Seit neunundachtzig Jahren
Verlässt das Haus zum Brötchenkauf
Ihr Morgenritual
Sie hat einen festen Zeitablauf
Der sich täglich wiederholt
Sitzt immer auf der selben Bank
Schaut zu den Vögeln hoch
Fühlt sich dann schwerelos
Fast schwerelos
Glücklich und selbstverloren
Ist die Schwere los
Sie hat die Hölle von Auschwitz überlebt
Das wirft sie sich oft vor
Gibt es das Recht auf einen Neubeginn
Für den Blick nach vorn
Vergraben liegt die Vergangenheit
Tief unter der Stadt
Doch alles holt sie manchmal ein
Sie schaut den Vögeln nach
Wird die Schwere los
All die Schwere los
Ist sich selbst genug
Fast schwerelos
Sie breitet ihre Arme aus
Macht sich bereit zum Sprung
Wirft sich den Vögeln hinterher
Wirft sich in die Luft
Und ist die Schwere los
All die Schwere los
Endgültig und vollkommen
Fast schwerelos
So schwerelos
Glücklich und vollkommen
So schwerelos