Laune der Natur + Learning English Lesson 2

ich nehme das anders wahr... nun war matthias reim sicher nicht der erste, der c-g-dm-am-g verwendete, aber bei "hasta" musste ich umgehend daran denken.
bei "paradies" haben sie zb die komplette gesangsmelodie des prinzen-songs "mann im mond" im refrain übernommen. auch wenn die songs unterschiedlich gesungen sind - ich höre so zeugs halt, du demzufolge nicht. aber nur weil du es nicht hörst, bedeutet das nicht automatisch, dass dem dann auch wirklich nicht so ist...

Sehr interessante These, jedoch für mich nicht wasserdicht, weswegen ich hier insistieren möchte!

"Laune der Natur" ist fast durch's Band schwermütig oder zumindest melancholisch, das ist auch bei "Wannsee" so, dem "sonnigen Sommersong". In ihm schwebt eine unfassbare tiefe Sehnsucht mit, musikalisch und textlich - so was fehlt "Tage wie diese" gänzlich, wenn ich auch den Song noch immer mag. Finde den Vergleich unpassend. Poppig? Kann man so sehen... Allerdings waren das immer wieder Hosen-Alben und grad Experimente wie "Freitag der 13.", "Vom Surfen und vom Saufen", "Letzte Wache", "Alles aus Liebe", "Er denkt, sie denkt" etc pp waren schon ab dem 2. Album "poppig", das ist in der Hosen-DNA verankert, wie auch das Schlagereske, auch wenn das keiner wahrhaben will.

Dass "Unter den Wolken" stark an "Altes Fieber" erinnert ist nicht zu leugnen - allerdings war man sich anno 2012 einig, dass "Altes Fieber" ein typischer - der typischste auf "Ballast.." - Hosen-Song ist, wie er auf jedem Album in ähnlicher Art auftaucht. Ist insofern auch nicht auf "Ballast" bezogen zu vergleichen.

"Hasta la muerte" vs. "Traurig einen Sommer lang"; auch hier haben wir 2 Songs, die eher in Richtung "typisch Hosen" gehen, wobei ich "Hasta.." noch weitaus typischer finde. Songwriting und Songidee von "Hasta" sind wesentlich tiefgründiger als das relativ billige "Traurig einen Sommer lang". Was haben die Songs gemein? Wenig, wie ich finde... Der Refrain von "Hasta" ist mächtig, bis in's Detail ausgearbeitet - ebenso das Riff zu Beginn, das nach einer WIRKLICHEN Idee klingt. All das fehlt dem relativ platten TESL komplett. Für mich ist die Songidee hinter TESL relativ einfach und kurzlebig. "Hasta" ist auch nicht mein Albumfavorit, aber ich denke er wird sich bei mir auf "Niemals einer Meinung"-Niveau einpendeln; hör ich sehr gerne, muss aber nicht mehr jeden Tag sein. Auch hier finde ich den Vergleich unpassend, weil qualitativ die Songs Welten trennen. Einzig das Tempo ist vergleichbar, da kannste aber 1000 Hosen-Songs hinzuziehen.

Für mich ist die "Laune der Natur" viel tiefgründiger, melancholischer und schwerer als die luftige "Ballast der Republik". Das ist beim Cover schon ersichtlich; "Ballast" weiss, "Natur" schwarz. Wie bei den Queen Alben "A night at the Opera" und "A day at the races", da auch zuerst weiss und darauf folgend schwarz - ähnliche Coverartworks. Aber kreuzverschiedene Platten, wenn auch Parallelen ("Bohemian rhapsody" vs. "Teo Torriatte" - beide gut, dennoch Welten.. Oder auch der "Prophets song"). Bei Queen war jedoch das erste Album stärker - wenn man den Vergleich aufrecht erhalten möchte.

Ich habe jetzt einfach aus Lust und Laune die "Kauf mich!" ausgewählt um damit den Vergleich zu "Laune der Natur"/"Ballast der Republik" zu ziehen nach deinen Vorgaben:

Auch hier kann man teilweise von poppiger Produktion sprechen bei allen 3 Scheiben.

Politik: Sascha/Willkommen in DE - Eurpopa/Ballast - Pop&Politik

Schönes trauriges Liebeslied: Oberhausen - Alles passiert - Niemals einer Meinung & Alles aus Liebe

Typischer Hosensong: TESL - HLM - Wünsch dir was

Traurige experimentelle Ballade: Alles hat seinen Grund - Eine Handvoll Erde - Mein grösster Feind/Gewissen

Pophit: Tage wie diese - Alles aus Liebe - bei "Natur" wissen wir es nicht, du sagtest "Wannsee"

"Wannsee" ist für mich auch eher ein Experiment, das anders ist und dennoch typisch nach Hosen klingt!

Die siehst, man kann auch eine Platte hinzuziehen, die fast 25 Jahre alt ist und es passt.. Vielleicht sogar noch besser als die "Ballast".
Vielleicht geht das sogar mit "Damenwahl" und "Kreuzzug". Zeigt auf, dass "Laune der Natur" - wenn denn schon im Vergleich - einfach ein eher typischeres Hosen-Album ist als "Ballast", das wenig Melancholie und Tiefgang transportiert.
Das ist der grosse und entscheidende Unterschied für mich zwischen "Ballast" und "Laune"; die Melancholie! Die fehlt "Ballast" fast gänzlich, auch wenn mit einem in der Art sensationellen Intro gestartet wird.
Und diese Melancholie ist für mich typisch für die Hosen... Im Vorfeld wünschte ich mir Songs der Machart von "Achterbahn", "Liebeslied", Niemals einer Meinung", "Wünsch dir was", All die ganzen Jahre", "Frohes Fest", "Glückspiraten", "Hier kommt Alex" oder auch "Wort zum Sonntag": Starke, hymnische Refrains, gutes Tempo und die Sache eher in Moll! Weniger "rifflastig" und pseudohart, dafür starke Melodien... Was für mich die Hosen ausmacht. Und exakt SO ist "Laune der Natur". Ein bisschen ergänzt durch Erfahrungen und mehr Können der letzten Jahre im Vergleich zu 1988 - aber für mich ist das Album typisch Hosen. Auf eine Art war das auch "Ballast der Republik" im Vergleich zu anderen Alben der vergangenen 20 Jahren (Opium - IAS). Aber halt wesentlich seichter.

Das Meiste was ich hier schreibe bezieht sich in erster Linie auf das Musikalische!! Texte sind ein Thema für sich, obwohl ich da "Laune" gar nicht so schwach finde wie hier viele tun.

Finde halt dennoch, dass "Ballast" aus dem Rahmen fällt... Klar ist da nicht jeder Song scheisse - 5 starke Songs hat das Album auch für mich: Reiss dich los, Europa, Vogelfrei, Altes Fieber und sogar Tage wie diese... Aber wie gesagt; ich finde da halt vorallem musikalisch keinen melancholischen Tiefgang ausser vielleicht in Europa, das auf mich jedoch auch eher düster-bedrohlich und verstörend wirkt in seiner brutalen und direkten Realität. Aber über "Europa" hat wohl auch kaum jemand ein negatives Wort verloren!! "Alles hat seinen Grund" ist für mich einfach nur langweilig und auch da fehlt der Tiefgang in Sachen Melancholie. Das soll so wirken, ist dazu aber viel zu oberflächlich gehalten - da kommt (bei mir) nicht dieser tiefe Fall, dieses beklemmende Gefühl in der Bauchgegend. Und genau das habe ich auf der "Natur" Scheibe immer wieder - wie ich es früher hatte. Hatte ich bei "Ballast" bis auf das Intro nicht. Nie.

Der Pop in "Ballast" - im Vergleich zu anderen Alben - ist dieser leichte, luftige, häufig lockere Unterton. Da fällt man nicht, da verliert man sich nicht. Das ist nett. Schön. Angenehm - ich denke, sonst hätte sich die Scheibe nicht SO verkauft. Twd ist ja ein Aushängeschild des Angenehmen, des Schönen und Positiven.
IAS zB war düster wie die Jahreszeit als es erschien, wie das Cover... LdN ist tief melancholisch. BdR ist viel freundlicher, braver, angepasster. Ich rede nicht vom Klang/Sound, sondern von der Grundstimmung. Und das was schwer und beklemmend sein soll ("Alles hat seinen Grund") ist zu lahmarschig, als dass man es so empfinden könnte. Empfinde ich bei keinem andern Hosen-Album so. Und dieses LEichte ist halt der Pop, der Helene Fischer-Groove.

"Europa" mal ausgeklammert und alles ist nur meine subjektive Wahrnehmung!

Warum diese haltlose Annahme? "Alles aus Liebe", "Jägermeister" oder auch "Alex" schlugen im Verhältnis auch ein, brachten damals neue (Normalo-)Fans, Air Play, die Stadien wurden kontinuierlich grösser - und dennoch sind die Alben mit den Songs drauf top im Fan-Ranking.

"Ballast" hat einfach zu wenig Substanz, zu wenig Tiefe... "Das ist der Moment", "Alles har seinen Grund", "Schade, scheisse..", "2/3 Liebe", "Ballast", "Drei Worte" und sogar "Draussen vor der Tür" sind doch einfach ungenügende bis schlechte Songs. Das kannst du mir oder Anderen doch nicht absprechen, die das so empfinden. "Oberhausen", "Traurig einen Sommer lang" und "Ein guter Tag zum Fliegen" sind ok - der Rest gut.
Aber von den "guten" Songs schafft es nur "Vogelfrei" auf ein Hosen-Mixtape ("Europa" passt nicht drauf). Das zeigt einfach, dass das Material verhältnismässig zu schwach und seicht ist um neben anderen Werken zu bestehen.
Viele hier haben "BdR" schon hart kritisiert, bevor "Twd" ein Überhit wurde - ich brauchte etwas länger das zuzugeben, spürte aber in mir drin von ANFANG an, dass mir dieses Album nicht wirklich passt.. Konnte es einfach nicht so zugeben, weil es mir leid tat.

So doof, dass ich Alben an ihrem Erfolg messe und beurteile bin ich nicht. Ich liebe zB Nirvanas "Nevermind" und das hat sich noch KNAPP häufiger verkauft als "Ballast". Und das obwohl ich Nirvana schon vor dem Album kannte und gut fand. Dasselbe gilt für das Debut von Rage against the Machine, "Nevermind" von den Pistols oder das schwarze Album von Metallica (ist zwar nicht mein Lieblingsalbum der Band, aber es ist gut). Oder "Tragic kingdom" von No Doubt; das erfolgreichste und für mich beste Album der Band.

Zudem weisst du heute nicht, in welche Richtung die Verkäufe von "Laune der Natur" sich entwickeln. Ich persönlich gehe davon aus, dass das Album hinter "Ballast" zurück bleibt, weil die Scheibe einfach wesentlich schwerer und trauriger ist als das luftige "Ballast"-Werk. Jedoch schlug "Ballast" ja erst in etwa ein halbes Jahr nach Veröffentlichung so dermassen ein.. Diesbezüglich hat "LdN" noch etwas Zeit.

Und wie ich es schon x mal erwähnte: Das Album an sich ist vielleicht wirklich nicht soooooo schlecht... Gut ist es dennoch nicht! Aber was danach kam - diese langweiligen Konzerte, alles der Masse angepasst, doofe Interviews, wenig politische Stellungnahme plus stiefmütterliche Behandlung von "Europa", Wetten dass, Bierzelt-Action, alles immer grösser, weiter, höher - weit weg davon, was man mal war und wie all die Jahre davor die Konzerte waren... Darum ja auch das zwar etwas ironische, jedoch schon als Statement zu betrachtende "Urknall" - einen Schritt zurück. Oder auch "Pop & Politik" - direkte Reaktionen auf das was zwischen 2012 und 2015 geschah... Die Band hat doch selber gemerkt, dass das zwar schmeichelhaft und super für's Bankkonto ist, wenn man so beliebt ist - dass man sich selber und das was man im Inneren immer noch ist etwas verliert durch dieses Hätscheln.
Das ist aber nicht weil das Album nur erfolgreich war - es ist das Verhalten der Band. Und es passt zum seichten Album "Ballast der Republik".
Umso cooler, dass eine der ersten Aktionen der Band jetzt im pre-Verhalten der "Laune"-Aera "Gegenwind der Zeit" in Dresden war!!

"Laune der Natur" spricht eine ganz andere Sprache als "BdR" und ich bin mir sicher, dass ich das auch in 5 Jahren noch so empfinde.

ist immer geschmacksache, doch ich empfinde das auch so wie köln!