Was hier an Halbwissen rumgeistert und alternativen Fakten rumgeistert...
Wie auch immer: Wenn man bei der RAF, insbesondere bei deren frühen Generationen, eine Bildungslücke hat, sollte man sie dringend schließen. Dazu gibts nun wirklich genug Material in verschiedensten Formen vom Buch zur Doku bis hin zum Spielfilm (wobei ich den Baader-Meinhof Komplex erst mit ein wenig Vorwissen empfehlen würde).
Was allerdings zutrifft ist, dass in vielen deutschen Lehrplänen die RAF zu wenig bis gar nicht vorkommt - übrigens auch so wie die DDR.
Das mit den Lehrplänen stimmt leider. Kann ich aus meiner eigenen Schulzeit, die noch nicht allzu lange her ist, (zumindest für BW) bestätigen. Wenn die RAF bzw. der Deutsche Herbst im Geschichtsunterricht behandelt wird, ist das schon fast Kulanz bzw. ein besonderes Engagement des Lehrers, ansonsten wird das Thema kaum angeschnitten. Was es die DDR angeht, ist zumindest in BW der Themenkomplex schon deutlich umfangreicher, allerdings wird die ganze Sache ideologisch recht schnell "abgefrühstückt", d. h. man bekommt inhaltlich viel Input, aber die Schüler werden im Umgang mit den Informationen geradezu bevormundet. Ich selbst sympathisiere in keinster Weise mit dem System der DDR, aber ich finde es trotzdem problematisch, dass man als Schüler die moralische und praktische Bewertung schon vorgekaut bekommt. Wenn Schüler durch Abwägung ein kritisches Urteil über die DDR fällen, ist mir das nur recht, aber dass kaum ein Lehrer eine offene Diskussion zulässt und zahlreiche Lehrkräfte die "Einverleibung" der DDR durch die BRD als einzige logisch folgerichtige und noch dazu fehlerlose Prozedur darstellen, ohne den Prozess vorher dialektisch betrachtet zu haben, erscheint mir dann doch eher oberflächlich.
Und bezüglich "Merkel als Abofalle": An dem Titel ist was dran. Wenn es Leute gibt, die der Meinung sind, dass "Merkel weg muss", stehen dieser Forderung oft gleich Leute gegenüber, die meinen, "wir werden sie noch vermissen". Ich sehe an Merkels Politikstil durchaus Vorteile, aber eben auch Nachteile im Vergleich mit dem Stil ihrer Vorgänger. So oder so finde ich aber, dass dieses "noch vermissen" im Grunde Teil der "Abofalle" ist, da somit automatisch ein politischer Diskurs totgeschlagen wird, so nach dem Motto "Etwas Besseres kommt nicht nach", und die Nutzer dieses Arguments damit theoretisch erzwingen, dass jeder, ob Merkel-Gegner oder -Befürworter, die Lage einfach hinnehmen muss, weil es ja angeblich eh nur schlechter kommen kann. Vielleicht bin ich in diesem Punkt etwas zu idealistisch, aber dieses statische bis regressive Prinzip sollte eigentlich nicht Grundlage von Politik sein. Ich kann verstehen, dass man z. B. einen bereits erreichten (Lebens-)Standard halten und mit politischen Mitteln schützen möchte, aber die Angst vor dem Abstieg allein darf politischen Veränderungen nicht dauerhaft im Weg stehen. Für den Fortschritt muss man mMn auch Veränderungen wagen und es verlangt ja keiner, dass diese Hals über Kopf sein sollen, aber zumindest sollte eine grundsätzliche Auseinandersetzung stattfinden.