Alles ohne Strom - ab 25.10.

  • Für mich war der Kauf der Scheibe (und das Earbook) ein MUSS da es an "Abende wie diese" erinnert. Pillermaik hat es schön beschrieben, auch für mich war es das Highlight. Wegen Reizüberflutung vor Ort hatte ich nicht mehr alles so im Kopf, deswegen war ich mehr als gespannt.


    Was ich in Erinnerung habe war (habs mal erwähnt) das der Prediger für mich endgültig den Entertainer Thron bestiegen hat und die Gitarrenkünste von Kuddel bis heute absolut beeindruckt. Gefühlt hatte er mehr als 10 Gitarren in der Mache?? ..seufz...Was ein toller Musiker.


    Zum Album:
    Es läuft bei mir im Auto rauf und runter und anders als die letzten Alben hat es mich so richtig gebumst! Was für ein klasse Arrangement :love:
    Ich verstehe nicht viel von Musik und gerade deswegen bewundere ich die Idee und den Mut sowas umzusetzten und die Vielzahl der (neu) eingebrachten Instrumente.


    Einige Lieder in dieser Forum kenne ich noch von der Pauken + Trompeten Tour, besonders Strom hab ich gut in Erinnerung.
    Politische Lieder würde ich gerne tauschen gegen VdZ (vielleicht isses auf dem Earbook), ansonsten hab ich nix zu verbessern. Auch das hier wenig geliebte "Twd" ist in Dauerschleife. Viielleicht muss man Campi + Kuddel dabei live auf dieser Bühne gesehen haben um es zu mögen. Guckt Euch mal die DVD an, ich denke da kann man einiges erlebte besser nachvollziehen.


    Bevor ich das Album gehört habe war ich sehr skeptisch mit der Tour. Aber jetzt freue ich mich so richtig, meine Karten sind für die (meines Erachtens) problematischen Hallen Stuttgart und F. Open Air bin ich skeptisch, vielleicht hol ich mir die ein oder andere Karte noch.
    Will erstmal Green Day in Berlin abwarten, vielleicht hab ich dann von Open Air erstmal wieder die Schnauze voll. :whistling:

    Es ist schade, das nicht mehr das Erreichte zählt sondern das Erzählte reicht

  • Ergänzung:
    Ein guter Freund, der hier mitliest - was mir gar nicht bewusst war - fragte mich, warum ich "Hier kommt Alex" nicht besprochen habe... Wird nachgeholt:


    Der Wow-Effekt verfliegt relativ schnell. Es war mutig und cool eine "La grange"-Version von "Alex" zu machen, aber leider nutzt sich der "Joke" nach nur wenigen Durchgängen ab. Ähnlich wie "Bommerlunder" als Jazz-Stück 2005. Bei "Alex" liegt das aber auch daran, weil es im Original eine nahezu perfekte Komposition ist. Sie bündelt Wut, Zorn, Inhaltlich Gewalt, pure Brutalität, jedoch - durch die Nutzung von vielen Moll-Akkorden/Tönen - auch Verletzlichkeit und sogar Trauer, wenn man Alex' Opfer denkt. Der Song kann nicht besser sein als er es auf der "Horrorschau" ist - speziell noch mit dem Ludwig Van-Intro und Kuddels langgezogenem Schrei!


    Darum finde ich Alex in sämtlichen Unplugged-Versionen schwierig. Schnelles Abnutzen war der Grund, warum ich den Song nicht erwähnt habe!

    2 Mal editiert, zuletzt von pillermaik ()

  • Der Song kann nicht besser sein als er es auf der "Horrorschau" ist - speziell noch mit dem Ludwig Van-Intro und Kuddels langgezogenem Schrei!


    Word! Allein wenn ich das Intro, das nach dem Schrei einsetzt, im Kopf habe, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut.

    Es hat sich vieles getan, auf Dosenbier gibt es jetzt Pfand,
    aber die meisten von uns leben noch, das war nicht immer so geplant.
    (Koyaanisqatsi)

  • Es kann sein, dass ich im Moment "Sklave des Überinterpretierens" bin - zumindest für fantasielose Plumpsäcke... Aber "Schwerelos" lässt mich nicht los. Die Doppeldeutigkeit "schwerelos" und "die Schwere loswerden" ist ja offensichtlich... Was ich jetzt schreibe ist auch keine Interpreation des Textes, eher eine Assoziation dessen, womit ich den Zusammenhang herbeiführe..


    "Sie hat die Hölle von Auschwitz überlebt - das wirft sie sich oft vor.." - man würde aus unserer Perspektive ja denken, dass das ein grosses Glück ist! Aber sie sehnt sich nach dem Tod, das verstehe ich zumindest so. Sie folgt den Vögeln - ein letztes Entfliehen, Leichtigkeit, weil sie die Last einfach nicht mehr tragen und ertragen kann (hierzu andere Meinungen?). Das zeigt auf, was die Nazis nachhaltig angerichtet (!) haben mit den Menschen. Traumata ein Leben lang. Innerlich zerstört, entfachte Angst als dauerhaftes Szenario... Und da der Antisemitismus aktuell wieder auf beängstigende Art und Weise zunimmt und somit auch die eindringliche, nackte Angst der Überlebenden, dass sich sowas wiederholt, auslöst, lässt die Entschiedung für die Protagonistin leicht erscheinen: Dann lieber sterben, frei sein, keine Angst mehr haben, die Last loswerden... Gehen wir noch vom Glauben eines Juden oder auch Christen aus (Tora), wird man endlich mit offenen Armen und bedingungsloser Liebe empfangen.


    Der Song drückt überdeutlich aus, dass Rechtslastigkeit, rechtes Gedankengut, nie zu innerem Frieden führen kann: schon gar nicht für die Opfer, aber auch nicht für die Täter. Es werden durch rechtes Gedankengut immer Menschen unterdrückt, ausgeschlossen, gehasst oder sogar verfolgt und getötet. Und selbst wenn alle "Feindbilder" ausgelöscht und vernichtet sind - jeder der tötet oder für ein Menschenleben verantwortlich ist, opfert ein Teil seiner Seele - steht man vor einer grossen Leere. Eine Ideologie, die nur auf Ausgrenzung und Hass basiert, findet nie Ruhe, auch nicht , wenn sie da "angekommen" ist, was sie als ihr Ziel sieht. Wohin soll das führen? Was ist daran erstrebenswert? Die erstrebte Herrenrasse - die selber x-Mal mutiert und insofern nicht mehr im Ansatz "rein" ist - die dann endgültig zu Psychos oder lebenden Toten mutiert, weil sie an ihren menschenverachtenden Taten erstickt, aufgewacht nach der Emotion des puren Hasses, und ideologisch kein Ziel mehr hat...


    Ich empfinde "Schwerelos" als höchst bewegend. Und eine Reflexion dessen was gerade aktuell passiert. Hier, heute, jetzt - nicht vor 80 Jahren.. Absolutes Meisterwerk!

    Einmal editiert, zuletzt von pillermaik ()

  • Mir war die ganze Zeit unerklärlich, warum eine alte Dame, die den Holocaust überlebt hat, sich das Leben nimmt nach all den Jahren. Was wollen uns die Hosen damit sagen, resp. Campino (ohne Marteria hoffentlich)? Sie hat die Schuldgefühle, den inneren Druck, die Last nicht mehr ausgehalten und springt in den Tod. Aber warum so spät? Da Campino ja ein genialer Texter ist, wenn er denn will, könnte doch noch eine andere Ebene dahinter versteckt sein. Aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters liegt sie im Sterben und erinnert sich daran, wie gerne sie Vögel beobachtet hat, die schwerelos über allem Irdischen schweben. Sie hat sich immer danach gesehnt, es ihnen gleich zu tun, wie sie zu sein. Aber getraut hat sie sich nie. Und dann, im Zeitpunkt ihres Todes, springt ihre Seele den Vögeln hinterher und fliegt mit ihnen davon.


    Es ist zwar kein Liebeslied, aber meiner bescheidenen Meinung nach haben die Hosen damit ihr bestes Lied ever abgeliefert und können sich jetzt meinethalben auflösen... nach diversen Touren. ;)

    "Nichts ist schwerer und erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!"


  • ..ääh..ja... du wiederholst eigentlich 1:1 was ich geschrieben habe :D! Oder kam bei meinem Text nicht durch, dass ich mit "den Vögeln folgen, ein letztes Entfliehen, Leichtigkeit, weil sie die Last einfach nicht mehr tragen und ertragen kann" den Freitod meine?? ?(


    "Sie hat die Hölle von Auschwitz überlebt - das wirft sie sich oft vor.." - man würde aus unserer Perspektive ja denken, dass das ein grosses Glück ist! Aber sie sehnt sich nach dem Tod, das verstehe ich zumindest so. Sie folgt den Vögeln - ein letztes Entfliehen, Leichtigkeit, weil sie die Last einfach nicht mehr tragen und ertragen kann (hierzu andere Meinungen?). Das zeigt auf, was die Nazis nachhaltig angerichtet (!) haben mit den Menschen. Traumata ein Leben lang. Innerlich zerstört, entfachte Angst als dauerhaftes Szenario...


    Dachte, das sei damit klar formuliert!


    Mir war die ganze Zeit unerklärlich, warum eine alte Dame, die den Holocaust überlebt hat, sich das Leben nimmt nach all den Jahren. Was wollen uns die Hosen damit sagen, resp. Campino (ohne Marteria hoffentlich)? Sie hat die Schuldgefühle, den inneren Druck, die Last nicht mehr ausgehalten und springt in den Tod. Aber warum so spät?


    Habe ich mich auch gefragt... Allerdings kam ich dann zum Schluss, wie schon geschrieben, dass sie es tut, weil der Antisemitismus stark zunimmt, weil man wegen dem politischen Klima an die Zeit des Nationalsozialismus erinnert wird bei all dem Hass, der Wut, und dem Aufschwung von Rechts, wie er aktuell stattfindet.

    2 Mal editiert, zuletzt von pillermaik ()

  • Der Song knallt bei mir immer noch heftig rein. Werde da beim Hören richtig tief traurig und beklommen.
    Ist noch früh, aber für mich vermutlich einer der besten Hosensongs der letzten Jahre.


    Vielleicht im diskutierten Zusammenhang auch interessant ist die Aussage von Campino in einem aktuellen Interview:

    "Mit 15 schrieben wir noch Parolen an die Wand,
    die keiner von uns damals...so ganz genau verstand."

  • Ich trinke nicht.


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    Es müsste immer Musik da sein.
    Bei allem was du machst. Und wenn's so richtig scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da.
    Und an der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.

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