Learning English Lesson 3:Mersey Beat

  • Campino bezieht sich damit vermutlich auf explizit den Mersey Beat. Wenn man allerdings von der damaligen Zeit alleine ausgeht, bestehen konkretere Zusammenhänge. Die Toten Hosen spielten Songs von den Rolling Stones nach. Von den McCoys. Von The Beatles. Sie spielen seit 24 Jahren "You'll never walk alone". Anfangs in der The Adicts Version, seit längerem die Gary & The Pacemakers Version. Sie nutzten für ihre "Whole wide world" Single als Vorlage ein Bild von The Who, das war 1992.


    Damit nicht genug. Schon The Jam spielten eine Version von "Slow down" und streuten in ihre Songs zahlreiche The Beatles-Zitate ein. Johnny Thunders & The Heartbreakers spielten "Do you love me", das Die Toten Hosen auf Mersey Beat nun auch spielen, sogar ähnlich umgesetzt.

    Englische Punkbands stützten sich früh auf der Sixties Beat-Ära ab, so coverten die Sex Pistols bei frühen Shows The Who.


    Nimmt man all das zusammen wird ersichtlich, dass in der DNA des 1970er Punkrock ganz klar der Sixties Beat steckt. Nicht umsonst nannte man The Boys, immerhin eine Lieblingsband von Die Toten Hosen, "die Beatles des Punk". Und auch The Buzzcocks, wie erwähnt The Jam, The Radio Stars oder The Undertones hatten den Melodienreichtum und offenkundig hörbare Einflüsse der The Beatles-Zeit.

    Das lässt sich nicht abstreiten oder leugnen. Und nimmt man den 1994er Song "Long way from Liverpool", klingt der auch deutlich nach The Beatles um 1965/66, gersde im Intro - und nimmt Bezug auf diese Zeit.


    Wenn Campino nun also von den nachgespielten Songs der Mersey Beat Ära redet, bezieht er sich nur auf diese Bands, die teilweise tatsächlich auch sehr kurzlebig und unbekannt waren. Er bezieht sich in seinen Aussagen aber nicht auf jene Beat-Zeit, denn die ist seit Jahrzehnten Teil der Toten Hosen und wie gesagt ein grosser Teil der DNA des Punkrock.


    Insofern hatte diese Musik aus den 1960ern sicher einen indirekten Einfluss auf die Toten Hosen (teilweise auch einen direkten) und einen direkten Einfluss auf den englischen Punkrock der 1970er. Gut möglich, dass Campino das gar nicht so richtig bewusst ist. Guckt man sich die aufgelisteten Fakten an, wird es aber glasklar. Sixties Beat steckt in der DNA des Punkrock drin.

  • Viele Sixties Bands waren ja auch quasi schon "punks" denn die machten (auch musikalisch) alles anderes und wie sie es wollten.


    Schon Elvis Presley machte das und eckte damit auch ziemlich an

    Es kommt die Zeit
    in der das Wasser wieder steigt...
    Es kommt die Zeit
    in der der Airport wieder brennt...

  • Ganz genau, Gabumon. Die Energie von Punk steckt im 1950er RocknRoll und im Sixties Beat drin.


    Darum fand ich die Behauptung, dass Mozart der erste Punk war und klassische Musik in der populären Musikzeit noch immer was punkiges hatte so absurd. Nimmt man den Song "Roll over Beethoven" von Chuck Berry und liest sich durch warum er entstand, wird deutlich, welchen Stellenwert klassische Musik in den 1950er und später noch viel deutlicher hatte.

  • Das ist nicht so ganz richtig, binda. Sowohl der RocknRoll als auch der Sixties Beat waren auf die Weise systemkritisch, als dass beide Bewegungen das versteifte Korsett der Gesellschaft herausforderten und damit brachen. Nur schon Elvis' Hüftschwung zum Beispiel war in den steifen 1950ern eine sexuelle Anspielung, so wurde er zu Elvis the pelvis. "Sex" für Teenager und Jungerwachsene. Idole. 1956 wurde die BRAVO geboren! Die Jugend gewann an Bedeutung und bekam eine Stimme.

    Chuck Berrys aggressiver Gitarrensound wurde als Lärm abgetan und wie erwähnt schrieb er "Roll over Beethoven", um gegen die Klassik und somit die musikalische Norm zu rebellieren.


    Es war ein Skandal, als The Beatles Haare über die Ohren trugen und somit als Langhaarige galten. Das als Männer! Das war ein Aufbruch, ein Auflehnen, ein Ausbruch, was deswegen in erster Linie von Jugendlichen hofiert wurde, nicht aber von ihren Eltern. Diese ersten Rebellionen lösten erste Freiheiten aus, Musik war immer ein Vehikel zum Transport von Gefühlen und Unterstützung zur Rebellion. Darum hiess es ja lange, dass Rockmusik vom Teufel kommt, damit kommt man ja heute in Amerika in irgendwelchen konservativen Käffern und Kreisen durch. Auch bei uns.


    Durch den Surfsound & den Beat kamen der Garage Rock und der Psychedelic Rock Mitte der 1960er auf, woraus der Summer of Love, die Hippies mit wirklich langen Haaren (Gammler genannt in Deutschland), die Krieg-Proteste und somit die 68er-Bewegung und die sexuelle Revolution resultierten. Das gab die selbstverständliche Freiheit für sowas wie Punkrock 10 Jahre später.


    Ohne die gesellschaftsverändernde Vorarbeit, teilweise vergleichsweise in Kinderschuhen in der Retrospektive, jedoch knüppelhart in der Echtzeit, hätte es also Punkrock nicht gegeben in der Konsequenz.

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  • Da ist man gerade zufällig im Forum unterwegs, wenn binda uns neue Ergüsse beschert.

    Gerne nehme ich Stellung und beantworte die Fragen.


    1. "Oder AUCH von binda" - das bezieht sich natürlich auf allgemeine Denkprozesse, nicht auf Deine alleine. Und nicht auf die Doppelmoral, die erst im nächsten Satz und losgelöst von Dir erwähnt wird. Wenn Du das auf Dich beziehen willst, kannst Du machen. Deine Sache.


    2. Das war meine Reaktion auf Fabsi, der sich bei mir daran störte. Darum die Frage, warum nicht auch bei Dir, der dasselbe tut.

    Ich störe mich daran nicht. Ich finde es, wie ich schrieb, sinnvoll in einem Forum sich auszutauschen. Dazu sind Foren ja auch da.


    Bitte etwas mehr Textverständnis an den Tag legen, binda. Würde helfen bei der Verständigung. Und nicht bloss immer ohne Kontext zitieren, das kann irreführend sein. Danke.


    Was Mersey Beat angeht: Diese Platte macht mir total Spass. Sie erfrischt, gibt einen Schub Energie und wirkt motivierend.

  • Du musst lernen das Ganze zu sehen, binda. Nicht immer nur Ausschnitte. Da die Mersey Beat Bands Rock n Roll Stücke coverten, gehört das zur rebellischen Energie des MB und hängt so zusammen. Damals war covern üblich, Eigenkompositionen unüblich. Damit brachen The Beatles. George Martin hatte Titel ausgesucht, die The Beatles für "Please please me" einspielen sollten. Sie lehnten ab, wollte ihre Stücke aufnehmen.


    The Beatles sind der bekannteste Export des Mersey Beat. Mersey Beat ist allerdings Teil des Sixties Beat. Die Mersey ist ein Fluss, die durch Liverpool fliesst, darum der Name. Ist also regionaler Sixties Beat.


    Bei Wikipedia kann übrigens jeder schreiben. Das ist an sich eine solide, jedoch im Detail mangelhafte Quelle.

    Es wundert mich, dass Du, wie Du selber sagst, bei Deiner Recherche nie auf Jürgen Vollmer gestossen bist. Freund von The Beatles und Schöpfer der Pilzkopffrisur, die dann The Beatles ab 1962 weltbekannt gemacht haben. Ein Skandal! Haare bis über die Ohren und länger im Nacken. Daran störten sich Lehrer, Chefs und Eltern.

    Ich empfehle diesen Spiegel-Artikel:


    https://www.google.de/amp/s/ww…lzkopfs-a-948938-amp.html


    Vollmer ist Zeitzeuge und berichtet, wie rebellisch nur schon die Frisur war.

    Und ergänzend wurden Stücke wie ",Twist and shout" oder "Rock n Roll music" gecovert; wilde Musik aus Amerika. Voller Energie. Zu dieser Musik wurde sehr körpernah getanzt, diese sexuellen Schwingungen beflügelten die Teenager und Jungerwachsenen.


    Frisur, Musik, Tanz = Rebellion gegen das enge Korsett der auslaufenden 1950ern und den frühen 1960ern.

    Einmal editiert, zuletzt von Solarangel ()

  • By the way… Twist and Shout klingt nur deshalb so wild, weil Lennon von Heiserkeit und Halsschmerzen geplagt war als sie den Song aufnahmen. Lennon soll sich sogar geschämt haben, weil er definitiv besser singen konnte. Das wäre aber meines Erachtens sogar eine Steilvorlage für Campino im Roten Rosen Stil gewesen.

    Jetzt widersprichst Du Dir aber total. Nachdem Du nun einen Monat oder länger darauf beharrt hast, dass es keinen Zusammenhang von Mersey Beat zum Punkrock gibt, kommst Du nun mit dieser Aussage? Dass dieses Stück von The Beatles gesanglich eine Stilvorloage für Campino sein könnte. Also muss da ja doch eine Form von Energie im Mersey Beat gewesen sein, die auf den Punkrock abgefärbt hat. Wie ich das auf den letzten Seiten bereits darstellte. Immerhin waren The Beatles der Exportschlager des Mersey Beat, das Aushängeschild des Sixties Beat. Und Campino singt auf keinem Album dreckiger als auf dem ersten Die Roten Rosen Album. Und ausgerechnet da Verweist Du nun auf "Twist and shout"?

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