Beiträge von Wehende Bayernfahnen

    Mensch ist ein geiler Song, keine Frage. Musikalisch und textlich 1a und einer der Besten auf der Opium. Funktioniert als Opener auf dem Album nach Vater unser wunderbar. Nur Live kann ich ihn mir auch irgendwie nicht richtig vorstellen. Man hört bei der Liveversion von 96 regelrecht, wie es nicht richtig funktioniert.

    Der eignet sich genauso weinig als Live Opener wie Laune der Natur, was die Hosen ja auch schnell bemerkt haben.


    Der Song hätte gut in die Unpluggedgeschichte gepasst.

    Bevor Kuddel mit Vom da sone abgespeckte Version auf Krampf hinschustert, sollten sie es lieber lassen.


    Als Opener brauche ich ihn sicher auch nicht. Zu Anfang eines Zugabenblocks eventuell, wobei es schon stimmt, dass Voms Schlagzeugspiel den Song wohl zumindest nicht aufwerten wird. Dafür hielte ich es aber für wahrscheinlicher, dass Vom eher macht, was Kuddel ihm sagt. Nur weil der vor 25 Jahren live nicht funktioniert hat, muss man ihn jedenfalls nicht auf immer und ewig ignorieren. Wenn sie es nochmal versuchen und nochmal feststellen, dass nix dabei rumkommt, hätte ich nichts dagegen, wenn ich anwesend wäre.

    Vida Desesperada würde ich sehr begrüßen!


    Zum Thema Mensch:

    Ich hab mal eben im Zusatzbooklet der Opium Jubiläumsversion nachgeschaut, weil der Song dort auch besprochen wurde. Laut dem Interview mit Jan Weiler waren sich, neben Campinos Aussage, dass der Song sich live nicht durchgesetzt hat, vor allem Kuddel und Wölli uneinig, wie die Drums gespielt werden sollen. Wohl auch, weil er vom Tempo her eher untypisch für die Hosen war. Vielleicht sollten sich Kuddel und Vom da noch mal dran setzen.

    So utopisch finde ich Kauf mich und Was zählt gar nicht. Kauf mich wurde 2015 und glaub bei der 2017 Hallentour nochmal gespielt und Was zählt war auch mal bei der Hallentour 2017 dabei. Glaube berlin war es.

    Ich sprach ja auch von den drei letztgenannten, "Kauf Mich! "war davon also nicht betroffen. ;) Aber dass "Was zählt" 2017 gespielt wurde, hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm, der ist dann vielleicht tatsächlich nicht so unrealistisch. Allerdings war die Laune der NaTour 2017 was die Songauswahl anging sowieso ein nicht enden wollender Orgasmus, keine Ahnung, wie realistisch es ist, das nochmal zu erleben...

    Kauf Mich

    Mehr davon

    Im Meer

    Hilfe

    Was zählt


    Die Liste fühlt sich irgendwie sehr gleich an mit dem, was ich mir schon seit Jahren wünsche :/ Außer Mehr davon wurde mir auch noch keiner erfüllt.


    Da die drei letztgenannten eigentlich komplett utopisch sind, nenne ich als realistische Alternativen:

    Alles mit nach Hause

    Armee der Verlierer
    Streichholzmann (wurde zumindest im SO36 gespielt, vielleicht haben sie den noch auf dem Schirm)

    Ich find des musikalisch einfach unfassbar stark. Dazu vermittelt der Song mir ein Gefühl, wie das damals gewesen sein muss, was viele andere Hommagen an bestimmte Zeiten oder Bands in der Form nicht schaffen. Rational erklären kann ich das nicht, muss ich vielleicht auch nicht. Aber bei mir hat er sich mit der Zeit mehr und mehr festgesetzt, auch weil er einen unfassbar guten Drive hat. Der Song würde auch an einem Abend funktionieren, an dem nur Zeug aus den 70ern läuft, ich finde, das hat was. :/

    Kann aber auch verstehen, wenn er das bei dir nicht auslöst, ist schon sehr subjektiv.

    Vermutlich verstehst du sie schon richtig. Wenn einer wie mein Freund und ich (und vermutlich auch du, Conse) diesen Song hören, ist die Zeile auch tatsächlich nicht so super innovativ. Aber der Song richtet sich meines Empfindens nach eben nicht an die Menschen, die bereits wissen, was sie an ihrer Faulheit haben, sondern an diejenigen, die ständig am Optimieren sind, kein Potential unausgeschöpft lassen können und den Menschen, die das anders handhaben, kritisch und mit Unverständnis begegnen. Mein Freund fühlte sich dann im Anschluss an meine Ausführung an seinen Vater erinnert, der sich an einem freien Tag immer irgendwas aufbürden muss, weil er das ganz normale Faulenzen einfach nicht kann. Das wurde ihm als falsch oder schändlich vermittelt. Da wirkt so eine Zeile noch einmal ganz anders. Mir muss niemand erzählen, dass Langeweile ein Privileg ist. Aber einige Menschen müssen daran hin und wieder erinnert werden.

    Und was fängst Du dann mit der Information an? Selbst wenn es in meinem Umfeld nur zwei Leute wären, bei Dir hingegen vielleicht zehn mal so viele, die das Lied anders aufnehmen und durch die Bank feiern, dann lässt sich die jeweilige Reaktion auf das Lied (und die ist bei „Deinen“ wie bei „meinen“ Leuten subjektiv) ja nicht einfach vom Tisch fegen oder überstimmen.

    Damit war gemeint, ob du überhaupt welche kennst. Da ging es mir nicht um Quantität. Bisher habe ich solche Reaktionen nämlich nur aus dem anderen Lager vernommen. Aber wenn du jemanden kennst, der den Song so versteht, lässt sich das natürlich nicht wegdiskutieren. Da frage ich mich dann allerdings auch, ob eine Stellungnahme, wie Farin sie getätigt hat, dann einfach überhört wird, weil der Ersteindruck zwangsläufig richtig sein muss oder wie wird mit so etwas umgegangen?


    ***Mir fällt gerade auf, dass sich das viel aggressiver liest, als es gemeint ist. Es interessiert mich wirklich. Ein Freund von mir hat bei "Achtung: Bielefeld" die Stelle mit der Mutter in Aleppo zunächst missverstanden und fand das billig und platt. Dann hab ich ihm gesagt, was meiner Meinung nach hinter der Aussage steckt und seitdem mag er den Song auch. Insofern zielt meine Frage darauf ab, ob der Song dann bei denen Freunden aufgrund eines Missverständnisses ein für alle Mal "verbrannt" ist? Ein ja oder nein macht hier nämlich tatsächlich einen großen Unterschied.


    rollmopspunk:

    Ja, ich denke, das ist den meisten hier klar.

    Alles klar, dann mal ans Werk!


    Vorab sage ich schonmal, dass ich keine Punkte für die einzelnen Songs vergeben werde, weil mir das nicht möglich ist.


    E.V.J.M.F.

    Witziger Einstieg, ich hatte schon mit irgendeiner ähnlichen Alberei gerechnet, insofern war ich nicht großartig geschockt. Da die Ärzte an so was aber Spaß haben, sei es ihnen gegönnt. Und vom Hörgenuss geht das Ding tatsächlich ins Ohr, auch wenn Autotune natürlich bergehoch drüber ist, aber so grundsätzlich ist das ein Trap-Song der besseren Sorte.


    Plan B

    Den wollte Farin anfangs gar nicht auf dem Album, sondern als B-Seite haben. Ganz am Anfang hätte ich das sogar verstanden, weil ich ihn textlich zunächst belanglos fand. Aber zum Einen leuchtet Belas Begründung ein, dass der Song auf der Platte genau an der Stelle Sinn macht. Ginge es nach dem Intro mit Achtung: Bielefeld weiter, hätte dem Album was gefehlt. Zum Anderen ist der Text gar nicht mal so belanglos, wenn man sich zum einen anschaut, wie sehr Farin sich darin selbst auf die Schippe nimmt, indem er seine eigene Irelevanz besingt. Außerdem finde ich, dass man ihm darin seine ehrliche Dankbarkeit dafür abnimmt, welches Privileg er mit seiner Berufswahl genießt. Schöner Track!


    Achtung: Bielefeld

    Frei nach der Partei Die PARTEI: für die Einführung einer Faulenquote! Für mehr Drückeberger und Müßiggänger in Vorständen. Dem Text wohnt eine sehr viel wichtigere Botschaft inne, als die meisten vermutlich verstehen. Wer nach der Zeile mit der Mutter in Aleppo immer noch nicht begriffen hat, was für eine geile Sache das Nichtstun eigentlich ist, dem kann ich dann auch nicht mehr helfen. Musikalisch geht das auch absolut klar, keine Offenbarung, aber ein stabiler Song.


    Warum spricht niemand über Gitarristen?

    Fand ich anfangs von der Botschaft her auch eher mau, aber musikalisch sehr, sehr stark. Tolle Melodie und, da schließe ich mich Hubsi an, "N-N-N-N-Nerven gehen" ist ganz große Klasse. Die Aussprache von "Beyoncé" war für mich das erste textliche Highlight des Songs. Ansonsten ist der inhaltlich auch gewachsen bei mir. Als Sänger kann ich ganz gut über den Gitarristen-Diss lachen, wobei mir eine andere Interpretation noch wesentlich besser gefällt: Farin bezeichnet Gitarristen als absolute Langweiler, direkt im Anschluss an Achtung: Bielefeld, wo Bela mehr Langeweile/Langweiler fordert. Zufall oder Genialität?


    Morgens pauken

    Das erste dicke Highlight der Platte! Wunderbares Brett in die Fresse von allen, die mal Punk waren, es noch glauben zu sein, von Punk selbst und dessen Ausschlachtung durch die Marktmechanismen. Musikalisch voll auf die zwölf, sehr repetitiv zwar, aber ich mag die Gitarre und live kann der nur gut werden. Dazu voller großartiger Anspielungen. Punkamaria! :D


    Das letzte Lied des Sommers

    Wäre die HELL 2019 rausgekommen, hätte mich der Song wohl nicht vom Hocker gerissen. Jetzt, in der aktuellen Situation, ging er mir richtig unter die Haut. Das Meer hab ich zuletzt im Januar gesehen, beziehungsweise überhaupt irgendwas anderes als Würzburg und München... Das Fernweh hat mich schon seit April und dieser Song drückt es perfekt aus. Bezeichnend zudem, dass wir trotzdem im Berufsverkehr stecken. Der Kapitalismus schläft auch in Krisenzeiten nicht.


    Clown aus dem Hospiz

    Einer meiner Top 3-Songs auf der Platte! Ich weiß nicht, ob man dafür selbst Musik oder in irgendeiner Form kulturschaffend sein muss, um den Text komplett zu vestehen, aber er spricht mir aus der Seele! Ich war mal glücklich verliebt und habe monatelang nichtmal eine Strophe zu Papier gebracht. Zum Kotzen so was! ^^ Insofern transportiert der Song perfekt die Traurigkeit und Melancholie, aber ist, genau wie er selbst es beschreibt, trotzdem wunderschön. Ein gottverdammtes Meisterwerk!


    Ich, am Strand

    Direkt der nächste aus den Top 3 hinterher. Hier steckt so vieles drin. Der tragische Verlauf, den ein Leben nehmen kann, obwohl die Bedingungen doch gar nicht unbedingt so schlecht waren. Wenn ich da jetzt noch tiefer einsteige, verliere ich mich darin, so viel Tiefe besitzt dieser Song. Die ganze Tragweite vielleicht in einem Satz zusammengefasst: Aufgrund solcher Geschichten sollte man einem Harald Krull vielleicht einmal öfter zuhören, statt ihn auszulachen, wenn er behauptet, Käpt'n zur See gewesen zu sein!


    True Romance

    Musikalisch ein echt guter Popsong. Vampyrella sprach von "zu sehr Boomer-Humor", was ich nachvollziehen kann. Aber andererseits saß ich auch schon mal in einer Wohnung mit so einem Drecksding. Wenn die dann auf die versauten Fragen, die NATÜRLICH irgendwann kommen, immer ausweichend antwortet, schaukeln sich die Witze und Spekulationen schon hoch, so fern der Realität eines Mittzwanzigers ist das also gar nicht. Was ich aber noch wesentlich stärker finde: die Vorstellung, wie irgendwelche Schwachmaten, die sich so ein Ding tatsächlich ins Haus geholt haben, den Song hören und er es jedes Mal auslöst! Passenderweise gleich Siri UND Alexa! :D Achja und Daumen hoch für H.P. Baxxter! :thumbup:


    Einmal ein Bier

    Der Song, den ich anfangs noch am ehesten als Ausfall bezeichnet hätte. Musikalisch am ehesten an den Solosachen von Bela dran, die ich einfach nicht so feiere. Aber mittlerweile geht mir auch der ganz gut rein. Gerade wenn man das Gefühl kennt, sich morgens nach durchzechter Nacht auf die Straße zu ergießen und Traum und Realität irgendwann miteinader verschwimmen. Tut mit seinen zwei Minuten Länge auch niemandem weh.


    Wer verliert, hat schon verloren

    Schöne Hymne auf vergangene Kämpfe, die dann doch noch nicht vorbei sind, weil irgendetwas immer weiter geht. Musikalisch geht mir das gut rein, textlich entfacht es das Gefühl noch nicht so ganz, aber da sehe ich doch eindeutig Wachstumspotential. Zündet vielleicht etwas später als der Rest, was aber nicht heißen soll, dass ich ihn nicht mag. Auch jetzt schon ein guter Song.


    Polyester

    Zum N-I-E-D-E-R-K-N-I-E-N! Der dritte aus den Top 3 und was für einer! Ich mochte schon Sohn der Leere, das hier übertrumpft ihn aber um Längen. Ja, der Reim fatal auf normal ist etwas holprig, aber in dieser Zeile ist dann auch schon die Gefahr von exponentiellem Wachstum bei der Plastikmüllproduktion ausgedrückt. Das Lied macht mich so glücklich und traurig zu gleich. Gänsehaut bei jedem Hördurchgang. Man möchte weinen, man möchte schreien, man möchte um drei Uhr nachts seinen besten Freund anrufen und ihn fragen: Wie kann aus etwas so hässlichem wie Plastikmüll nur so ein schönes Musikstück werden? Wie entstehen so großartige Zeilen wie "Ein Herz aus Ethylen kann allem widerstehen" oder "Was zehntausend Jahre währt, das ist nicht verkehrt"... Das ist genau die richtige Art, das Thema zu verarbeiten. So und nicht anders. Allerdings ist hier auch schon der größte Kritikpunkt des Album enthalten: warum ist diese Perle nicht mindestens acht Minuten lang? ;(


    Fexxo Cigol

    Ja! Genau so rechnet man mit Verschwörungsideologen ab. Es nützt nichts, jedes einzelne Hirngespinst argumentativ entkräften zu wollen. Auf den Punkt gebracht ist es mit: Dinge passieren. Die Entropie des Universums schlägt zu. Es steckt nicht hinter allem ein Plan. Großartig, Bela!


    Liebe gegen rechts

    Einerseits richtig, dass man mit Liebe durchaus Leute vom rechten Rand zurückholen kann. Das bestätigen auch Aussteiger aus der rechten Szene immer wieder. Andererseits ist das Ganze auch sicherlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen, die Light-Version von Schrei nach Liebe sozusagen. Kann man machen.


    Alle auf Brille

    Ich weiß nicht, wann ich zuletzt wegen einem Song keuchend vor Lachen flach lag und überhaupt gar nichts mehr ging. Vielleicht noch nie. Und dieser Song schafft das nicht nur beim ersten Hören, sondern ziemlich zuverlässig bei so gut wie jedem Durchgang. Belas Gesangsleistung ist einfach der Hammer. Bitte live spielen!


    Thor

    Musikalisch geht der gut ab, textlich auch recht witzig. Ansonsten habe ich dazu nicht viel zu sagen, außer, dass ich auch diesen Track mag.


    Leben vor dem Tod

    Es entspricht nicht meiner Auffassung von Lebensglück, dieses von einer anderen Person abhängig zu machen. Darum suche ich in dem Text noch eine Möglichkeit, ihn in eine andere Richtung zu interpretieren, so in etwa, als ginge es darin um die Liebe selbst. Dazu bin ich allerdings noch nicht ganz durchgedrungen. Musikalisch aber top!


    Woodburger

    Dazu habe ich hier, denke ich, schon genug gesagt. Ich gehöre zu denen, die ihn mögen.


    Was bleibt abschließend zur HELL zu sagen? Wer zufällig auch meine Rezension der "Winter" im New Model Army-Thread gelesen hat, der weiß vielleicht noch, dass es mir eine ganze Weile schwer fiel, wieder richtig euphorische Freude an Musik bzw. Kunst allgemein zu empfinden. Das Gefühl kam längst Stück für Stück wieder, aber eines hatte ich dann doch nicht mehr für möglich gehalten: dass mich, der ich mit strammen Schritten auf die 30 zugehe, eine Platte nochmal so abholt wie damals mit 16, 17, 18 Jahren. Das Album wächst wirklich mit jedem Durchgang und ich kann allen Songs etwas positives abgewinnen. Selbst die Länge stört mich nicht, eine Stunde kann man kaum besser totschlagen. Als ich letztes Jahr ein fast schon unerwartet gutes Hosenkonzert besuchte, lautete mein Fazit: "Ich hätte nicht gedacht, dass mich die alten Säcke noch einmal so abholen!" Das kann ich jetzt, diesmal an die Herren aus Berlin (auuuuus Berlin) gerichtet, nur wiederholen.


    Danke, die Ärzte, für dieses geile Album, für diese geile Erfahrung! 10/10, ehrlich! :s_thanks:

    Ich glaube gerne, dass es „AfD-Honks“ trifft, wenn man sie homosexuell nennt, und auch, dass Farin Urlaub nicht wirklich denkt, dass Analsex homosexuell mache.

    Es trifft aber nicht nur die, die es treffen soll. Es macht auch was mit denen, die tatsächlich homosexuell sind. Und diesen Kollateralschaden finde ich nicht vertretbar und vor allem vermeidbar.

    Dazu wüsste ich allerdings gerne, wie viele Homosexuelle du kennst, die das Lied so verstanden haben? Ich hänge viel mit LGBTQ-Leuten rum, die feiern das durch die Bank. Ein ganz neuer Aspekt an dem Song, der mir selbst gar nicht kam: dadurch, dass sich alle, auch die AfD, so sehr an dem "Schwul sein" aufhängen, rücken die anderen Aussagen des Songs, welche die Angriffsfläche, welche die AfD bietet, sehr gut nutzen, in den Hintergrund. Mit anderen Worten, kein AfDler widerspricht den besungenen Tatsachen. Das ist eigentlich ziemlich genial.


    (Aber genug von dem Song, ich hau hier demnächst mal meine komplette Album-Rezension rein, sobald das Tagwerk getan ist.)

    Erstmal danke für die Blumen an @Sveti & Sascha89 ^^<3


    Motte:

    Das ist doch genau der Sinn der Aussage. Farin hat das auch in einem Interview auf YouTube bestätigt, dass der Song so geschrieben ist, dass er den AfD-Honks wehtut und für viele von denen ist Schwulsein eine Strafe, eine Beleidigung, was weiß ich. Im gleichen Interview sagt er auch, dass die Partei mehr Angriffsfläche bietet und ihm das auch bewusst ist, aber einen Nazi triffst du halt nicht, wenn du ihn Nazi oder homophob nennst. Den triffst du mehr, wenn du ihn Ausländer oder homosexuell nennst. Das mag vielen aufgeklärten Menschen (zum Glück!) nicht in die Birne gehen, aber es stimmt leider. Wenn die Terrorgruppe den Song veröffentlicht hätte, wäre das vermutlich sogar noch eher problematisch, weil die im rechten Spektrum keine oder kaum Hörer haben. Die Ärzte allerdings mit Sicherheit mehr, als rational Sinn machen würde. Insofern hat der Song in diese Richtung schon eine Daseinsberechtigung.


    Allerdings muss er sich die Frage gefallen lassen, weshalb er so sehr missverstanden wird. Das ist dann in der Tat etwas problematisch, denn die Aussage, Analsex mache automatisch homosexuell, verstehe ich im Text als satirisch. Es fällt mir auch irgendwie schwer zu glauben, wie viele hier der Meinung sind, dass Farin das wirklich denkt...

    Ey Racker, wollen wir zusammen in die AfD eintreten? :love:


    Gabumon:

    Dir würde ich empfehlen, nachdem du dir einmal eine Meinung zu etwas gebildet hast, offen für neue Ansichten zu bleiben, denn dass "Woodburger" einem stilistisch nicht gefällt, ist die eine Sache. Aber die plumpe Botschaft, die du in dem Song sehen willst, spiegelt vermutlich eher dein eigenes schlichtes Gemüt wider. Sorry, dass ich das so hart sage, aber da muss man meine Interpretation schon sehr bewusst überlesen, um hinterher immer noch zu denken, der Song würde behaupten, Analsex mache Leute schwul. Und wo dabei Nazis und Homosexuelle auf eine Stufe gestellt werden sollen, musst du mir auch noch mal erklären. Oder mir was von dem Zeug geben, das du davor geraucht hast. Das scheint die Fantasie echt zu beflügeln!

    Also ich habe den Song so interpretiert, dass er die These aufgreift, die größten Homophoben seien selbst häufig homosexuell und kämen damit nicht klar, weshalb sie das mit Hass und Ablehnung überkompensieren. Vor dem Hintergrund ist das auch kein schlechtes Lied. Man muss ja auch bedenken, was so einem AfDler mehr wehtut. Als Rassist bezeichnet zu werden oder als homosexuell? Völlig unabhängig davon, dass man selbst kein Problem mit irgendwelchen Sexualitäten hat.
    Zudem ist der Song für mich die logische Konsequenz aus "Liebe gegen rechts." Ich sehe das so, dass Farin bzw. das lyrische Ich im Sinne der Gesellschaft handelt, indem es diesen Nazideppen Liebe entgegenbringt und sie somit von ihrem braunen Gedankengut befreit.


    Zum Album an sich: ich konnte es bisher leider nur in Zimmerlautstärke hören, was ich morgen korrigieren werde, aber ich fand es bisher richtig stark! Irgendwie hatte ich schon im Gefühl, dass es nach den letzten schwachen Platten wieder aufwärts gehen würde. "Clown aus dem Hospiz" und "Ich, am Strand" finde ich richtig, richtig gut. "Morgens pauken" mochte ich bereits davor und "Polyester" gefällt mir auch sehr gut. Hier muss ich dem guten Sveti leider vehement widersprechen, Rods Songs empfinde ich häufig als wahre Perlen. Mit "Sohn der Leere" und "Tamagotchi" hat er zu "auch" zwei der stärksten beigesteuert und zudem das leider als B-Seite verbrannte "Quadrophenia", was vielleicht der beste Ärzte-Song aus Jazz ist anders und auch-Zeiten zusammen ist... Ist aber natürlich Geschmackssache. Ich werde mir das alles nochmal anhören und dann abschließend urteilen, aber der erste Eindruck ist tatsächlich: da haben die Ärzte mal einen rausgehauen! Die letzten drei Alben lässt "Hell" locker hinter sich.


    Interessant auch, dass diesmal wieder deutlich die meisten Songs von Farin stammen bzw. von ihm gesungen werden, Bela und insbesondere Rod kommen deutlich weniger zu Wort. Für mich ist das insofern ein positives Zeichen, dass die drei, wie vor einigen Monaten von mir gehofft, das Album eher wie eine Band angegangen sind, statt jedem Solokünstler eine bestimmte Anzahl an Tracks zu geben. Die auch wäre sonst zwar vermutlich trotzdem kein gutes Album geworden, aber zusätzlich zu den mauen Songs hatte man da das Gefühl, dass an Stelle der Kunst die Egos dreier Musiker im Mittelpunkt stehen. Das hat dem Album von Anfang an nicht gut getan.