Da ich kein bestehendes Thema hierzu gefunden habe, eröffne ich mal ein neues.
Ausgangspunkt war ein Posting von Pillermaik im Thema zum "Wir warten auf´s Christkind"-Album, in dem er einige Standpunkte seiner Überzeugung, aber auch Vermutungen bzgl. der Hosen/ Campino äußert.
Gerade letzterem stimme ich jedoch nicht unbedingt zu. Ich finde Campinios Texte gerade auf der Opium (z.B. 10 Gebote, Paradis) sehr gelungen.
Ich sehe sie auch dem christlichen Glauben gegenüber auch nicht als abwertend an; eher als kritisch. Und Kritik und ein Hinterfragen empfinde ich nicht als schädlich.
Ich würde mich über einen angergten Austausch freuen. Vielleicht schaut man sich auch mal die unterschiedlichen Songs an, in denen auf Religion, Kirche dun Glauben Bezug genommen wird.
Alles anzeigenKirche ist immer heikel... Sie gilt als uncool, als heuchlerisch und als verlogen. Aber kann man das verallgemeinern? Kann man die Besucher alle in denselben Topf schmeissen? Klar, es gibt diese Leute, die mit verkrampft ernster Miene versuchen Demütigkeit vozugaukeln. Aber es gibt auch Menschen, die da lachend hingehen - grad bei der Mitternachtsmesse zu Weihnachten. Zu denen gehöre auch ich. Ich glaube an Gott, doch nicht an sein Bodenpersonal, wie man so schön sagt. Die Kirche ist ok und gibt sicher grad Menschen aus älteren Generationen einen Halt, den wir so nicht gelernt haben. Für mich (und noch Jüngere) müsste man diese Frömmigkeit mal durch etwas Spass ersetzen. Irgendwie. Wie genau weiss ich auch nicht. Diese braven konfirmanden Songs könnten gegen lebendigen Gospel ausgetauscht werden.
Es muss nicht so enden wie zB bei der verlogenen Freikirche ICF, wo alles auf supermodern gemacht und schier schon Gesichtskontrolle durchgeführt wird, und man verkrampft unwitzig versucht den Staub der staatlichen Kirche abzuschütteln, indem man eine Band auf die Bühne stellt, die dann zB Lynyrd Skynyrds "Sweet home Alabama" zu "Sweet home, sweet Jesus" abändert, aber gleichzeitig wird die Rockmusik verteufelt. Lächerlich. Mit solchem Gedöns soll mir keiner kommen, denn meiner Meinung nach sind die mit ihrem stolzen Getue weiter von Gott weg als all die Menschen, die sie allwöchentlich verteufeln (Schwule, Abhängige, Randständige, Kranke..). Dahin sollte es sicher nicht gehen..
Doch so wie die Kirche jetzt in erster Linie funktioniert, gehe ich nicht hin, weil es mir einfach zu ernst ist. Zu fromm. Glaube und Spass haben schliessen sich gegenseitig nicht aus. Ich versuche täglich mein Bestes zu geben, den Menschen um mich zu helfen und für sie da zu sein. Ich versuche ein guter Mensch zu sein, scheitere daran allerdings täglich mehrmals... Irgendwie ist der Mensch einfach nicht gut. Oder zu egoistisch? Zu selbstgerecht? Liebe deinen Nächsten wie dich selbst - so heisst es.. Ja, das bedeutet ja dann, dass man sich zuerst selber lieben muss um Liebe von Herzen zu geben. Ohne Verlangen, ohne Hoffnung auf Gegenleistung - selbstlos! Das ist eine fast nicht zu schaffende Aufgabe ("Aufgabe" wort-wörtlich... Man gibt viel dafür auf).
Ein Zitat der Bibel sagt (Matthäus 6,1) sinngemäss:
"Wenn aber du betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten öffentlich. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viel Worte machen. "
So handhabe ich das... Ich brauch keine Kirche um zu beten, um in mich zu gehen oder meinen Glauben auszuleben - dennoch gehe ich zu Weihnachten in die Kirche! Es ist für mich ein Akt der "Dankbarkeit". Dabei wird gelacht, diese zero-fun Frömmler kann auch ich nicht ernst nehmen... Dennoch kann man das nicht verallgemeinern, nicht jeder der zu Weihnachten eine Kirche besucht ist ein Heuchler...
Komisch ist dann oft, dass genau diese Menschen, die über die Kirche und Gott ablassen, kirchlich getraut werden wollen (oder kirchlich bestattet). Da ist's dann wieder gut genug.
Ich glaube an Gott, jedoch ist mir diese sonntägliche Kirchenrennerei verdächtig und unsympathisch. Ich halte es mit Matthäus 6,1!
Viele Randständige (zumindest in Zürich) sind grad zu Weihnachten froh, dass es eine Kirche gibt, wo sie hinkönnen, wo es auch mal eine warme Suppe gibt.
Campino - so finde ich - hat sich bisher immer sehr unglücklich ausgedrückt wenn es um Kirche oder Glauben geht. Ich glaube, dass er gläubig ist, dies aber LANGE mit seinem Punk-Dasein nicht vereinbaren konnte und deswegen mit seinem gewohnten Zynismus und Sarkasmus an die Sache heran gegangen ist... Das läuft meistens schief. Man weiss zwar was er sagen will und ich gebe ihm auch häufig recht... Aber man darf nicht Verallgemeinen.