Beiträge von Matthes

    Also ich finde, man sollte das Ganze erst mal ergebnisoffen angehen. Außerdem wäre der Ansatz, sollten die Aufnahmen wirklich vor dem Hintergrund stattfinden, doch ein Schritt in die Richtung, die sich viele hier wünschen. Ich hatte nach dem Megaerfolg der Ballast-Platte ehrlich gesagt eine andere Befürchtung hinsichtlich der näheren Band-Zukunft. ;) Sollte diese Aufnahmen wirklich eine Folgeerscheinung einer eventuellen Schreibblockade bei Campi sein, finde ich die Aktion zur Überbrückung auch nicht verwerflich und im Vergleich zu anderen Alternativen recht charmant.

    Ich hatte das Glück der Veranstaltung beizuwohnen, weil eine gute Freundin beim Vorverkauf damals an mich gedacht hat. Wir saßen in der zweiten Reihe und so bilde ich mir ein, dass ich auch die Körpersprache und Mimik von Campi bei den einzelnen Kommentaren ein wenig einschätzen kann. Deswegen eine kurze Zusammenfassung des Abends aus meiner Sicht.


    Vielleicht das interessanteste vorne weg - die Infos zum neuen Album:
    Campino hat - wie auch in den Medien zu lesen war - bestätigt, dass sie aktuell wieder an einem Album arbeiten. Und ja er berichtete von einer achtmonatigen Schreibblockade, allerdings in einer Lockerheit und mit einem leicht schelmischen Grinsen, dass ich mir nicht sicher bin, ob es sich nicht vielleicht einfach mal wieder um Understatement gehandelt hat. Vielleicht kam die Lockerheit aber auch daher, dass er mittlerweile diese Situationen einzuschätzen weiß. Er scheint in diesen Momenten, in "denen gar nichts mehr geht", wohl in seinen alten Tagebüchern zu blättern und findet vergleichbare Situationen die 20 Jahre zurückliegen. Damit würde sich das alles relativieren.
    Interessant war aus meiner Sicht auch, dass er berichtete, dass er sich aktuell nicht im Stande sieht, zur politischen Lage einen runden und auf den Punkt kommenden Song zu schreiben. Er persönlich findet die Lage dafür zu diffus, um sie in einen 16-Zeiler zu packen. Kurz zuvor war Europa angespielt worden. Mein Eindruck war, dass er weiß, dass es schwierig wird zu den aktuellen Diskussionen nochmal so einen treffenden und emotionalen Song zu definieren und deswegen Abstand davon nimmt. Dies ist aber meine Interpretation.
    Folgerichtig gab er dann zu Protokoll, dass er sich somit im Moment eher versucht, auf Geschichten aus dem persönlichen Umfeld zu fokussieren.
    Beim Thema "Gemeinsames Schreiben" berichtete er begeistert von der Zusammenarbeit mit Materia bei der Republik-Platte. Es hätte ihm gut getan, einen Partner fürs Schreiben gefunden zu haben. Sofort danach gab er an, dass dies aber keine Lösung für das Auflösen einer Schreibblockade wäre, sondern der Antrieb für die Texte weiter von ihm selbst kommen müsste, weil "die Leute" ziemlich schnell merken würden, wenn die Lyrics nicht mehr von ihm kommen würden und er dann dementsprechend nicht mehr so dahinter stehen könnte.


    Ansonsten war Campino gut drauf. Es gab einiges bereits bekanntes an Geschichten und Anekdoten zu hören und nach den ersten drei, vier Fragen hätte ich Herrn Rausch am liebsten geschüttelt, weil diese sehr vage und austauschbar waren. Nachher wurde es aber besser. Am Emotionalsten wurde es, als das Gespräch auf "Nur zu Besuch" kam und in diesem Zusammenhang auch auf Jochen. Bei den angespielten Songs gab es neben den Klassikern übrigens auch "Kauf mich" und "Unser Haus" zu hören.

    Ich finde die Beatles großartig und habe auch einige ihrer Platten im Schrank stehen.


    "Revolver" ist vermutlich mein Lieblingsalbum, weil es aus meiner Sicht die "Pop-Song-Beatles" perfekt mit den experimentell-abgedrehten Beatles verbindet. Aber es ist unheimlich schwierig bei Alben dieser Qualität einen Favoriten zu benennen.

    Ich übernehme hier jetzt mal die Außenseiter-Position und verteidige Herrn Kuhn ein wenig.
    Das kann daran liegen, dass ich Thees Uhlmann Fan bin und deswegen noch einen anderen "Kontaktpunkt" zu Tobias Kuhn habe. Jedenfalls sieht es bei Thees immer so aus, dass Tobias Kuhn sein "Kuddel" ist. Also der musikalische Motor der ganzen Band und bei den Live-Auftritten nimmt man dies auch deutlich wahr. Während Thees das Publikum bespaßt, hält Tobias Kuhn den Laden zusammen.
    Meiner Meinung nach besitzt er viel musikalisches Können und wie dieses eingesetzt wird, hängt nachher an den Hosen. Neben der öffentlich bekannten Mitwirkung bei "Tage wie diese" und "Das ist der Moment" klingt beispielsweise auch "Europa" ziemlich stark nach einer "kuhnschen" Beteiligung und "Europa" wurde ja sehr positiv aufgenommen. Außerdem gibt er selbst ja als Hosen-Referenzpunkte "1000 gute Gründe" und "Wünsch Dir Was" an.


    Die Kernfrage wird sein, für welchen Sound sich die Hosen entscheiden. Wenn sie weiterhin im Radio gespielt werden möchten, werden die Gitarren noch softer und leiser werden, da richtige Gitarrenmusik (also Gitarren, die man nicht auch mit einem Synthie verwechseln könnte) fast gänzlich aus deutschen Radioprogrammen verschwunden ist. Sollten die Hosen aber die Frage dahingehend beantworten, dass sie eher auf die härtere Schiene zurückkehren möchten, dann kann auch ein Tobias Kuhn eine sinnvolle Ergänzung sein.


    Da ich ein großer Fan der "In aller Stille" war, würde mich eine Rückkehr zu dieser düsteren und wuchtigeren Gangart freuen. Dazu noch ein, zwei Nummern mit etwas mehr Tempo und ich wäre rundum glücklich. :)
    Die Idee eines Doppelalbums für beide Geschmacksrichtungen halte ich für ganz schlecht. Kalkulierter geht es ja nicht mehr. Die Herren sollen machen, wonach sie sich fühlen. Alles andere wäre aufgesetzt und das würde man ihnen mit ziemlicher Sicherheit anhören.

    Ich war an dem Abend vor dem Radio nicht vollkommen euphorisch, aber an einigen Stellen positiv überrascht.
    Die Hauptprobleme waren aus meiner Sicht, dass von "Willkommen in Deutschland" bis "Europa" das Tempo ziemlich raus war und das es zum Schluss doch sehr voraussehbar wurde. Etwas grotesk ist dies, weil genau in dem Block von "Willkommen in Deutschland" bis "Europa"mit den beiden genannten Liedern und "Helden und Diebe" sowie "The Passenger" meine persönlichen Matchwinner des Abends gespielt wurden.
    Schön hätte ich gefunden, wenn man ein paar "Sprinter" ala "All die ganzen Jahre", "Niemals einer Meinung" oder "Call of the wild" eingestreut hätte. "Wünsch Dir was" aus dem Hauptset zu verbannen und bspw. als Opener für die Zugaben zu benutzen, hätte ebenfalls was gehabt.


    Aber gut unter den Umständen (Wetter, Vom anscheinend mit Fieber) finde ich das Set durchaus akzeptabel und ich glaube die Frage "Langes Set mit gedrosselten Tempo" vs. "Kurzes Set mit mehr Tempo" wird sich vor dem Hintergrund des Alters der Herren bald stellen.

    Ich weiß nicht, ob dieser Thread der richtige Platz ist, aber ich finde das neue Album von Jesse Malin "New York before the war" verdient eine ausführliche Kritik. Für Freunde der Singer-Songwriter mit Punk-Vergangenheit: ;)


    Jesse Malin – New York before the war


    In einer gerechten Welt würde ich in meinem Freundeskreis bei der Nennung des Namens „Jesse Malin“ nicht nur fragende Blicke ernten. Leider ist das aber so. Andererseits hat man dadurch die Möglichkeit Mr Malin in kleinen Clubs zu sehen, was ein echtes Erlebnis ist. Ich ärgere mich immer noch, dass ich keines seiner Konzert im Mai besuchen kann.
    Das neue Album ist abwechslungsreich wie eine Tour durch die verschiedenen Clubs New Yorks geraten und pendelt von einem Genre zur Nächsten – immer wieder gespickt mit sehr schönen Meldodien:


    The Dreamers
    Los geht es in einer dunklen Bar mit einer melancholischen Grundstimmung und einer Klavierballade. Jesse harmoniert großartig ab dem zweiten Refrain mit einer Frauenstimme. Ungewöhnlich ruhiger, aber wunderbarer Einstieg in das Album.


    Addicted
    Ungleich positiver ist dieser Pop-Rock-Song, der eine laut Jesse eine Mischung aus Paul Simon und den Ramones darstellt. Eine Hommage an das New Yorker Lebensgefühl.


    Turn Up The Mains
    Es rockt und rollt wie bei den Stones zu ihren besten Zeiten. Ich liebe diese 60er/70er-Jahre Rock’n’Roll Nummer. Tolles Saxophon Solo im Mittelpart und im ekstatischen Ende.


    Oh Sheena
    Ähnlich wie „Addicted“ ein süchtig machender Pop-Rock-Song, der mir sogar noch besser gefällt. Das Stück ist mit einem einfachen Gitarren-Rhythmus eigentlich sehr simpel aufgebaut, aber der Titel geht einem nicht mehr aus dem Kopf. Es trägt diese romantische Stimmung von „wir gegen den Rest der Welt“ mit sich.


    She’s So Dangerous
    Die nächste Ballade und wieder wird Melancholie groß geschrieben. Das lyrische Ich entdeckt genau die Frau, die es sich immer ausgemalt hat, ist aber dann von ihrer Unabhängigkeit abgeschreckt. Neben den tollen Lyrics ist das gut zweiminütige Gitarrenoutro das Alleinstellungsmerkmal des Songs.
    `Cause she’s so dangerous / she ain’t preprogrammed / she’s no modern girl / she knows just what I am / I’m looking out for you


    The Year That I Was Born
    Eine kleine nostalgische, country-beeinflusste Nummer, die bislang auf mich noch nicht den großen Effekt gehabt hat.


    Boots Of Immigration
    Schlagzeug und Bass bringen wieder etwas mehr Tempo ins Spiel. Ein Up-Tempo-Song über die Wurzeln eines jeden Einzelnen in den USA. Hier passt vieles zusammen: Die Rhythmus-Section, Refrain, ... sehr schöner Rocker!


    Freeway
    Ein Rocker, dem allerdings die Durchschlagskraft und Einzigartigkeit ein wenig abgeht. Eher ein Füller.


    Bent Up
    Und wieder geht es in die Rock’n’Roll Kneipe. Die Geschichte von Johnny’s Aufstieg und Fall verpackt in einer großartigen Melodie. Das Piano und die Mundharmonika treiben den Song an. Absoluter Matchwinner!


    She Don’t Love Me Now
    Eine Reggae-Soul-Ballade mit einer Menge Bläser-Einsatz (Saxophon, Trompete) und einem sehr coolen Gesangsstil. Ein weiterer interessanter Farbtupfer dieses Albums.


    Death Star
    Jetzt wird noch eine Ecke cooler gesungen und der Groove-Faktor wird erhöht. Lou Reed hätte diese Nummer nicht besser schreiben können.


    I Would Do It For You
    Die nächste Ballade, aber wiederum nicht vergleichbar mit den drei bereits auf dem Album gespielten, weil Jesse sich Peter Buck von R.E.M. und sein Gitarrenspiel, welches sofort zu erkennen ist, dazu geholt hat. Das ist genau diese Art von einem kleinen musikalischen Lichtblick für den ich Jesse so schätze. Ein tolles, wieder melancholisches Lied über eine vergangene Freundschaft und den letzten Funken (falscher ?) Loyalität.


    Bar Life
    Es wird nochmal ein wenig autobiographisch. Ein Song über die ständige Anwesenheit in dieser Schattenwelt “Bar”. Ein stimmiger Ausklang dieses Albums.


    Nach der Veröffentlichung von „Chasing Yesterday“ von Noel Gallagher war ich mir ziemlich sicher, dass es in diesem Jahr kaum ein besseres Album geben wird. Diese Meinung wackelt schon wieder, weil Jesse Malin hier eine ganz stimmige, tolle Platte vorlegt. Absolute Kaufempfehlung!

    Bei vier Singles, die je Album veröffentlicht werden, ist es aus meiner Sicht kein Problem, eine Single zu riskieren, die nicht in das typische Mainstream-Muster passt.
    Dazu kommt noch, dass mit "Tage wie diese" ein Lied das ganze Album sowie die komplette Tour fast im Alleingang promotet hat.
    Schon damals und auch im Nachhinein finde ich es schade, dass der Song nicht veröffentlicht wurde. Er ist für mich einer der Schlüssel-Songs des Albums.

    Interessant, dass sich noch niemand über den Sound beschwert hat - stammt der doch aus der Hand von Vincent Sorg...


    Dann übernehme ich das mal... ;)


    Vorneweg sei gesagt, dass ich eher ein Gelegenheitshörer in Sachen Donots bin. Ich habe mir die neue Scheibe von meinem Bruder geborgt.
    Ich bin grundsätzlich positiv überrascht, denn ich hatte Ingo nie als jemanden wahrgenommen, der sich durch ein besonders gutes "Sprachgefühl" ausgezeichnet hätte. Dafür sind einige Texte wirklich gut auf den Punkt geschrieben und es gibt auch einige kluge Redewendungen. Hatte jemand bei "Du darfst niemals glücklich sein" auch Campino vor Augen ("Wie du fällst und dich dann fängst / Wie du singst, selbst wenn du rennst")? Insgesamt fallen für mich einige tolle Songs (u.a. "Du darfst niemals glücklich sein", "Straßenköter", "Immer noch") ab und für mich ist die Scheibe sicherlich die Donots-Scheibe, die auf mich am meisten Eindruck macht.


    Nun zu Herrn Sorg bzw. dem Sound der Platte (da dürfte die Band ja auch noch ein Wörtchen mitgeredet haben...): Für mich ist der an vielen Stellen viel zu dick aufgetragen. Beispielsweise ist mir der Opener viel zu gewollt "laut" und verliert dadurch unheimlich Dynamik. Die übertriebenen Chöre (gingen mir früher bei den Donots schon auf den Senkel...) finde ich auf dieser Platte noch mehr an die überproduzierten 80er-Jahre angelehnt.

    Ganz spontan:


    Trapped


    Original:

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    Ich kannte das Original zuerst nicht und bin auch kein großer Fan davon. Dem Cover hat Bruce seinen ganz eigenen Stempel aufgedrückt.



    Changing of the guards:


    Original (habe leider nur eine Live-Version bei Youtube gefunden, die ich nicht so gut finde, wie die Studio-Version):

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    Anders als im ersten Fall finde ich das Original schon grandios. Das Cover ist nicht so weit davon entfernt, ist aber wirklich klasse gemacht von den Jungs aus New Jersey.

    Ich habe das Buch letzte Woche zu Ende gelesen. Insgesamt fand ich es sehr gut geschrieben.


    Ein, zwei Dinge sind bei mir besonders hängen geblieben:
    Die "In aller Stille" scheint mittlerweile bandintern fast in einem Atemzug mit der verunglückten "Zurück zum Glück" genannt zu werden. Das kann ich ehrlich gesagt überhaupt nicht nachvollziehen. Für mich ist "In aller Stille" eines der besten, weil schlüssigsten Hosen Alben. Die Alben werden anscheinend sehr schnell auf den Erfolg der Singles reduziert (siehe: Opium -> Jägermeister, Ballast -> Tage wie diese).


    Was mich zum zweiten Punkt bringt:
    Herr Orth mit seiner Ansicht, dass ein schönes Midtempo-Album mit zwei, drei Balladen das perfekte Album wäre. Genau mit solchen Herangehensweisen erschafft man auswechselbare 0815-Musik und macht vielleicht den Gelegenheitshörer glücklich, aber sicherlich nicht die Fans, die sich mit einem Album wirklich auseinander setzen. Ich hoffe, dass sich die Band nicht zu sehr an dieser Einstellung orientiert. Das würde nämlich zu einer Ballast der Republik 2 mit einer erhöhten Konzentration "Tage wie diese" und "Das ist der Moment" führen.


    Ich habe das Buch mittlerweile meinem Bruder weitergegeben, deswegen konnte ich nicht genau zitieren, aber die Grundaussagen müssten so stimmen.