Schule feuerte den Nazi-Lehrer
SANDRA SCHÄFER
Der öffentliche Druck hat schnell gewirkt: Der rechtsextreme Lehrer Jochen S. muss sich einen neuen Job suchen. Die katholische Schule in Farmsen hält ihn für untragbar und entließ ihn. Seine Ehefrau, die NPD-Lehrerin Karin S. (46) aus Wandsbek, wird ebenfalls ab sofort keine Grundschüler mehr unterrichten. Die Bildungsbehörde hat sie mit sofortiger Wirkung in den "Innendienst" versetzt. Dort kann sie in Zukunft bei der Aktenablage ihr geliebtes Horst-Wessel-Lied summen.
Grund für die Freistellung der vierfachen Mutter Karin S. an der Grundschule Buckhorn (Volksdorf) ist allerdings nicht ihre rechtsextreme Gesinnung. Denn laut Behörde hätte man keine Handhabe gegen sie, solange sie sich im Unterricht nichts zu Schulden kommen lasse. Vielmehr hat die öffentliche Empörung den Juristen in der Behörde die Argumente geliefert. Sprecher Alexander Luckow: "Ihr wird nun eine Arbeit im Innendienst angeboten, weil der Schulfrieden durch die Situation gestört und der Unterricht beeinträchtigt ist." Gestern Abend wurde wegen Karin S. in der Schule eine außerordentliche Elternratssitzung einberufen.
Da die resolute Frau S. nur einen befristeten Vertrag bei der Stadt Hamburg hat, muss man ihr auch nur befristet einen anderen Arbeitsplatz zuweisen.
Jochen S. wird seine Schüler der katholischen Grundschule Farmsen auch nicht wiedersehen. "Die rechtsextremistische Gesinnung von Jochen S. ist mit unserem christlichen Menschenbild nicht zu vereinbaren", erklärt der Vorsitzende der Kirchengemeinde, Monsignore Peter Mies, die Entscheidung, den Lehrer zu entlassen.
Die rechtsextreme Gesinnung von Karin S. war aufgefallen, weil sie dem WDR unter Pseudonym ein Interview gegeben hatte. Der Beitrag durfte nur im WDR-Gebiet gesendet werden. Darin forderte sie "Kindergeld nur für Deutsche" und sprach davon, dass "die deutschen Ostgebiete nur unter polnischer Verwaltung stehen". Die Musiklehrerin leitet einen Ostpreußischen Chor und betont, dass ihre "Marjellchen" grundsätzlich das Deutschlandlied in allen drei Strophen singen. Ehemann Jochen ist in "völkischen Kreisen" unterwegs und war Sprecher der rechtsextremen Burschenschaft Chattia Friedberg.
Quelle: Hamburger Morgenpost