasse Stadt, in der ich seit sieben Jahren immer wieder meinen Urlaub verbringe - ich hoffe, es hat Dir da gut gefallen.
Das mit den Selfie-Sticks ist in den letzten Jahren tatsächlich wirklich schlimm geworden, das war früher nicht so schlimm. Inzwischen gibt's die an jeder Ecke und man wird ja sofort bedrängt, einen zu kaufen, wenn man ohne Stick unterwegs ist. In vielen Museen sind die zum Glück auch inzwischen verboten worden, weil die Touris sich gegenseitig fast erstochen haben
. Allerdings darf ich auch nicht zu viel schimpfen, denn ich gehöre auch zu diesen Menschen, die den Urlaub nicht nur real, sondern auch digital erleben möchten
Das mit den Selfies hat dann aber leider nicht so gut funktioniert - ich hab mal eins bei FB gepostet und sah mit Hut und Brille aus wie Onkel Matt von den Fraggles *hust* Nichtsdestotrotz stimme ich Euch zu, dass diese digitale Selbstdarstellung ein schmaler Grad zwischen "es ist ok, wenn man ein Foto macht" und "schaut mal, ich bin hier und hier und…."
Die Selfie-Manie mit Promis find ich allerdings auch ziemlich nervig, mir tun die schon ein wenig leid. Mein Ex-Arbeitskollege ist inzwischen ein recht prominenter Angel-Journalist, der muss ständig auf Fotos herhalten. Wenn wir uns so ab und an treffen und er mir von den ganzen Begebenheiten erzählt, dann merkt man schon, dass es zwar zu seinem Job dazu gehört, es aber auch mitunter ganz schön nervig ist. Egal, welche Laune man hat, man muss "stur lächeln und winken" - ob man diese Person nun abkann oder nicht. Mir ist mal was ähnliches passiert im Urlaub am Grand Canyon, wo sich eine Chinesin plötzlich mit mir fotografieren lassen wollte - wahrscheinlich wegen der blonden Haare. Das war ihr auch ganz egal, dass ich ebenfalls Touristin war, sie wollte ein Foto
Das fühlte sich ganz schön blöde an, weil man ja die Person gar nicht kannte und nicht wusste, was die nun mit dem Foto anstellen. Nun ist mir das einmal passiert und dabei bin ich noch nicht mal prominent
Es fühlte sich unangenehm an, auch, dass fremde Menschen auf einmal so auf Tuchfühlung mit einem gehen. Kenn das auch noch von einem Schauspieler, mit dem ich zu tun habe, und der auch sofort belagert wird, wenn er irgendwo auftaucht. Ich glaub, der kann inzwischen sämtliche Handy-Modelle blind bedienen. Die Leute wollen heute kein Autogramm mehr von ihm, nur noch Selfies. In den fünf Jahren, die wir uns kennen, hab ich nur zwei Fotos mit ihm gemacht, das reicht mir ehrlich gesagt
Er selbst hält sich weitestgehend raus aus den sozialen Netzwerken und überlässt das anderen, ihn dort zu präsentieren. Ist vielleicht auch ganz klug so. Er hat es mal auch als eine Art Abhängigkeit beschrieben. Ich denke manchmal auch, dass die Menschen an sich eine gewisse Bestätigung brauchen. Vor 20 Jahren haben wir uns über die Werbung der Sparkasse (?) lustig gemacht: "Mein Haus, mein Auto, meine Yacht" - heute ist es unabdingbar, dass auch der "kleine Mann" zeigen kann, was er erlebt hat und wen er schon gesehen hat. Jemand, der nichts von alledem vorweisen kann, wird mitunter nicht mehr ernst genommen. Aber diese Oberflächlichkeit der Gesellschaft ist ja nichts Neues mehr. Wir nehmen uns nicht mehr die Zeit, andere Menschen kennen zu lernen und lassen uns stattdessen von den Äußerlichkeiten blenden, die wir über sie herausfinden können.