Ich finde ehrlich gesagt, dass die Kommunikationsweise der NMTS-Seite sehr problematisch ist.
Der öffentliche Vorwurf nennt bisher nur den Begriff "sexualisierte Gewalt" - das ist aber ein Begriff, der von als unangenhm empfundenem längerem Anstarren (!) bis zur Vergewaltigung reicht. Auf diesen Vorwurf fordert man dann eine Reaktion vom Leser, ohne dass man bereit ist, zu konkretisieren, um was in dieser immensen Bandbreite sich der Vorwurf überhaupt dreht. Dass da Nachfragen kommen, ist doch völlig logisch und sicher nicht immer mit den von NMTS behaupteten Gründen zu erklären.
Wer "Täter" sagt, sollte schon auch die "Tat" definieren - und da rede ich nicht von Details, sondern von einer abstrakten Konkretisierung innerhalb dieses unglaublich weiten Begriffes. Dass man die Möglichkeit eines berechtigten Grundes für diese Nachfragen nicht mal grundsätzlich anerkennt, sondern - im Gegenteil - in dem zweiten Post direkt mit einem "Voyeurismus"-Vorwurf und einem "am liebsten hättet ihr Videos"-Gegenangriff kontert, ist doch völlig unterirdisch und hilft auch der Sache mit Sicherheit nicht.
Was "Beweise" angeht, scheint es in der Diskussion (und auch bei der NMTS-Seite) irgendwie ein grundsätzliches Missverständnis zu geben:
Es ist ja richtig und ein riesen Problem, das fehlende Einvernehmlichkeit nur selten (allenfalls durch körperliche Spuren oder dies eingestehende Nachrichten hinterher) objektiv nachweisbar ist.
Aber: Ein "Beweis" kann im Rechtssinne auch schlicht in einer glaubwürdigen Aussage eines Opfers liegen. Da mag man einwenden, dass das zu selten vorkommt und letztlich landet man bei der unglaublich schwierigen Frage, welches Risiko man wie schlimm findet. Aber hinter der "Beweisen kann man sowas nicht"-Argumentation steckt trotzdem ein Verständnisfehler. (Sagt übrigens auch Amnesty, unter "Behauptung 2).