Entartete Musik - Willkommen in Deutschland - Besprechung


  • Sicherlich kein Album, welches man sich alle Tage oder mal eben so anhören wird.

    Genau das ist bei mir der Grund, weshalb ich so lange mit der (Vor-)Bestellung gewartet habe. Zuerst wollte ich es gar nicht bestellen.


    Damals in der Tonhalle war alles so intensiv, ein Gänsehautmoment nach dem anderen, eine Thematik, die so tief geht. Dieses dunkle Kapitel der Geschichte musikalisch zu erleben, hat mich emotional sehr berührt. Das alles zu verarbeiten, hat ein bisschen gedauert. Es schien mir absurd, mich dem ganzen durch das nochmalige Hören nochmal auszusetzen.


    Nagut, dann hab ich das Album irgendwann doch vorbestellt, weil ich gespannt war, was auf der DVD drauf ist. Die Platten liefen bisher aber noch nicht und ich hab auch keine Ahnung, ob ich sie jemals auflegen werde.

    Lauf nicht weg und keinem nach.

  • Ich habe angefangen, ein bisschen über das Leben der dargestellten Menschen zu recherchieren. Hier ist ein sehenswerter Beitrag über die Schriftstellerin Ilse Weber (Wiegela) sowie das Lied über Theresienstadt:


    3-Sat Beitrag

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    Ich wandre durch Theresienstadt:

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  • Entgegen meiner bisherigen Gewohnheit, jedes, wirklich jedes Hosen-Album zu kaufen, habe ich bei iTunes lediglich ein paar Tracks gekauft ("Drei Kreuze", "Ballast", "Willkommen in Deutschland", "Im Nebel") - bis auf Letzteres, ich weiß, keine originelle Auswahl, wenn man den Rahmen betrachtet. Aber ich konnnte mich einfach nicht dazu durchringen, die anderen Stücke zu kaufen, da ich sie nicht öfters als ein, zwei Mal hören würde. Das heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass ich das Album oder die Intention nicht gut und wichtig finde. Ganz im Gegenteil. Zum richtigen Zeitpunkt das richtige Zeichen, "Willkommen in Deutschland" ist in der Tat unfassbar und erschütternd aktuell. Wer meine Auswahl sieht, der weiß, ich habe die Stücke in erster Linie gekauft, um die Songs unplugged bzw. mit Orchester zu hören. Mir hat schon die Burgtheater-CD sehr gut gefallen und auch die kürzlich gespielte orchestrale Version von "Unsterblich" finde ich ganz zauberhaft.


    Ich finde die Ansagen super, ich finde den Sound stark - ich ärgere mich aber ein bisschen bei "Ballast", dass sie nicht die Zurückhaltung der (sehr interessant groovigen) Strophe im Refrain beibehalten haben, sondern im Refrain wieder unbedingt Lärm machen wollen.


    Also. Auch wenn ich am Thema vorbei gekauft habe: Super Sache und an den o.g. Songs werde ich in der Form noch viel Freude haben. "Im Nebel" ist überragend.


    Okaaay, kann man machen, verstehen muss mans nicht. Finde ich ein wenig "beleidigend" den anderen Songs und dem ganzen Arrangement gegenüber. Aber gut, kann ja jeder machen, was er will.


    Die "richtigen" Hosenlieder sind bei mir z.B. die, die mich richtig nerven auf dem Album und die ich künftig wsl wirekt wegdrücke. "Willkommen in D" geht noch durch, "Europa" lass ich mir auch noch gefallen, wenngleich das eher ne andere Baustelle ist, wie Campino auch selbst sagt (nur mit nem anderen Wortlaut), aber den Rest finde ich in dem Zusammenhang unnötig. Product placement quasi.
    Ich hab mich jetzt nicht mit der Reihenfolge der Songs auf der CD vertraut gemacht, ich habs eben auf ner längeren Autofahrt 1x gehört und es kann sein, dass mein mp3-Player bissel was falsch sortiert hat, 1 und 10 war für ihn glaube ich eins. D.h. ich weiß nicht, wann die Hosenlieder wirklich kommen, bei mir wars am Schluss direkt hintereinander. Und als erstes fiel mir auf, dass dabei der Applaus deutlich höher ausfiel, gesteigert wurde der "Kulturschock" noch, als bei Sascha "Stadlhaft" mitgeklatscht wurde. Mus man den Fanpappnasen noch ne Partyviertelstunde vorsetzen? Kann man das ganze nicht in bzw. mit Würde enden lassen? Hat mich i-wie aus der "feierlichen" - im Sinne von ernsten - Laune gerissen. Liegt bei mir vllt auch daran, dass ich Klassikkonzerte, Opernbesuche und dergleichen mag und mich dann auch ganz dieser - anderen - Stimmung hingebe. Und dann brauche ich keine Partystimmung, dann kann der Abend auch mal gediegen bleiben.
    Ansonsten habe ich nix auszusetzen, kann aber nach dem ersten Anhören sagen, dass mir die reinen Orchesterstücke am besten gefielen. Muss mir aber noch das Booklet zu Gemüte führen um zu sehen, was denn da so überhaupt gesamt drauf ist. Bis jetzt wars einfach nur blindes hören.


    Edit sagt: pardon, ich glaub beim "Mädchen aus Rottweil" wird geklatscht, nicht bei Sascha. Das Lied stört mich auch am meisten.

    Wer keine Angst vorm Teufel hat, braucht auch keinen Gott!


    Nr. 5 lebt - wir sehen uns wo die eisernen Kreuze stehen...

    Einmal editiert, zuletzt von Katastrophenkommando ()

  • Leider war ich damals bei den Konzerten nicht dabei. Ich arbeite mich langsam durch...bin arbeitsmäßig ziemlich eingespannt und so schaff ich das leider im Moment nur, Stück für Stück zu hören. Die Stücke mit dem Kinderchor haben mich allerdings auch sehr berührt - seitdem ich selber Mutter bin, geht mir das noch mehr an die Nieren als früher - egal, ob ich diese Lieder höre, eine Doku schau oder in einer Ausstellung bin - da ist immer ein dicker Kloß im Hals. Man sieht in dem Moment seine eigenen Kinder, wenn man sich versucht vorzustellen, was da passiert ist. Die Moorsoldaten erinnern mich an meinen Großvater, der hier in den hohen Norden deportiert wurde und zwangsarbeiten mussten. (off-topic: man erzählte mir die alten Geschichten der Gefangenen aus dem KZ im Nachbardorf, die tatsächlich im Marsch durch die Dörfer gingen, um einen Wall gegen die Alliierten auszuheben. Die meisten starben innerhalb weniger Monate)
    Ich hoffe, dass ich es demnächst mal schaffen werde, die LP's in einem Stück abzuspielen.


    Edit: Schindler's Liste kann ich seit 12 Jahren nicht mehr anschauen, seitdem mein Sohn auf der Welt ist. Die Musik tut ihr übriges dazu.....


  • .... Und als erstes fiel mir auf, dass dabei der Applaus deutlich höher ausfiel, gesteigert wurde der "Kulturschock" noch, als bei Sascha "Stadlhaft" mitgeklatscht wurde. Mus man den Fanpappnasen noch ne Partyviertelstunde vorsetzen? Kann man das ganze nicht in bzw. mit Würde enden lassen? Hat mich i-wie aus der "feierlichen" - im Sinne von ernsten - Laune gerissen. Liegt bei mir vllt auch daran, dass ich Klassikkonzerte, Opernbesuche und dergleichen mag und mich dann auch ganz dieser - anderen - Stimmung hingebe. Und dann brauche ich keine Partystimmung, dann kann der Abend auch mal gediegen bleiben.
    Ansonsten habe ich nix auszusetzen, kann aber nach dem ersten Anhören sagen, dass mir die reinen Orchesterstücke am besten gefielen. Muss mir aber noch das Booklet zu Gemüte führen um zu sehen, was denn da so überhaupt gesamt drauf ist. Bis jetzt wars einfach nur blindes hören.


    Edit sagt: pardon, ich glaub beim "Mädchen aus Rottweil" wird geklatscht, nicht bei Sascha. Das Lied stört mich auch am meisten.

    eine Anmerkung dazu: vllt. hörst Du Dir das Album mal in der Reihenfolge an. Dann "spürt" man das vielleicht anders.
    Aus meiner Sicht kann ich nur sagen, dass ich das überhaupt nicht störend fand.


    Das Publikum (und auch die Hosen selbst) war so begeistert von dem Violinisten zu Beginn von "Mädchen aus Rottweil" und hat da schon applaudiert. Campino hatte immer Dauergrinsen, wenn der Violinist losgelegt hat. Zudem sagt Campino ja auch zu Beginn des Stückes, dass sie den Abend mit einem lockeren Lied beschließen wollen.
    Ich kann nur meine Empfindung dazu schreiben: nach den ganzen emotionalen, teilweise bedrückenden Stücken, war ich doch "froh", dass die Abende einen lockeren Abschluss fanden. Es hatte etwas davon, dass sich die ganze Anspannung, egal, ob beim Orchester, bei den Hosen oder auch im Publikum, auf einmal gelöst hat und man vielleicht auch die trüben Gedanken, die man während dem Konzert hatte, irgendwie abschütteln konnte.
    Was ja nicht heißt, dass einen das nicht mehr berührt. Aber ich glaube, hätte der Abend "ernst" geendet, wäre man ganz anders nach Hause gegangen.
    Ich habe es definitiv an keinem der drei Abende als "Partystimmung" oder ähnliches empfunden.


    Was mir auch aufgefallen ist: wie gut man z.B. Kuddels Gesang bei den Hosen Stücken hört. Ich finde die Abmischung richtig gelungen. Da passt irgendwie alles. Aus meiner Sicht kommt immer das zur Geltung, was grad herausstechen soll. Ob es nun das Orchester ist oder die Hosen oder die Solos.


    Und was ich in meinem ersten Beitrag vergessen habe: ein großes :s_thanks: zum einen an die RSH und an die Jungs, die die ganze Arbeit hatten, dass Album und die DVD zu gestalten. :s_thanks: wir haben lange gewartet, aber es hat sich definitiv gelohnt.


    und @ Hoernchen (sorry, kann es jetzt leider nicht noch zitieren): ja, bei mir zeigt er am PC auch nur Tracks an ohne Titelinfo. Allerdings aufm Display vom Autoradio wird alles angezeigt. Ich frage mich nun, ob die Infos irgendwie "versteckt" sind??


    Na, wie sieht's aus ?
    An Tagen wie diesen, 17.08.2015 Zürich, Mascotte,
    :daumen: wünsch ich mir Unendlichkeit !


  • Ich habe es leider auch nicht live gesehen, habe mir am Wochenende die CDs angehört und es hat mich so unglaublich berührt, etwas ganz besonderes. Man hört genau wie wichtig es allen Beteiligten ist, das Orchester hat eine große Qualität und sie setzen mit viel Energie Enthusiasmus und Hingabe ein tolles Zeichen, Hut ab!

    Solange ich noch zwei Freunde find',
    werden wir durch die Straßen zieh'n.
    Solang' die Wellenreiter lästern,
    weiß ich, dass es nichts Besseres gibt.


  • .....
    und @ Hoernchen (sorry, kann es jetzt leider nicht noch zitieren): ja, bei mir zeigt er am PC auch nur Tracks an ohne Titelinfo. Allerdings aufm Display vom Autoradio wird alles angezeigt. Ich frage mich nun, ob die Infos irgendwie "versteckt" sind??


    mein Autoradio kann so was ja gar nicht :D , mit dem von Sascha genannten Programm zeigt mein PC die Titel und alles andere brav an, wenn ich sie mit iTunes auslesen will, geht immer noch nix. Irgendwie hat iTunes ein Problem mit der CD, bei anderen CDs die ich auch jetzt erst neu eingelesen habe, wird alles angezeigt.

  • Ich habe meine LP am Wochenende auch mal in Ruhe gehört. Ein super Konzert ist das, schade dass ich nicht dabei war!
    Ist ein schöner beleg für die Entwicklung der Band. Solche Ausflüge sind super! Nun sollten sie sich aber beim nächsten Album wieder auf die Wurzeln besinnen ;) !

  • D.h. ich weiß nicht, wann die Hosenlieder wirklich kommen, bei mir wars am Schluss direkt hintereinander. Und als erstes fiel mir auf, dass dabei der Applaus deutlich höher ausfiel,.


    Habe ich ganz anders wahrgenommen (sowohl direkt beim Konzert als auch bei der CD). Hör dir doch z.B. noch mal "Wiegala" oder "Sholem-Alekhem". Da war der Applaus sehr stark (bei "Wiegala" gab´s, glaube ich, sogar "Bravo"-Rufe.


    gesteigert wurde der "Kulturschock" noch, als bei Sascha Mädchen aus Rottweil "Stadlhaft" mitgeklatscht wurde. Mus man den Fanpappnasen noch ne Partyviertelstunde vorsetzen? Kann man das ganze nicht in bzw. mit Würde enden lassen? Hat mich i-wie aus der "feierlichen" - im Sinne von ernsten - Laune gerissen. Liegt bei mir vllt auch daran, dass ich Klassikkonzerte, Opernbesuche und dergleichen mag und mich dann auch ganz dieser - anderen - Stimmung hingebe. Und dann brauche ich keine Partystimmung, dann kann der Abend auch mal gediegen bleiben.


    Grundsätzlich bin ich auch kein Freund vom ständigen, fast schon reflexartigen Mitklatschen
    Aber hier hat es wirklich gut gepasst. Wie Chamäleon schon schrieb, das Lied diente echt zum "Spannungsabbau", was ich auch gut fand. Und die Leute haben auch nicht einfach stumpf oder "stadlmäßig" wie du es nennst ;) losgeklatscht. Mit seiner Ansage hat Campino quasi dazu ermuntert.


    Ansonsten hätte es während des ganzen Konzerts etliche Momente für "stadlhaftes" Klatschen gegeben: z.B. "Einen großen Nazi hat sie: Oder schau dir mal auf Youtube eine Aufnahme zu "Sholem-Alekhem" an. Das Publikum dort klatscht bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit. Das finde ich schlimmer.

  • Also mir gefällt das Album als das, was es ist - eine Mischung zweier völlig verschiedener Musikstile mit einem gemeinsamen Ziel: Dem Gedenken an die „entartete Musik“. Und das halte ich für SEHR gelungen!
    Daß es Fans gibt, die das Album ausschließlich der Hosen-Beiträge wegen kaufen, finde ich persönlich auch schade – war aber zu erwarten.
    Das besondere dieses Albums ist schließlich nicht, es „als Kaufhaus- oder Unterhaltungsmusik“ nebenbei zu hören, sondern hin- und zuzuhören!
    Was mir – muss ich leider sagen – an der einen oder anderen Stelle schwer fiel, da mir Campino teilweise zuviel „krächzt“ (ich konnte in der Tonhalle leider nicht dabei sein – war er damals erkältet/heiser? - Oder empfinde das nur ich so?) Auch, daß seine Ansagen (jedenfalls auf CD) recht leise sind, empfinde ich als kleines Manko.
    Nichtsdestotrotz tut das der Sache aber keinen Abbruch – ich mag das ganze Projekt und zolle allen Beteiligten großen Respekt!
    Die Orchesterleistung ist GROSSARTIG und neben dem, was dieses Album ausmacht – nämlich der „entarteten Musik“ – die Ursache für die Gänsehaut, die einem das Ganze bereitet (WENN man, wie gesagt, hin- und zuhört und nicht Pogo und Rock´n Roll erwartet.)
    „A Survivor from Warsaw“ ist ein echt dicker Brocken – und geht einem so unglaublich nah... Ich hätte nicht gedacht, daß Campino das DERMASSEN überzeugend rüberbringt. Chapeau!
    Was die Lieder aus der Feder der Hosen betrifft, passen „Willkommen in Deutschland“, „Sascha“ und „Europa“ ganz klar am besten ins Repertoire. (Wobei ich persönlich mich am meisten über Hesses "Im Nebel" gefreut habe...) Daß „Das Mädchen aus Rottweil“ auf dem Album ist, empfinde ich dagegen als äußerst unpassend. Das war mir schon suspekt, als ich damals hier im Forum gelesen habe, daß es auf den Konzerten gespielt wird. (Vielleicht hat´s dem Orchester Spaß gemacht?! Inhaltlich – find ich – fällt es aus dem Rahmen...)
    Ansonsten ein experimentierfreudiges, faszinierendes, wichtiges Unterfangen, dem, gerade in der heutigen Zeit, großes Lob gebührt! - DANKE an alle Beteiligten!!!
    By the way... Für mich hat das Ganze noch einen schönen Nebeneffekt: Ein Freund von mir, älteren Jahrgangs (mehr „der Klassik-Hörer“), selbst im künstlerischen Bereich aktiv, konnte mit den Toten Hosen nie was anfangen – was heißt, nie was anfangen... – er fand sie einfach nur laut und furchtbar und hat in Campino im Prinzip bis vor kurzem den saufenden, respektlosen Punkproleten gesehen.
    Als er von dem Gedenkkonzert gehört hat, welches natürlich NULL in sein Bild von den Hosen passte, kam allerdings ein gewisses Interesse auf (hat leider auch mit der Vergangenheit seines im KZ inhaftiert gewesenen Vaters zu tun
    ), weshalb ich heute die Gelegenheit genutzt habe, ihm ungefragt die Vinyl zu schenken – auf der ihn Campinos Gesang befremden wird (das weiß ich schon...) – aber allein die Tatsache, wie SEHR er sich über die Platten gefreut hat und wie groß sein Interesse und seine Vorfreude aufs Hören derselben schien, lässt mich innerlich schmunzeln, und ich bin gespannt, wie die Kritik des „Anti-Hosen-Senior“ (mit besonderem, persönlichen Hintergrund zu dem Ganzen) demnächst ausfällt!
    (Die interessiert mich wesentlich mehr, als eine oberflächliche aus dem musikexpress…)



    "Morgen ist auch noch ein Tag", sagte der Optimist.
    (Werner Mitsch)

    5 Mal editiert, zuletzt von Azzurro08 ()

  • Ich glaube, einige Themen vermischen sich ein bisschen hier....Themen sind angerissen worden, die eine tiefgründige Behandlung bedürfen, was ich momentan zeitlich echt nicht hinkriege. Ich schreibe einfach meine Gedanken hin, unsortiert wie sie sind... Sorry...


    1. Das Zwischenspiel zwischen der Musik und dem Publikum
    Ich glaube, dass man auch bedenken soll, dass es zwei Seiten zur entarteten Musik und die ausgewählten Hosenlieder gibt...
    Die eine Seite gedenkt die Menschen und ihre schrecklichen Schicksale sowie die entartete Musik und deren Schönheit...Besinnung, in sich hinein gehen, Reflektion, Wut, Trauer, Betroffenheit, Tränen....


    Die andere Seite ist genauso wichtig. Sie feiert die Menschen als Künstler und die Tatsache, dass die Musik bzw. Kunst nicht vernichtet worden ist.... klatschen, lachen, Freude, mit den Füßen stampfen...


    Beide Seiten tragen zu unterschiedlichen Stimmungen bei und verursachen unterschiedlichen Reaktionen. Sie sind aber gleich wichtig und von daher haben auch beide ihre Berechtigung...egal ob die Musik entartet war oder von den Hosen stammt...


    2. Hochkultur (die klassische Musik) trifft auf Popkultur (die Hosen)?
    Hier wird es etwas schwieriger...
    Traditionsgemäß wird die Hochkultur über die Komplexität und Intellektuelle tiefe definiert; die Popkultur über die breite Masse, die auf Massenabsatz zielt, ohne jegliche Tiefe....
    Manche Leute definieren eine Kultur über Gemeinsame Praktiken, Sprachen, Essen Kleidung etc.., die dann zu bestimmten Regeln führen. Zum Beispiel wenn ich in die Oper gehe ziehe ich meistens einen Rock mit Pumps an und "besinne mich" während der Vorstellung, zum Hosenkonzert ziehe ich Jeans und T-Shirt an, hüpfe und gröle den ganzen Abend.


    Diese Konzerte waren nicht nur bemerkenswert aufgrund der behandelten Themen, sondern auch weil alle Musiker (und Publikum!) über Ihre Grenzen gingen... Sie zeigten sehr deutlich, dass die Grenzen zwischen Hoch- und Popkultur fließend sind.. Dass "Popkulturisten" ohne akademische Ausbildung durchaus komplexe Musik mit einer intellektuellen Tiefe bringen können... Dass Kulturen nur über Differenzen innerhalb einer Kultur statt über Gemeinsamkeiten definiert werden können... Dass die vom Musikalischen Leiter Bohn erwähnten "extrem anderen Welten" gar nicht so unterschiedlich sind bzw. gar nicht existieren . Zwar haben beide Gruppen eine Sache gemeinsam - die Musik; alle ihre Wege dahin waren aber unterschiedlich (mit/ohne musikalische und/oder akademische Ausbildung; wenig/ über 30 Jahre Erfahrung) und sie bringen unterschiedlichen Kompetenzen und Rollen mit (Texter / Dirigent/ Notenleser / Autodidakt / Student / Gitarrist etc.) sowie Herkunft, Alter etc.


    Campi sagte, dass sie alle in einem Haus gehören, zwar auf unterschiedlichen Etagen, aber halt im gleichen Haus. Ich kann ihm hier nur bedingt zustimmen. Ja, mMn. gehören sie alle im gleichen Haus. Wenn sie aber auf unterschiedlichen Etagen sind, dann sehe ich eine Art Ranking (Hochkultur vs. Popkultur), indem Campi das Orchester höher stellt...


    Die drei Abende haben sehr deutlich gezeigt, dass die Hosen tiefgründige, intellektuelle Musik und Texte können (was wir ohnehin schon wussten..)... Man sollte immer auf das Ergebnis schauen und nicht auf den Weg dahin..... Die Abende sollten auch ein Statement für Pluralismus und Toleranz sein, nicht nur in der (Hoch-)Kultur, sondern auch unter uns....

    3 Mal editiert, zuletzt von Minnie ()

  • interessant fand ich aus dem Interview im moma, dass man das Konzert in Berlin bzw. Wien ursprünglich nohc mal auf die Beine stellen wollte. Dies aber logistisch leider nicht machbar war.
    Das wäre auf jeden Fall sehr schön gewesen


    Na, wie sieht's aus ?
    An Tagen wie diesen, 17.08.2015 Zürich, Mascotte,
    :daumen: wünsch ich mir Unendlichkeit !


  • Entgegen meiner bisherigen Gewohnheit, jedes, wirklich jedes Hosen-Album zu kaufen, habe ich bei iTunes lediglich ein paar Tracks gekauft ("Drei Kreuze", "Ballast", "Willkommen in Deutschland", "Im Nebel") - bis auf Letzteres, ich weiß, keine originelle Auswahl, wenn man den Rahmen betrachtet. Aber ich konnnte mich einfach nicht dazu durchringen, die anderen Stücke zu kaufen, da ich sie nicht öfters als ein, zwei Mal hören würde. Das heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass ich das Album oder die Intention nicht gut und wichtig finde. Ganz im Gegenteil. Zum richtigen Zeitpunkt das richtige Zeichen, "Willkommen in Deutschland" ist in der Tat unfassbar und erschütternd aktuell. Wer meine Auswahl sieht, der weiß, ich habe die Stücke in erster Linie gekauft, um die Songs unplugged bzw. mit Orchester zu hören. Mir hat schon die Burgtheater-CD sehr gut gefallen und auch die kürzlich gespielte orchestrale Version von "Unsterblich" finde ich ganz zauberhaft.


    Ich finde die Ansagen super, ich finde den Sound stark -[...]


    Also. Auch wenn ich am Thema vorbei gekauft habe: Super Sache und an den o.g. Songs werde ich in der Form noch viel Freude haben. "Im Nebel" ist überragend.


    Du Heidin würdigst also nicht das Gesamtwerk. :cursing:



    Ich auch nicht. :D Kann man sich mal anhören, aber obwohl ich klassische Musik auch mag, den Sound der Platte toll finde etc. werde ich mir diese Scheibe nicht mehr regelmäßig anhören. Nur weil jetzt die Hosen mal solche Musik gemacht haben, muss ich das nciht endlos huldigen und Fan davon werden.

    NEIN :!:

  • Hier mal eine durchaus wohlwollende Kritik aus den ruhrnachrichten:


    http://www.ruhrnachrichten.de/…tete-Musik;art598,2866415


    Übrigens scheint die breite Masse ja doch zugeschlagen zu haben, das Album ist auf Platz 2 in den aktuellen Charts - schön für die Robert Schumann Hochschule!! Und ein schönes Zeichen "an Tagen wie diesen"! :)


    http://www.n-tv.de/ticker/Pete…eins-article16301016.html

    "Morgen ist auch noch ein Tag", sagte der Optimist.
    (Werner Mitsch)

    Einmal editiert, zuletzt von Azzurro08 ()

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