Kennt jemand Tom Tonk und seine Band "Jimmy Keith and his Shocky Horrors"?
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Dank »einer lockeren, unterhaltsamen und mitunter leichtfüßigen Sprache«, heißt es in der Rezension, könne »man bei einem Glas Rotwein und diesem Buch einen kurzweiligen Herbstabend verbringen [...]«. Damit ist jedoch nicht irgendein Selbstbewusste-Frauen-Käse von Gaby Hauptmann oder Illdikó von Kürthy gemeint, sondern die zweite Kolumnen-Sammlung »Raketen in Dosen« des Ox-Fanzine-Plattenkritikers Tom Tonk. Und geschrieben hat diesen Satz auch nicht die Literatur-Redakteurin der Brigitte, sondern ein Mitarbeiter des Internetportals laut.de, das immer mehr vor die Hunde geht.
Darüber, dass in dieser Rezension die »strapazierten Lachmuskeln« zum millionsten Mal strapaziert werden, mag man noch hinwegsehen. Über den Vergleich mit Max Goldt nicht. Die Abschweifungen beim Erzählen, das vermeintlich Verbindende zwischen beiden, sind gänzlich unterschiedlich motiviert und gestaltet. Während bei Goldt, der am 14. November wieder in der Tufa liest, die stets elegant übergeleiteten Gedankensprünge ein Stilmittel sind, weicht Tonk gerne vom eigentlichen Thema - der angekündigten Platte - ab, weil die damit erlebte Anekdote im Vordergrund steht.
Tonk ist nämlich hauptsächlich Anekdotenerzähler. Mit Menschen wie Tonk geht man gerne ins Stadion, in die Kneipe oder in ein Konzert, weil ihnen immer eine pointierte Geschichte zu einem Spiel, einem Getränk oder einer Band einfällt. Jeder Anlass ruft bei ihnen Assoziationen an ein »Pogues«-Konzert, eine UEFA-Cup-Partie in den 80er Jahren oder eine wilde Nacht hervor. Doch irgendwann kennt man alle Geschichten, weil sie sich auch alle irgendwie ähneln, und kann keine mehr hören. Dann möchte man allen Tonks dieser Welt zurufen: »Es gibt doch noch andere Dinge als Ficken, Fußball und die verschissenen 'Toten Hosen'«.
Gegen eine thematische Konzentration ist natürlich erst einmal nichts einzuwenden. Man geht ja auch nicht zu einer 11 Freunde-Lesung und beschwert sich dann, dass sich alles um Fußball drehte. Dann sollte jedoch auch ein stilistischer Reiz von den Geschichten ausgehen. Wegen der schlichten, schmucklosen Sprache ermüden die inhaltlich recht amüsanten Kolumnen des Autors und Musikers aus Düsburch deshalb schnell. Authentizität hin oder her.
In jeder Hinsicht näher als zu Max Goldt liegt der Vergleich zu einem anderen lebenserfahrenen Kolumnisten. Vielleicht dachte auch der ein oder andere Leser von »Das Fett im Auge des Betrachters« bei Tonks Texten: »Mensch, das kann Jimi Berlin aber viel besser«.