Mein etwas verspäteter Konzert-Rückblick, aber ich bin mit einer fetten Erkältung nach Hause gekommen.
Also, 3 Konzerte in Folge: Dortmund, Hamburg und Berlin. Meine Arbeitskollegen können das nicht verstehen und fragen immer wieder das Gleiche und ich antworte immer wieder das Gleiche. Und es war auch diesmal so! Dortmund war ein super Konzert. Ich war auch wirklich überfällig für eine Army-Show. Und hätte ich nicht gewusst, dass es danach weiter geht, wäre ich in ein tiefes Loch gefallen. 2-3 Shows brauche ich mindestens um mich vom Alltag zu regenerieren. Und am besten geht es, wenn ich es alleine mache. Ich brauche Zeit, um mich (allein) mental darauf vorzubereiten und um mich allein in dieser Welt zu bewegen.
Ich hatte mir selbstverständlich wieder vorher die Setlist angeschaut und war nicht so überzeugt davon, dass „One of the chosen“ ein guter Opener sein würde. Aber ich hätte Justin Sullivan vertrauen soll. Er weiß, was er tut! Der Song war fantastisch als Einstieg. Ich liebe es so sehr, wenn er mit dieser Inbrunst in Mikro schreit. Dann kam mit „Never arriving“ ein neuer Song und ich hatte durchgehend das Gefühl, dass die neuen Lieder noch nicht so gut abgefeiert wurden, wie die alten Stücke. Mir selbst hat „Never Arriving“ sehr gut gefallen. Es kam sehr kraftvoll und ich war definitiv angekommen in dieser anderen Welt. Da waren nur noch ich und die Band. Mein absolutes Highlight an diesem Abend war „From here“. Und natürlich „States Radio“. Oh Gott, ich liebe diesen Song!
In der Hamburger Markthalle war ich seit 20 Jahren oder länger nicht und JS erzählt oft, dass dies eine seiner Lieblingshallen sei. Ich glaube, ich war zum letzten Mal dort bei Pete Droge und da war die Halle nur zu einem Viertel gefüllt. Ich stand vorne rechts und es ging los. Und von Anfang an herrschte eine gigantische Stimmung im Publikum. Ich glaube, es waren sehr viele Engländer anwesend. Die Frau vor mir war gut drauf und performte ihren eigenen Tanz und ich machte mir Sorgen um meine Zähne weil sie ständig so weit mit ihren Armen ausholte, so dass ich mich auf die Stufe neben mir stellte, was letztendlich eine gute Idee war. Super Blick auf die Bühne und auf den Mosh Pit. Was für eine Stimmung! Dieses Konzert war eines der allerbesten, die ich je besucht habe. Extrem freundliches Publikum und eine Band, der man die Spielfreude ansehen konnte. Die neuen Songs wurden meiner Meinung nach zwar immer noch sehr verhalten aufgenommen, aber es gab auch jede Menge alter Stücke. „The Charge“, „51st State“, „Here comes the war“ und für mich aus dem „Eight“-Album „Wipe out“. Meine Highlights an dem Abend waren “States Radio” (ich finde die „Arlington“ Stelle so extrem berührend. Ich war mal auf diesem Friedhof und es war so ein trauriges, beklemmendes Gefühl. Diese Stelle in dem Lied bringt alle meine Gefühle auf dem Punkt.), eigentlich war dieses 3er Set in Folge von „Winter“, „Here comes the war“ und „States radio“ fantastisch gut. Dann kamen die Zugaben und ich mache mich für den Rückzug bereit, aber dieses sympathische Publikum blieb einfach stehen und forderte lautstark die Band zurück auf die Bühne. Und dann kamen sie tatsächlich wieder zurück und JS sagte, wir müssten jetzt gehen und deshalb würden sie etwas sehr langweiliges spielen. Und es kam… „I love the world“!!! Und ich empfand auch sehr viel Liebe… für diese Band! Dann gingen sie wieder und ich drehte mich auch um, weil ich gehen wollte, aber keiner rührte sich. Alle blieben stehen und brüllten die Band zurück und sie kamen tatsächlich zurück und dann gab es noch „Ballad of Bodmin Pill“. Als ich die 5 Minuten zurück zu meinem Hotel lief, hatte ich nur einen Wunsch. Ich wollte, dass die Welt still steht. Dass ich für immer in der Markthalle bei dieser Band sein darf. Und „From here“ ist mein neues „Born feral“. Also, auf der letzten Tour haben mich die Drums bei „Born feral“ jedesmal dazu bewogen, die Augen zu zumachen und dann sah ich einen Dschungel. Fragt nicht wieso, er war auf einmal da und ich mittendrin. Im Hamburg habe ich bei „From here“ die Augen geschlossen. Ich weiß nicht mehr, ob ich irgendwo war, aber ich hatte das große Bedürfnis mich auf den Boden zu legen.
Und dann kam Berlin. Ich war inzwischen weit weg von jeglicher Realität und der Gedanke, dass ich gefangen in irgendeinem Büro seltsame Gutachten erstelle, erschien mir völlig abstrakt. Ich wartete immer noch auf die gute Fee mit dem Zauberstab, die sagte, „Musst du nicht machen. Dein neuer Auftrag lautet vor dieser Bühne zu stehen. Und diese Band wird für immer spielen!“.
Das Berliner Publikum war sehr steif verglichen mit dem in Hamburg und Dortmund. Vielleicht war das gut um mich auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. An der Band lag es nicht. Die haben sich auch in Berlin den Arsch abgespielt. Und ich liebe sie so sehr. „Winter“ ist immer noch ein unbeschreiblich guter Song. Mein Lieblingssong vom neuen Album „Where I am“ ist live wunderschön. Und Justin Sullivan ist ein Zauberer!! Und ich hatte noch tagelang "Over the wire" im Kopf...