"Alles aus Liebe 40 Jahre Die Toten Hosen" best of Album

  • Ich schließe mich der Meinung von Solarangel zu "Alle sagen das" an, muss bei "Chaot (in mir)" aber widersprechen. Wenn Campino sich öffentlich zum Affen macht, leidet zwar sein Ansehen, er ist aber mit Sicherheit nicht der einzige, für den sich seine Familie schämt, dafür bedarf es keiner breiten Öffentlichkeit. Genau so wird Campino dann immer noch Sänger der Toten Hosen und einer der erfolgreichsten Musiker Deutschlands sein. Wenn einem von uns auf der Weihnachtsfeier besoffen was richtig dummes passiert, sind wir vielleicht unseren Job los und im blödesten Fall verhindert das auch, dass wir so schnell einen neuen bekommen. Insofern ist Prominenz da nicht unbedingt der Indikator dafür, wie schwer die Folgen von "chaotischem" Verhalten wiegen. Tatsächlich wird man mit genügend Öffentlichkeit wohl immer auch die Menschen erreichen, die die jeweilige Aktion gutheißen, egal, ob man Applaus von deren Seite haben möchte oder nicht. So oder so - ich finde den Song richtig, richtig stark und habe mich auch sehr darin wiedererkannt. Und für die meisten meiner Ausrutscher schäme ich mich nichtmal. Jedenfalls nicht auf die Art, dass ich mir wünschen würde, sie nie begangen zu haben. Eher in dem Sinne, dass ich vieles heute nicht mehr so machen würde, aber dennoch froh bin, dass Dinge so passiert sind. Das steckt für mich auch in dem Text drin.


    "Amore Felice" hatte mich sofort. Sowohl musikalisch als auch textlich, ich finde den durchaus bissig. Und da steckt unglaublich viel von dem Humor drin, den ich bei den Hosen so liebe und der teilweise echt selten geworden ist. Wer weiß, eventuell haben sie damit sogar Mr.BammBamms Kickboxer-Geschichte aufgegriffen. ;) "112" ist noch der, den ich am ehesten anmaßend finden könnte, weil man den Hosen ankreiden kann, dass sie sich da mit der Feuerwehr vergleichen, die einen knochenharten Job hat. Aber die Metaphorik passt halt auch einfach wie die Faust aufs Auge und ich glaube, den Scherz kann man mit einem Augenzwinkern schon verstehen. Musikalisch ist der "112" von den bisher genannten in meinen Augen der schwächste, aber trotzdem mindestens okay.


    Zu "Scheiß Wessis" habe ich im entsprechenden Thread schon was gesagt, mag ich, auch wenn er nach anfänglichem Wachsen irgendwann stehengeblieben ist. Und "Teufel", naja... Die Produktion macht einerseits viel kaputt, der könnte einfach wesentlich mehr scheppern, was er live auch tut. Andererseits ist der Text eine Art "Alles aus Liebe 2.0" - thematisch sicherlich auch heute noch relevant (vermutlich für immer), auch vollkommen legitim, den rauszubringen, aber musste das unbedingt eine Single sein?


    Wenn ich etwas kritisieren sollte, dann, dass fast alle neuen Songs (Teufel und Scheiß Wessis mal ausgenommen) im Grunde komplett auf Bridges verzichten. (Nicht das zwischen Strophe und Refrain, sondern das, was weder Strophe noch Refrain ist und in der Regel zwischen dem 2. und 3. Refrain an Stelle einer Strophe kommt.) Da kann man sich fragen, ob ein Song so etwas zwingend braucht, gerade durch ihre Kürze sind die neuen Tracks eben auch so auf die Fresse, aber ein bisschen unfertig wirkt der eine oder andere dadurch mMn schon. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau, bis jetzt gefallen mir die neuen Lieder echt besser, als es "Teufel" anfangs vermuten ließ. Ich bin da wirklich mit niedrigen Erwartungen rangegangen.


    Die neu aufgenommene Version von "Willkommen in Deutschland" ist natürlich gesanglich nicht mehr so brachial wie das Original von '93, aber sie haben ihn nochmal auf die Platte gepackt, wichtiges Statement. Dazu in der zweiten Strophe "Verrückte" durch "die Nazis" ersetzt, was auch nochmal klarer Position bezieht, gefällt mir! "Liebeslied" ist gesanglich etwas vielfältiger, kommt aber vom Tempo und Punch nicht an das Original ran, trotzdem cool, dass es auf der Best of gelandet ist. Den gibt's dann live hoffentlich weiterhin auf die Ohren (und Knochen). Zu "Bis zum bitteren Ende" hätten sie eigentlich das Live-Intro noch mitaufnehmen können, aber naja... Man kann nicht alles haben. "Wort zum Sonntag" bleibt was es ist, vielleicht hätte man die Zeile mit 60/70 irgendwie kreativer umtexten können, in etwa: "Vielleicht bin ich schon 60 // jedenfalls verdammt nah dran // doch warum soll ich jetzt erzählen // was früher einmal war?" aber das hätte den Song live natürlich gekillt, wenn eine Hälfte des Publikums dies, die andere das singt. Insofern kann ich damit leben, schade nur um das Intro, aber das war ja zu erwarten gewesen, auch wenn es weh tut.


    Zum Thema auserzählt: das hör ich erst, wenn ich's glaube. :daumen:

    Wir sind übrig.

  • Danke @Wehende Bayernfahne für die Rückendeckung zu Alle sagen das.


    Zum Thema Chaot möchte ich noch ein letztes Mal einhängen.

    An einer Weihnachtsfeier mal daneben sein rechtfertigt für mich die Bezeichnung Chaot nicht. Das ist damit nicht gemeint. Wenn wir Campinos Leben als chaotische Referenz nehmen, würd ich doch schon annehmen, dass 99% aller Beteiligten hier keine Chaoten sind. Das sollte mein Ansatz zum Thema sein.

    Jeder von uns stürzt mal ab, ist mal daneben. Doch ist man deswegen gleich ein Chaot? Bei Campino wissen wir, dass er einer ist. Aber nur schon Breiti oder Kuddel sind da wesentlich kontrollierter, geordneter. Und wenn wir nun sagen, dass wir den im Lied beschriebenen Chaoten auch in uns haben, weil wir 2x im Jahr peinlich oder daneben sind oder uns auch 3x die Woche besaufen, wird das dem Chaot im Lied nicht gerecht.


    Wer wegen einer Peinlichkeit oder einem Ausrutscher bei einer Weihnachtsfeier den Job verliert, muss was Grausames getan haben. Sexuelle Belästigung oder so. Das ist dann aber nur widerlich. Nicht chaotisch.

    Einmal editiert, zuletzt von Solarangel ()

  • Na genau das meine ich doch auch. Eben nicht nur mal einen Ausrutscher, sondern wiederkehrende Muster. Das mit der Weihnachtsfeier war dafür ein plakatives Beispiel, wie sich so was äußern kann. Einfach weil es hier schon genannt wurde und sich wohl jeder hier was darunter vorstellen kann. Ich könnte auch die Aussage einer Ex-Freundin von mir anführen, die mal als Trennungsgrund unter anderem meinen Umgang mit Autoritäten genannt hat, nur ist das viel spezifischer und die wenigsten könnten damit vermutlich was anfangen. Aber es unterstreicht, dass man kein Prominenter sein muss, um sich einiges zu vermasseln. Das soll natürlich Campinos Erfahrungen nicht klein reden, nur aufzeigen, dass Meijel sich sehr wohl darin wieder finden kann, auch wenn das auf dein Leben vielleicht nicht zutrifft.

    Wir sind übrig.

  • Wenn ich etwas kritisieren sollte, dann, dass fast alle neuen Songs (Teufel und Scheiß Wessis mal ausgenommen) im Grunde komplett auf Bridges verzichten. (Nicht das zwischen Strophe und Refrain, sondern das, was weder Strophe noch Refrain ist und in der Regel zwischen dem 2. und 3. Refrain an Stelle einer Strophe kommt.) Da kann man sich fragen, ob ein Song so etwas zwingend braucht, gerade durch ihre Kürze sind die neuen Tracks eben auch so auf die Fresse, aber ein bisschen unfertig wirkt der eine oder andere dadurch mMn schon. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau, bis jetzt gefallen mir die neuen Lieder echt besser, als es "Teufel" anfangs vermuten ließ. Ich bin da wirklich mit niedrigen Erwartungen rangegangen.

    Keine Ahung mehr wo ich das gelesen haben aber es ist modern heute keine Bridges und/oder Intros mehr zu haben. Da die meisten streamen muss ein Song sofort da sein, darf aber auf keinen Fall zu lang sein weil die Aufmerksamkeit des Durchschnitthörers nur noch für 3min reicht und nicht mehr für 3:30 min. Kann man finden wie man will, ist aber nun mal so.

    ....in Jogginghose tanzt der Langerfeld

  • Ich frag mich echt warum die Hosen 112 so abzufeiern scheinen, sogar soweit das man dafür extra ein Bühnenkostüm anfertigen lässt.


    Das ist neben Scheiss Wessis einfach der schlechteste der neuen Songs

    Es kommt die Zeit
    in der das Wasser wieder steigt...
    Es kommt die Zeit
    in der der Airport wieder brennt...

  • Laut Ansage hat er das von einem befreundeten Feuerwehrmann geschenkt bekommen...

    Auch dann wäre sie noch extra angefertigt :)


    Aber irgendwie fand im Stadion und auch im Block wo ich war niemand diesen Song gut, dass war schon ein heftiger Stimmungskiller. Wenn nicht gar der heftigste

    Es kommt die Zeit
    in der das Wasser wieder steigt...
    Es kommt die Zeit
    in der der Airport wieder brennt...

  • Naja der Song ist neu, ich war vorne bei mir der einzig Textfeste. Als downer habe ich ihn nicht erlebt, da fand ich DiM Schlimmer.

    Konnte man vom Sitzplatz aus gut sehen, da gabs keine Bewegung, die meisten standen achselzuckend da. Das ist der Moment sah komplett gegenteilig aus,


    Leider war auch "Willkommen in Deutschland" wohl ein ziemlicher downer...

    Es kommt die Zeit
    in der das Wasser wieder steigt...
    Es kommt die Zeit
    in der der Airport wieder brennt...

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