Ich hatte eben einen Termin mit einer türkischstämmigen Frau. Ihre Familie stammt aus der Erdbebenregion. Sie war bis gestern dort, um zu helfen, Verwandte zu finden und zu beerdigen. Die nicht gefundenen werden jetzt "ausgebaggert" und nicht mehr geborgen. Übliche Beerdigungen gibt es nicht. "Die Heimat meiner Eltern gibt es nicht mehr.", sagte sie. Sie ist weg. Alles ist weg. Sie leiden unter Wassermangel, fehlendem Essen und frieren. Die schlechte Bausubstanz sei wie Sand zerbröselt. Die Dörfer stinken nach verwesenden, unerreichbaren Leichen. Wildtiere kommen und fressen davon auf, was sie kriegen können.
Kinder würden ungeprüft an andere Personen abgegeben und verschwinden in den Fängen der Organmafia. Bei dem Erdbeben 1999 sei dies auch schon geschehen.
Alles sei deutlich schlimmer als es über die Medien vermittelt wird.
"Zum Glück haben wir einen tollen Präsidenten, der uns hilft, indem er mit seinen Hubschraubern Bomben auf Fremde abwirft. Anstatt Nahrung für sein verhungerndes Volk."
Wer sich ernsthaft über Ticketpreise oder "Spenden nicht alles, sondern nur einen Teil" echauffiert, den kann ich nicht ernst nehmen.
Ich werde gerne morgen versuchen, ein Ticket zu ergattern. Weil ich zu einem Hosenkonzert gehen möchte. Wenn mein Geld dann noch für etwas anderes genutzt wird, ist das klasse.
Bei all dem entstandenen Leid hoffe ich, dass die Menschen die grenzen- und religionenüberschreitende Solidarität in ihrem Herzen behalten. Die nächste Flut wird kommen und Menschen helfen Menschen untereinander.
Damit verabschiede ich mich wieder ins Off.